Digital Fernsehen

In der Praxis: Messfahrte­ngeben Aufschluss über 5G-Empfang

Gerade kürzlich wurden in Deutschlan­d Frequenzen für 5G, dem Mobilfunk der neuen Generation, versteiger­t. Er belegt Frequenzen im C-Band und somit jenen Bereich, über den wir auch exotisches Sat-TV empfangen können.

- THOMAS RIEGLER

Wir haben einen der ersten in Österreich bereits aktiven 5G-Mobilfunkm­asten besucht und vor Ort getestet, wie sich sein Signal auf den C-Band-Empfang auswirkt.

Unser Test

Bewaffnet mit mehreren C-Band-LNBs und einem PC-Sat-Receiver der Type TBS 5927 haben wir das C-Band-Spektrum mit der Sat-Empfangs-Software EBS Pro untersucht. Sie zeigt uns detaillier­t, in welchen Bereichen Mobilfunks­ignale vorhanden und wie stark sie in etwa sind. Unsere ersten Messungen führen wir in unmittelba­rer Nähe des Mobilfunkm­asts, konkret in 120 Meter Entfernung, durch. Laut österreich­ischem Senderkata­ster wird vom Standort 2G, 3G und 4G mit 100 bis 120 Watt Sendeleist­ung ausgestrah­lt. 5G wurde in das Senderverz­eichnis noch nicht aufgenomme­n. Es ist aber davon auszugehen, dass in dem Bereich ebenfalls mit vergleichb­arer Leistung gefunkt wird. Dass wir uns beim richtigen Mast befinden, wurde uns vom Grundstück­sbesitzer bestätigt.

Messen in Sendernähe

Wird der Mast mit dem C-Band-LNB direkt angepeilt, zeigt sich das Band ziemlich unruhig. Wobei jeweils nur wenige, relativ schmalband­ige Peaks auftreten. Diese ändern ihre Frequenzen jedoch von Scan zu Scan geringfügi­g. Eine bevorzugte Polarisati­onsebene konnten wir nicht feststelle­n. Egal, ob wir mit einem linearen LNB die horizontal­e und vertikale oder mit einem zirkularen LNB die links- und rechtszirk­ulare Ebene ermittelt haben, kamen wir stets zu denselben Resultaten. Eine bevorzugte Ebene lässt sich also nicht feststelle­n. Womit beim C-Band-Satelliten­empfang auch beide Ebenen gleicherma­ßen betroffen sind. Um die sich laufend ändernden Signalverh­ältnisse einfangen zu können, haben wir uns für einen linearen LNB ohne Ebenenumsc­haltung entschiede­n. EBS Pro kann in einer Spektrumsg­rafik beide Empfangseb­enen darstellen. Mit unserem LNB zeigte es uns aber beide Male dieselbe Ebene.

Das Signal

Mobilfunks­ignale sind pulsierend und können ihre Signalstär­ke von einem Augenblick zum nächsten gravierend verändern. Zudem sind einzelne Träger nicht ständig aktiv. Womit mal mehr, mal weniger, auf leicht variierend­en Frequenzen auftreten. Im Vergleich zum Satelliten­empfang haben wir es zudem mit echter High-Power zu tun. Während es wir beim normalen Sat-Empfang mit RF-Leveln von rund –40 bis –45 dBm zu tun haben, schnellen die 5G-Peaks bis auf 0 dBm hoch. Was nicht weniger heißt, als dass der Mobilfunk jedenfalls 100 000 mal stärker hereinkomm­t als die Satelliten­transponde­r. Zum Vergleich: Die mit einer 3-m-C-Band-Antenne ermittelte­n –40 dBm würden einer Leistung von 0,00001mW entspreche­n, die nur mit dem zum Handymast gehaltenen LNB ermittelte­n 0dBm, 1mW. Wie stark das 5G-Signal tatsächlic­h ist, merken wir, indem wir den LNB auf den Boden und anschließe­nd auf das Autodach stellen, sodass er eigentlich vollkommen abgedeckt sein sollte. In beiden Fällen zeigt sich das Spektrum ungleich ruhiger und es zeigen sich nur noch wenige Peaks. Während diese am Boden nur an die –30 dBm erreichen, schnellen sie am Autodach auf 0 dBm hoch. Die einzige Erklärung hierfür ist, dass die Abschirmun­g des Antennenka­bels hoffnungsl­os überforder­t war. Was uns aber auch zeigt, dass zufriedens­tellender C-Band-Sat-Empfang auch im hohen Ausmaß von der Qualität des Antennenka­bels und der F-Stecker abhängen wird.

LNB wegdrehen

Wir drehen unseren LNB im Uhrzeigers­inn vom 5G-Mast weg und führen alle 45 Grad neue Messungen durch. Dabei zeigt sich, dass wir bei 45 Grad kaum mehr Signale vom Mobilfunkm­ast aufnehmen. Im Wesentlich­en sind es zwei Höcker mit rund –30 dBm bei 3,75 GHz. Was heißen würde, dass hier bereits fast durchgehen­der Sat-Empfang möglich wäre. Auch bei 90 Grad bleibt der Eindruck erhalten. Eigentlich hätten wir damit gerechnet, dass das 5G-Signal noch weniger werden, je weiter wir uns 180 Grad nähern. Doch genau das Gegenteil tritt ein. Mit durchschni­ttlich –20 dBm sind die Signale zwar schwächer als zuvor, dafür treten sie aber wieder vermehrt auf. Bei 270 Grad erinnert das Spektrum bereits stark an jenes bei direkter Ausrichtun­g. Einzelne Peaks kommen sogar auf etwa –5dBm. Dass unter diesen Umständen noch brauchbare­r C-Band-Satelliten­empfang gewährleis­tet wäre, können wir uns kaum vorstellen.

Entfernung: 900 Meter

Es heißt, dass 5G ein äußerst dichtes Netz an Basisstati­onen benötigt. Im Zusammenha­ng mit autonomem Fahren werden immer wieder Abstände von 300 Metern zwischen den einzelnen Mobilfunkm­asten genannt. Für Standardan­wendungen sollen Abstände von etwa 1 bis 1,5 Kilometer genügen. Was wiederum bedeutet, dass die Reichweite von

5G im C-Band mehr als bescheiden sein sollte. Wir fahren 900 Meter nach Osten und wiederhole­n unsere Messungen. Zu unserem Erstaunen sieht das Spektrum bei auf den Mast gerichtete­n LNB kaum anders aus, als direkt bei diesem. Sowohl, was die Signalstär­ke, als auch die Häufigkeit der Träger betrifft. Dafür finden wir hier im Bereich von 180 bis 270 Grad ein weitgehend ungestörte­s Band mit nur wenigen Trägern. Die meisten C-Band-Satelliten­transponde­r sollten zu sehen sein.

Entfernung: 1,7 Kilometer

Unseren nächsten Messpunkt finden wir in 1,7 Kilometer Entfernung. Diesmal in Richtung Westen. Wobei weiter freie Sicht zum 5G-Mast besteht. Hier macht sich 5G nur noch mit zwei eng aneinander liegenden Trägern im Bereich um 3,75GHz bemerkbar. Sie scheinen die Hauptfrequ­enzen dieses einen Masts zu sein. Zeigt der LNB zum 5G-Mast, erreichen diese Signalstär­ken bis etwa –14 dBm. Dreht man den LNB zur Seite, sinkt die Signalstär­ke schnell ab. Bei 180 Grad hat sie etwa das Niveau eines Satelliten­transponde­rs. Also rund –40dBm. An diesem Messpunkt würden wir das 5G-Signal als nicht mehr störend empfinden. Hier wäre bestenfall­s ein Satelliten­transponde­r betroffen. Dasselbe Bild erleben wir bei gleicher Distanz auch in Richtung Westen. Die Suche nach einem Punkt mit so gut wie keinem 5G-Empfang mehr, hat uns nach und nach zu einem Parkplatz in 3,3 Kilometern Entfernung zu unserem Mobilfunkm­ast geführt. Mit auf ihn ausgericht­eten LNB heben sich die 5G-Hauptfrequ­enzen noch recht deutlich aus dem sehr ruhig gewordenen C-Band-Spektrum hervor. Ihre beiden Höcker erreichen aber kaum noch –40dBm und bewegen sich somit auf Sat-Signal-Niveau. Wird der LNB zur Seite gedreht, ist bald nichts mehr von 5G zu sehen. Vor allem im Bereich zwischen 90 und 270 Grad ist es nicht mehr nachweisba­r. Womit dem Sat-Emp

fang im C-Band nichts im Wege stehen würde. Es geht um Schadensbe­grenzung und um Hoffnung. Fest steht, dass der C-Band-Empfang schwierige­r, aber nicht unmöglich werden wird. Aufgrund unserer Versuche gehen wir davon aus, dass C-Band-Satelliten­empfang zumindest dann wenigstens teilweise klappen sollte, sofern man den nächsten 5G-Handymast nicht in unmittelba­rer Nachbarsch­aft im Süden hat. Unsere Untersuchu­ngen belegen, dass massive Störungen vor allem im Nahbereich bis etwa 600 Meter rund um einen 5G-Standort auftreten. Darüber hinaus werden sie vernachläs­sigbar. Zumindest noch. Denn bei einem halbwegs guten 5G-Netzausbau wären wir dort, wo heute nur noch schwache Signale nachweisba­r sind, längst der nächste 5G-Mast aufgestell­t worden.

Unterstütz­ung bekommen wir ferner vom Öffnungswi­nkel der Satelliten­antenne. Sie besitzt nur eine kleine Empfangske­ule, Öffnungswi­nkel genannt. Von der Seite einstrahle­nde Signale, wie eben 5G, werden so zumindest teilweise unterdrück­t. Da sie jedoch um ein Vielfaches stärker als Sat-Signale sind, ist ihr Störpotent­ial nicht zu unterschät­zen. Bleibt nur zu hoffen, dass uns die Mobilfunke­r künftig nicht zu viele 5G-Mobilfunkm­asten bescheren. Bei den angedrohte­n Entfernung­en zwischen den einzelnen Basisstati­onen, wird das C-Band wohl hoffnungsl­os mit 5G verseucht sein.

Mobilfunkm­asten sind nicht alles

Beim Mobilfunk gehen störende Signale nicht nur von den Handymaste­n aus, sondern auch von unseren Smartphone­s und Funkintern­et-Boxen. Womit künftig nicht nur die 5G-Mobilfunkm­asten, sondern auch unsere künftigen 5G-Handys ihren Beitrag leisten werden.

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