Präzise abgestimmt: Neuer Sony KD-75XG9505 auf dem Prüfstand
Nach dem erfolgreichen Abschneiden der Vorjahresmodelle XF90 und ZF9 versucht Sony 2019, das Beste beider Welten im neuen XG95 zu kombinieren.
Die Rückseite des XG95 erscheint schmucklos, aber alle HDMI-Anschlüsse liefern die volle Leistung nach HDMI-2.0-Standard und die seitlich abstehenden Schnittstellen erleichtern die Wandmontage. Durch den neuen X-Wide-Angle-Filter können Lichtspiegelungen in der Breite verzerrt erscheinen. Der Bildrahmen des TVs ist robust und stabil gefertigt, zeigte aber eine auffällige Krümmung.
Mehr Power für Apps
Sonys runderneuerte Android-Hardware feierte im ZF9 und AF9 Premiere, der
XG95 bringt diesen Leistungsschub in die preislich attraktive Oberklasse. Sämtliche Bedienprozesse sind im Vergleich zur veralteten XF90-Infrastruktur beschleunigt und dank Android 8 sowie neuerlicher Updates fällt auch die HDR-Videounterstützung über Netlfix, Amazon und selbst über den YouTube-Player tadellos aus. Nur beim Arbeitsspeicher setzt Sony den Rotstift an: Statt 4 GB RAM wie beim ZF9 finden sich im XG95 nur noch 2,5 GB RAM. Vorteil im Vergleich zu den 2018er-TVs: Neue Schnellauswahlmenüs, die Sie sogar editieren können, und eine übersichtliche Quellanwahl erleichtern den Umgang
mit dem Fernseher und der Mediaplayer dient als einheitliche Abspielplattform für unterschiedliche Medien. Auch die Fernbedienung erfährt eine Überarbeitung. Neben einer Infrarotsteuerung können Sie die Fernbedienung über Bluetooth verbinden. Die USB-Aufnahmefunktionen des Fernsehers sind weiterhin stark limitiert: Time-Shift wird nicht unterstützt, Sie können während einer Aufnahme nur den Sender wechseln. Von Sony angekündigte Updates für eine interne Dolby-Atmos-Tonverarbeitung, Imax Enhanced und die Unterstützung von Airplay 2 sind erst im Sommer zu erwarten. Videospieler pro
fitieren von einer geringen Eingabeverzögerung im Spielmodus, und im Gegensatz zum XF90 wird dieser Wert mit HD- und 4K-Quellen gleichermaßen erreicht. Die HDR-Wiedergabe weiß auch im Spielmodus zu überzeugen, wenngleich die Maximalhelligkeit, besonders mit Motionflow Klarheit Stufe 1, geringer als in anderen Bildmodi ausfällt. PC-Nutzer erfreuen sich an einer direkten 120-Hz-Zuspielung. Um die Wiedergabe von 4K-HDR-Quellen mit 60 Hz sicherzustellen, müssen Sie die HDMI-Eingänge ins optimierte Format umschalten. Unglücklich gelöst: Der entsprechende Menüpunkt ist in die Rubrik „Fernsehen“gewandert.
Ultimate statt Extreme
Die Stärken des X1-Ultimate-Prozessors liegen nicht etwa darin, das Bild dramatischer oder künstlicher als beim XF90 mit X1-Extreme-Prozessor zu gestalten, sondern der XG95 geht im Vergleich zum XF90 feinfühliger zur Sache: Konturen werden zielgerichteter nachgeschärft, das Upscaling glättet Kanten behutsam und Sonys Pixelkontrastverstärkung in Form der Reality Creation arbeitet dynamischer. Aussetzer durch die Zwischenbildberechnung Motionflow sind ebenfalls verringert, allerdings vermeidet der TV eine Glättung, sobald Kameraschwenks zu schnell ablaufen oder sich Objekte vor einem strukturierten Hintergrund bewegen. Langsame Kameraschwenks in dunklen Szenen wurden mit eingeschalteter Glättung nicht immer scharf und flüssig präsentiert. Enttäuscht waren wir vom Rauschfilter, der Details in den Voreinstellungen zu stark mindert. Wollen Sie Bildrauschen bekämpfen, sollten Sie auf die Automatikfunktion ausweichen.
Schärfe optimiert
Nutzen Sie neben dem Klarheitsregler auch die Glättung auf Stufe 1 oder 2 der Motionflow-Zwischenbildberechnung, erwartet Sie eine Referenzbewegtbildschärfe. Über den Klarheitsregler wandelt sich der LED-Flackereffekt (nicht sichtbar) der Hintergrundbeleuchtung von 720 Hertz (bezogen auf 60-Hz-Quelle) in eine 120-Hertz-Ansteuerung (LED-Ansteuerung durch Pulsweitenmodulation). Da Sony die Schwarzphasen infolge des LED-Dimmings dynamisch optimiert, verliert der XG95 nur knapp 5 bis 15 Prozent seiner Maximalhelligkeit. LCD-Nachteile machen sich erst bei sehr dunklen Pixeln bemerkbar: Minimale Nachzieheffekte und rot aufblitzende Flächen im Millisekundenbereich aufgrund der Phosphor-LED-Lichterzeugung sind die Ausnahme, nicht die Regel. Die Besonderheit des 75XG95 ist der X-Wide-Angle-Filter, der eine bessere Blickwinkelstabilität ermöglicht. Zwar sorgen leuchtstarke Pixel für eine stärkere Aufhellung von dunklen benachbarten Bereichen, aber der XG95 liefert einen überzeugenden Bildeindruck auch von der Seite und dies unter Einsatz eines kontraststarken VA-LCD-Panels. Sonys Paradisziplin lautet einmal mehr Präzision: Sämtliche Farbwerte werden ohne künstliche Verfremdungen präsentiert. Zudem reagiert das LED-Dimming blitzschnell, sodass ein störendes Helligkeitspumpen vermieden wird. Sollte das Ergebnis dennoch nicht Ihren Erwartungen entsprechen, können Sie HDR10-Signale nachträglich über die Farbbrillanzeinstellung aufhellen. Dolby-Vision-Signale überzeugen vor allem im Bildmodus hell, absolute Videopuristen schalten in den kalibrierten Netflix-Modus, sobald die entsprechende App aufgerufen wird. Den Vergleich mit dem ZF9 verliert der XG95 dennoch, denn der 75XG95 liefert deutlich geringere Maximalwerte als der 75ZF9. Die Tonqualität genügt höheren Ansprüchen nicht: Zwar sorgen zusätzliche auf Augenhöhe angebrachte Schallerzeuger für die Illusion, dass Stimmen scheinbar aus der Bildfläche kommen, aber die blecherne Wiedergabe erhebt externe Lautsprecher oder eine Soundbar zur Pflicht.
Best-of XF90 und ZF9
Durch die zu erwartende Preisanpassung und der Fülle an Bildgrößen kommt dem XG95 eine ganz besondere Bedeutung zu. Spätestens nach dem Auslaufen von Sonys ZF9-Serie gehört dem XG95 die Zukunft in Sonys diesjährigem 4K-LCD-Lineup ist der XG95 ein gelungener Kompromiss aus XF90 und ZF9.