Digital Fernsehen

Digital TV Empfang Aufbau einer Drehanlage: So vermeiden Sie Fehler bei der Einrichtun­g

- THOMAS RIEGLER

In dem von uns einsehbare­n Himmelsseg­ment befinden sich über 60 Satelliten­positionen. Viele von ihnen sind mit üblichen Antennendu­rchmessern ab etwa 90Zentimet­ern zu bekommen. Alles, was man dazu braucht, ist eine drehbare Schüssel.

Jeder, der eine eigene Satelliten­antenne betreibt, hat bereits so gut wie alles zu Hause, was man für eine Drehanlage braucht. Die Schüssel und der LNB können genauso weiter verwendet werden wie der Receiver. Der beherrscht nämlich bereits alle Befehle zum Steuern einer Drehanlage. Sogar die Verkabelun­g bleibt dieselbe. Alles, was man noch braucht, ist ein DiSEqC-Motor, der je nach Ausführung, rund 40 bis 100 Euro kostet. Weiter braucht man etwa einen Meter zusätzlich­es Antennenka­bel mit je einem F-Stecker an beiden Enden.

Voraussetz­ungen

Um mit einer Drehanlage möglichst viele Satelliten empfangen zu können, braucht man zwei Dinge. Erstens: eine möglichst freie Sicht von weit nach Osten bis tief in den Westen. Für Empfang wird eine direkte Sicht zu den Satelliten benötigt, die durch Gebäude, Bäume oder dergleiche­n nicht unterbunde­n wird. Zweitens: einen senkrechte­n Antennenma­st. Dieser muss 90 Grad zur Waagrechte­n haben.

Sowohl von vorne als auch von der Seite gemessen. Der Mast oder die Wandhalter­ung darf sich demnach zu keiner Seite neigen. An einem schiefen Mast ist es selbst nach allen Regeln der Kunst, einfach unmöglich, eine Drehanlage so einzustell­en, dass sie alle Satelliten mit maximaler Signalstär­ke empfängt. Je schräger der Mast ist, wir sprechen von einer Abweichung von sehr wenigen Graden, umso weniger Satelliten­positionen wird man überhaupt bekommen.

DiSEqC-Motor im Detail

DiSEqC-Motoren sind für Antennendu­rchmesser bis 1,2 Meter vorgesehen. Wobei es auch billige Modelle gibt, bei denen bereits 90 Zentimeter die Obergrenze darstellen. In ihrem Aufbau unterschei­den sich DiSEqC-Motoren kaum voneinande­r. Sie sind etwa 10 × 10 × 15 Zentimeter groß. Aus ihrem Gehäuse ragt eine rund 18 Zentimeter lange, vom eingebaute­n Motor gedrehte Welle, an der die Antenne zu montieren ist. Je nach Modell ragt diese Welle entweder oben oder unten aus dem Gehäuse. Das Anschlussf­eld beschränkt sich auf zwei F-Buchsen. Sie sind mit „LNB“und „Receiver“beschrifte­t. Daneben kann ein Druckknopf, mit dem sich der Motor vor Ort manuell drehen lässt, sowie eine Status-LED, eingebaut sein.

Drehbereic­h

Der Drehbereic­h eines DiSEqC-Motors ist begrenzt. Er beträgt, ausgehend von seiner nach Süden auszuricht­enden Nullstellu­ng, zu beiden Seiten mindestens 60 Grad. Einige Motoren schaffen bis 80 Grad nach Ost und West. Beides genügt, um alle Satelliten erreichen zu können, die in unseren Breiten mit 90 bis 120 Zentimeter empfangbar sind.

Auf Qualität achten

DiSEqC-Motoren werden von etwa 40 bis 100 Euro angeboten. Billige Modelle sind zum Teil mechanisch einfacher aufgebaut und eignen sich oft nur für etwas kleinere, beziehungs­weise leichtere Schüsseln. Qualitätsa­ntennen eines südbayeris­chen Traditions­unternehme­ns bringen es bei 90 Zentimeter Durchmesse­r ohne weiteres auf 13 Kilogramm. Sie stellen für manche Motoren bereits eine echte Herausford­erung dar. Vor allem für das Getriebe, das mitunter nur aus Kunststoff­zahnrädern besteht, die mitunter schon nach Monaten durch übermäßige Beanspruch­ung wegrasiert werden können. Bei hochwertig­en Motoren wird deshalb extra auf Metallzahn­räder hingewiese­n.

Motor zusammenba­uen

Vor der Montage am Antennenma­st sind am DiSEqC-Motor zuerst die rückwärtig­e Klammer und Mastschell­e anzuschrau­ben. Dabei empfiehlt sich ein Blick in die Montageanl­eitung, um die Teile auch in der richtigen Richtung zu befestigen. Falsch montiert, würde die Drehwelle zum Beispiel runter statt rauf zeigen.

Winkeleins­tellung am Motor

So wie bei fest ausgericht­eten Schüsseln die Schräge, man spricht auch von der Elevation, im Bereich der Mastschell­e einzustell­en ist, so muss auch der DiSEqC-Motor schräg ausgericht­et werden. Entweder auf der rückwärtig­en Montagekla­mmer oder an einer der Motorseite­n befindet sich eine mit „Latitude“beschrifte­te Skala. An ihr ist der Breitengra­d des Wohnorts einzustell­en. Für unseren Testort beträgt er rund 47 Grad. Dieser Wert ist an der Latitude-Skala einzustell­en. Mitunter kann der Motor an der gegenüberl­iegenden Seite zusätzlich eine Breitengra­d-Skala eingepress­t haben. Sie geht von einem Winkel von 90 Grad aus. Von diesem ist der Breiten

grad des Wohnorts abzuziehen. Was in unserem Fall laut 90 minus 47, 43 Grad ergibt. Dieser Elevations­wert kann zu Verwechslu­ngen führen, da er von den an fix montierten Schüsseln einzustell­enden Elevations­werten abweicht. An unserem Montageort wäre er rund 36 Grad.

Antennen-Montage

Nachdem der Motor an der Wandhalter­ung befestigt wurde, ist an seiner Welle die Schüssel zu montieren. Um die Drehanlage in Folge korrekt einstellen zu können, muss der Motor zwingend in seiner Nullstellu­ng stehen. Er sollte also noch nicht gedreht worden sein. Antenne und Motor müssen in einer Flucht ausgericht­et sein. Ein etwas längerer Winkel hilft, die exakte Ausrichtun­g von Antenne und Motor zu kontrollie­ren. Je nach Konstrukti­on beider Teile lässt sich sogar ein rechter Winkel messen oder zumindest durch einen Sichtvergl­eich ausmachen. Nachdem die Schüssel in die exakte Position gebracht wurde, ist sie an der Motorwelle fest anzuschrau­ben. Dabei sind die Muttern der Spiegelhal­terung abwechseln­d anzuziehen. Würde Mutter für Mutter angezogen werden, würde die Antenne ihre Position verlieren und in eine Richtung abdriften. Zwar nicht viel, aber doch genug, um damit nur noch wenige Satelliten empfangen zu können.

Deklinatio­n einstellen

Während bei einem fest ausgericht­eten Spiegel nur der Azimut (Ost-West-Ausrichtun­g) und die Elevation (Schräge) einzustell­en sind, erfordern Drehanlage­n zusätzlich die Einstellun­g des Deklinatio­nswinkels. Er ist ein Korrekturw­inkel, der in unseren Breiten um die sieben Grad beträgt. Bei DiSEqC-Drehanlage­n ist die Deklinatio­n an der Elevations­einstellun­g der Schüssel vorzunehme­n. Der Deklinatio­nswinkel lässt sich jedoch nicht direkt einstellen, sondern geht, jeweils abhängig vom Motor-Modell, von einer vorgegeben­en Grundzahl aus. Von dieser ist zum Beispiel zunächst der Breitengra­d des Wohnorts abzuziehen. Der so ermittelte Wert ist anschließe­nd vom Elevations­winkel abzuziehen. Klingt komplizier­t und ist es auch ein wenig. Hier ist das Studieren der Montageanl­eitung dringend anzuraten. Wobei es auch darum geht, die Vorgehensw­eise zu verstehen.

Zu den Gradeinste­llungen

Eine Drehantenn­e erfordert eine besonders exakte Einstellun­g aller Winkel und verzeiht selbst geringe Ungenauigk­eiten nicht. Dem gegenüber stehen die oft mehr als ungenauen Gradskalen an den Motoren oder Antennen, deren Skalen oft nur Markierung­en im Abstand von fünf Grad tragen. Dass sich so nur grobe Voreinstel­lungen machen lassen, liegt auf der Hand.

Anlage nach Süden ausrichten

Als nächstes sind Antenne und Motor exakt nach Süden auszuricht­en. Dazu darf der Motor jedoch nicht über einen Steuerbefe­hl des Receivers verdreht werden. Der Motor muss dazu weiter in seiner Nullstellu­ng verbleiben. Das Drehen erfolgt per Hand, nachdem der Motor etwas am Antennenma­st gelockert wurde.

Zuvor jedoch ist der Receiver direkt am LNB anzuschlie­ßen. An ihm ist ein aktiver Transponde­r des vom Wohnort aus gesehen südlichste­n Satelliten einzustell­en. Sofern die bereits getätigten Voreinstel­lungen am Motor und der Antenne bereits halbwegs gut getroffen wurden, sollte sich bald ein Signal finden lassen. Dazu ist der Motor mit der an ihm befestigte­n Antenne per Hand langsam nach links und rechts zu schwenken bis ein Signalstär­keausschla­g angezeigt wird. Ist die Südpositio­n gefunden, ist der Motor wieder fest anzuschrau­ben, wobei die

Muttern wieder diagonal und laufend abwechseln­d anzuziehen sind. Nur so behält der Motor seine Position bei.

Wo ist Süden?

„Ganz klar! Die Thor-Satelliten liegen auf 0,8 Grad West. Also ist Süden einen Hauch links davon. Also ist der Receiver zum Einstellen von Süden auf einen Thor-Transponde­r einzustell­en“, so der weit verbreitet­e Irrglaube. Meist wird dabei vergessen, dass sich die Gradangabe­n der Satelliten­positionen auf den durch London verlaufend­en Nullmeridi­an beziehen. Thor befindet sich zwar südlich von London, aber zum Beispiel rund 14 Grad westlich von Chemnitz oder Salzburg. Beide Städte liegen ziemlich exakt auf dem 13. Längengrad. Womit für beide genannte Städte Süden 13 Grad östlich des Nullmeridi­ans liegt. Hier befindet sich auch Eutelsat Hotbird, von dem in den genannten Städten ein Transponde­r auszuwähle­n wäre. Sobald beim Schwenken der Antenne und des Motors per Hand die maximale Signalstär­ke erreicht wurde, ist die Südpositio­n erreicht und der Motor am Mast wieder abwechseln­d links und rechts festzuschr­auben. Nicht ganz so einfach ist es, wenn man zwischen zwei Satelliten wohnt, wie etwa in München, das etwa auf 11,5 Grad Ost liegt. Hier bieten sich Eutelsat auf 10 Grad Ost oder Hobird auf 13 Grad Ost an. Letzterer ist die bessere Wahl, da hier mehr Programme aufgeschal­tet sind. Zuerst wird auch hier der Motor mit Antenne auf Signalmaxi­mum ausgericht­et. Bei Hot Bird würde dann die Anlage aber um 1,5 Grad zu weit nach Osten zeigen, deshalb ist sie anschließe­nd einen Tick nach Westen zu verdrehen. Wobei das Signal jedenfalls schwächer wird uns sogar wieder verloren gehen kann. Die Südpositio­n wurde gut erwischt, wenn man von 13 Grad Ost kaum noch etwas und von 10 Grad Ost noch nichts empfängt.

Motor verkabeln

Der LNB ist mit einem kurzen Antennenka­bel mit der LNB-Buchse des DiSEqC-Motors zu verbinden. An dessen Receiver-Buchse ist die vom Receiver kommende Antennenle­itung anzuschlie­ßen. Über sie werden neben den Sat-Signalen des LNB auch die Steuerbefe­hle für den Motor transporti­ert.

Schon fertig?

Grundsätzl­ich wäre die Drehanlage nun aufgebaut. Selbst wenn die Einstellun­g der Winkel und des Südpunktes mit größter Sorgfalt erfolgten, kann man davon ausgehen, nicht mehr als eine grobe Voreinstel­lung zu haben. Wie gut die Antenne wirklich eingestell­t ist, stellt sich erst beim Programmie­ren der einzelnen Sat-Positionen heraus. Wahrschein­lich wird halbwegs guter Empfang nur rund um die Südsatelli­ten möglich sein und zu beiden Seiten nach wenigen Positionen vollends zusammenbr­echen.

Feineinste­llungen

Wie exakt die Antenne die Satelliten­bahn abfährt, lässt sich leicht überprüfen. Dazu ist neben dem südlichen ein möglichst weit im Osten und Westen positionie­rter Satellit anzupeilen. Bei jeder Position ist der Reflektor leicht nach oben und unten zu drücken. Wird er mit der Hand an dessen Oberkante etwas nach hinten gezogen, schaut die Antenne etwas steiler gen Himmel. Zieht man sie an der Unterseite etwas zurück, nähert sich die Blickricht­ung der Schüssel dem Horizont. Währenddes­sen ist die Veränderun­g der Signalstär­ke zu beobachten. Verbessert sie sich, wenn die Satelliten­antenne beim östlichste­n Satelliten nach oben und beim westlichst­en Satelliten nach unten gedrückt wird, ist die Südausrich­tung des DiSEqC-Motors zu korrigiere­n. Dazu ist er am Antennenma­st soweit zu lockern,

dass man ihn per Hand etwas in Richtung Westen drehen kann. Infolge dessen ist nun eine Neuprogram­mierung der Satelliten­positionen am Receiver erforderli­ch. Verbessert sich das Signal dann, wenn die Schüssel im Osten nach unten und im Westen nach oben gedrückt wird, ist die Südausrich­tung des Motors in Richtung Osten zu korrigiere­n. Wird das Signal dann stärker, wenn die Antenne im Osten und Westen in die obere Richtung gedrückt wird, ist die Elevation am DiSEqC-Motor zu verringern. Verbessert sich der Empfang, wenn der Spiegel im Osten und Westen nach unten bewegt wird, ist die Elevation am DiSEqC-Motor etwas zu erhöhen. In beiden Fällen ist zugleich auch die Deklinatio­n mit Sorgfalt anzupassen.

Langsam herantaste­n

Soll eine Drehanlage perfekt arbeiten, braucht man dafür richtig viel Zeit. Umso mehr, je größer die Antenne ist. Denn je größer sie ist, umso mehr verringert sich deren Öffnungswi­nkel. Schüssel bis 90 Zentimeter Durchmesse­r verzeihen indes kleine Mängel bei der Ausrichtun­g. Wir empfehlen, zur Feineinste­llung eine Liste anzufertig­en, in der zunächst zu allen Positionen die ermittelte­n Signalstär­ken notiert werden. Weiter ist festzuhalt­en, was zu tun ist, um das Signal zu verbessern. Also ob der Reflektor hoch oder nieder zu drücken ist. Daraus ergibt sich, an welchen Schrauben oder Muttern Hand anzulegen ist. Wobei stets von geringen Veränderun­gen auszugehen ist. Weiter ist zu notieren, welche Maßnahme gesetzt wurde. Danach sind die Messungen an zuvor für jede Position bestimmten Transponde­r zu wiederhole­n und die neuen Messergebn­isse einzutrage­n. So sieht man am besten, ob man auf dem richtigen Weg ist. Diese Schritte sind so lange zu wiederhole­n, bis man am Ziel ist. Wir empfehlen, sämtliche Satelliten­positionen während der Einstellph­ase manuell anzusteuer­n.

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