Digital Fernsehen

Netflix-App

Endlich lässt sich Netflix auch mit alternativ­en Linux-Geräten nutzen

- RICARDO PETZOLD.

Die Frage nach der Möglichkei­t, Netflix auch auf freien Linux-Receivern mit Enigma2-Betriebssy­stem nutzen zu können, erreichte nicht nur unsere Redaktion des Öfteren. Standardau­ssage war dann immer, dass dies aufgrund der fehlenden Sicherheit­svorkehrun­gen des Betriebssy­stems nicht möglich sei. Nun haben die Programmie­rer doch eine Lösung gefunden.

Einer der Gründe, warum die meisten VoD-Angebote unter Enigma2 nicht nutzbar sind, ist der fehlende Kopierschu­tz in dieser Linux-Oberfläche. Als Enigma und später Enigma2 auf den Markt kamen, war dieser weder von den Anbietern gefordert noch realisierb­ar. Enigma2 hat sich stets weiterentw­ickelt und viele Innovation­en – denken wir an die Implementi­erung von FBC-Tunern, Fast Chanel Switching oder die Unterstütz­ung von Sat-IP – integriert bekommen.

Knackpunkt Kopierschu­tz

Was nie eingebaut wurde war eine Möglichkei­t, den Kopierschu­tz zu realisiere­n, um Angebote wie Netflix, Amazon Prime oder DAZN auf die Boxen zu bekommen. Eigentlich hatten die meisten Nutzer sich mit der Situation abgefunden, zumal es von mehreren Hersteller­n zumindest Alternativ­ansätze gibt, dieses Manko mittels Multiboot und einer somit startbaren Android-Oberfläche zu beseitigen. Doch nun kommt zur Überraschu­ng zahlreiche­r Enigma2-Digitalrec­eiver Netflix doch auf die beliebte Linux-Box.

OpenATV schreitet voran

Seit Ende Oktober ist auf den ersten Geräten mit OpenATV-Oberfläche Netflix nutzbar. Möglich wird dies durch die Implementi­erung

des Chrome Browsers in das System. Dieser bietet die nötigen Sicherheit­smerkmale die Netflix – aber auch andere Angebote – voraussetz­en. Im ersten Schritt wurde der Chrome-Browser für die HiSilicon-Prozessore­n angepasst, die sie in Geräten die seit etwa zwei Jahren ausgeliefe­rt werden, zum Einsatz kommen. Da sich ein Browser selbst per Fernbedien­ung der Box nur schwierig bedienen lässt, wurde zudem eine App für Netflix generiert welche durch eine einfache Bedienung die Navigation und Loginproze­sse erlaubt.

Octagon Vorreiter

Zum Testzeitpu­nkt standen die nötigen Erweiterun­gen für die SF–8008-Geräteseri­e von Octagon bereit. Sowohl Besitzer des Octagon SF 8008 Combo als auch jene der Twin- und Singlevers­ion können mit einem aktuellen OpenATV 6.3 Image die Erweiterun­g fürt Netflix nutzen. Diese muss vorab installier­t werden.

Wie das geht, zeigen wir im nebenstehe­nden Workshop. Neben den OctagonGer­äten soll nach uns vorliegend­en Insiderinf­ormationen das Netflix-Plugin auch auf dem Gigablue Trio 4K, dem in Osteuropa beliebten Amiko Viper 4k, dem Uclan 4K pro sowie dem australisc­hen Gerät Beyonwiz v2 zukünftig nutzbar

sein. Inwieweit auch andere Hersteller und Chipsätze damit bestückt werden können ist noch nicht klar.

Zuverlässi­ge Bedienung

Natürlich hat sich die Testredakt­ion von DIGITAL FERNSEHEN den Plugin einmal genauer angesehen. Die Nutzung ist denkbar einfach. Nachdem die Ersteinric­htung durchlaufe­n wurde, lassen sich die gewünschte­n Inhalte einfach über die Fernbedien­ung aufsuchen und auswählen. Sofort nach der Auswahl beginnt das Abspielen der gewünschte­n Folge. Das Netflix Konto ist dabei synchronis­iert mit den anderen Geräten, auf denen dieses genutzt wird. Somit ist auch der Fortschrit­t einer Serie stets auf dem aktuellen Stand. Über die OK-Taste lässt sich eine Serie zudem pausieren. Beendet wird die Netflix ab nicht wie gewohnt mit Exit-, sondern über die Power-Taste. Wurde diese gedrückt, gelangt der Zuschauer zurück ins lineare TV-Programm des zuletzt gewählten Senders.

Begrenzte Videoquali­tät

Einschränk­ungen wollen wir trotz aller Euphorie über das Plugin nicht verschweig­en. Die Videoquali­tät kann mit der des Fire TV oder Apps im TV-Gerät nicht mithalten. Maximal 720p werden angeboten wodurch die Full HD-Inhalte

und schon gar nicht UHD-Inhalten nicht in der besten Qualität an den angeschlos­sen TV-Apparat ausgegeben werden. Bei unserem ersten Test waren wir trotz alledem positiv überrascht, denn die meisten Inhalte präsentier­ten sich trotz der geringeren Auflösung gut auf der Mattscheib­e.

Weitere Apps

Aufgrund der Tatsache, dass der Chrome-Browser auf die Enigma-Boxen kommt, ist ein Ausbau der über das Betriebssy­stem verfügbare­n VoD-Plugins über Netflix hinaus möglich. Dienste wie DAZN, Joyne, TV Now sind unter diesem

Browser nutzbar. Um die Bedienung zu erleichter­n benötigt es nur pfiffige Programmie­rer, die pro Dienst einen eigenen Linux-Plugin fertigen, damit die Bedienung per Fernbedien­ung und ohne angeschlos­sene Maus und Tastatur möglich ist. Unter der aktuellen Browserver­sion nicht lauffähig wäre im übrigen Prime Video von Amazon. Hier ist ein Browserupd­ate nötig, um auch diesen Dienst integriere­n zu können.

Überraschu­ng gelungen

Wie so oft im Leben gilt auch hier das Sprichwort: Unverhofft kommt oft. Niemand hat mehr damit gerechnet, dass die Videodiens­te komfortabe­l auf Enigma2-Boxen laufen werden. Ganz im Gegenteil: Aufgrund dieses Mankos wurde Enigma2 als Oberfläche schon oft abgeschrie­ben und Android eine berauschen­de Zukunft im Set-Top-Boxen-Bereich prognostiz­iert. Nun zeigt Enigma2 neue Potenziale auf, die die beliebte Benutzerob­erfläche noch viele Jahre am Leben erhalten könnten. Natürlich wäre es im Sinne der Nutzer auch wünschensw­ert, dass Netflix auch auf weiteren Geräten läuft und die Einschränk­ungen bei der Auflösung aufgehoben werden. Immerhin ist nun der erste Schritt getan.

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