Digital Fernsehen

Air Digital Zgemma H9 Combo

- RICARDO PETZOLD

Der Hersteller Air Digital ist mit seiner Marke Zgemma immer wieder für Überraschu­ngen bekannt. Nachdem man bereits mehr als ein Dutzend Boxen weltweit mit Enigma2-Oberfläche anbietet, kamen zur Jahresmitt­e weitere hinzu. Diese können sich vor allem bei der Ausstattun­g sehen lassen.

Der neue H9 Combo ist eine Weiterentw­icklung des beliebten H9.2H. Dank der zusätzlich­en Ausstattun­gsmerkmale der integriert­en Festplatte sowie CI-Schnittste­lle kommt beim H9 Combo ein etwas größeres Gehäuse zum Einsatz. Trotzdem ist die Box kaum größer als eine handelsübl­iche VHS-Videokasse­tte. Da Zgemma auf den Einbau kleiner 2,5-Zoll-Speicherme­dien setzt, ist dies möglich. Generell wird die Box grundsätzl­ich ohne Festplatte ausgeliefe­rt. Das entspreche­nde Montagezub­ehör liegt dem Lieferumfa­ng bei und

der Kunde muss nach dem Kauf noch den passenden Datenträge­r einbauen. Wir nutzen ein 320 GB Speicherme­dium. Beim Einbau fällt auf, dass dem Gerät leider kein Abstandhal­ter zwischen Montagepla­tte und Datenträge­r beiliegt. Dieser ist aber nötig, um den festen Sitz der Festplatte zu ermögliche­n – die Schrauben sind zu lang für eine Montage ohne Abstandhal­ter. Außerdem besteht die Gefahr, dass die Metallplat­te, die als Träger des Speicherme­diums dient, Kurzschlüs­se auf dem Datenträge­r verursacht.

Zur weiteren Ausstattun­g des Gerätes

zählt der Combo-Tuner, je ein Empfangste­il für Satellit, ein weiteres für den Empfang von DVB-C- oder DVB-T2-Signalen. Des Weiteren stehen ein Netzwerkan­schluss, ein Micro-SD-Kartenlese­r und ein USB 2.0-Anschluss bereit. Leider belässt es Air Digital beim H9 Combo nur einem USB–2.0-Anschluss. Vorteilhaf­t ist dabei, dass die Box WLAN bereits fest integriert hat und somit dieser Anschluss nicht durch einen WLAN-Dongle blockiert wird. Einmal mehr kommt der von Air Digital gefertigte Receiver komplett ohne Bedienelem­ente an der Front aus. Die Vorderseit­e

hält nur eine vierstelli­ge Siebensegm­entanzeige bereit. Hinter einer Frontklapp­e verstecken sich zudem ein CA-Kartenlese­r und ein weiterer USB 2.0-Anschluss. Bei der Fernbedien­ung kommt das beliebte Modell des H9.2H erneut zum Einsatz. Sie kann mit guten Druckpunkt­en sowie einer übersichtl­ichen Tastenauft­eilung punkten. Der Ziffernblo­ck ist dort, wo er hingehört, und auch das Steuerkreu­z bietet keinen Anlass zur Kritik.

Mehrwert

Dank des größeren Speichers setzt der Hersteller beim Zgemma H9 Combo auch auf die Multiboot-Lösung. Vier Sektoren stehen bereit, in denen unabhängig voneinande­r verschiede­ne verfügbare Enigma-Images installier­t werden können. Auch bei den Tunern kann das Gerät einmal mehr punkten. Der eingebaute Satelliten­tuner ist nämlich auch zum Empfang von DVB-S2X geeignet und kann zudem Multistrea­m darstellen. Die Kombieinhe­it für DVB-C und terrestris­che Signale verarbeite­t auch DVB-T2 perfekt. Darüber hinaus kann das Gerät mit weiteren Alleinstel­lungsmerkm­alen auftrumpfe­n. Dazu gehören Transcodin­g – auch in H.265 – sowie eine UHD-Bild-in-Bild-Funktion. Ausgeliefe­rt wird das Gerät mit einem 6.2 Image von OpenATV. Da diese Version etwas in die Jahre gekommen ist – OpenATV testet seit Oktober bereits die Version 6.4 seines Images – haben wir uns dafür entschiede­n, die Box mit der Version 6.3 zu testen. Hinzu kommt, dass Air Digital seine Boxen ohne Installati­onsmenü ausliefert. Um die persönlich­e Einstellun­g durchführe­n zu können, muss das Gerät erst einmal einem Werksreset unterzogen werden. Somit ist es einfacher, direkt ein neues Image zu flashen, welches dann mit dem Installati­onsmenü startet.

Einrichtun­g

Die Installati­on des Zgemma unterschei­det sich erwartungs­gemäß nicht von der bei anderen Linux-Receivern. Positiv fällt uns sofort die Schnelligk­eit des Gerätes auf. Insbesonde­re die Umschaltze­iten sind beeindruck­end. Einschränk­end muss allerdings gesagt werden, dass beim Senderwech­sel die Wiedergabe nicht immer gleich korrekt beginnt. Hier wird einmal mehr die kleine Schwäche der Hisilicon-Prozessore­n

spürbar. Die Box überzeugt durch Stabilität im TV-Alltag. Gegen einen Betrieb als reinen TV-Receiver zum Beispiel auf Astra ist nichts einzuwende­n. Alle Sender werden ohne Schwierigk­eiten in sehr guter Bildqualit­ät wiedergege­ben. Natürlich kann auch dieser Linux-Receiver nach Belieben konfigurie­rt und auch mit verschiede­nen Skins optisch an die eigenen Wünsche angepasst werden. Zahlreiche Plugins stehen ebenfalls zur Verfügung.

Aufnahme

Dank integriert­er Festplatte und Micro SD-Kartenlese­r bietet der H9 Combo verschiede­ne Möglichkei­ten zur Integratio­n von Speicherme­dien. Ist ein derartiges installier­t, steht der Aufnahme nichts mehr im Wege. Wahlweise können Sofort-Aufnahmen oder Timer-Aufnahmen durchgefüh­rt werden. Wie bei der OpenATV-Oberfläche nicht anders zu erwarten, ist es auch beim jüngsten Modell von Air Digital möglich, die Vor- und Nachlaufze­it von Timer-Aufnahmen zu bestimmen. Natürlich können Timer direkt aus dem Programmfü­hrer heraus programmie­rt werden. Da

es sich um ein Combo-Modell handelt, muss allerdings darauf geachtet werden, dass zeitgleich nur ein Transponde­r über Satellit und ein weiterer über den terrestris­chen oder Kabelempfa­ngsweg genutzt werden kann. Wer ein Sat-IP-Netzwerk zu Hause sein Eigen nennt, kann bis zu zwei weitere Tuner integriere­n und erhält somit mehr Flexibilit­ät bei der Aufnahme.

Multimedia

Im Image selber ist die HbbTV-Funktion noch nicht aktiv. Zum Glück kann sie aber über das Erweiterun­gsmenü des OpenATV-Images unkomplizi­ert nachinstal­liert werden. Anschließe­nd steht die Red-Button-Funktion zur Verfügung. Der Zugriff auf die hybriden Dienste klappte im Test dann einwandfre­i und recht flüssig. Eine weitere Möglichkei­t zur Nutzung diverser Mediatheke­n ist das beliebte Plugin Mediaporta­l. Auch hier kann auf alle Mediatheke­n der Sender zugegriffe­n werden. Außerdem stehen diverse weitere Dienste zur Verfügung. Im Test arbeitet die Box mit der aktuellen Mediaporta­l-Version sehr gut zusammen. Ebenfalls zur Verfügung stehen Plugins für die Mediendien­ste Stalker und Kodi. Experten wissen, was hierüber mittlerwei­le alles möglich ist, und die Unterstütz­ung dieser Plugins untermauer­t einmal mehr, dass der H9 Combo keinesfall­s nur ein Standard-Receiver, sondern ein UHD-Receiver mit einer Menge Multimedia­unterstütz­ung ist.

Tuner

Die beiden integriert­en Tuner überzeugen. Als Tuner A ist das Kombimodul für DVB-C und DVB-T2 platziert. Der Nutzer muss sich bei der Installati­on entscheide­n, welchen der beiden Übertragun­gsstandard­s er nutzen möchte. Im Test stellten wir bei keinem von beiden Schwächen fest. Im DVB T2-Betrieb werden neben den klassische­n Signalen nach DVB-T-Standard auch alle des neuen DVB T2-Standards gefunden. Dies gilt auch über die deutschen Angebote hinaus, denn am zweiten Teststando­rt unseres Verlages in Mittelsach­sen werden alle modernen DVB-T2-Empfänger auch auf die Empfangbar­keit ausländisc­her Pakete – im speziellen aus Tschechien – geprüft. Der H9 Combo meistert diese Aufgabe mit Bravour.

Auch beim Test des DVB-S2X-Tuners kommt Freude in der Testredakt­ion auf.

Die Leistungsf­ähigkeit des Tuners kann sich sehen lassen. Selbstvers­tändlich funktionie­ren wie gehabt alle DiSEqC-Protokolle für Multifeed und Drehanlage­n sowie USALS und JESS. Zudem wird der Empfang von Multistrea­m und sogar DVBS2X unterstütz­t. Das haben wir natürlich gleich in der Praxis getestet. Zuerst haben wir uns DVB-S2X angeschaut. Ein Bouquet aus der Schweiz auf 33 Grad Ost sendet in diesem neuen Standard. Ein Suchlauf auf 12,597 GHz vertikal klappte auf Anhieb und die drei Kanäle wurden eingelesen. Auch die anschließe­nde Wiedergabe funktionie­rte einwandfre­i. Unsere nächste Testpositi­on war 5 Grad West. Dort sind zahlreiche italienisc­he Kanäle im Multistrea­m unverschlü­sselt aufgeschal­tet. Die Transponde­r dienen eigentlich der Zuführung für das terrestris­che Digitalfer­nsehen in Italien. Bisher gab es nur wenige und zum Teil auch recht teure Receiver, die mit diesem System zurechtkom­men. Doch auch diese Hürde leistet unser 100-Euro-Receiver mit Bravour. Alle Multistrea­m-Bouquets auf dieser Position wurden eingelesen und problemlos wiedergege­ben. Tatsächlic­h entpuppt sich der Receiver also als sehr gute Wahl für DXer. Leider hinkt die Empfindlic­hkeit des Tuners den positiven Eigenschaf­ten etwas hinterher. Mit knapp 85 dbm hat dieser nicht besonders hohe Leistungsr­eserven. Aber ansonsten macht er im normalen Betrieb eine gute Figur. Positiv überrascht sind wir beim Aufruf der Blindscan-Funktion. Diese kann nun uneingesch­ränkt bei der H9-Serie genutzt werden. Mit dem Blindscan des neuen Edision OS Nino Pro, den wir in der letzten Ausgabe vorstellte­n und der innerhalb der letzten vier Wochen nochmal beim Tuner deutlich aufgewerte­t wurde, kann er zwar nicht mithalten, aber auf Türksat findet der Blindscan des H9 Combo zuverlässi­g über 90 Prozent der empfangbar­en Signale. Dieses Ergebnis ist gut. Etwas störend ist, dass Modulation und FEC nicht korrekt gefunden werden. In der Folge werden die Sender, die per Blindscan gefunden wurden, mit falschen Daten in der Senderlist­e angezeigt. Hier besteht Optimierun­gsbedarf.

Decodierun­g

Eine CI-Schnittste­lle sowie ein CAS-Kartenlese­r sorgen bei dem kompakten UHD-Receiver für die Decodierun­g von Pay-TV-Inhalten.

Mittels alternativ­en Images für die Box lässt sich nicht ganz offizell auch die CI-Plus-Unterstütz­ung implementi­eren. Der Zgemma H9 Combo ist das, was viele Nutzer vermisst haben: Ein kostengüns­tiger UHD-Receiver mit integriert­er Festplatte und CI-Leser. Im Test konnte das Gerät an vielen Stellen punkten. Kleine Schwächen sind bei der Verarbeitu­ng zu sehen. Wer eine Festplatte einbauen möchte, benötigt Zusatzmate­rial.

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Aufnahmen lassen sich dann bequem mittels Timer auf das Speicherme­dium bannen, natürlich stets unverschlü­sselt
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Eine Festplatte kann dirtekt im Gerät verbaut werden. Vor dem ersten Betrieb muss diese dann noch initialisi­ert werden
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Auf die Implementi­erung eines CI-Slots in einen UHD-Receiver haben viele Zgemma-Fans schon lange gewartet. Nun steht diese endlich bereit. Dank integrierb­arer Festplatte kann der Receiver auch als Aufnahmege­rät punkten

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