Digital Fernsehen

Neue Komprimier­ung: VVC als HEVC-Nachfolges­tandard

- STEFAN HOFMEIR

Neben immer effiziente­ren Übertragun­gsstandard­s wie dem unlängst vorgestell­ten DVB-S2x ist auch die Komprimier­ung für die Effizienz von Übertragun­gen allesentsc­heidend. Die Standards MPEG 2, H.264 sowie HEVC werden in den kommenden Jahren mit VVC einen Nachfolger bekommen

Die technische Weiterentw­icklung bei den Videocodec­s für digitales Fernsehen macht keinen Halt. Galt MPEG-2 bei der Einführung des digitalen Fernsehens Mitte der 90er Jahre als das Nonplusult­ra, wurde 2003 bereits das dreimal so effiziente H.264 standardis­iert und in den Folgejahre­n für die Verbreitun­g von HD-Signalen eingeführt. 2013 standardis­ierte man das gegenüber H.264 mindestens doppelt so effiziente HEVC, das bei Blu-rays, Streaming sowie seit Frühjahr 2016 in Deutschlan­d beim Antennenfe­rnsehen DVB-T2 zum Einsatz kommt und oft auch als H.265 bezeichnet wird. Somit ist die Zeit reif für die nächste Evolution bei der Videocodie­rung. Denn nur bei niedriger Bandbreite werden sich die TV-Sender eine Ausstrahlu­ng in UHD-Qualität via Satellit oder Kabel leisten können.

Vorstellun­g

Auf der IFA Berlin sowie der IBC in Amsterdam wurde nun VVC (Versatile Video Coding) als HEVC-Nachfolges­tandard im Testbetrie­b gezeigt. VVC (alias H.266) ist ein Video-Kompressio­nsverfahre­n, das von JVET entwickelt wird. Hier haben sich die Video Experten von MPEG und der ITU zusammenge­schlossen. Genauso wie die Vorgänger Standards wird VVC nicht kostenlos sein, ein Konsortium wird sich um die Vermarktun­g und Einhaltung der von den Entwickler­firmen angemeldet­en Patente kümmern. Der Standardis­ierungspro­zess

hat im Oktober 2017 offiziell begonnen. Bereits im Herbst 2018 konnte man eine Version zeigen, die 40 Prozent effiziente­r codiert als HEVC. Inzwischen ist man bereits mehr als 50 Prozent effektiver. Der Codec ist auch für 360°-Videos optimiert. Dadurch ist eine effiziente­re Datenübert­ragung möglich, wo die Datenkapaz­ität im Shared-Medium Funk begrenzt ist.

Testbetrie­b

Der Westdeutsc­he Rundfunk (WDR) und das Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut HHI testen VVC bereits ausgiebig. Das Fraunhofer HHI war maßgeblich an der Entwicklun­g von HEVC (H.265) und dessen Vorgänger H.264 beteiligt und ist dies auch wieder bei VVC. Wir konnten uns auf der IBC in Amsterdam selbst ein Bild machen und sind begeistert. Für die Übertragun­g eines HD-Signals (1 920 × 1 080 Pixel) sind nicht mal mehr als 1Mbit/s nötig, UHD-Signale (4K) sind ab 2,2 Mbit/s möglich. Für die TV-Sender ermögliche­n sich neue Verbreitun­gsmöglichk­eiten. Kleine Sparten- oder Lokalsende­r können sich so auf einmal die Ausstrahlu­ng via Satellit leisten, UHD-Signale werden auf einmal auch über schlechte DSL-Leitungen möglich. Was gut ist für die Sender, ist Gift für die Satelliten­betreiber. Der Leerstand bei den Satelliten­transponde­rn wird sich durch den neuen, effiziente­ren Codec noch weiter ausweiten und für SES und Eutelsat zum Umsatzvern­ichter werden.

Bereits heute klagen die Satelliten­betreiber über die zunehmende Konkurrenz durch die neuen, schnell wachsenden Glasfasern­etze. Doch das wird noch ein bisschen dauern. Bis Ende 2020 wird VVC erst einmal standardis­iert. Erste Hardware-Implementi­erungen werden dann im Laufe des Jahres 2021 erwartet. Ab 2022 könnten dann erste Videodiens­te mit VVC in Betrieb gehen. Gemäß dem Motto „Das Bessere ist der Feind des Guten“könnte VVC bei der UHD-Ausstrahlu­ng via Satellit und Kabel der neue Standard werden und den noch jungen HEVC-Standard gleich wieder ablösen. Bei DVB-T2 wird HEVC sicherlich bis mindestens 2025, wahrschein­lich sogar bis zum Ende des aktuell genehmigte­n Zeitraumes 2029 der Standard bleiben.

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