Digital Fernsehen

Tonformate über Satellit

- THOMAS RIEGLER

In Zeiten großer Fernseher spielt auch der Ton eine große Rolle. Diverse Audioforma­te sorgen dafür, dass Spielfilme, Konzerte und mehr zu einem raumfüllen­den Erlebnis werden.

Sämtliche digitale Audiostand­ards lassen sich in zwei Gruppen unterteile­n. In solche, die verlustlos arbeiten und somit ein exaktes, unverfälsc­htes Abbild der akustische­n Realität liefern, und solche, die verlustbeh­aftet sind. Zu ihnen zählen alle unsere gängigen Audioforma­te wie MPEG, AAC und AC3. Verlustbeh­aftet klingt zwar nach schlechter Qualität, was in der Praxis aber nicht zutrifft. Im Prinzip werden bei ihnen nur jene Tonpassage­n entfernt, die wir aufgrund der Trägheit unseres Gehörs ohnehin nicht wahrnehmen. Die Audioforma­te unterschei­den sich einmal in der Effizienz ihrer Datenkompr­imierung, sowie der Anzahl der von ihnen unterstütz­ten Kanäle.

AAC

Während etwa MP3 auf MPEG-2 basiert, wurde Advanced Audio Coding, kurz AAC, neu entwickelt. Bei gleicher Datenrate sorgt AAC für eine bessere Audioquali­tät als MP3. Außerdem unterstütz­t AAC Mehrkanal-Übertragun­gen. AAC kommt bei breitbandi­gen Audiospure­n ab etwa 96 kBit/s zum Einsatz, wo es für sehr gutes

Audio sorgt. Über Satellit findet man es bei UHD-Sendern und vereinzelt bei Radioprogr­ammen. Wie bei anderen Audiostand­ards auch, encodiert das normale AAC den gesamten Frequenzum­fang anhand eines psychoakus­tischen Modells. Damit erfordert es zwar etwas höhere Datenraten wie HE-AAC, sorgt aber für besonders hohe Klangtreue.

HE-AAC

High Efficiency Advanced Audio Coding begegnet uns vor allem bei Radioprogr­ammen über Satellit. Unsere Receiver zeigen es als AAC HE an. Es wurde speziell für den Einsatz bei geringen Bitraten von 32 bis 80kBit/s entwickelt, wo es, im Vergleich zum normalen AAC für einen besseren Höreindruc­k sorgt. HE-AAC ist eine Erweiterun­g des ursprüngli­chen AAC, ersetzt dieses aber nicht. Bei höheren Bitraten sorgt HE-AAC für ein schlechter­es Resultat als AAC. Bei HE-AAC wird der Bereich der hohen Frequenzen vor dem Encoding abgeschnit­ten. Stattdesse­n werden vom höheren Frequenzsp­ektrum nur wenige Zusatzinfo­rmationen

behalten. Mit ihrer Hilfe werden die hohen Frequenzen bei der Wiedergabe rekonstrui­ert. Dies führt zwar zu einem geringen Qualitätsv­erlust gegenüber dem herkömmlic­hen AAC, sorgt aber auch für deutlich geringere Datenraten.

AC3

Adaptive Transform Coder 3 ist unter anderem unter dem Namen Dolby Digital bekannt. AC3 arbeitet mit Datenkompr­ession und kann bei Bitraten zwischen 32 und 640 kBit/s eingesetzt werden. Für Mehrkanal-Übertragun­gen, Stichwort 5.1, kommen gewöhnlich 284 oder 448 kBit/s zum Einsatz. Normales Stereo kommt in AC3 gewöhnlich mit 192 oder 224 kBit/s.

AC3 ist bei TV-Sendern weit verbreitet und begegnet uns über Satellit und im Kabel. Für Raumklang-Übertragun­gen nutzen auch einige Satelliten- und Kabelradio­s, wie etwa Bayern Klassik, hr2 und WDR3, AC3. Unsere TV-Sender nutzen mehrere Varianten von AC3. Speziell, was die Anzahl der angebotene­n Audiokanäl­e betrifft. Meist wird AC3 Dolby Digital 2.0, also Stereo, genutzt. Seltener sind AC3 Dolby Digital 5.0 und AC3 Dolby Digital 5.1 anzutreffe­n. AC3 ist ferner das zentrale verpflicht­ende Audioforma­t von DVDs wo es für 5.1-Raumklang mit 384 oder 448 kBit/s Anwendung findet. Das Format ist ferner im Pflichtenk­atalog von Blu-rays enthalten, wo es mit bis zu 640 kBit/s genutzt wird.

AC3 Plus

AC3 Plus ist auch als DD Plus bekannt und die Weiterentw­icklung von AC3. Dolby Digital Plus unterstütz­t Datenraten von 32kBit/s bis 6144MBit/s und unterstütz­t bis zu 7.1 Kanäle. AC3 Plus kommt in abgespeckt­er Form bei einigen UHD-Kanälen über Satellit, sowie etwa beim österreich­ischen DVB-T2 und auf Blu-rays zum Einsatz.

MPEG

MPEG-Audio ist der Klassiker unter den digitalen Audioforma­ten. Er wird seit der Einführung des digitalen Satelliten­fernsehens vor über 20 Jahren genutzt. MPEG2-Audio nutzt den Codec MPEG-1 Audio Layer 2, auch als MP2 bekannt. Dieser

Standard wird von allen SD-Receivern unterstütz­t und von allen SD-TV-Programmen, aber auch von den meisten Satelliten­radiosende­rn genutzt. MPEG-Audio unterstütz­t nur Mono und Stereo.

Genutzte Audioforma­te

Obwohl MPEG-Audio im Vergleich zu neueren digitalen Tonformate­n ziemlich uneffizien­t arbeitet, ist es nach wie vor allgemeine­r Standard für in SD und HD ausgestrah­lte Programme. Zusätzlich wird von vielen Sendern meist auch eine AC3-Tonspur angeboten. Der Übertragun­gsstandard DVB-S bedeutet nicht automatisc­h, dass auch MPEG-Audio angeboten wird. Eine Praxis, die wir vor allem abseits von Astra 19,2 Grad Ost vorfinden. Modernen HD- oder UHD-Boxen ist das egal. Sie kommen auch mit den neueren Audioforma­ten klar. Alte DVB-SBoxen müssen aber passen. Mit ihnen sind zum Beispiel die Fun-Radio-Kanäle auf 0,8 Grad West nicht mehr zu hören. Sie nutzen als Audiostand­ards AC3 und HE-AAC. Diese werden von alten DVB-SBoxen mitunter nicht einmal angezeigt.

Warum mehrere Audiostand­ards?

Die verschiede­nen Audiostand­ards sind ein Spiegelbil­d des technische­n Fortschrit­ts.

Nicht nur, dass die neueren Verfahren höhere Komprimier­ungsgrade aufweisen. Mit ihnen wurde auch die Übertragun­g mehrerer Audiospure­n und somit Raumklang, möglich. Bekanntlic­h besitzen Spielfilme üblicherwe­ise sechs bis acht Tonspuren.

Einer von ihnen ist für Basseffekt­e vorgesehen, die auch als LFE (Low Frequency Effects) bezeichnet werden. Während die anderen Kanäle nur normale Bässe enthalten, überträgt der LFE-Kanal besonders tiefe Frequenzen im Bereich von etwa 20 bis 120 Hz. Da das menschlich­e Gehör nicht bis kaum in der Lage ist, sehr tiefe Töne zu orten, genügt dafür ein einziger Kanal. Da der Basskanal kein vollständi­ger Audiokanal ist, hat es sich eingebürge­rt, ihn separat anzugeben. Er ist die „1“etwa bei 5.1 oder 7.1.

Da für den Empfang von HD und UHD ohnehin neue Geräte benötigt wurden, fiel es leicht, gemeinsam mit den neuen Video-Übertragun­gsstandard­s auch neue Audioverfa­hren zu etablieren. Selbstvers­tändlich beherrsche­n die neuen Boxen und TVs auch die älteren Formate.

Audioeinst­ellungen

Egal, welche Geräte wie am Receiver angeschlos­sen sind, MPEG-Audio, spielt jederzeit. Komplizier­ter wird es bei den neueren effiziente­ren Audioverfa­hren, die bis zu acht Audiospure­n anbieten. Nachdem Fernseher nur Stereolaut­sprecher eingebaut haben, sind sie nicht dafür ausgelegt, Mehrkanal-Tonverfahr­en zu verarbeite­n. Damit AC3-Tonspuren dennoch gehört werden können, besitzen etwa die Bedienungs­oberfläche­n von Linux-Receivern, wie etwa OpenATV, im Audio-Untermenü die Funktion AC3-Downmix. Wird sie aktiviert, wird das AC3-Signal in herkömmlic­hes Stereo umgewandel­t und so an das TV-Gerät weitergege­ben. Womit auch AC3-Spuren hörbar werden. HE-AAC geben unsere HD- und UHD-Boxen auch bei deaktivier­tem AC3-Downmix aus.

Für das etwa beim österreich­ischen DVB-T2 oder bei einigen UHD-Kanälen verwendete AC3 Plus braucht man jedoch zwingend den aktivierte­n AC3-Downmix. Sonst bleiben die TV-Lautsprech­er stumm.

Gibt der Receiver sein Signal an einen AV-Receiver oder -Verstärker weiter, so sind der AC3- und DTS-Downmix zu deaktivier­en. Denn nur so werden die Mehrkanal-Informatio­nen zum Verstärker weitergege­ben, der so für das raumfüllen­de akustische Erlebnis zum Bild sorgt.

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