Herausforderung UK-Beam
Die britische Astra-Position 28,2 Grad Ost ist in unseren Breiten wegen seiner vielen freien englischsprachigen Programme heiß begehrt. Zu ihnen zählen die Kanäle der BBC sowie alle relevanten Privatsender von ITV bis Sony Music.
All das hat leider einen Haken: Diese Sender werden über einen UK-Spotbeam ausgestrahlt. Dieser ist in weiten Teilen Deutschlands und Österreichs eine echte Herausforderung.
28,2 Grad Ost
Auf 28,2 Grad Ost sind die drei Astras 2E, 2F und 2G kopositioniert. Ihr Hauptversorgungsgebiet sind die Britischen Inseln. Womit über sie auch durchweg britische und irische Kanäle ausgestrahlt werden. Viele von ihnen sind frei empfangbar. Um wegen der Urheberrechte aber nicht verschlüsseln zu müssen, kommen für sie eng zugeschnittene Spotbeams zum Einsatz. Nur wer im deutschen Westen wohnt, hat Chancen, sie mit üblichen Antennendurchmessern zu bekommen. Eine exakte Grenze, bis wo der UK-Beam der britischen Astras mit Durchmessern bis 120 Zentimeter gut empfangbar ist, lässt sich nicht ziehen. Sie liegt aber etwa im Bereich der Linie Hannover-Augsburg. Je weiter östlich, aber auch südlich, sich der Empfangsort befindet, umso schwieriger wird
es, den UK-Beam zu bekommen. Schuld daran trägt nicht nur die zunehmende Entfernung zu Großbritannien, sondern vielmehr der Umstand, dass sich die Satelliten im geostationären Orbit nicht wie angenagelt still verhalten, sondern innerhalb von rund 23 Stunden und 57 Minuten sehr kleine elliptische Bewegungen ausführen. Mit ihnen wandert somit auch der Footprint. Dieser kann sich somit über Europa um bis zu nahe 100 Kilometer hin- und herbewegen. Was besonders am äußeren Rand einer Ausleuchtzone für extreme Signalstärkeschwankungen sorgt. Auf diese Weise konnten wir etwa bei unserem Büro im österreichischen Lienz eine tägliche Schwankungsbandbreite von rund 11 dB ausmachen. Womit nur stundenweiser Empfang möglich war.
Astra 2E
Astra 2E wurde am 30. September 2013 gestartet. Er besitzt 76 Ku- und 4 Ka-Band-Transponder. Für das Ku-Band besitzt er einen Westeuropa bevorzugenden Europa-Footprint sowie je einen Spotbeam für die Britischen Inseln und
die Arabische Halbinsel. Astra 2E zeigt sich beim UK-Beam noch am gutmütigsten. Er sorgt an unserem oberösterreichischen Empfangsort bei Linz mit 4,5 Metern Durchmesser für Signalstärken bis über 13dB. Wobei die schwächeren UK-Transponder des Astra 2E um bis zu 2dB schwächer sind. Bei einer täglichen Schwankung von 4,5 dB bleibt jedenfalls genügend Signalstärke, um einen 24-Stunden-Empfang zu gewährleisten. Ihm haben wir auch den Umstand zu verdanken, dass so gut wie alle UK-Transponder des Astra 2E nur SD-Programme enthalten. Damit müssen wir zwar weitgehend auf das knackig scharfe Bild verzichten, profitieren aber davon, dass einwandfreier Empfang ab etwa 4,6 dB möglich ist. Für HD braucht es rund 2dB mehr. Das freie Angebot des Astra 2E kann sich sehen lassen. Zunächst einmal sind auf ihm die BBC-TV-Programme in mehreren Regionalversionen aufgeschaltet. BBC One, BBC Two und CBBC sind über ihn zusätzlich in HD verfügbar. Weiter finden sich auf dem Satelliten die vier ITV-Kanäle und Cannel 4 inklusive Lokalversionen. Das Angebot wird mit Film4 und More4 komplettiert. Damit bietet der Satellit zumindest alle öffentlich-rechtlichen Kanäle und die wichtigsten Privatsender Großbritanniens. Also etwas, mit dem man bereits sehr zufrieden sein darf. Denn abseits der Versorgungszone des UK-Beams muss man mit dem zufrieden sein, was man überhaupt bekommt.
Bildqualität
Die Briten waren immer schon für ihre hervorragende Bildqualität bekannt. Was vor allem bei HD mehr als angenehm auffällt. Davon bekommen wir via Astra 2E aber kaum etwas ab. Immerhin ist auch die SD-Qualität von BBC, ITV und Co erste Sahne. Sie macht selbst bei Bilddiagonalen um 1,5 Metern noch eine sehr gute Figur, die das Fehlen von HD verschmerzbar macht.
Astra 2F
Astra 2F wurde am 28. September 2012 ins All befördert. Der Satellit verfügt
über 70 Ku- und 3 Ka-Band-Transponder. Neben einer Ausleuchtzone für Süd-, Mittelund Zentraleuropa, besitzt er eine weitere für West- und Zentralafrika, sowie ebenfalls einen UK-Spotbeam.
Auf Astra 2F sind nur wenige UK-Beam-Transponder in Betrieb. Sie kommen deutlich schwächer als jene des Astra 2E. Auf der 11,306GHz vertikal schaffen wir im oberösterreichischen Linz mit unserer Riesenschüssel gerade einmal um die 8dB über Grundrauschen bei perfektem Wetter. Was zwar für einwandfreien Empfang genügt, aber auch nicht gerade reichlich Reserven bereithält. Bei bedecktem Himmel oder gar Regen kann es da schon sehr eng werden. Immerhin beschert uns der besagte Transponder reichlich an Sony-Spartenkanälen. Zu ihnen zählen Sony Movies, Sony Movies Action und Sony Movies Christmas.
Weiter kommen über diesen Transponder mehrere Kinderprogramme. Der UK-Transponder des Astra 2F auf 11,344 GHz vertikal kommt noch schwächer. Mit gerade mal 7 dB über Grundrauschen bewegt er sich schon nahe der Mindestschwelle und stellt bereits eine echte Herausforderung dar. Mit CBS Drama UK, CBS Justice und CBS Reality wartet dieser
Transponder mit mehreren Highlights auf. Sehenswert ist auch der Horror Channel mit meist älteren, aber deshalb nicht weniger fesselnden Filmen dieses Genres. Die 11,344GHz horizontal des UK-Beams des Astra 2F kommt bei uns so schwach, dass der Transponder kaum im Spektrum wahrnehmbar ist. Empfang ist somit nicht möglich.
Astra 2G
Am 27. Dezember 2014 wurde der letzte der britischen Astras in den geostationären Orbit gebracht. Astra 2G besitzt 70 Ku- und 4 Ka-Band-Transponder. Neben einem vergleichsweise großzügigen Footprint für Europa, besitzt er einen weiteren für Westafrika und ebenfalls einen UK-Spotbeam.
Der UK-Spotbeam des Astra 2G wäre alleine deshalb schon interessant, weil er die HD-Versionen der relevanten öffentlich-rechtlichen und privaten britischen Sender beinhaltet. Doch leider scheint der eigentlich noch recht neue Satellit während des letzten Jahres einiges an Signalstärke eingebüßt zu haben. Ob es sich dabei um einen technischen Mangel handelt oder ob jetzt einfach mit geringerer Downlink-Leistung gearbeitet wird, lässt sich für uns nicht nachvollziehen.
Tatsache ist aber, dass der Empfang des UK-Beams schwieriger geworden ist. Eine Erfahrung, die nicht nur wir machen mussten. An unserem Standort bedeutet dies jedenfalls, dass wir längst nicht mehr jeden UK-Transponder des Astra 2G empfangen können. Sie sind mitunter gar nicht im Spektrum auszumachen. Es scheint fast, als ob sie von den Europabeam-Transpondern der drei britischen Astras geradezu niedergebügelt werden. Selbst wenn diese auf der gegenüberliegenden Ebene arbeiten. Im Gegensatz dazu kommen einige der UK-Transponder des Astra 2G aber auch vergleichsweise stark und stellen zum Teil sogar jene des generell gutmütigeren Astra 2E in den Schatten.
Signalstärkeverlauf
Wie der UK-Spotbeam des Astra 2E hinterlässt auch die 24-Stunden-Beobachtung des Astra 2G, konkret auf der Frequenz 10,964 GHz horizontal, ein wirres Bild, trotz idealer Wettervoraussetzungen. Binnen kürzester Zeit finden Signalsprünge von über 4 dB statt. Obwohl das Signal bis über 12 dB erreicht, mussten wir ab etwa 1.30 Uhr nachts für etwa eine halbe Stunde einen Totalausfall verbuchen. Selbst während
der restlichen Zeit näherte sich die Signalkurve mehrmals den schon recht schwachen 6 dB über Grundrauschen.
Zwei von sieben
Von den sieben UK-Transpondern des Astra 2G kommen bei uns nur noch zwei an. Und zwar jene auf 10,964 und 10,994 GHz horizontal. Damit fehlen sämtliche DVB-S2-Transponder und somit auch ein Großteil der HD-Programme. Was aber letztlich ein verschmerzbarer Verlust ist, da zumindest die betroffenen Kanäle zumindest in SD laufen. Zumindest die 10,964 GHz horizontal sorgt für einen Mehrwert. Auf dem Transponder
kommen Channel 5 und dessen Spartenprogramme. Zu ihnen zählen 5 USA, das sich auf US-Serien spezialisiert hat, 5 Star, das sich an ein weibliches Publikum wendet, und 5 Spike, ein Ableger des US-amrikanischen Senders Spike. Zudem kommt hier Channel 5 auch in HD. Die 10,994GHz horizontal beschert uns ITV1 in verschiedenen Regionalversionen.
Nehmen, was zu kriegen ist
Der UK-Beam der britischen Astra-Position zählt in weiten Teilen Europas zu den größten Herausforderungen am Satellitenhimmel. Während man in den
Benelux-Staaten, weiten Teilen Frankreichs und in der Schweiz aus dem Vollen schöpfen kann, profitiert nur der deutsche Westen von diesem faszinierenden Programmangebot. Je weiter östlich man wohnt, umso schlechtere Karten hat man grundsätzlich in der Hand. Am Ende kommt es aber stets auf einen Versuch an. Denn am Rande einer Ausleuchtzone gibt es manche Überraschungen. So können etwa Nebenkeulen für brauchbaren Empfang einzelner Transponder sorgen. Gerade das macht es aber auch unmöglich, Empfehlungen für Mindestdurchmesser zu geben. Maßgeblich ist zudem nicht die maximal erreichbare Signalstärke
innerhalb von 24 Stunden, sondern das Minimum. Es entscheidet über die benötigte Schüsselgröße und ob der Empfang rund um die Uhr möglich ist.
Besonders heikel ist übrigens stundenweiser Empfang. Er ist das Resultat der täglichen Bewegung aller geostationären Satelliten. Verschiebt sich damit die Ausleuchtzone etwas zu unserem Wohnort, profitieren wir von der höheren Signalstärke. Allerdings nur, solange sich der Satellit nicht wieder nach Westen bewegt. Da die tägliche Satellitenkurve in etwas weniger als 24 Stunden abgeschlossen ist, verschiebt sich das Empfangsfenster von Tag zu Tag um einige Minuten. Womit
man auch nicht dauerhaft davon ausgehen kann, BBC, ITV und Co. stets zur Primetime sehen zu können. Am Ende kann man sich nur über jeden UK-Transponder freuen, der es bis zu uns schafft. Selbst wenn es nur ein einziger ist, beschert uns dieser Programme, die wir sonst gar nicht hätten. Womit es auch keinen Sinn hat, sich über das zu ärgern, was noch alles fehlt.
Welcher Aufwand lohnt sich?
Mit sehr großen Schüsseln lässt sich nach wie vor manches hereinholen, was mit vernünftigem Aufwand (bis etwa 1,2 Meter Durchmesser) nicht annähernd zu schaffen ist. Es muss einem aber klar sein, dass selbst eine Antenne jenseits der 4,5 Meter kein Garant sein muss, die Wunschkanäle dauerhaft zu empfangen. Sinn hat so ein Vorhaben nur, wenn man günstig an eine große Schüssel rankommt und sie ohne fremde Hilfe exakt einzustellen vermag. Weiter sollte man sich darüber im Klaren sein, dass man Erfolg haben kann, aber nicht Erfolg haben muss. Auch wir sind in unserem osttiroler Büro mit 2,4 Meter kläglich gescheitert. Deshalb ist es immer gut, einen anderen Satelliten im Hinterkopf zu haben, den man als Alternative empfangen möchte.