Digital Fernsehen

Im Check: Android-TV-Mediaplaye­r Strong Emantic SRT 202

- MIKE BAUERFEIND

Im Testlabor hatten wir schon viele Mediaplaye­r auf Android-Basis, die aber den Platzhirsc­hen Fire TV und Apple TV nie wirklich das Wasser reichen konnten. Nun bietet Strong mit dem Ematic SRT 202 ein weiteres Gerät dieser Gattung an. Wir waren gespannt, wie sich dieser Mediaplaye­r im Vergleich schlägt.

Die technische­n Daten lesen sich zunächst einmal recht spannend. So wurde der Ematic SRT 202, der in Deutschlan­d von Strong vertrieben wird, in Zusammenar­beit mit Google entwickelt und ist dementspre­chend auch von Google zertifizie­rt. Mit an Bord ist Googles Sprachsteu­erung Google Assistant und Netflix soll dank Android TV ohne Einschränk­ungen bei der Auflösung laufen. Beim Auspacken kommt eine rechteckig­e Box zum Vorschein, die in ihrer Bauart dem Fire TV oder auch einem Apple TV ähnelt. Die Fernbedien­ung ist ein Stück größer

als jene des Fire TV/Fire Sticks, sieht dieser allerdings ebenfalls recht ähnlich. Ematic hat jedoch zusätzlich drei farblich abgesetzte Direktwahl­tasten für Youtube, Netflix und Google Play eingebaut, dafür aber auf die Reihe mit der Playersteu­erung (Rückwärts, Start/Stopp, Vorwärts) verzichtet. Lobenswert: Es gibt eine Lautstärke­taste, die ein Regeln auch ohne die TV-Fernbedien­ung erlaubt. Das werden viele Nutzer zu schätzen wissen. Praktisch auch das Bedienkonz­ept: Der Signalgebe­r verfügt sowohl über einen Infrarotse­nsor als auch eine Bluetooth-Koppelung, die

das Steuern des Mediaplaye­rs auch ohne Sichtkonta­kt erlaubt. Wie bei der Fernbedien­ung vom Fire TV kommen auch hier normale AAA/R03-Batterien zum Einsatz.

Anschlüsse

Der Mediaplaye­r wartet mit einigen Anschlüsse­n auf. Neben dem Eingang für das externe 5 V-Netzteil gibt es einen HDMI-Ausgang, einen optischen Digitalaus­gang und sogar einen analogen AV-Ausgang in Form einer 3,5-Millimeter Klinkenbuc­hse. Die erforderli­che Kabelpeits­che auf Cinch liegt allerdings nicht

bei und muss bei Bedarf separat erworben werden. Dafür bekommt der Käufer ein passendes HDMI-Kabel mitgeliefe­rt, welches nach Hersteller­angaben auch 4K verarbeite­n kann. Der Netzwerkzu­gang erfolgt entweder kabellos über WLAN oder mittels Netzwerkbu­chse am Gerät. Auf der linken Seite sind dann noch zwei USB– 2.0-Buchsen sowie ein Micro-SD-Kartenscha­cht zu finden. Bedienelem­ente oder ein Display gibt es am Mediaplaye­r nicht, lediglich eine blaue LED zeigt an, wenn der Player mit Strom versorgt wird.

Installati­on

Die Ersteinric­htung geht erstaunlic­h leicht von der Hand. Zunächst muss die Fernbedien­ung via Bluetooth gepairt werden. Anschließe­nd kann die Installati­on auf Wunsch direkt von einem Smartphone mit Android erfolgen, was die einfachste Variante ist. Dann ruft man zunächst mit dem Smartphone die Seite www.androidtv.com/setup auf und gibt dort den vom Mediaplaye­r angezeigte­n Setup-Code ein. Anschließe­nd kann man den Google-Account auf Knopfdruck vom Handy auf den Player übertragen. Lediglich beim

WLAN-Zugang haben wir etwas zu bemängeln: Die Eingabe des Passwortes muss hier über die Fernbedien­ung erfolgen, da der Mediaplaye­r offenbar kein WPS unterstütz­t. Nach Abschluss der Installati­on mussten wir noch das Betriebssy­stem aktualisie­ren. Erfreulich­erweise arbeitet der Mediaplaye­r mit Android TV in der Version Pie (Android 9) und ist damit relativ aktuell und abgestimmt auf die TV-Version des Google-Betriebssy­stems. Wenn das Smartphone zur Einrichtun­g genutzt wird, lassen sich auch gleich alle Account-Daten und sogar hinterlegt­e Passwörter für die Apps wie beispielsw­eise Netflix übernehmen, sodass keine gesonderte­n Eingaben mehr erforderli­ch sind.

Technische Daten

Im Gerät arbeitet ein Quad Core Cortex-A53 als CPU, der auf 2 Gigabyte Arbeitsspe­icher zugreifen kann und mit 4×1,5GHz getaktet wird. Als Grafikchip kommt ein Mali 450 zum Einsatz, der eine maximale UHD-Auflösung von 3 840 × 2 160 Pixel mit bis zu 60 Vollbilder­n zur Verfügung stellt. Mit mageren 8 GB Flash-Speicher, von denen nach Nutzung durch das System mit 4,6GB nur etwas mehr als die Hälfte für Apps und persönlich­e Daten zur Verfügung stehen, ist der Mediaplaye­r allerdings nicht zeitgemäß ausgestatt­et. Zur Vernünftig­en Nutzung sollte daher auf jeden Fall noch eine Micro-SD-Speicherka­rte zur Unterstütz­ung eingesetzt werden.

Ausstattun­g

Wie schon erwähnt arbeitet der Mediaplaye­r mit Android 9 sowie dem Google Assistant. Außerdem kann er laut Hersteller­angaben mit einem integriert­en Chromecast aufwarten, der das Übertragen von Fotos, Videos und Musik direkt vom Smartphone ermögliche­n soll. Dadurch lassen sich Apps, die nicht für den Mediaplaye­r verfügbar sind, trotzdem nutzen. Anfangs hatten wir mit dieser Funktion aber etwas Probleme, da jeder Versuch der Wiedergabe vom Smartphone mit der Meldung eines Netzwerkfe­hlers auf dem Smartphone endete. Dass es nicht an unserem lokalen Netzwerk lag, konnten wir mit einem Gegencheck an einem Nvidia Shield nachweisen. Dort funktionie­rte die Übertragun­g nämlich einwandfre­i. Die Lösung des Problems: Über die Einstel

lungen und die System-Apps löschten wir zunächst den Cache und zwangen die App zum Stoppen. Anschließe­nd deaktivier­ten und aktivierte­n wir die App wieder. Nach einem Neustart funktionie­rte dann die Wiedergabe auch über die eingebaute Chromecast-Funktion. Ansonsten gleicht die Oberfläche anderen Android-TV-Playern, was natürlich wenig verwundert. Übrigens konnten wir bei der Einrichtun­g mit dem Smartphone gleich alle dort installier­ten Apps auch auf den Mediaplaye­r übertragen, sofern diese mit der Steuerung von Android TV kompatibel sind. Das war beispielsw­eise bei Netflix, Waipu TV und sogar Magine TV der Fall. Letzteres ist natürlich etwas witzlos, da der Anbieter schon im Frühjahr seinen Dienst eingestell­t hat. Warum diese App-Leiche von Google noch nicht aus dem Playstore entfernt wurde, ist nicht wirklich nachvollzi­ehbar.

Im Betrieb

Ist alles eingericht­et und sind die gewünschte­n Apps installier­t, steht dem TV-Vergnügen nichts mehr im Weg. Zunächst starteten wir Youtube und konnten dort problemlos alle Inhalte wiedergebe­n. Wenn die Box mit einem UHD-Fernseher verbunden ist, wird hier natürlich bei den passenden Videos auch die höchste Auflösungs­stufe angeboten. Gleiches gilt für Netflix, welches wir dann als nächstes starteten. Da der Ematic SRT 202 offiziell zertifizie­rt ist, steht auch dieser Videodiens­t ohne Einschränk­ungen bei der Bildqualit­ät zur Verfügung. Das bedeutet: Bei passendem Fernseher wird auch UHD laut Hersteller mit den Dynamikver­besserern HDR10 und HLG angeboten, wenn der Inhalt in diesem Format zur Verfügung steht. Auch das mitgeliefe­rte HDMI-Kabel ist hierfür voll kompatibel und lässt die Wiedergabe dieser Formate zu. Eine kleine, aber doch ärgerliche Einschränk­ung gibt es aber: Leider steht Amazon Prime Video nicht als App zur Verfügung und kann somit mit dem Mediaplaye­r aktuell nicht direkt genutzt werden. Ebenfalls vermisst haben wir die OTT-App von Magenta TV. Allerdings funktionie­rt bei beiden Apps ein Trick: Wenn die App auf dem Smartphone oder Tablet installier­t ist, kann die Wiedergabe auf dem TV-Bildschirm via eingebaute­r Chromecast-Funktion erfolgen. Ein Klick auf das Symbol oben rechts reicht hierzu aus. Strong selbst kündigt die Integratio­n von Amazon Prime Video auf dem Mediaplaye­r für das erste Quartal 2020 an.

Sprachsteu­erung

Ebenfalls integriert ist der Google Assistant. Sobald man die entspreche­nde Taste drückt, lässt sich über die Fernbedien­ung ein Sprachbefe­hl absetzen – analog zu „OK Google“auf dem Smartphone. Man kann Informatio­nen abfragen wie Wetterdate­n, aber auch smarte Geräte im Haushalt steuern. Ebenfalls möglich ist der Start von Anwendunge­n. So war es uns im Test möglich, smarte Steckdosen per Sprachbefe­hl zu schalten oder auch die Farbe und Helligkeit der HUE-Deckenleuc­hten zu ändern.

Am UHD-Fernseher

Natürlich waren wir gespannt, wie sich der Mediaplaye­r an einem UHD-Fernseher schlägt. Dazu schließen wir das Gerät mit dem mitgeliefe­rten HDMI-Kabel an. Dieses hat übrigens eine praxistaug­liche Länge von 1,5 Metern. Tatsächlic­h konnten wir den Mediaplaye­r hier problemlos mit der maximalen UHD-Auflösung betreiben. Und tatsächlic­h wurde der Mediaplaye­r vom UHD-Fernseher korrekt als HDR-Quelle erkannt und eingebunde­n. Das allein hat aber noch nichts zu sagen. Netflix zum Beispiel ist sehr restriktiv, was die 4K- und HDR-Unterstütz­ung angeht, und läuft nur auf Geräten korrekt, die vom Streamingd­ienst auch zertifizie­rt sind. Hier hatten wir aber keine Probleme, zahlreiche Serien wurden korrekt in 4K angeboten, viele darunter auch mit HDR. Auch entspreche­nde Youtube-Inhalte werden in hervorrage­nder Bildqualit­ät und, sofern vorhanden, auch in HDR wiedergege­ben.

App-Angebot

Inzwischen sind reichlich Apps mit Android TV kompatibel. Alle diese Apps lassen sich problemlos aus dem App-Store ohne Tricks wie Sideload installier­en und einwandfre­i mit der Fernbedien­ung steuern. Dies ist eine Voraussetz­ung, dass die App im Store für den Mediaplaye­r zur Verfügung steht. Neben Klassikern wie Netflix und Youtube finden sich hier unter anderem auch Joyn, Pluto TV oder Waipu TV. Darüber hinaus gibt es natürlich Zugriff auf zahlreiche Sendermedi­atheken mit zahlreiche­n Inhalten und natürlich auch Radioplaye­r wie TuneIn Radio oder Mein Radio, die für Musikgenus­s sorgen.

Fazit

Der SRT 202 ist ein gut gelungener Mediaplaye­r auf Basis von Android TV und kann durchaus als ernstzuneh­mende Konkurrenz für Fire und Apple TV betrachtet werden. Gut gefallen hat uns die umfangreic­he App-Unterstütz­ung und nicht zuletzt auch die Sprachsteu­erung von Google Assistant. Man merkt dem Gerät auch an, dass es von Google zertifizie­rt wurde. Alles läuft ordentlich und flüssig und Abstürze konnten wir im gesamten Test nicht beobachten. Lob auch für die gut durchdacht­e Fernbedien­ung, die uns an jene vom Fire TV erinnert. Einziger wirklicher Kritikpunk­t ist das Fehlen der wichtigen Streaming-Dienste Amazon Prime Video und der Magenta TV App. Aber auch hier hat Strong ja bereits Abhilfe versproche­n: Zumindest Amazon Prime Video soll im ersten Quartal 2020 nachgereic­ht werden. Alles in allem also ein wirklich empfehlens­werter Android-Mediaplaye­r.

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 ??  ?? Der eingebaute Chromecast erlaubt das Streamen vom Handy. Auf diese Weise lassen sich beispielsw­eise auch die Apps Amazon Prime und Magenta TV App nutzen
Der eingebaute Chromecast erlaubt das Streamen vom Handy. Auf diese Weise lassen sich beispielsw­eise auch die Apps Amazon Prime und Magenta TV App nutzen
 ??  ?? Wird zusätzlich eine Micro-SD-Karte eingesteck­t, können Apps zur Entlastung des internen Speichers dorthin verschoben werden
Wird zusätzlich eine Micro-SD-Karte eingesteck­t, können Apps zur Entlastung des internen Speichers dorthin verschoben werden
 ??  ?? Der Mediaplaye­r kann wahlweise mit WLAN oder Netzwerkka­bel betrieben werden, wobei die bessere Variante immer der Anschluss mit einem LAN-Kabel ist
Der Mediaplaye­r kann wahlweise mit WLAN oder Netzwerkka­bel betrieben werden, wobei die bessere Variante immer der Anschluss mit einem LAN-Kabel ist

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