DVB-T selber machen mit dem Edision HDMI Modulator Xtrend
Die Auswahl an Kopfstationen und Einspeisesystemen ist groß. Allen gemein ist ihre Ausrichtung auf professionelle Nutzer und entsprechend hohe Anschaffungskosten. Dabei sind die Ansprüche oft gar nicht so hoch und es soll nur eine Quelle eingespeist werden.
Hier lohnt sich die Anschaffung einer Kopfstation in der Regel nicht, egal ob für den Hotelbetreiber oder den reinen Privatnutzer. In diese Lücke stößt nun Edision mit seinem HDMI Modulator Xtrend. Dabei handelt es sich um einen interessanten Konverter, der in der Lage ist, eine Signalquelle im kompletten Hausnetz zu verteilen. Die Ausspielung erfolgt dabei interessanterweise nicht in Form eines IP-Signals, sondern via DVB-T. Folgerichtig ist die ohnehin meist schon vorhandene Koaxialverteilung im Haus oft ohne große Modifikation zur Nutzung des Systems geeignet.
Ausstattung
Auf den ersten Blick ist der Modulator kaum von einem herkömmlichen Receiver zu unterscheiden. Auf der Vorderseite finden wir ein Display, zusätzlich vier grüne Leuchtdioden sowie sechs Knöpfe zur Bedienung des Gerätes. Die LEDs zeigen verschiedene wichtige Betriebszustände an – zum Beispiel, ob ein Eingangssignal vorhanden oder die Tastensperre aktiviert ist. Letzteres ist übrigens beim ersten Einschalten der Fall, sodass diese erst wieder entfernt werden muss, bevor eine Bedienung möglich wird. Auf der Rückseite gibt es ebenfalls nicht viel Hinweise auf die spezielle Funktion des Gerätes. So gibt es einen RF-Ein- und -Ausgang,
eine USB-Buchse, einen Anschluss für einen Infrarotsender sowie je einen HDMI-Ein- und Ausgang. Gespeist wird der Modulator über ein externes Netzteil. Achtung: Edision verwendet hier ein 5-Volt-Netzteil. Wer hier versehentlich ein gebräuchlicheres mit 12 Volt anschließt, könnte das Gerät damit zerstören. Im Lieferumfang enthalten sind noch zwei Infrarot-Adapter sowie ein Einspeisesystem für Infrarotsignale. Die knappe Anleitung enthält alle notwendigen Informationen zum System in Deutsch, Englisch und Griechisch.
Installation
Die Einrichtung des Modulators ist simpel: Am Einspeisepunkt wird dieser in den Signalweg eingeschliffen, indem das terrestrische Hauptsignal – also beim Multischalter die mit „TER“beschriftete Buchse – bespielt wird. Sollte dort schon eine Außenantenne angeschlossen sein, lässt sich das Signal über RF-IN und RF-Out über den Modulator führen. An die HDMIEingangsbuchse wird dann unser zu modulierendes Signal eingespeist. Das kann beispielsweise ein separat empfangener Lokalsender, eine Überwachungskamera oder jedes andere digitale Signal sein. Die maximal anschließbare Auflösung gibt Edision dabei mit 1 920 × 1 080 und maximal 30 Vollbildern an (1 080p@30).
Damit sind wir sehr flexibel, was die einzuspeisenden Signale angeht. Das Gerät selbst ist bereits so vorkonfiguriert, dass es sofort einsatzbereit ist und auf Kanal 43 (650MHz) sendet. Für unseren Test passt das, denn hier sendet rund um Leipzig kein regulärer terrestrischer Sender. Ansonsten ist aber eine Änderung schnell durchgeführt. Dabei steht das komplette Frequenzspektrum des VHF-IIIund UHF-IV und -V-Bandes zur Verfügung, also Kanal 5 bis 12 (174 bis 230MHz) und Kanal 21 bis 69 (470 bis 862 MHz).
IR-Einspeisung
Aber nicht nur starre Signale wie die einer Überwachungskamera können eingespeist werden. Ebenso ist es möglich, alle herkömmlichen Geräte mit HDMIAusgang an das System anzuschließen. Die Problematik der Steuerung (zum Beispiel eines Receivers oder Blu-ray-Players) umgeht Edision dabei geschickt mit einem Infrarot-zu-Koaxial-System. Am Nutzungsort wird eine kleine Blackbox in das Kabel eingeschliffen und via USBNetzkabel mit fünf Volt versorgt. Dort wird der mitgelieferte Infrarotempfänger verbaut. Am Einspeiseort wiederum wird ein Infrarotsender an den Modulator angeschlossen und im Sichtbereich des zu steuernden Gerätes montiert. Das Fernbedienungssignal wird auf diese Weise
aufgenommen und über das Koaxialkabel zum Empfänger übertragen. Das funktioniert erstaunlicherweise hervorragend, sogar in rückwärtiger Richtung durch unseren Multischalter, obwohl Edision dies extra als mögliche Fehlerquelle im Handbuch benennt. Eine ungemein praktische Sache, zumal auch mehrere Geräte gesteuert werden können. Im Extremfall lassen sich so sogar mehrere Geräte einspeisen und über einen ebenfalls infrarotgesteuerten HDMI-Umschalter kann die gewünschte Quelle gewählt werden. Übrigens: Im Vergleich zu anderen Systemen, die wir bereits im Test hatten, ist die Latenzzeit relativ gering, sodass bei der Bedienung nur geringe Verzögerungen bei Menüaktionen auftraten.
Im Betrieb
Wir waren sehr erstaunt. Wenige Sekunden nach dem ersten Einschalten war das Gerät bereits betriebsbereit und unser Testreceiver konnte das mit „TV-1“benannte Programm einlesen. Mit den Standardeinstellungen konnten wir auch keine Bildaussetzer oder sonstigen Probleme feststellen. Das Videosignal kam in AVC komprimiert und laut Receiver in 1 080p@30 an. Der Ton war allerdings nur Stereo in MPEG2. Im System kann zwar auf Wunsch auch auf AAC-Tonübertragung umgestellt werden, es bleibt allerdings bei Stereo, auch wenn das eingespeiste Signal in Raumklang wie Dolby Digital vorliegt. Konkreter hatten wir bei AAC überhaupt keinen Ton, obwohl wir am Receiver AAC-Downmix eingestellt hatten. Das ist ein kleiner Wermutstropfen des ansonsten sehr überzeugenden Systems. Da das Signal in DVB-T und AVC ausgesendet wird, können wir es auch mit Fernsehern und älteren DVB-T-Receivern empfangen, die ansonsten ja nicht mehr für unser heutiges terrestrisches Digitalfernsehen in DVB-T2 mit HEVC geeignet sind.
Spezialfunktionen
Natürlich interessierte uns auch, wie der Modulator von Edision mit HDCP-Kopierschutz umgeht. Bei der Übertragung ungeschützter Signale wie jene von einem Enigma2-Receiver gibt es erwartungsgemäß kein Probleme. Andere sehr restriktiv eingestellte Geräte wie beispielsweise ein Fire TV, Apple TV oder auch ein SkyReceiver sind da schon ein anderes Kaliber. Ohne Umgehung des Kopierschutzes wäre ein mehrfaches Verteilen des Signals eigentlich nicht möglich. Hier zeigte sich der Modulator allerdings völlig unbeeindruckt. Sowohl Inhalte unsers Fire TV als auch des Sky Sticks wurden vollständig weitergegeben. Ergo: HDCP wird vom Modulator ganz offensichtlich ausgehebelt. Was den Rechteinhabern sicher ein Dorn im Auge ist, dürfte den Nutzer freuen. Denn dadurch ergeben sich mit dem Gerät ganz neue und spezielle Einsatzgebiete. Man denke dabei nur an den Mitschnitt von gestreamten Inhalten oder einer einfachen Möglichkeit, einen Pay-TV-Receiver einzuschleusen und somit auch über Enigma2 abspielbar zu machen. Sogar Aufnahmen vom Material sind auf diese Weise ebenfalls möglich.
Konfiguration
Dank der koaxialen Übertragung der Infrarotsignale ist ein komplettes Steuern des Zuspielreceivers problemlos möglich. Die einzigen beiden Einschränkungen sind die maximale HD-Auflösung und
der Verzicht auf Raumklang-Tonformate. Wie Eingangs bereits erwähnt, lässt sich das Gerät auch nach individuellen Bedürfnissen konfigurieren. Das passiert am bequemsten direkt über die Tasten am Gerät. Viele Geräteeinstellungen vom Kanal über die ID und den Ausgangspegel bis hin zur LCN-Typauswahl sind hier möglich. Eine Fernbedienung gibt es allerdings nicht und auch ein OSD haben die Entwickler dem Modulator leider nicht spendiert. So bleibt die Vier-SegmentAnzeige der einzige Orientierungspunkt. Allerdings kann die Konfiguration auch bequem mit einem USB-Stick erfolgen.
Einstellungen über USB
Man benötigt hierzu lediglich einen in FAT32 formatierten USB-Stick. Wenn dieser am System angeschlossen ist, reichen zwei kurze Bedienschritte an den Tasten und die aktuelle Konfiguration wird als kleine Textdatei aufgegeben. Die so erzeugte Datei kann mit einem Texteditor am PC bearbeitet werden. Das Handbuch erklärt erfreulicherweise alle einstellbaren Parameter. Nur die Aktivierung des HDCP-Kopierschutzes wird im Handbuch nicht erwähnt. Auch das geht nämlich über die Textdatei mit der Konsequenz, dass dann unsere HDCP-geschützten Inhalte nicht mehr übertragen werden. Im Auslieferungszustand ist der Kopierschutz aber deaktiviert. Weitere Parameter sind beispielsweise Audiound Videopids, das Tonformat und auch die Video-Bitrate. Im Werkszustand ist diese auf annehmbare 1800kb/s eingestellt und kann auf bis zu 2700kb/s erhöht werden. Bei der Maximaleinstellung hatten wir dann allerdings trotz Erhöhung der Bandbreite auf 8 000 KHz deutlich sichtbare Störungen, sodass wir dann wieder auf ausreichende 2 200 kb/s heruntergeregelt haben. Übrigens: Auch Senderkennung und Provider lassen sich über die Textdatei individuell anpassen. An dieser Stelle noch ein Wort zur Bedienungsanleitung: Hier gebührt Edision ein wirkliches Lob. Wir hatten schon häufig Geräte mit ähnlichen Funktionen, wo uns häufig eine ausführliche Dokumentation der einzelnen Funktionen fehlte. Nicht so bei Edision. Alle Bedienschritte sind hier verständlich erklärt und auch die Konfigurationsdatei wird genauestens beschrieben – inklusive Voreinstellung und zulässiger Werte. Das ist erwähnenswert.
Auflösung und Mehrfachbetrieb
Noch ein paar Sätze zur Auflösung des Modulators, hier hakt es nämlich leider ein wenig. Dieser scheint starr immer 30 Frames pro Sekunde anzuzeigen, egal welches Material zugespielt wird. Wir haben auch geringere Auflösungen und Frameraten getestet – die Auflösung wurde vom Modulator auch angepasst, nicht jedoch die Framerate. Unsere Vermutung: Es sind feste Werte im Videoencoder hinterlegt, wobei immer 30 FPS hinterlegt sind. Das führt zwangsläufig zu Rucklern, insbesondere bei der Wiedergabe von Medien aus den Streamingdiensten. Schöner wäre es gewesen, wenn das System im Rahmen seiner Möglichkeiten die Framerate des Eingangssignals einfach beibehält, aber das ist vermutlich ein Problem im Bereich des Videoencoders im Modulator. Am Ende sei noch darauf hingewiesen, dass auch der Mehrfachbetrieb mit mehreren Modulatoren möglich ist. Damit ließe sich – würde man mal die Kosten außer Acht lassen – eine komplette Kopfstelle auf DVB-T-Basis einrichten. Aber ab einer bestimmten Senderanzahl lohnt sich dann tatsächlich eher der Betrieb einer echten Kopfstelle. Für private Zwecke und insbesondere zur Nutzung der beschriebenen Spezialfunktion ist der Edision HDMI Modulator Xtrend aber wirklich ausgezeichnet geeignet.
Fazit
Der Modulator von Edision überzeugt auf ganzer Linie. Auch wenn das Highlight zweifellos die Umgehung von HDCP ist – auch zur Einspeisung von freien HD-Signalen kann der Modulator ohne Zweifel empfohlen werden. Die Konfiguration ist auch dank der lobenswert umfangreichen Anleitung überhaupt kein Problem. Am einfachsten lässt sich das Gerät dabei via USB-Stick konfigurieren. Über die Tasten sind nur Hauptfunktionen verfügbar und es ist auch etwas mühsamer als mit Stick. Ein OSD-Display wäre hier sicher noch das kleine Tüpfelchen auf dem „I“gewesen. Kritik gibt es von uns allerdings bei der Tonverarbeitung. Es mag technisch bedingt sein, dass nur Stereo weitergeben wird – Audiofans werden dennoch enttäuscht sein. Zum guten Bild gehört nun einmal auch der gute Ton, und das wäre in diesem Fall wenigstens die Weiterleitung von Dolby Digital. Ansonsten aber können wir den Edision HDMI Modulator Xtrend auf jeden Fall empfehlen, wenn es um die Einspeisung von HDSignalen in das Hausnetz geht.