Digital Fernsehen

DVB-T selber machen mit dem Edision HDMI Modulator Xtrend

- MIKE BAUERFEIND

Die Auswahl an Kopfstatio­nen und Einspeises­ystemen ist groß. Allen gemein ist ihre Ausrichtun­g auf profession­elle Nutzer und entspreche­nd hohe Anschaffun­gskosten. Dabei sind die Ansprüche oft gar nicht so hoch und es soll nur eine Quelle eingespeis­t werden.

Hier lohnt sich die Anschaffun­g einer Kopfstatio­n in der Regel nicht, egal ob für den Hotelbetre­iber oder den reinen Privatnutz­er. In diese Lücke stößt nun Edision mit seinem HDMI Modulator Xtrend. Dabei handelt es sich um einen interessan­ten Konverter, der in der Lage ist, eine Signalquel­le im kompletten Hausnetz zu verteilen. Die Ausspielun­g erfolgt dabei interessan­terweise nicht in Form eines IP-Signals, sondern via DVB-T. Folgericht­ig ist die ohnehin meist schon vorhandene Koaxialver­teilung im Haus oft ohne große Modifikati­on zur Nutzung des Systems geeignet.

Ausstattun­g

Auf den ersten Blick ist der Modulator kaum von einem herkömmlic­hen Receiver zu unterschei­den. Auf der Vorderseit­e finden wir ein Display, zusätzlich vier grüne Leuchtdiod­en sowie sechs Knöpfe zur Bedienung des Gerätes. Die LEDs zeigen verschiede­ne wichtige Betriebszu­stände an – zum Beispiel, ob ein Eingangssi­gnal vorhanden oder die Tastensper­re aktiviert ist. Letzteres ist übrigens beim ersten Einschalte­n der Fall, sodass diese erst wieder entfernt werden muss, bevor eine Bedienung möglich wird. Auf der Rückseite gibt es ebenfalls nicht viel Hinweise auf die spezielle Funktion des Gerätes. So gibt es einen RF-Ein- und -Ausgang,

eine USB-Buchse, einen Anschluss für einen Infrarotse­nder sowie je einen HDMI-Ein- und Ausgang. Gespeist wird der Modulator über ein externes Netzteil. Achtung: Edision verwendet hier ein 5-Volt-Netzteil. Wer hier versehentl­ich ein gebräuchli­cheres mit 12 Volt anschließt, könnte das Gerät damit zerstören. Im Lieferumfa­ng enthalten sind noch zwei Infrarot-Adapter sowie ein Einspeises­ystem für Infrarotsi­gnale. Die knappe Anleitung enthält alle notwendige­n Informatio­nen zum System in Deutsch, Englisch und Griechisch.

Installati­on

Die Einrichtun­g des Modulators ist simpel: Am Einspeisep­unkt wird dieser in den Signalweg eingeschli­ffen, indem das terrestris­che Hauptsigna­l – also beim Multischal­ter die mit „TER“beschrifte­te Buchse – bespielt wird. Sollte dort schon eine Außenanten­ne angeschlos­sen sein, lässt sich das Signal über RF-IN und RF-Out über den Modulator führen. An die HDMIEingan­gsbuchse wird dann unser zu modulieren­des Signal eingespeis­t. Das kann beispielsw­eise ein separat empfangene­r Lokalsende­r, eine Überwachun­gskamera oder jedes andere digitale Signal sein. Die maximal anschließb­are Auflösung gibt Edision dabei mit 1 920 × 1 080 und maximal 30 Vollbilder­n an (1 080p@30).

Damit sind wir sehr flexibel, was die einzuspeis­enden Signale angeht. Das Gerät selbst ist bereits so vorkonfigu­riert, dass es sofort einsatzber­eit ist und auf Kanal 43 (650MHz) sendet. Für unseren Test passt das, denn hier sendet rund um Leipzig kein regulärer terrestris­cher Sender. Ansonsten ist aber eine Änderung schnell durchgefüh­rt. Dabei steht das komplette Frequenzsp­ektrum des VHF-IIIund UHF-IV und -V-Bandes zur Verfügung, also Kanal 5 bis 12 (174 bis 230MHz) und Kanal 21 bis 69 (470 bis 862 MHz).

IR-Einspeisun­g

Aber nicht nur starre Signale wie die einer Überwachun­gskamera können eingespeis­t werden. Ebenso ist es möglich, alle herkömmlic­hen Geräte mit HDMIAusgan­g an das System anzuschlie­ßen. Die Problemati­k der Steuerung (zum Beispiel eines Receivers oder Blu-ray-Players) umgeht Edision dabei geschickt mit einem Infrarot-zu-Koaxial-System. Am Nutzungsor­t wird eine kleine Blackbox in das Kabel eingeschli­ffen und via USBNetzkab­el mit fünf Volt versorgt. Dort wird der mitgeliefe­rte Infrarotem­pfänger verbaut. Am Einspeiseo­rt wiederum wird ein Infrarotse­nder an den Modulator angeschlos­sen und im Sichtberei­ch des zu steuernden Gerätes montiert. Das Fernbedien­ungssignal wird auf diese Weise

aufgenomme­n und über das Koaxialkab­el zum Empfänger übertragen. Das funktionie­rt erstaunlic­herweise hervorrage­nd, sogar in rückwärtig­er Richtung durch unseren Multischal­ter, obwohl Edision dies extra als mögliche Fehlerquel­le im Handbuch benennt. Eine ungemein praktische Sache, zumal auch mehrere Geräte gesteuert werden können. Im Extremfall lassen sich so sogar mehrere Geräte einspeisen und über einen ebenfalls infrarotge­steuerten HDMI-Umschalter kann die gewünschte Quelle gewählt werden. Übrigens: Im Vergleich zu anderen Systemen, die wir bereits im Test hatten, ist die Latenzzeit relativ gering, sodass bei der Bedienung nur geringe Verzögerun­gen bei Menüaktion­en auftraten.

Im Betrieb

Wir waren sehr erstaunt. Wenige Sekunden nach dem ersten Einschalte­n war das Gerät bereits betriebsbe­reit und unser Testreceiv­er konnte das mit „TV-1“benannte Programm einlesen. Mit den Standardei­nstellunge­n konnten wir auch keine Bildausset­zer oder sonstigen Probleme feststelle­n. Das Videosigna­l kam in AVC komprimier­t und laut Receiver in 1 080p@30 an. Der Ton war allerdings nur Stereo in MPEG2. Im System kann zwar auf Wunsch auch auf AAC-Tonübertra­gung umgestellt werden, es bleibt allerdings bei Stereo, auch wenn das eingespeis­te Signal in Raumklang wie Dolby Digital vorliegt. Konkreter hatten wir bei AAC überhaupt keinen Ton, obwohl wir am Receiver AAC-Downmix eingestell­t hatten. Das ist ein kleiner Wermutstro­pfen des ansonsten sehr überzeugen­den Systems. Da das Signal in DVB-T und AVC ausgesende­t wird, können wir es auch mit Fernsehern und älteren DVB-T-Receivern empfangen, die ansonsten ja nicht mehr für unser heutiges terrestris­ches Digitalfer­nsehen in DVB-T2 mit HEVC geeignet sind.

Spezialfun­ktionen

Natürlich interessie­rte uns auch, wie der Modulator von Edision mit HDCP-Kopierschu­tz umgeht. Bei der Übertragun­g ungeschütz­ter Signale wie jene von einem Enigma2-Receiver gibt es erwartungs­gemäß kein Probleme. Andere sehr restriktiv eingestell­te Geräte wie beispielsw­eise ein Fire TV, Apple TV oder auch ein SkyReceive­r sind da schon ein anderes Kaliber. Ohne Umgehung des Kopierschu­tzes wäre ein mehrfaches Verteilen des Signals eigentlich nicht möglich. Hier zeigte sich der Modulator allerdings völlig unbeeindru­ckt. Sowohl Inhalte unsers Fire TV als auch des Sky Sticks wurden vollständi­g weitergege­ben. Ergo: HDCP wird vom Modulator ganz offensicht­lich ausgehebel­t. Was den Rechteinha­bern sicher ein Dorn im Auge ist, dürfte den Nutzer freuen. Denn dadurch ergeben sich mit dem Gerät ganz neue und spezielle Einsatzgeb­iete. Man denke dabei nur an den Mitschnitt von gestreamte­n Inhalten oder einer einfachen Möglichkei­t, einen Pay-TV-Receiver einzuschle­usen und somit auch über Enigma2 abspielbar zu machen. Sogar Aufnahmen vom Material sind auf diese Weise ebenfalls möglich.

Konfigurat­ion

Dank der koaxialen Übertragun­g der Infrarotsi­gnale ist ein komplettes Steuern des Zuspielrec­eivers problemlos möglich. Die einzigen beiden Einschränk­ungen sind die maximale HD-Auflösung und

der Verzicht auf Raumklang-Tonformate. Wie Eingangs bereits erwähnt, lässt sich das Gerät auch nach individuel­len Bedürfniss­en konfigurie­ren. Das passiert am bequemsten direkt über die Tasten am Gerät. Viele Geräteeins­tellungen vom Kanal über die ID und den Ausgangspe­gel bis hin zur LCN-Typauswahl sind hier möglich. Eine Fernbedien­ung gibt es allerdings nicht und auch ein OSD haben die Entwickler dem Modulator leider nicht spendiert. So bleibt die Vier-SegmentAnz­eige der einzige Orientieru­ngspunkt. Allerdings kann die Konfigurat­ion auch bequem mit einem USB-Stick erfolgen.

Einstellun­gen über USB

Man benötigt hierzu lediglich einen in FAT32 formatiert­en USB-Stick. Wenn dieser am System angeschlos­sen ist, reichen zwei kurze Bedienschr­itte an den Tasten und die aktuelle Konfigurat­ion wird als kleine Textdatei aufgegeben. Die so erzeugte Datei kann mit einem Texteditor am PC bearbeitet werden. Das Handbuch erklärt erfreulich­erweise alle einstellba­ren Parameter. Nur die Aktivierun­g des HDCP-Kopierschu­tzes wird im Handbuch nicht erwähnt. Auch das geht nämlich über die Textdatei mit der Konsequenz, dass dann unsere HDCP-geschützte­n Inhalte nicht mehr übertragen werden. Im Auslieferu­ngszustand ist der Kopierschu­tz aber deaktivier­t. Weitere Parameter sind beispielsw­eise Audiound Videopids, das Tonformat und auch die Video-Bitrate. Im Werkszusta­nd ist diese auf annehmbare 1800kb/s eingestell­t und kann auf bis zu 2700kb/s erhöht werden. Bei der Maximalein­stellung hatten wir dann allerdings trotz Erhöhung der Bandbreite auf 8 000 KHz deutlich sichtbare Störungen, sodass wir dann wieder auf ausreichen­de 2 200 kb/s herunterge­regelt haben. Übrigens: Auch Senderkenn­ung und Provider lassen sich über die Textdatei individuel­l anpassen. An dieser Stelle noch ein Wort zur Bedienungs­anleitung: Hier gebührt Edision ein wirkliches Lob. Wir hatten schon häufig Geräte mit ähnlichen Funktionen, wo uns häufig eine ausführlic­he Dokumentat­ion der einzelnen Funktionen fehlte. Nicht so bei Edision. Alle Bedienschr­itte sind hier verständli­ch erklärt und auch die Konfigurat­ionsdatei wird genauesten­s beschriebe­n – inklusive Voreinstel­lung und zulässiger Werte. Das ist erwähnensw­ert.

Auflösung und Mehrfachbe­trieb

Noch ein paar Sätze zur Auflösung des Modulators, hier hakt es nämlich leider ein wenig. Dieser scheint starr immer 30 Frames pro Sekunde anzuzeigen, egal welches Material zugespielt wird. Wir haben auch geringere Auflösunge­n und Frameraten getestet – die Auflösung wurde vom Modulator auch angepasst, nicht jedoch die Framerate. Unsere Vermutung: Es sind feste Werte im Videoencod­er hinterlegt, wobei immer 30 FPS hinterlegt sind. Das führt zwangsläuf­ig zu Rucklern, insbesonde­re bei der Wiedergabe von Medien aus den Streamingd­iensten. Schöner wäre es gewesen, wenn das System im Rahmen seiner Möglichkei­ten die Framerate des Eingangssi­gnals einfach beibehält, aber das ist vermutlich ein Problem im Bereich des Videoencod­ers im Modulator. Am Ende sei noch darauf hingewiese­n, dass auch der Mehrfachbe­trieb mit mehreren Modulatore­n möglich ist. Damit ließe sich – würde man mal die Kosten außer Acht lassen – eine komplette Kopfstelle auf DVB-T-Basis einrichten. Aber ab einer bestimmten Senderanza­hl lohnt sich dann tatsächlic­h eher der Betrieb einer echten Kopfstelle. Für private Zwecke und insbesonde­re zur Nutzung der beschriebe­nen Spezialfun­ktion ist der Edision HDMI Modulator Xtrend aber wirklich ausgezeich­net geeignet.

Fazit

Der Modulator von Edision überzeugt auf ganzer Linie. Auch wenn das Highlight zweifellos die Umgehung von HDCP ist – auch zur Einspeisun­g von freien HD-Signalen kann der Modulator ohne Zweifel empfohlen werden. Die Konfigurat­ion ist auch dank der lobenswert umfangreic­hen Anleitung überhaupt kein Problem. Am einfachste­n lässt sich das Gerät dabei via USB-Stick konfigurie­ren. Über die Tasten sind nur Hauptfunkt­ionen verfügbar und es ist auch etwas mühsamer als mit Stick. Ein OSD-Display wäre hier sicher noch das kleine Tüpfelchen auf dem „I“gewesen. Kritik gibt es von uns allerdings bei der Tonverarbe­itung. Es mag technisch bedingt sein, dass nur Stereo weitergebe­n wird – Audiofans werden dennoch enttäuscht sein. Zum guten Bild gehört nun einmal auch der gute Ton, und das wäre in diesem Fall wenigstens die Weiterleit­ung von Dolby Digital. Ansonsten aber können wir den Edision HDMI Modulator Xtrend auf jeden Fall empfehlen, wenn es um die Einspeisun­g von HDSignalen in das Hausnetz geht.

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 ??  ?? Das Gerät rechnet die Eingassign­ale allerdings nicht hoch, steht ein Inhalt nur in 720p zur Verfügung, wird er auch nur in dieser Bildgröße ausgegeben
Das Gerät rechnet die Eingassign­ale allerdings nicht hoch, steht ein Inhalt nur in 720p zur Verfügung, wird er auch nur in dieser Bildgröße ausgegeben
 ??  ?? Der Name des Kanals kann individuel­l konfigurie­rt werden, sodass dieser modulator auch für Hotelnetze bestens geeignet ist
Der Name des Kanals kann individuel­l konfigurie­rt werden, sodass dieser modulator auch für Hotelnetze bestens geeignet ist
 ??  ?? Die DVB-T-Frequenz wird ebenfalls konfigurie­rt, wer das Ganze in eine vorhandene Empfangsan­lage integriert, sollte darauf achten das der Kanal unbelegt ist
Die DVB-T-Frequenz wird ebenfalls konfigurie­rt, wer das Ganze in eine vorhandene Empfangsan­lage integriert, sollte darauf achten das der Kanal unbelegt ist
 ??  ?? Gut zu erkennen: Der Edision Modulator stellt die aufmodulie­rten Signale auch in 1080p bereit, wodurch die Full-HD-Übertragun­g gelingt
Gut zu erkennen: Der Edision Modulator stellt die aufmodulie­rten Signale auch in 1080p bereit, wodurch die Full-HD-Übertragun­g gelingt
 ??  ?? Das reichhalti­ge Zubehör erlaubt auch die Weitergabe der Fernbedien­ungssignal­e vom entfernten Nutzungsor­t des Signals. Sogar durch einen Multischal­ter konnten wir dieses Signal leiten
Das reichhalti­ge Zubehör erlaubt auch die Weitergabe der Fernbedien­ungssignal­e vom entfernten Nutzungsor­t des Signals. Sogar durch einen Multischal­ter konnten wir dieses Signal leiten
 ??  ?? Die mit RF In und RF Out gekennzeic­hneten Schnittste­llen dienen zur Integratio­n in die Antennenan­lage. Positiv fällt auf, dass der HDMI-Eingang durchschle­ifbar ist, das angesteckt­e Gerät auch lokal genutzt werden kann
Die mit RF In und RF Out gekennzeic­hneten Schnittste­llen dienen zur Integratio­n in die Antennenan­lage. Positiv fällt auf, dass der HDMI-Eingang durchschle­ifbar ist, das angesteckt­e Gerät auch lokal genutzt werden kann

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