Eurosport setzt auf 4K
Mitte Dezember 2019 gab Eurosport bekannt, dass der Sender in Kooperation mit dem internationalen Skiverband FIS erstmals fünf hochkarätige Weltcup-Skirennen in ultrascharfem UHD übertragen wird. Für alle Skifans ein atemberaubendes Erlebnis.
Wintersport in bester UHD-Qualität: Das müssen Sie alles beachten, um in den Genuss zu kommen.
Im Rahmen von Eurosport 4K wurden und werden die Rennen auf UHD1 auf Astra 19,2 Grad Ost übertragen. Für den Empfang braucht man in Deutschland eine HD-Plus-Karte oder in Österreich ein HD-Austria-Abo. Bislang wurden am 28. und 29. Dezember 2019 aus Bormio die Abfahrt und Kombination Super-G und am 8. Januar der Nachtslalom aus Madonna di Campiglio live gezeigt. Noch freuen dürfen wir uns auf den Super-G und die Kombination aus La Thuile am 29. Februar und 1. März.
Eurosport 4K
Zugegeben, die Spannung auf das erste Skirennen in UHD war groß. Besonders in einem Land wie Österreich, wo Skifahren die nationale Sportart Nummer 1 ist. Denn Eurosport 4K versprach im Vergleich zu den öffentlich-rechtlichen Sendern aus Deutschland und Österreich nicht weniger als ein achtmal so scharfes Bild. Abgesehen davon waren wir gespannt, wie Eurosport die UHDÜbertragungen umsetzt. Von Minimal
aufwand bis zur unvergesslichen Show war alles vorstellbar. Während der ersten UHD-Übertragungen großer Live-Events war es noch erforderlich, für HD und UHD voneinander unabhängige Übertragungswege, Kameras inklusive, aufzubauen. Davon ist man inzwischen weit entfernt. Für den Speed-Klassiker aus Bormio kamen 23 UHD-Kameras zum Einsatz, beim Nachtslalom aus Madonna di Campiglio 17. In La Tulie werden es 20 sein. Sie zeichnen mit 50 Bildern pro Sekunde auf und sorgen für maximale Schärfe, selbst bei schnellen Bewegungen. Wie der Bildvergleich mit den parallelen Übertragungen des ORF und Eurosport SD/HD zeigte, erfolgte die Produktion vollständig in UHD. Womit sich das Video weder in den Bildausschnitten, noch in der Schnittfolge unterschied. Selbstverständlich waren auch alle Einblendungen, wie die Stoppuhr, in UHD. Aus diesem UHD-Signal wurde letztlich das von den anderen TV-Sendern gezeigte SD und HD generiert. Einige Unterschiede zwischen dem normalen Eurosport 1 und Eurosport 4K gab
es dann doch. Das UHD-Signal verzichtete auf Werbeunterbrechungen und fing so auch die Stimmung während der einzelnen Startblöcke eindrucksvoll ein. Wahrscheinlich deshalb kam Eurosport 4K auch mit separater Moderation. Während auf Eurosport 1 wie gewohnt Doppelmoderation angesagt war, kommentierte auf Eurosport 4K nur ein Sprecher das Geschehen. Wobei wir beide Varianten als ebenbürtig erachteten. Schade ist nur, dass sich Eurosport 4K ausschließlich auf die Übertragung der Rennen beschränkte. Womit die Vor- und Nachberichterstattung wegfiel. Zumindest bei einem der Bormio-Rennen schaltete UHD1 auch zu spät auf das Eurosport-Signal, sodass der erste Skirennläufer nur über andere Kanäle in HD zu sehen war.
Kritik
Es ist zwar toll, dass es so einen Sender wie UHD1 gibt, auf dem TV-Anstalten einzelne Events in UHD ausstrahlen können, ohne einen eigenen UHD-Satellitenkanal zu besitzen. Schade ist nur, dass längst
nicht jeder, der die Chance gehabt hätte, die Skirennen in UHD zu sehen, davon nichts gewusst hat. Daran trägt sicher auch der EPG von UHD1 mit Schuld. Dieser gibt nämlich nur Auskunft über Sendungen, die während der verschlüsselten Zeit während der Woche am Abend und am Wochenende ab dem Nachmittag, ausgestrahlt werden. Während des Tages, also dann, wann die meisten Skirennen stattfinden, ist im EPG nur „Free Fenster“zu lesen.
Bildqualität
So sehr sich die Skifans auf das erste Skirennen in UHD freuten, so sehr wurde mancher Zuschauer von dem, was Eurosport 4K aus Bormio zu bieten hatte, enttäuscht. Klar war das Bild knackig scharf. Dafür wirkte es über alle Maßen flau. Während die HD-Übertragungen, etwa des ORF, strahlenden Sonnenschein verhießen, wirkte das Signal über UHD1 so, als müssten sich die Athleten den Weg durch leichten Nebel ins Tal stürzen. Zudem fiel negativ auf, dass Rot bestenfalls als Orange dargestellt wurde. Diesen Effekt erlebten Zuschauer, die das Signal mit externen UHD-Boxen, aber auch mit Fernsehern mit integriertem Tuner sahen. Umso verblüffender war, dass andere diese Unzulänglichkeiten nicht bemerkten und sich mit dem Eurosport-4K-Bild sogar über dem siebten Himmel wähnten. Ein Beweis dafür, dass die Ursache nicht beim TV-Sender zu suchen war. Vielmehr handelte es sich um falsche Bildeinstellungen an den Empfangsgeräten.
Unterschiede in der Produktion
UHD bietet im Vergleich zu Full-HD nicht nur ein viermal schärferes Bild. Es bietet auch einen umfangreicheren Farbraum und wird meist mit höherem Dynamikumfang und größerer Farbtiefe produziert. Sie sorgen für einen größeren Kontrastumfang und mehr Details bei der Farbwiedergabe. Dafür gibt es mehrere Produktionsverfahren. Für den höheren Dynamikumfang sind HDR und HLG die bekanntesten.
Bild richtig einstellen
Das Problem der teils unzureichenden UHD-Bildwiedergabe liegt in den Werkseinstellungen der Empfangsgeräte. Dies trifft auch auf die Grundkonfiguration von Linux-Boxen zu. Die Bildeinstellungen findet man etwa bei OpenATV unter Einstellungen, Bild, Grundeinstellungen. Hier ist nicht nur die gewünschte Auflösung festzulegen. Am unteren Ende der Liste finden sich auch mehrere HDMI-Einstellparameter, die auf „Automatik“voreingestellt sind. Für TV-Sender in SD und HD passt diese Programmierung perfekt und gibt keinen Anlass, etwas zu verändern. Hinzu kommt, dass die meisten frei zugänglichen UHD-Inhalte mit dieser Einstellung ebenfalls keinen Anlass zur Klage geben.
Die korrekte Farbe
Das Fernsehen vermag nicht unendlich viele Farben darzustellen, sondern ist Grenzen unterworfen. Die Menge der von ihm darstellbaren Farben wird als Farbraum bezeichnet. Dieser ist bei SD/HD geringer als bei UHD. Empfängt man Ultra-HD mit dem für SD/HD vorgesehenen Farbraum BT 709, sorgt dies unter anderem für in Orange dargestelltes Rot und flaues Gelb. Für Ultra-HD empfiehlt die internationale Fernmeldeunion den Standard BT 2020. Wechselt man in den Bildeinstellungen den Punkt „HDMI Farbprofile“auf BT 2020, fallen zuerst die nun vorhandenen Rottöne auf. Auch die anderen Farben wirken so, wie sie sollen. Allerdings sorgt diese Einstellung nur bei UHD für faszinierende Resultate. Die fallen übrigens auch bei UHD-Kanälen auf, bei denen man bislang dachte, dass das Bild perfekt sei. Der Automatik-Modus scheint SD und HD zu bevorzugen und primär auf den Farbraum BT 709 zuzugreifen. Wei
ter ist in den Bildschirmeinstellungen der Zeile „HDMI HDR Mode“Aufmerksamkeit zu schenken. Sie steht ebenfalls auf Automatik und verspricht, selbsttätig den richtigen Modus auszuwählen.
HDR Modus
Dabei scheinen die Prioritäten einmal mehr bei SD/HD zu liegen. Bei UHD scheint die Automatik für den höheren Dynamikumfang HLG zu bevorzugen.. Bei einem in HLG10 produzierten Signal, führt diese Auswahl zu flauen Bildern, wie eben bei Eurosport 4K. Wechselt man in den Bildeinstellungen von OpenATV „HDMI HDR Mode“auf „hdr10“, sieht man sofort, wie sich das Bild grundlegend zum Positiven verändert. Das flaue Bild verschwindet und präsentiert sich fortan mit faszinierendem Kontrastumfang, brillanten Farben und exzellenter Detailtreue. Nur wenn beide Einstellungen entsprechend optimiert wurden, kann Eurosport 4K zeigen, was in ihm steckt.
Keine einheitlichen Einstellungen
Nimmt man es ganz genau, benötigen SD/HD und UHD voneinander abweichende Einstellungen. Mit den optimalen UHD-Parametern kommt übliches HD am Bildschirm nicht nur einen Tick zu dunkel, sondern auch mit übertriebener
Farbsättigung. So macht das alltägliche Fernsehen definitiv keinen Spaß. Womit es fürs Alltags-TV heißt: Wieder alles auf Automatik zurückstellen.