Verdrängung durch kartenlose Module nimmt zu: ORF-Karten werden rarer
Österreichisches Fernsehen ist über Astra aus Urheberrechtsgründen großteils verschlüsselt. Für ihren Empfang gibt es seit über 20 Jahren die ORF-Smartcard. Parallel wird seit Herbst 2017 auch ein kartenloses Modul angeboten. Es soll die ORF-Karte ersetzen.
Bislang wurden in Österreich Decodiermodulen und zertifizierenten Sat-Receivern ORF-Smartcards beigepackt. Damit hatten die Kunden sofort alles in der Hand, um die vier Kanäle des ORF, sowie die Privatsender Servus TV (Österreich-Version); ATV, ATV2 und Puls4 ohne monatliche Zusatzkosten in SD und bis auf ATV2 und Puls4 auch in HD sehen zu können. Die Karte wird unter dem Namen ORF Digital vermarktet.
Obwohl es die ORF-Karte bereits seit über 20 Jahren gibt, wurde ihr Handling immer wieder als kompliziert empfunden. Zumindest, was dem Umstand entspricht, dass sie rund alle fünf Jahre auszutauschen ist und somit regelmäßig Zusatzkosten verursachte. Zudem erlaubt die ORF-Karte leichter nicht von den Plattformbetreibern vorgesehene Nutzungsmöglichkeiten.
Kartenloses Modul
Bereits seit Oktober 2017 wird parallel zur ORF-Karte auch ein kartenloses ORFModul unter der Plattformbezeichnung
ORF Digital Direkt angeboten. Es verspricht eine dauerhafte Nutzung. Womit der regelmäßige, stets mit Kosten verbundene Kartentausch, entfällt. Es unterstützt zwar nicht mehr die Decodierung von ORF1-4 in Standardauflösung, gewährt dafür aber exklusiven Zugang zur Sat-HD-Plattform von SimpliTV. Sie ist vergleichbar mit dem deutschen HD Plus. Seit Ende 2019 werden im Fachhandel nur noch diese kartenlosen Module angeboten und werden auch den Sat-Receivern beigepackt. Aktuell sind bestenfalls Restbestände von alten Modulen und Karten erhältlich.
ORF-Karte gibt es weiter
Die ORF-Smartcard wird zwar nicht mehr im großen Stil unters Volk gebracht, ihr Ende ist das aber noch nicht. die ORF-Digital-Plattform besteht nach wie vor, und über sie kann man auch heute noch neue Smartcards ordern. Dafür gelten aber nach wie vor dieselben Voraussetzungen. Eine ORF-Karte bekommt man nur mit österreichischem Wohnsitz und wenn man österreichische Rundfunkgebühr bezahlt. Beides wird im Anmeldeformular abgefragt. Für eine neue Karte werden 45 Euro, Stand Januar 2020, fällig. Die neue Karte wird innerhalb von zehn Tagen zugeschickt. Dessen ungeachtet müssen wir uns darüber im Klaren sein, dass die ORF-Smartcard ein Auslaufmodell ist.
Keine Gefahr für bestehende Karten
Vorhandene ORF-Smartcards können weiter im vollen Umfang genutzt werden. Zumindest, solange sie nicht älter als fünf Jahre alt sind. Wie lange eine vorhandene Karte noch läuft, kann man übrigens im Kundenportal von ORF Digital nachlesen. Über dieses sind auch neue Karten zu ordern. Weiter bietet die Plattform eine Umstiegsaktion an, bei der man von der ORF-Karte zum kartenlosen Modul wechseln kann.
Was wird sich ändern?
Im Laufe der kommenden Jahre wird die Zahl der aktiven Smartcards reduzieren. Sie werden nach und nach durch kartenlose Module ersetzt werden. Auch wenn diese mit „mehr Komfort“beworben werden, so sind mit ihnen doch einige Einschränkungen beim flexiblen Einsatz verbunden. Zudem bleiben mit ihnen Boxen mit Kartenschlitz außen vor. Wer sich heute eine neue ORF-Karte besorgt, kann sie bis Anfang 2025 nutzen. Bis wann in Zukunft ablaufende Karten gegen neue getauscht werden, lässt sich heute noch nicht sagen. Fakt ist aber, dass es derzeit international Bestrebungen gibt, Smartcards zugunsten kartenloser Zugangssysteme auslaufen zu lassen.
Warum kartenloses Modul?
In erster Linie wird mit kartenlosen Modulen das illegale Cardsharing, bei der sich mehrere Receiver eine einzige Smartcard teilen, um so kostengünstig zu Pay-TV zu gelangen, unterbunden. Dieses Vorgehen wird mit kartenlosen Modulen erheblich erschwert. Zudem zählt der Multituner und Schlitz für ein Decodiermodul längst zur Standardausstattung eines jeden neueren Fernsehers. Dünne Kartenschlitze besitzen sie nicht. Das Nachsehen haben indes vor allem Sat-Receiver, die häufig nur mit einem Kartenschlitz ausgestattet sind. Bei ihnen muss man sich künftig die Frage stellen, ob man sich für den weiteren Empfang bestimmter Inhalte mit einem kartenlosen Modul, ein neues Gerät anschafft oder ob man künftig darauf verzichtet.
Ausländische Zuschauer
Dass manche ORF-Karte ihren Weg ins benachbarte Ausland gefunden hat, ist allgemein bekannt. Zum Teil sind es Ver
wandte oder Freunde, die Deutsche oder Schweizer mit der begehrten grünen Karte aus Österreich versorgen. Mancher hat sie sich auch zu mitunter hoffnungslos überteuerten Preisen über Versteigerungsplattformen besorgt. Für alle gilt, dass sie, sofern ihre Bezugsquelle aufrecht bleibt, auch in Zukunft österreichisches Fernsehen sehen werden können.
Welches Modul kaufen?
In Österreich werden zwei Arten kartenloser Module angeboten. Bei ihrer Auswahl kommt es auf kleine, aber relevante Details an. Die, nennen wir sie, offiziellen kartenlosen ORF-Module tragen das
Logo von ORF Digital Direkt. Weiter zeigt der Aufkleber, beziehungsweise auch die Verpackung, die Logos der vier ORF-Programme. Mit dem ORF-Modul kann man zudem alle aus urheberrechtlichen Gründen codierten landeseigenen Privatsender sehen. Zudem bietet das Modul den Zugang zum Pay-TV-Paket von Simpli Sat, das die wichtigsten deutschen Privatsender in HD beinhaltet.
Das zweite kartenlose Modul stammt von HD Austria. Genau genommen klebt in ihm die sehr kleine Smartcard. Dieses Modul ist in erster Linie dazu gedacht, das HD-Austria-Pay-TV, das in erster Linie die Österreichversionen der deutschen
Privatsender in HD enthält, zu abonnieren. Diese Module tragen das Emblem des Pay-TV-Anbieters Weiter werben sie für den HD-Empfang der Privatsender. Sie können auch ohne abgeschlossenes Abo betrieben werden. Allerdings verrechnet HD Austria für die Freischaltung der vier ORF-Kanäle, den beiden ATVs und Puls4 jährlich 6 Euro. Die Österreich-Version von Servus TV bleibt damit aber schwarz. Für welches CI-Modul man sich entscheidet, hängt letztlich davon ab, was man sehen möchte. Immerhin unterscheiden sich beide Pay-TV-Pakete in einigen Details bei der Senderbelegung.