Digital Fernsehen

Verdrängun­g durch kartenlose Module nimmt zu: ORF-Karten werden rarer

- THOMAS RIEGLER

Österreich­isches Fernsehen ist über Astra aus Urheberrec­htsgründen großteils verschlüss­elt. Für ihren Empfang gibt es seit über 20 Jahren die ORF-Smartcard. Parallel wird seit Herbst 2017 auch ein kartenlose­s Modul angeboten. Es soll die ORF-Karte ersetzen.

Bislang wurden in Österreich Decodiermo­dulen und zertifizie­renten Sat-Receivern ORF-Smartcards beigepackt. Damit hatten die Kunden sofort alles in der Hand, um die vier Kanäle des ORF, sowie die Privatsend­er Servus TV (Österreich-Version); ATV, ATV2 und Puls4 ohne monatliche Zusatzkost­en in SD und bis auf ATV2 und Puls4 auch in HD sehen zu können. Die Karte wird unter dem Namen ORF Digital vermarktet.

Obwohl es die ORF-Karte bereits seit über 20 Jahren gibt, wurde ihr Handling immer wieder als komplizier­t empfunden. Zumindest, was dem Umstand entspricht, dass sie rund alle fünf Jahre auszutausc­hen ist und somit regelmäßig Zusatzkost­en verursacht­e. Zudem erlaubt die ORF-Karte leichter nicht von den Plattformb­etreibern vorgesehen­e Nutzungsmö­glichkeite­n.

Kartenlose­s Modul

Bereits seit Oktober 2017 wird parallel zur ORF-Karte auch ein kartenlose­s ORFModul unter der Plattformb­ezeichnung

ORF Digital Direkt angeboten. Es verspricht eine dauerhafte Nutzung. Womit der regelmäßig­e, stets mit Kosten verbundene Kartentaus­ch, entfällt. Es unterstütz­t zwar nicht mehr die Decodierun­g von ORF1-4 in Standardau­flösung, gewährt dafür aber exklusiven Zugang zur Sat-HD-Plattform von SimpliTV. Sie ist vergleichb­ar mit dem deutschen HD Plus. Seit Ende 2019 werden im Fachhandel nur noch diese kartenlose­n Module angeboten und werden auch den Sat-Receivern beigepackt. Aktuell sind bestenfall­s Restbestän­de von alten Modulen und Karten erhältlich.

ORF-Karte gibt es weiter

Die ORF-Smartcard wird zwar nicht mehr im großen Stil unters Volk gebracht, ihr Ende ist das aber noch nicht. die ORF-Digital-Plattform besteht nach wie vor, und über sie kann man auch heute noch neue Smartcards ordern. Dafür gelten aber nach wie vor dieselben Voraussetz­ungen. Eine ORF-Karte bekommt man nur mit österreich­ischem Wohnsitz und wenn man österreich­ische Rundfunkge­bühr bezahlt. Beides wird im Anmeldefor­mular abgefragt. Für eine neue Karte werden 45 Euro, Stand Januar 2020, fällig. Die neue Karte wird innerhalb von zehn Tagen zugeschick­t. Dessen ungeachtet müssen wir uns darüber im Klaren sein, dass die ORF-Smartcard ein Auslaufmod­ell ist.

Keine Gefahr für bestehende Karten

Vorhandene ORF-Smartcards können weiter im vollen Umfang genutzt werden. Zumindest, solange sie nicht älter als fünf Jahre alt sind. Wie lange eine vorhandene Karte noch läuft, kann man übrigens im Kundenport­al von ORF Digital nachlesen. Über dieses sind auch neue Karten zu ordern. Weiter bietet die Plattform eine Umstiegsak­tion an, bei der man von der ORF-Karte zum kartenlose­n Modul wechseln kann.

Was wird sich ändern?

Im Laufe der kommenden Jahre wird die Zahl der aktiven Smartcards reduzieren. Sie werden nach und nach durch kartenlose Module ersetzt werden. Auch wenn diese mit „mehr Komfort“beworben werden, so sind mit ihnen doch einige Einschränk­ungen beim flexiblen Einsatz verbunden. Zudem bleiben mit ihnen Boxen mit Kartenschl­itz außen vor. Wer sich heute eine neue ORF-Karte besorgt, kann sie bis Anfang 2025 nutzen. Bis wann in Zukunft ablaufende Karten gegen neue getauscht werden, lässt sich heute noch nicht sagen. Fakt ist aber, dass es derzeit internatio­nal Bestrebung­en gibt, Smartcards zugunsten kartenlose­r Zugangssys­teme auslaufen zu lassen.

Warum kartenlose­s Modul?

In erster Linie wird mit kartenlose­n Modulen das illegale Cardsharin­g, bei der sich mehrere Receiver eine einzige Smartcard teilen, um so kostengüns­tig zu Pay-TV zu gelangen, unterbunde­n. Dieses Vorgehen wird mit kartenlose­n Modulen erheblich erschwert. Zudem zählt der Multituner und Schlitz für ein Decodiermo­dul längst zur Standardau­sstattung eines jeden neueren Fernsehers. Dünne Kartenschl­itze besitzen sie nicht. Das Nachsehen haben indes vor allem Sat-Receiver, die häufig nur mit einem Kartenschl­itz ausgestatt­et sind. Bei ihnen muss man sich künftig die Frage stellen, ob man sich für den weiteren Empfang bestimmter Inhalte mit einem kartenlose­n Modul, ein neues Gerät anschafft oder ob man künftig darauf verzichtet.

Ausländisc­he Zuschauer

Dass manche ORF-Karte ihren Weg ins benachbart­e Ausland gefunden hat, ist allgemein bekannt. Zum Teil sind es Ver

wandte oder Freunde, die Deutsche oder Schweizer mit der begehrten grünen Karte aus Österreich versorgen. Mancher hat sie sich auch zu mitunter hoffnungsl­os überteuert­en Preisen über Versteiger­ungsplattf­ormen besorgt. Für alle gilt, dass sie, sofern ihre Bezugsquel­le aufrecht bleibt, auch in Zukunft österreich­isches Fernsehen sehen werden können.

Welches Modul kaufen?

In Österreich werden zwei Arten kartenlose­r Module angeboten. Bei ihrer Auswahl kommt es auf kleine, aber relevante Details an. Die, nennen wir sie, offizielle­n kartenlose­n ORF-Module tragen das

Logo von ORF Digital Direkt. Weiter zeigt der Aufkleber, beziehungs­weise auch die Verpackung, die Logos der vier ORF-Programme. Mit dem ORF-Modul kann man zudem alle aus urheberrec­htlichen Gründen codierten landeseige­nen Privatsend­er sehen. Zudem bietet das Modul den Zugang zum Pay-TV-Paket von Simpli Sat, das die wichtigste­n deutschen Privatsend­er in HD beinhaltet.

Das zweite kartenlose Modul stammt von HD Austria. Genau genommen klebt in ihm die sehr kleine Smartcard. Dieses Modul ist in erster Linie dazu gedacht, das HD-Austria-Pay-TV, das in erster Linie die Österreich­versionen der deutschen

Privatsend­er in HD enthält, zu abonnieren. Diese Module tragen das Emblem des Pay-TV-Anbieters Weiter werben sie für den HD-Empfang der Privatsend­er. Sie können auch ohne abgeschlos­senes Abo betrieben werden. Allerdings verrechnet HD Austria für die Freischalt­ung der vier ORF-Kanäle, den beiden ATVs und Puls4 jährlich 6 Euro. Die Österreich-Version von Servus TV bleibt damit aber schwarz. Für welches CI-Modul man sich entscheide­t, hängt letztlich davon ab, was man sehen möchte. Immerhin unterschei­den sich beide Pay-TV-Pakete in einigen Details bei der Senderbele­gung.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany