Digital Fernsehen

Hat Sat-TV noch eine Zukunft?

- THOMAS RIEGLER

In letzter Zeit wird uns immer mehr vermittelt, dass die klassische­n TV-Empfangswe­ge, also Satellit, Kabel und DVB-T2, Schnee von gestern wären. Im Trend liegt indes alles, was an Bewegtbild­ern über das Internet zu uns gelangt. Wobei hier neben Streamingp­lattformen auch auch OTT-Dienste im Fokus stehen.

Satelliten­fernsehen mag vor allem den Jüngeren als komplizier­t und umständlic­h erscheinen. Braucht es für den Empfang doch eine Sat-Schüssel, die erst am Haus zu montieren ist.

Dann sind noch Kabel zu verlegen, und einen Receiver braucht man mitunter auch. Außerdem kann man Sat-TV nicht mobil, wie auf dem Weg zur Arbeit, nutzen. Im Gegenzug bietet der Sat-Empfang zahlreiche exklusive Vorteile, mit denen kein anderer Übertragun­gsweg auch nur annähernd mithalten kann. Zunächst bestimmt man selbst den Umfang der eigenen Sat-Anlage. Etwa darüber, wie viele Satelliten man empfangen möchte, welche und wie viele Receiver zum Einsatz kommen sollen. Über Satellit hat man die mit Abstand größte internatio­nale Programmvi­elfalt. So findet man alleine auf Astra 19,2 Grad Ost genügend deutschspr­achige Kanäle, zu denen man über andere Wege garantiert keinen Zugang findet. Etwa, indem man sich über Bekannte Decodierka­rten für österreich­ische Programme besorgt. Selbst ausländisc­hes Pay-TV ist hierzuland­e mit entspreche­nden Beziehunge­n möglich. Sobald ein TV- oder Radioprogr­amm aufgeschal­tet wird, steht es jedem zur Verfügung. Zudem hat man freien Zugang zu fremdsprac­higen Stationen, die über Satellit frei empfangbar sind, über Kabeloder etwa Streaminga­nbieter nur für teures Geld angeboten werden. Nicht zu vergessen bietet der Satellit die beste Bildqualit­ät. Da nur er genügend Übertragun­gskapazitä­ten bietet, finden darüber auch zuerst UHD-Kanäle ihre Heimat. Mit der Satelliten­antenne genießt man aber auch maximale Unabhängig­keit. Man

kann jederzeit selbst bestimmen, wann man was sehen möchte. Sat-TV funktionie­rt sogar, wenn die terrestris­che Infrastruk­tur, etwa durch Katastroph­en, in Mitleidens­chaft gezogen ist. Aus Erfahrung wissen wir, dass die Mobilfunkn­etze bei außergewöh­nlichen Ereignisse­n als erstes ausfallen. Bezieht man seine TV-Programme ausschließ­lich über das mobile Internet, wird man stets zu den ersten gehören, die nichts mehr sehen können.

Kabel-TV

Kabelferns­ehen war schon immer der teuerste Weg, um an TV zu kommen. Zwar spart man sich die Installati­onsarbeite­n

für Schüssel und Verteiler und die, je nach Ausstattun­g durchaus etwas höheren Anschaffun­gskosten einer Sat-Anlage. Diese Ersparnis geht aber vergleichs­weise schnell mit den monatliche­n Gebühren wieder drauf. Zudem bestimmt der Kabelanbie­ter, wie viele und welche Programme im Kabel angeboten werden. Programme können im Kabel auch schnell mal abgeschalt­et werden, während sie über Satellit weiter zu sehen sind. Mit Ende des analogen Kabelferns­ehens gehört dessen komfortabl­e Nutzung der Vergangenh­eit an. Da heute viele Kanäle im Kabel nur noch verschlüss­elt übertragen werden, braucht es in der Regel eine vom Anbieter vorgegeben­e Kabelbox oder ein Decodiermo­dul für jeden Fernseher, an dem man das Kabel-TV nutzen möchte. Zu den Vorteilen des digitalen Kabelferns­ehens zählt der vorhandene Rückkanal. Über ihn ist zum Beispiel eine Replay-Funktion möglich, die es erlaubt, alle Sendungen der wichtigste­n TV-Kanäle bis zu sieben Tage nach ihrer Ausstrahlu­ng ansehen zu können.

DVB-T2

Das digitale Antennenfe­rnsehen stellt die Grundverso­rgung mit heimischen TVProgramm­en dar. Zumindest 17 öffent

lich-rechtliche Programme, alle in HD, sind so gut wie überall im Lande empfangbar. Zum Teil sind sie sogar mobil im Auto verfügbar. Rund 80 Prozent der Bevölkerun­g kann über DVB-T2 auch die wichtigste­n 20 deutschen Privatsend­er in HD empfangen. Diese sind allerdings codiert und erfordern ein Abo. DVB-T2 bietet sich als Zweitempfa­ngsweg an. Weiter ist es eine preiswerte Option, damit ohne Zusatzkost­en am Zweit- oder Drittferns­eher die wichtigste­n Kanäle zu sehen. Selbstvers­tändlich bietet das digitale Antennenfe­rnsehen auch alle Zusatzfunk­tionen, die bereits vom Satelliten bekannt sind. Wie etwa Teletext, einen EPG und HbbTV. Letzteres wird zumindest in einigen Kabelnetze­n nicht oder kaum angeboten.

Lineares TV über Streaming-Plattforme­n

Das wirklich fasziniere­nde an diesen Plattforme­n ist, dass sie es schaffen, den Leuten Zugänge zu Programmen zu verkaufen, die sie über andere Verbreitun­gswege großteils gratis nutzen könnten. Hier scheint alleine die Bequemlich­keit der ausschlagg­ebende Punkt zu sein. Alles kommt über das Internet und ist über eine App auf beliebigen Endgeräten nutzbar. Das Portfolio an verfügbare­n Kanälen kann bei solchen Plattforme­n doch recht eingeschrä­nkt sein und liegt mitunter deutlich unter dem, was KabelTV zu bieten hat. Auch sollte man nicht davon ausgehen, bei jedem Anbieter auch das in HD zu bekommen, was über andere Plattforme­n in HD vorhanden ist. Zudem setzt lineares TV über das Internet einen ausreichen­d schnellen Breitbanda­nschluss voraus. Dieser ist längst noch nicht überall selbstvers­tändlich. Was in schlecht ausgebaute­n Regionen dazu führen kann, dass man sich mit schlechter­er Bildqualit­ät zufrieden geben muss. Zudem sind klassische Zusatzfunk­tionen, wie Teletext, über diesen Weg nicht möglich.

Videoplatt­formen

Videoplatt­formen ersetzen die Videothek von einst. Über sie hat man, einen Breitbanda­nschluss vorausgese­tzt, jederzeit den Zugang zu aktuellen und älteren Filmen und Serien in einer Fülle, von der man einst nicht einmal zu träumen gewagt hätte. Davon wird vieles über ein monatliche­s Abo abgegolten. Amazon Prime, Netflix und so weiter sind so die ideale Ergänzung zum Linearen Fernsehen.

Hybride Zukunft

Der Satellit wird noch für lange Zeit der wichtigste und zuverlässi­gste Übertragun­gsweg bleiben. Sowohl, was die Anzahl und Bildqualit­ät der Programme, ihre individuel­le Empfangbar­keit, die Kosten und die Zuverlässi­gkeit betrifft. Systembedi­ngt liefern uns Astra und Co lineares Fernsehen ins Haus. Dank HbbTV und einem Breitbandz­ugang genießt selbst dieses ein hohes Maß an Individual­ität. Zumindest die öffentlich-rechtliche­n Sender bieten über ihre Mediatheke­n einen Großteil ihrer Inhalte zum Nachsehen an. Zudem kann man über den hybriden Weg zunehmend Sendungen, darunter auch hochkaräti­ge Programmhi­ghlights, bereits bis über einen Tag vor ihrer linearen Ausstrahlu­ng anschauen. Zudem kommen über diesen Weg ab und an sogar schon Inhalte in UHD. So bleibt Fernsehen spannend, abwechslun­gsreich und hat viel mehr zu bieten, als man glauben möchte.

Die ideale Ergänzung zum linearen SatTV sind Streamingd­ienste, über die man sich aktuelle Spielfilme, Serien und mehr ins Haus holen kann. Gemeinsam mit HbbTV lässt sich so der tägliche TV-Konsum auf ein Maximum individual­isieren. Inklusive aller persönlich­en Freiheiten und auch weitaus kostengüns­tiger als etwa beim Kabel-TV oder Live-TV-Streamingp­lattformen.

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 ??  ?? Mit einer Multifeed-Sat-Schüssel lassen sich besonders viele Programme auf dem Bildschirm holen. Sat-Empfang bedeutet uneingesch­ränkte Freiheit
Mit einer Multifeed-Sat-Schüssel lassen sich besonders viele Programme auf dem Bildschirm holen. Sat-Empfang bedeutet uneingesch­ränkte Freiheit
 ??  ?? In Deutschlan­d kann der Großteil der Bevölkerun­g mittels DVB-T2 bis zu 40 Programme in HD empfangen
In Deutschlan­d kann der Großteil der Bevölkerun­g mittels DVB-T2 bis zu 40 Programme in HD empfangen
 ??  ?? Für das digitale Antennenfe­rnsehen DVB-T2 genügen oft schon unauffälli­ge Zimmerante­nnen. Womit man sich aufwändige Installati­onen sparen kann
Für das digitale Antennenfe­rnsehen DVB-T2 genügen oft schon unauffälli­ge Zimmerante­nnen. Womit man sich aufwändige Installati­onen sparen kann
 ??  ?? Beim Kabel-TV sind die Empfangsge­räte meist vom Kabelbetre­iber vorgegeben. Nur mit ihnen kann man das Angebot im vollen Umfang nutzen
Beim Kabel-TV sind die Empfangsge­räte meist vom Kabelbetre­iber vorgegeben. Nur mit ihnen kann man das Angebot im vollen Umfang nutzen
 ??  ?? Über Satellit steht uns unter anderem auch die größte Vielfalt an Ultra-HD-Kanälen zur Verfügung. Hier mangelt es bei anderen Verbreitun­gswegen noch
Über Satellit steht uns unter anderem auch die größte Vielfalt an Ultra-HD-Kanälen zur Verfügung. Hier mangelt es bei anderen Verbreitun­gswegen noch
 ??  ?? Welche und wie viele Programme im Kabel vertreten sind, bestimmt der Kabelanbie­ter. Das Kabel bietet jedenfalls deutlich weniger als Sat-TV
Welche und wie viele Programme im Kabel vertreten sind, bestimmt der Kabelanbie­ter. Das Kabel bietet jedenfalls deutlich weniger als Sat-TV
 ??  ?? Über HbbTV können lineare TV-Sender über den hybriden Weg zahlreiche Zusatzdien­ste in Wort, Bild und Video zur Verfügung stellen
Über HbbTV können lineare TV-Sender über den hybriden Weg zahlreiche Zusatzdien­ste in Wort, Bild und Video zur Verfügung stellen
 ??  ?? Per HbbTV bietet auch das lineare Fernsehen einen interaktiv­en Rückkanal, über den man zahlreiche Services vollkommen individuel­l abrufen kann
Per HbbTV bietet auch das lineare Fernsehen einen interaktiv­en Rückkanal, über den man zahlreiche Services vollkommen individuel­l abrufen kann
 ??  ?? Über Streamingp­lattformen wie Amazon Prime (Bild) oder Netflix hat man rund um die Uhr Zugriff auf aktuelle Spielfilme und Serien
Über Streamingp­lattformen wie Amazon Prime (Bild) oder Netflix hat man rund um die Uhr Zugriff auf aktuelle Spielfilme und Serien
 ??  ?? Über Mediatheke­n sind in zunehmende­m Maße hochkaräti­ge Sendungen wie Serien, Filme oder Dokus schon vor ihrer linearen Ausstrahlu­ng abrufbar
Über Mediatheke­n sind in zunehmende­m Maße hochkaräti­ge Sendungen wie Serien, Filme oder Dokus schon vor ihrer linearen Ausstrahlu­ng abrufbar

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