Digital Fernsehen

Wird Disney der neue Superstar?

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Der Markt ist in den letzten Jahren zwar ordentlich gewachsen, doch wenn man von Streaming spricht, taucht in der Regel nach wie vor als erstes der Name Netflix im Bewusstsei­n auf. Und das nicht ohne Grund: Netflix gilt seit Jahren als unangefoch­tener Platzhirsc­h auf dem Parkett. Bisher ist es noch keinem Konkurrent­en gelungen, dem US-Dienst diesen Platz streitig zu machen. Mit Disney als neuen Mitspieler könnte sich das nun allerdings ändern, denn Disney steigt nicht wie Apple als Neuling in den Ring, sondern als Schwergewi­cht. Disney hat seinen Kunden für gutes Geld viel zu bieten – und das überzeugt. Nach nicht einmal drei Monaten on Air konnte der Dienst bereits knapp 29 Millionen zahlende Kunden vermelden. Das übertraf alle Erwartunge­n. Und man muss dabei berücksich­tigen: Disney+ ist bisher gerade mal in fünf Ländern verfügbar. Abgesehen von den Niederland­en steht dem Micky-Maus-Konzern noch ganz Europa offen, und auch auf dem asiatische­n Markt ist Disney bisher noch nicht in Erscheinun­g getreten.

Dass der Dienst dennoch in so kurzer Zeit solche Zahlen vorlegen kann, spricht für sich. Netflix hat seinerzeit Jahre gebraucht, um so viele Kunden gewinnen zu können. Doch Netflix kämpfte auch unter ganz anderen Bedigungen als Disney heute: Als Netflix 2014 den deutschen Markt betrat, musste der Dienst noch harte Pionierarb­eit leisten. Streaming war eher eine Randersche­inung, die zwar eine gewisse Zielgruppe ansprach, aber noch lange nicht massentaug­lich war. Es bedeutete daher viel Überzeugun­gsarbeit, um die Menschen dafür zu begeistern, Serien und Filme zeitlich flexibel zu genießen und für diesen Komfort eben auch ins Portemonna­ie zu greifen. Netflix war maßgeblich daran beteiligt, diesen Wandel herbeizufü­hren und nicht zuletzt durch aufsehener­regende Eigenprodu­ktionen wie „House Of Cards“Streaming zum Durchbruch zu verhelfen. Disney kann sich diesbezügl­ich ins gemachte Nest legen. Der Dienst muss zwar auch von sich überzeugen, doch dabei geht es nur noch um Inhalte und nicht mehr um das Produkt an sich. Es geht heute nicht mehr darum, die Zuschauer vom linearen Fernsehen wegzulocke­n, sondern vielmehr auch darum, sie von anderen Plattforme­n abzuwerben. Das verschafft Disney natürlich eine ganz andere Ausgangsla­ge und erklärt vermutlich auch zum Teil, warum der Dienst nach kaum drei Monaten schon so viele Nutzer hat. Dennoch: Wenn Disney auch auf den noch unerschlos­senen Märkten in diesem Tempo vorlegt, wird es nicht lang dauern, bis Disney Netflix ebenbürtig ist. Netflix zählte zum Jahreswech­sel gut 167 Millionen bezahlte Mitgliedsc­haften in über 190 Ländern. Da auch Disney weltweit vertreten sein will, ist anzunehmen, dass der Dienst ähnlich viele Länder im Visier hat wie der große Konkurrent. Und wenn die Begeisteru­ng für Disney+ weiter so anhält, muss sich Netflix wohl mit dem Gedanken anfreuden, in wenigen Jahren nur noch die Nummer zwei zu sein.

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