Ist Energieeffizienz eine Illusion?
Je effizienter elektronische Geräte arbeiten, desto umweltfreundlicher ihr Einsatz und desto geringer die laufenden Kosten. Was auf dem Papier einleuchtend klingt, wird durch Veränderungen des Nutzungsverhaltens und stetig fallende Gerätepreise jedoch ins Gegenteil verkehrt: Bleibt die Effizienz in der Gesamtbilanz damit auf der Strecke?
Denkt man an Energieeffizienz und Unterhaltungselektronik, so wird man vor allem das Energieeffizienzlogo vor Augen haben. Als dieses 2010 für Fernseher verabschiedet wurde, war man sich sicher, dass die Berechnungen und Klasseneinstufungen dazu beitragen werden, den Energieverbrauch im Wohnzimmer nachhaltig zu senken. Zumindest die erwartete Aufmerksamkeit hat das Logo zweifelsfrei erregt, doch sind die Hauptursachen des geringeren Durchschnittsverbrauchs bei FlachbildTVs nicht nur im technischen Fortschritt zu suchen. Vor allem billig produzierte TV-Einstiegsgeräte haben zur Energieeinsparung beigetragen: Die meisten Fernseher werden mit geringem Materialaufwand produziert und die Einsparung an LED-Leuchtmitteln in Kombination mit LCDisplays macht es möglich, dass selbst XXL-Fernseher weniger als 100 Watt verbrauchen. Setzt man die Energieaufnahme eines Fernsehers ins Verhältnis zur Bildqualität, wird schnell ersichtlich, dass das Energieeffizienzlogo oftmals
in die Irre führt: Weder die aktuelle Berechnung der Energieeffizienz noch die Einstufung in Energieklassen helfen dabei, eine nachhaltige Kaufentscheidung zu treffen. Deshalb verwundert es nicht, dass 2019 nicht nur das Label selbst, sondern auch die Berechnungsgrundlage zur Energieeffizienzeinordnung grundlegend umgekrempelt wurden. Das Ergebnis sehen Sie allerdings erst 2021, wenn das überarbeitete Energieeffizienzlogo in die Öffentlichkeit tritt. Ende 2022 will man die Auswirkungen des neuen Logos erneut analysieren, um beispielsweise die Vergleiche zwischen großen und kleinen Bildschirmgrößen weiter zu optimieren und andere Aspekte der Kreislaufwirtschaft stärker mit einzubeziehen (Stichwort Nachhaltigkeit). Doch was hat binnen eines Jahrzehnts dazu geführt, dass das heutige Energielabel scheinbar entwertet wurde?
Zu einfach gedacht
Vergleicht man die Energiebilanz von Fernsehern allein auf Basis der aktuellen
Energieeffizienzkennzeichnung, wird herstellerübergreifend ein Trend sichtbar: Kleine TV-Geräte mit einem geringeren Verbrauch schneiden teilweise schlechter ab als baugleiche XXL-TV-Geräte der gleichen Serie, obwohl diese deutlich mehr Energie verbrauchen. Schuld an diesem Dilemma sind vor allem zwei Dinge: die Edge-LED-Technik der meisten LCD-Fernseher und die mathematische Formel des aktuellen Logos, die der Bildfläche eine zu große Bedeutung beimisst. LCDFernseher mit Edge-LED-Beleuchtung zeigen bei deutlich steigender Bildfläche nur eine gering ansteigende LED-Anzahl (Leuchtmittel meist nur an Bildunterkante verbaut), wodurch auch der Mehrverbrauch nur geringfügig ansteigt. Der Grundverbrauch von Fernsehern einer baugleichen Serie ist, unabhängig von der Bildgröße, dagegen ähnlich, da gleiche Smart-TV- und Bildprozessoren eingesetzt werden. Für Hersteller gibt es damit vor allem eine Möglichkeit, Fernseher mit Energieeffizienzklasse A+ und A++ auf den Markt zu bringen: LCD-TVs
sollten sehr groß ausfallen und über eine leistungsschwache Edge-LED-Beleuchtung verfügen. Im HDR-Zeitalter wird aber genau jene Bildschirmtechnik zum Problem: Günstige Edge-LED-LCDs zeigen unter HDR-Bedingungen meist keine überzeugende Kontrastdarstellung und verlieren den Vergleich mit DirectLED-LCDs (Local Dimming) und OLEDTVs (selbstleuchtende Pixel) deutlich. Apropos OLEDs: Ein 77-Zoll-OLED-TV mit mehr als 650 Watt Maximalverbrauch erringt nach aktuellen Kriterien ein A-Logo, während ein baugleicher 55-Zoll-OLED-TV mit einem geringeren Maximalverbrauch von knapp 400 Watt mit der Energieeffizienzklasse B ausgezeichnet wird. Die Berechnung des durchschnittlichen Verbrauchs und die Bevorzugung von größeren Bildflächen machen es aktuell möglich, dass große TV-Geräte, die mehr verbrauchen als kleinere Modelle, in der
Endabrechnung besser dastehen. Ein weiteres Problem des aktuellen Logos: Die Verbrauchsangabe bezieht sich auf die Wiedergabe, die in Relation zur maximalen Helligkeit des jeweiligen Displays steht. Ein leistungsstarker HDR-Fernseher mit besserer Helligkeit wird durch ein schlechteres Energielogo abgestraft, weil die Messung unter Umständen bei einer höheren Helligkeit erfolgt. Mit der Einordnung der Energieeffizienz (Verbrauch in Relation zur tatsächlichen Bildhelligkeit) hat diese Rechnung nichts zu tun und eine Luminanzangabe ist auf dem Energielabel nicht vorhanden. Die Europäische Kommission scheint viele der genannten Probleme erkannt zu haben, denn 2019 wurde ein neues Energieeffizienzlabel verabschiedet, das 2021 eingeführt werden soll. Die offensichtlichsten Änderungen: Neben dem Standardverbrauch (Messung bei geringer
Helligkeit) wird eine zusätzliche Angabe im HDR-Modus erfolgen (Messung bei hoher Bildhelligkeit). Zudem wird der Einfluss der Bildfläche innerhalb der neuen mathematischen Gleichung stark gemindert, weshalb XXL-TVs im neuen Ranking abstürzen dürften. Ein TV-Gerät in 77 Zoll der aktuellen Leistungsklasse A kam nach unseren Berechnungen des neuen Logos nur auf E- bis F-Klasse-Niveau. Demgegenüber blieb ein 55-Zoll-TV-Gerät der B-Klasse nahezu stabil (B- bis CKlasse nach neuer Rechnung). Zukünftig könnten damit kleinere TV-Modelle mit geringeren Verbrauchswerten vom neuen Label profitieren.
Vergleich nur begrenzt möglich
Noch ist das neue Energielabel nicht am Markt vertreten, weshalb Sie einige Dinge beachten sollten, wenn Sie die Energieeffizienz von Fernsehern anhand des aktuellen Labels miteinander vergleichen wollen. Vergleichen Sie nur Modelle mit identischer Bildtechnologie (Edge-LEDLCDs oder Direct-LED-LCDs oder OLEDs) in ähnlichen Bildgrößen miteinander. Einfacher gelingt solch ein Vergleich, wenn Sie auf den jeweiligen Herstellerwebsites
die Ausstattungstabellen gegenüberstellen: Einige TV-Hersteller geben neben dem Standard-Verbrauch auch den Maximalverbrauch der Fernseher an, was das Energielabel leider vollständig verschweigt. Der Maximalverbrauch (Lichtsensor deaktiviert) wird bei LED-LCDs häufig im Dynamikmodus oder mit leuchtstarken HDR-Quellen erreicht. OLED-Fernseher steigern den Verbrauch hingegen nur dann auf den Maximalwert, wenn Sie vollflächig gesättigte Farben wie Türkis, Gelb oder Violett anzeigen, was mit Trickfilmoder Videospielinhalten eine Rolle spielen kann. Da Angaben zum Maximalverbrauch auf dem Energielabel fehlen und einige TV-Hersteller mit derartigen Angaben geizen, hilft es auf der Rückseite der TV-Geräte den Maximalverbrauch abzulesen. Einige Hersteller wie Philips geben aber auch in diesem Fall geringere
Werte an, weshalb man im Zweifelsfall selbst die Energiemessung vornehmen sollte. Je baugleicher zwei Fernseher und je vergleichbarer die Bilddiagonale, desto treffsicherer ist die Einstufung des Energielabels. Ein Beispiel sind zwei LED-LCD-Fernseher der gleichen Leistungsklasse, die sich nur durch 4K- und 8K-Panelauflösung voneinander unterscheiden: Die Lichtdurchlässigkeit eines 4K-LC-Filters ist deutlich besser, weshalb Sie mit 8K-LCDs die Energiemenge steigern müssen, um die schlechtere Lichtdurchlässigkeit zu kompensieren und eine gleichwertige Bildhelligkeit zu erzeugen (dadurch auch höhere Abwärme). Bei OLED-TVs steigt der Verbrauch mit 8K-Auflösung ebenfalls, wenn auch aus einem andern Grund: Je höher die Auflösung, desto mehr selbstleuchtende OLED-Pixel müssen je nach Bildinhalt gleichzeitig aufleuchten, was die Energieaufnahme erhöhen kann. Da es auch zukünftig an 8K-Inhalten mangeln wird und der Auflösungsvorteil zum Beispiel mit 8K-Fotos erst erkennbar ist, wenn Sie sich auf weniger als die 1,5-fache Bildhöhe des Fernsehers nähern, können wir Ihnen aus Energieeffizienzsicht nur eines raten: Greifen Sie zu einem Fernseher mit 4K-Auflösung. Qualitativ kann diese Entscheidung aber zum Problem werden, denn 2020 entscheiden sich immer mehr LCD-TV-Hersteller dazu, die beste Bildqualität (und LED-Beleuchtung) nur noch in 8K-TV-Geräten zu verbauen.
Technologiewechsel alternativlos
Schon im Plasma-TV-Zeitalter wurde mit einer ökologischen Nutzung geworben, dabei arbeiten Plasma-TVs gerade mit vollflächig hellen Bildinhalten alles andere als energieeffizient. Erst Technologiewechsel sorgten für den notwendigen Schub: Ein aktueller OLED-TV wie der Panasonic 55GZW1004 bietet viermal mehr selbstleuchtende Pixel als der Plasma-TV 55VT50, erreicht zugleich eine höhere Bildhelligkeit und verbraucht dennoch im Schnitt 100 Watt weniger Energie. Nur durch derartig drastische technologische Veränderungen, hin zu effizienteren OLED-Panels, war es möglich, die von Plasma-TVs bekannte Kontraststärke und Blickwinkelstabilität (pixelgenaue Lichterzeugung) ins 4K-HDR-Zeitalter zu übertragen. Plasma-TVs verbrauchten schlichtweg zu viel Energie, erzeugten eine zu hohe Abwärme und waren in der Leuchtstärke zu limitiert. Blickt man voraus in ein 8K-TV-Zeitalter, scheint ein Technologiewechsel abermals Pflicht zu sein, denn die Vervierfachung der Pixelanzahl lässt die Energiebilanz mit leistungsstarken LCD- und OLED-Bildtechnologien in den Keller rutschen. Noch extremer steigen die Verbrauchswerte, wenn 8K-Displays in exorbitanten Bildgrößen angeboten werden, um bei wohnzimmerüblichen Sitzabständen einen Mehrwert im Vergleich zu 4K zu generieren. 85 Zoll sind dabei nur der Anfang: Displays in 100, 150 oder gar 200 Zoll wären notwendig, um den 8K-Auflösungsvorteil im Vergleich zum aktuellen 4K-Standard zum Sitzplatz zu transportieren. Die Steigerung der Pixelanzahl (8K = vierfache Pixelanzahl von 4K) frisst die Effizienz in der Lichterzeugung förmlich auf, die im HDR-Zeitalter eine besonders wertvolle Währung darstellt. Kurzum: Erst mit stark verbesserten Leuchtmitteln oder gänzlich neuen TV-Technologien wird es möglich sein, den 8K-TV-Traum in Leinwandgröße zukünftig so energieeffizient ausleben zu können, wie es mit 4K-TVs aktuell der Fall ist.
Unsere TV-Empfehlungen
Wenn Sie TV-Geräte mit A+ oder A++ Logo kaufen möchten, müssen Sie nur zwei Dinge beachten: Sie sollten zu leucht- und leistungsschwachen EdgeLED-LCD-TVs greifen und dies in möglichst großen Bilddiagonalen jenseits von 70 Zoll – beide Faktoren sind ideal, um die mathematische Berechnungsgrundlage des aktuellen Ökolabels ad absurdum zu führen. Wir möchten als Testmagazin von Fernsehern natürlich nicht diesen Weg einschlagen, sondern sehr gute Bildqualität und effiziente Nutzung miteinander kombinieren. Eine energieeffiziente Nutzung setzt aber auch voraus, dass Sie Ihren Fernseher nicht als Fotorahmen in Dauerschleife verwenden und übertrie
bene Voreinstellungen wie den Dynamikmodus vermeiden. Um einen überzeugenden Kompromiss aus Bildqualität und Energieeffizienz sicherzustellen, mussten wir auf unsere Testlabordaten zurückgreifen, denn nur so konnten wir sicherstellen, dass die verbaute Technik und die Energieaufnahme in einem gesunden Verhältnis stehen. In unserer TV-Auswahl (siehe entsprechende Auflistung) finden sich weder Geräte mit dem geringsten Verbrauch noch riesige High-End-Modelle mit dem höchsten Verbrauch. Stattdessen konzentrierten wir uns auf die Leistungsklasse, die eine HDR-taugliche Bildwiedergabe unter Praxisbedingungen ermöglicht und dennoch effizient arbeitet (meist zwischen 150 und 250 Watt, Maximalverbrauch kann höher ausfallen). Im LED-LCD-Segment konzentrieren wir uns auf Modelle mit Direct-LED-Hintergrundbeleuchtung und Local Dimming, während Edge-LED-LCDs durch unser Raster fallen. 55-Zoll-Modelle verbrauchen weniger Energie als baugleiche 65-ZollModelle, doch können unterschiedliche Bildtechnologien dazu führen, dass ein 65-Zoll-Modell einen ähnlichen Verbrauch wie ein abweichendes 55-Zoll-Modell aufweist. XXL-TVs in 75, 77 oder 85 Zoll verbrauchen meist deutlich mehr Energie und fallen aus unserem Ranking. Eine Ausnahme stellen die Sony-TVs 75XG95 und 75ZF9 dar, die eine tadellose HDRLichtleistung im XXL-Format bei zugleich geringem Mehrverbrauch möglich machen. Ebenfalls verzichten wir bei unserer Auswahl auf 8K-TVs: Die Vervierfachung der Pixelanzahl ist sowohl mit OLED- als auch LED-LCD-Technik pures Gift für die
Energieeffizienz im Vergleich zu 4K-TVs gleicher Leistungs- und Größenklasse. Da wir bei der Erstellung unserer TV-Auswahl noch keine 2020-TV-Modelle testen konnten, konzentrieren wir uns auf die 2019er-TV-Modelle. Wichtig: Auch bei ähnlicher Produktbezeichnung können 2020er-TV-Modelle von den Vorjahresgeräten abweichen (besonders LED-LCDbeziehungsweise QLED-TVs), weshalb ein Test zwingend erforderlich ist, um die Bildqualität und Effizienz unter Praxisbedingungen einschätzen zu können.
Streaming als Klimakiller?
Die Produktion von physischen Datenträgern, die einen enormen Plastikverbrauch nach sich zieht, wird mehr und mehr durch Internetstreaming-Dienste abgelöst, und auf dem Papier klingt dieser Übergang wie eine echte Klimarettung. Doch die digitale Revolution setzte in den letzten Jahren einen Werteverfall in Gang, der den Konsum von Inhalten auf den Kopf stellte. Wurde früher der Filmabend noch als außergewöhnliches Ereignis zelebriert, so streamen wir heute in 4K-HDR-Qualität Serieninhalte stundenlang am Stück, während ein Teil der Familie parallel auf dem Smartphone oder Tablet die tagesaktuellen Neuigkeiten des Internets abgrast. Vergleichbar ist dieser Effekt mit dem Übergang von der Glühbirne zu LED-Leuchtmitteln: War früher die Glühbirne im einzelnen der Feind der Umwelt, so sind es heute die in Massen produzierten billigen LED-Leuchtmittel, die nicht mehr nur als notwendiger Lichtspender, sondern auch zu Dekozwecken installiert werden und selbst in ausreichend hellen Räumen tagsüber zum Einsatz kommen. Der immer kostengünstigere Zugang zu Technik
und Inhalten entwertet jeden einzelnen Baustein in der Produktionskette. Die Konsequenz: eine maßlose Überproduktion, die in Folge einen maßlosen Konsum nach sich zieht. Das verhagelt wiederum die Energiebilanz und schon jetzt sagen Forscher voraus, dass die Belastungen für die Umwelt im Streaming-Zeitalter auf das Doppelte im Vergleich zu physischen Medien im Zeitraum 1977-2000 ansteigen werden. Dass technischer Fortschritt und höhere Effizienz nicht automatisch eine bessere Ökobilanz versprechen, zeigt auch diese Weiterentwicklung: Streaming-Anbieter wie Netflix oder Google setzen in immer kürzeren Abständen neue leistungsstärkere Videocodecs ein, um die Datenmengen und die eigenen Kosten zu minimieren. Neue Verfahren zur Videokomprimierung verlangen aber nach mehr Rechenleistung und moderneren Prozessoren bei Endgeräten: Entweder verbraucht der Abruf von Videos mehr Energie, mobile Geräte müssen öfter an die Steckdose oder die komplette Videohardware muss getauscht werden, falls
ältere Prozessoren mit den neuen Codecs nicht umgehen können. Die Kosteneinsparungen, die sich für Video-Streaming-Anbieter ergeben, werden damit durch eine schlechtere Energiebilanz auf der Seite der Haushalte teuer erkauft. Und die nächste Streaming-Welle nimmt bereits Kurs auf die Wohnzimmer: Videospieldienste wie xCloud, PS Now, Stadia und Geforce Now werden mehr und mehr Bandbreite einfordern, denn im Gegensatz zu vielen Film- und Serieninhalten, die häufig mit 24 Bildern pro Sekunde auskommen, werden Videospielinhalte mit 60 Bildern pro Sekunde im Stream komprimiert, was die dafür notwendigen Kapazitäten ansteigen lässt. Somit zeigt auch dieses Beispiel: Die Betrachtung von Einzelfällen (Disc oder Streaming) ist wenig relevant, denn am Ende beeinflusst vor allem das Nutzungsverhalten die Gesamtbilanz.
Der Einzelfall entscheidet
Sollte man High-End-Stereovollverstärker, die ohne einen Ton auszugeben 160 Watt verbrauchen können, wirklich verbannen, wenn HiFi-Fans eine Aufnahme genießen möchten und sich bewusst dafür entscheiden, alles andere auszublenden? Sollte man stattdessen TV-Käufer dafür belohnen, wenn sie ein oder gar mehrere Fernseher mit A-Plus-Kennzeichnung als Hintergrundberieselung von morgens bis abends einschalten? Statt elektronische Geräte wie Verstärker, Fernseher, Spielekonsolen und PCs in den Mittelpunkt der Diskussion zu stellen, sollte das tatsächliche Nutzungsverhalten betrachtet werden. Denn auch wenn Technik im Einzelfall immer effizienter wird, so werden die Einsparmöglichkeiten durch eine sich veränderte Gesellschaft und die damit einhergehenden Veränderungen des Nutzungsverhaltens mehr und mehr aufgefressen. Und selbst wer auf darauf bedacht ist, effizient und sparsam durch den Tag zu kommen, dürfte sich hierzulande immer häufiger die Frage stellen, weshalb die Stromkosten scheinbar ungebremst ansteigen. Sollten am Ende die meisten Haushalte in Deutschland das Gefühl haben, bei der Energiewende auf der Verlierstraße zu sein, dann werden sich bei einem der wichtigsten globalen Zukunftsthemen vor allem Resignation und Gleichgültigkeit einstellen. Womit wir zu unserer Einstiegsfrage zurückkommen: Ist Energieeffizienz eine Illusion? Nein, aber sie kann als falsch verstandener Deckmantel missbraucht werden und dazu verleiten, den Konsum auf ein unüberlegtes und ungesundes Niveau zu steigern. Auch simplere Kennzeichnungen können dazu verleiten, weniger beim Kauf mitzudenken und zu hinterfragen und je unbewusster Kaufentscheidungen gefällt werden, desto leichter wird es sein, dass immer mehr Geräte in immer kürzeren Abständen in die Wohnzimmer gelangen. Am Ende zählt, wie auch in Fragen der Mobilität (Fahrrad, Auto oder Bahn), der Einzelfall. Keine bunte Kennzeichnung auf den jeweiligen Geräten wird darüber entscheiden, wie gewissenhaft Sie mit der erworbenen Technik in den eigenen vier Wänden umgehen. Effizienz ist damit vor allem eines: Kopfsache.