Sind Schüssel und LNB fit für HD?
Stehen grundlegende Änderungen beim Empfang von TV-Programmen bevor, haben in der Vergangenheit immer wieder Händler versucht, daraus Kapital zu schlagen. Dies könnte auch bei der bevorstehenden SD-Abschaltung der Fall sein.
Grundlegende Veränderungen bei der Empfangbarkeit von TV-Signalen setzen gewöhnlich voraus, dass ihre Nutzer gezwungen sind, zu einem bestimmten Datum zu handeln. So kennt man das noch von der DVB-T2Einführung, bei der vielerorts hart vom alten DVB-T zum neuen DVB-T2 umgestellt wurde. Beim Satellitenempfang ist das etwas anders. Schließlich senden die deutschen Programme seit rund zehn Jahren parallel in SD und HD aus. Womit ein Großteil derer, die sich während der letzten rund zehn Jahre einen Sat-Receiver oder einen HD-Fernseher mit eingebautem Sat-Tuner gekauft haben, gar nicht davon betroffen sind, wenn Das Erste,
Tagesschau 24, One, ARD Alpha und ARTE ihre SD-Verbreitung über Astra 19,2 Grad Ost am 12. Januar 2021 einstellen. Zumindest nicht, was den Erwerb neuer Gerätschaften betrifft. Welche Voraussetzungen ein Sat-Receiver erfüllen muss, um für die hochauflösende Fernsehzukunft gerüstet zu sein, haben wir bereits in der letzten Ausgabe der DIGITALFERNSEHEN behandelt.
Irreführende Werbung
Änderungen bei der Übertragungstechnik wurden immer wieder dazu genutzt, den Verbrauchern etwas anzudrehen, was sie in Wirklichkeit gar nicht brauchen. Diese Erscheinung haben wir bereits vor rund 50 Jahren beobachten können. Damals setzte sich das Farbfernsehen erst allmählich durch. Vom Farbfernseh-Boom wollten aber auch Antennenhersteller profitieren, weshalb sie die Kartons ihrer Antennen mit Aufklebern wie „geeignet für Color-TV“versahen. So wurden Kunden, die bereits einen Schwarzweiß-Fernseher und eine Antenne besaßen, beim Kauf eines Farbgeräts verunsichert. Schließlich verstanden sie den Aufkleber so, dass sie mit ihrer vorhandenen Antenne nur Schwarzweiß empfangen können. Weshalb auch eine neue Antenne zum Farbgerät gekauft wurde. Vielleicht sogar dieselbe, die man ohnehin schon zu Hause hatte.
Heute mag man darüber lachen. Doch dieser alte Trick funktioniert bis heute. So wurden in der Vergangenheit etwa Sat-Schüsseln angeboten, die mit „geeignet für Digital-TV“oder „digitaltauglich“gekennzeichnet waren. Bei LNBs haben wir alleine während der letzten rund zehn Jahre auch „HD-tauglich“, „geeignet für 3D“und „geeignet für 4K“, jeweils in unterschiedlichen Schreibweisen, hinter uns gebracht. Selbst bei Antennenkabel und gelegentlich sogar Antennenverstärkern sind uns derartige irreführende Werbeargumente aufgefallen.
Worauf es wirklich ankommt
Sat-Schüsseln, LNBs, Antennenkabel, Stecker, Multischalter und dergleichen haben eines gemeinsam: Ihnen ist es vollkommen egal, welche Art von Signalen sie auf den Frequenzbereichen, für die sie vorgesehen sind, empfangen oder weiterleiten. So treffen auf den Reflektor einer Satellitenantenne nur elektromagnetische Wellen. Sie werden vom LNB entgegengenommen, über den Multischalter und per Antennenkabel zum angeschlossenen Receiver geleitet.
Ein üblicher Universal-LNB ist für den Frequenzbereich von 10,7 bis 12,75GHz ausgelegt. Alles, was er in diesem Spektrum empfängt, leitet er weiter. Egal, ob die Signale analog oder digital sind, Programme in SD, HD oder UHD in DVBS oder DVB-S2, MPEG-2, MPEG-4, HEVC oder sonst etwas, ausgestrahlt werden. Ihnen ist es sogar egal, ob die von ihnen eingefangenen Funkwellen gerade die Tagesschau oder DSDS enthalten. Klingt irrwitzig und überzogen, spiegelt aber genau das wieder, was unter anderem ein „geeignet für HD“aussagt. Nämlich gar nichts.
Was muss man tauschen?
Was man an einer typischen EinfamilienSat-Anlage, abgesehen vielleicht von Reveivern, für den Empfang von DVB-S2 und HD austauschen muss, lässt sich mit
einem Wort beantworten: Nichts. Die SatSchüssel, der LNB, falls vorhanden der Multischalter und selbstverständlich alle Antennenkabel und Antennensteckdosen können bleiben, wie sie sind. Dass sie für den Empfang unterschiedlicher Standards geeignet sind, beweisen sie ohnehin ständig. Alleine auf Astra 19,2 Grad Ost werden SD, HD und UHD in den Übertragungsnormen DVB-S und -S2 sowie mit den Komprimierungsstandards MPEG-2, MPEG-4 und HEVC in beinahe beliebiger Kombination ausgestrahlt.
Worauf achten?
Transponder mit HD-Programmen werden in DVB-S2 mit einer anderen Modulationsart als bei DVB-S üblich ausgestrahlt. Sie hat, gemeinsam mit den anderen genutzten Übertragungsparametern, zur Folge, dass für störungsfreien Empfang etwas mehr Signalstärke erforderlich ist als bei DVB-S. Mit den bei uns üblichen
Sat-Schüsseln ab etwa 50 Zentimeter Durchmesser klappt auch der Empfang von HD hervorragend. Vorausgesetzt, die Antenne ist ordnungsgemäß auf den Satelliten ausgerichtet. Wurde sie, etwa durch Stürme in der Vergangenheit, etwas verdreht, wird man bereits bei SDProgrammen jeden leichten Regen in Form von Klötzchenbildungen und Totalausfällen merken. Sie werden auf den HD-Transpondern noch deutlicher zu spüren sein. Für Abhilfe sorgt eine Neuausrichtung der Schüssel. Wobei diese gewöhnlich nur extrem wenig, wir reden von einigen Millimetern, nach links oder rechts zu drehen und dann fest anzuschrauben ist. Die Signalstärkeanzeige des Sat-Receivers unterstützt dabei, die Antenne bestmöglich auszurichten. Davon profitiert man dann nicht nur bei HD, sondern grundsätzlich bei allen Programmen. Schließlich ist es normal, dass eine gut ausgerüstete Schüssel ab rund
60 Zentimeter Durchmesser nur bei extremen Wetterereignissen wie Gewitter oder Starkregen, aber auch bei mäßigem Schneefall ausfallen kann.
Stichwort: Minischüsseln
Nicht jeder hat die Chance, Sat-TV mit üblichen Antennendurchmessern zu gucken. Vor allem, wenn die Antenne versteckt installiert sein muss, kommen Durchmesser vom oft nur 35 Zentimeter zum Einsatz. Sie waren schon immer Notlösungen und funktionieren am besten bei Schönwetter. Bereits bei nur leichter Bewölkung beginnen die ersten Programme auszufallen. Wobei es durchweg die HD-Transponder sind, die sich zuerst verabschieden. Was darin begründet liegt, dass für die bei DVB-S2 üblichen Übertragungsparameter etwas höhere Mindestsignalstärken erforderlich sind. Der Empfang lässt sich etwas verbessern, indem man kontrolliert, ob die Antenne noch exakt auf Astra ausgerichtet ist. Eventuell kann auch der Tausch des LNB gegen einen mit hohen Empfangsleistungen helfen. Die effektivste Option wäre allerdings, eine größere Schüssel zu montieren. Der Wechsel von 35 auf 45 Zentimeter Durchmesser kann eine merkliche Verbesserung mit sich bringen.