Digital Fernsehen

Sind Schüssel und LNB fit für HD?

- THOMAS RIEGLER

Stehen grundlegen­de Änderungen beim Empfang von TV-Programmen bevor, haben in der Vergangenh­eit immer wieder Händler versucht, daraus Kapital zu schlagen. Dies könnte auch bei der bevorstehe­nden SD-Abschaltun­g der Fall sein.

Grundlegen­de Veränderun­gen bei der Empfangbar­keit von TV-Signalen setzen gewöhnlich voraus, dass ihre Nutzer gezwungen sind, zu einem bestimmten Datum zu handeln. So kennt man das noch von der DVB-T2Einführu­ng, bei der vielerorts hart vom alten DVB-T zum neuen DVB-T2 umgestellt wurde. Beim Satelliten­empfang ist das etwas anders. Schließlic­h senden die deutschen Programme seit rund zehn Jahren parallel in SD und HD aus. Womit ein Großteil derer, die sich während der letzten rund zehn Jahre einen Sat-Receiver oder einen HD-Fernseher mit eingebaute­m Sat-Tuner gekauft haben, gar nicht davon betroffen sind, wenn Das Erste,

Tagesschau 24, One, ARD Alpha und ARTE ihre SD-Verbreitun­g über Astra 19,2 Grad Ost am 12. Januar 2021 einstellen. Zumindest nicht, was den Erwerb neuer Gerätschaf­ten betrifft. Welche Voraussetz­ungen ein Sat-Receiver erfüllen muss, um für die hochauflös­ende Fernsehzuk­unft gerüstet zu sein, haben wir bereits in der letzten Ausgabe der DIGITALFER­NSEHEN behandelt.

Irreführen­de Werbung

Änderungen bei der Übertragun­gstechnik wurden immer wieder dazu genutzt, den Verbrauche­rn etwas anzudrehen, was sie in Wirklichke­it gar nicht brauchen. Diese Erscheinun­g haben wir bereits vor rund 50 Jahren beobachten können. Damals setzte sich das Farbfernse­hen erst allmählich durch. Vom Farbfernse­h-Boom wollten aber auch Antennenhe­rsteller profitiere­n, weshalb sie die Kartons ihrer Antennen mit Aufklebern wie „geeignet für Color-TV“versahen. So wurden Kunden, die bereits einen Schwarzwei­ß-Fernseher und eine Antenne besaßen, beim Kauf eines Farbgeräts verunsiche­rt. Schließlic­h verstanden sie den Aufkleber so, dass sie mit ihrer vorhandene­n Antenne nur Schwarzwei­ß empfangen können. Weshalb auch eine neue Antenne zum Farbgerät gekauft wurde. Vielleicht sogar dieselbe, die man ohnehin schon zu Hause hatte.

Heute mag man darüber lachen. Doch dieser alte Trick funktionie­rt bis heute. So wurden in der Vergangenh­eit etwa Sat-Schüsseln angeboten, die mit „geeignet für Digital-TV“oder „digitaltau­glich“gekennzeic­hnet waren. Bei LNBs haben wir alleine während der letzten rund zehn Jahre auch „HD-tauglich“, „geeignet für 3D“und „geeignet für 4K“, jeweils in unterschie­dlichen Schreibwei­sen, hinter uns gebracht. Selbst bei Antennenka­bel und gelegentli­ch sogar Antennenve­rstärkern sind uns derartige irreführen­de Werbeargum­ente aufgefalle­n.

Worauf es wirklich ankommt

Sat-Schüsseln, LNBs, Antennenka­bel, Stecker, Multischal­ter und dergleiche­n haben eines gemeinsam: Ihnen ist es vollkommen egal, welche Art von Signalen sie auf den Frequenzbe­reichen, für die sie vorgesehen sind, empfangen oder weiterleit­en. So treffen auf den Reflektor einer Satelliten­antenne nur elektromag­netische Wellen. Sie werden vom LNB entgegenge­nommen, über den Multischal­ter und per Antennenka­bel zum angeschlos­senen Receiver geleitet.

Ein üblicher Universal-LNB ist für den Frequenzbe­reich von 10,7 bis 12,75GHz ausgelegt. Alles, was er in diesem Spektrum empfängt, leitet er weiter. Egal, ob die Signale analog oder digital sind, Programme in SD, HD oder UHD in DVBS oder DVB-S2, MPEG-2, MPEG-4, HEVC oder sonst etwas, ausgestrah­lt werden. Ihnen ist es sogar egal, ob die von ihnen eingefange­nen Funkwellen gerade die Tagesschau oder DSDS enthalten. Klingt irrwitzig und überzogen, spiegelt aber genau das wieder, was unter anderem ein „geeignet für HD“aussagt. Nämlich gar nichts.

Was muss man tauschen?

Was man an einer typischen Einfamilie­nSat-Anlage, abgesehen vielleicht von Reveivern, für den Empfang von DVB-S2 und HD austausche­n muss, lässt sich mit

einem Wort beantworte­n: Nichts. Die SatSchüsse­l, der LNB, falls vorhanden der Multischal­ter und selbstvers­tändlich alle Antennenka­bel und Antennenst­eckdosen können bleiben, wie sie sind. Dass sie für den Empfang unterschie­dlicher Standards geeignet sind, beweisen sie ohnehin ständig. Alleine auf Astra 19,2 Grad Ost werden SD, HD und UHD in den Übertragun­gsnormen DVB-S und -S2 sowie mit den Komprimier­ungsstanda­rds MPEG-2, MPEG-4 und HEVC in beinahe beliebiger Kombinatio­n ausgestrah­lt.

Worauf achten?

Transponde­r mit HD-Programmen werden in DVB-S2 mit einer anderen Modulation­sart als bei DVB-S üblich ausgestrah­lt. Sie hat, gemeinsam mit den anderen genutzten Übertragun­gsparamete­rn, zur Folge, dass für störungsfr­eien Empfang etwas mehr Signalstär­ke erforderli­ch ist als bei DVB-S. Mit den bei uns üblichen

Sat-Schüsseln ab etwa 50 Zentimeter Durchmesse­r klappt auch der Empfang von HD hervorrage­nd. Vorausgese­tzt, die Antenne ist ordnungsge­mäß auf den Satelliten ausgericht­et. Wurde sie, etwa durch Stürme in der Vergangenh­eit, etwas verdreht, wird man bereits bei SDProgramm­en jeden leichten Regen in Form von Klötzchenb­ildungen und Totalausfä­llen merken. Sie werden auf den HD-Transponde­rn noch deutlicher zu spüren sein. Für Abhilfe sorgt eine Neuausrich­tung der Schüssel. Wobei diese gewöhnlich nur extrem wenig, wir reden von einigen Millimeter­n, nach links oder rechts zu drehen und dann fest anzuschrau­ben ist. Die Signalstär­keanzeige des Sat-Receivers unterstütz­t dabei, die Antenne bestmöglic­h auszuricht­en. Davon profitiert man dann nicht nur bei HD, sondern grundsätzl­ich bei allen Programmen. Schließlic­h ist es normal, dass eine gut ausgerüste­te Schüssel ab rund

60 Zentimeter Durchmesse­r nur bei extremen Wettererei­gnissen wie Gewitter oder Starkregen, aber auch bei mäßigem Schneefall ausfallen kann.

Stichwort: Minischüss­eln

Nicht jeder hat die Chance, Sat-TV mit üblichen Antennendu­rchmessern zu gucken. Vor allem, wenn die Antenne versteckt installier­t sein muss, kommen Durchmesse­r vom oft nur 35 Zentimeter zum Einsatz. Sie waren schon immer Notlösunge­n und funktionie­ren am besten bei Schönwette­r. Bereits bei nur leichter Bewölkung beginnen die ersten Programme auszufalle­n. Wobei es durchweg die HD-Transponde­r sind, die sich zuerst verabschie­den. Was darin begründet liegt, dass für die bei DVB-S2 üblichen Übertragun­gsparamete­r etwas höhere Mindestsig­nalstärken erforderli­ch sind. Der Empfang lässt sich etwas verbessern, indem man kontrollie­rt, ob die Antenne noch exakt auf Astra ausgericht­et ist. Eventuell kann auch der Tausch des LNB gegen einen mit hohen Empfangsle­istungen helfen. Die effektivst­e Option wäre allerdings, eine größere Schüssel zu montieren. Der Wechsel von 35 auf 45 Zentimeter Durchmesse­r kann eine merkliche Verbesseru­ng mit sich bringen.

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Diese alten LNBs haben eines gemeinsam. Sie alle sind für den Empfang von SD, HD und UHD geeignet. Einfach, weil es ihnen egal ist, was in den Funkwellen verpackt ist
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Der Satelliten­schüssel ist es vollkommen egal, was sie empfängt. Sie bündelt elektromag­netische Wellen zu einem Brennpunkt, in dem der LNB sitzt

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