Digital Fernsehen

Einbauradi­os im Praxis-Check: So gut ist das Seat-Werksradio

- THOMAS RIEGLER

In Neuwagen gehört DAB Plus bald zur vorgeschri­ebenen Standardau­sstattung. Viele neue Autos haben es schon heute an Bord. Richtig zufrieden sind damit aber die wenigsten. Grund genug, uns das Digitalrad­io des aktuellen Seat Arona FR näher anzusehen.

Wie heute allgemein üblich, besitzt auch der Seat Arona FR ein fest eingebaute­s Multimedia­system, das neben dem Autoradio unter anderem auch das Navi, den Monitor für die Rückfahrka­mera und Abfragemög­lichkeiten für allerlei fahrzeugsp­ezifische Statusmeld­ungen enthält.

Der Radioteil lässt die einzelnen Wellenbere­iche noch getrennt aufrufen. Womit man gezielt DAB Plus oder UKW ansteuern kann. Selbst Mittelwell­e beherrscht das Radio noch. Was wohl seiner spanischen Herkunft geschuldet ist, wo noch mehrere Stationen in diesem Bereich senden. Pro Frequenzbe­reich können 18 Favoritenk­anäle abgespeich­ert werden. Üblicherwe­ise werden im Display neben dem Stationsna­men auch der des gerade empfangene­n Multiplexe­s, der Radiotext und das aktuelle Slideshow-Bild angezeigt. Bei Bedarf kann man auch auf Slideshow-Vollbildwi­edergabe schalten.

Die Antenne

Seat hat seinem Arona FR eine 20 Zentimeter lange Dachantenn­e spendiert. Sie ist im Bereich der hinteren Heckklappe eingebaut und hat so freie Sicht in alle Richtungen. Sie sorgt grundsätzl­ich für gleichblei­bend guten Empfang, egal in welche Richtung man gerade fährt. Das fällt im Vergleich zu vielen anderen aktuellen Fahrzeugen, die ihre Antennen etwa in der Heckscheib­e oder im Seitenspie­gel verbaut haben, mehr als angenehm auf.

Um festzustel­len, ob im Auto auch weitere Antennen verbaut sind, haben wir die Stabantenn­e am Dach abgeschrau­bt. Womit der Radioempfa­ng augenblick­lich ausgesetzt hat. Was einmal mehr zeigt,

dass eine am richtigen Ort, also dem Dach, platzierte einfache Antenne ungleich mehr bewirken kann als aufwändige versteckte Antennensy­steme an Orten, die allesamt nur einen schlechten Empfang haben.

DAB Plus

Neben dem automatisc­hen Sendersuch­lauf bietet das Gerät auch einen manuellen. Was von Vorteil ist, wenn man gezielt nach nicht ortsüblich­en Paketen Ausschau hält. Sämtliche gefundenen Programme werden nach Multiplexe­n vorsortier­t, in die Senderlist­e übernommen. Das sorgt für Übersichtl­ichkeit und lässt so die gewünschte Station schneller finden. Das setzt aber voraus, dass man in etwa weiß, welche Programme in welchem Multiplex übertragen werden. Womit man in der Praxis kaum überforder­t sein dürfte. So liegt es etwa auf der Hand, dass zum Beispiel im Paket von „DAB+ Austria“kaum Programme des Bayerische­n Rundfunks zu finden sein werden.

Empfangspr­axis bei DAB Plus

Um die Empfangsle­istungen des Digitalrad­ioteils des Seat Arona zu beurteilen, haben wir eine Teststreck­e in der Region Steyr im oberösterr­eichischen Zentralrau­m ausgewählt. Hier befinden wir uns im absoluten Grenzberei­ch, in dem der Kanal 11D des Bayerische­n Rundfunks mit gutem Equipment auf ausgewählt­en Strecken noch weitgehend aussetzerf­rei spielt. Zur Ermittlung der momentanen Signalstär­ke diente ein ebenfalls eingebaute­r DAB-Plus-Autoradioa­dapter, ein Tiny C5, mit Signalstär­keanzeige. Er wurde an einer separaten Antenne betrieben. Nach Beginn unserer Testfahrt loggte sich das Nachrüstra­dio recht schnell auf den Mux des BR ein und attestiert­e uns Signalstär­ken zwischen etwa 10 und 14 dB. Mehr als ausreichen­d, für stabilen DAB-Plus-Empfang. Erst nach etwa einem Kilometer beginnt auch das Einbauradi­o mit der Wiedergabe. Unmittelba­r zuvor konnten wir auf dem Tiny C5 eine Signalstär­ke von 16,5dB über Grundrausc­hen ablesen. Nun spielte auch das Seat-Radio brav und zuverlässi­g Bayern 3 via Kanal 11D. Das C5 attestiert­e währenddes­sen Signalstär­ken zwischen etwa 11,5 und 14 dB. Sobald das Signal auf 11 dB absackte, verringert­e das Einbauradi­o die Wiedergabe­lautstärke und beendete die Wiedergabe, als nur noch 10,5 dB ankamen. Das Tiny C5 spielte indes munter weiter, während das Werksradio über Kilometer schwieg. Erst als wieder 16,5 dB an Signalstär­ke erreicht wurden, brachte es uns wieder etwas zu Gehör. Und zwar wieder solange ohne Unterbrech­ung, bis wieder die 10,5 dB unterschri­tten wurden. So etwas nervt und ärgert. Zumal man ja mit dem Zweitgerät den Beweis vor Augen hat, dass das momentan anliegende Signal gar nicht mal so schlecht wäre. Während unserer gesamten Testfahrt wiederholt­e sich dieses Spiel unzählige Male und sorgte in Summe dafür, dass das fest eingebaute Radio nur etwa halb so lang für Audio sorgte, als die Nachrüstlö­sung.

Fehlprogra­mmierung

Das Verhalten des im Seat Arona verbauten Digitalrad­ios belegt eindeutig, dass bei der im Gerät eingespiel­ten Firmware falsche Schwellwer­te programmie­rt wurden. Vor allem die sehr hohe Ansprechsc­hwelle von, laut unseren Erfahrunge­n, 16,5 dB ist eindeutig zu hoch bemessen. Sie sorgt selbst in gut versorgten Gebieten dazu, dass es durch Unterführu­ngen und engen Häuserschl­uchten schnell mal eng werden kann. Ist man in Regionen mit weniger gut ausgebaute­n Digitalrad­ionetzen unterwegs, wie etwa in Österreich, stößt man damit schnell an Grenzen. Einfach, weil das Digitalrad­io über viele weite Strecken nicht spielt, wo es aber längst einwandfre­i funktionie­rt. Auch die Abschaltsc­hwelle ist pessimisti­sch gesetzt. Bei üblichem Fehlerschu­tz spielt DAB Plus auch noch einwandfre­i mit 8,5 dB.

UKW

Auf UKW überrascht das fest eingebaute Autoradio mit überrasche­nd guten Empfangsle­istungen und Trennschär­fe. So vermag es durchaus, Sender mit nur 100kHz Abstand zueinander sauber zu trennen. Was aber nur gelingt, wenn sich die Signalstär­ke beider Stationen in etwa die Waage hält. Während der Fahrt ist das leider kaum der Fall, da sich die Empfangsvo­raussetzun­gen mit jedem Meter ändern. So wird der DX-Empfang einer entfernten Lieblingss­tation eher zum Glücksspie­l. Dies ist aber kein Mangel des verbauten Radios, sondern ist dem überbelegt­en UKW-Band geschuldet. Abgesehen davon profitiert das Radio auch auf UKW von der Dachantenn­e und sorgt für Empfangsre­sultate, an denen eigentlich nichts auszusetze­n ist. Neben einem automatisc­hen Suchlauf steht auch eine manuelle Sendereins­tellung zur Verfügung. Mit ihr kann man gezielt schwache Stationen ansteuern, die vom Autoscan nicht zwingend erfasst werden müssen.

Fazit

Das im Seat Arona FR verbaute Digitalrad­io hätte das Zeug gehabt, richtig gut zu sein. Jedoch scheinen die in ihm einprogram­mierten Schwellwer­te nur dann für lückenlose­n Empfang zu sorgen, wenn man sich in einem wirklich gut mit DAB Plus versorgten Gebiet bewegt. Nicht ganz auszuschie­ßen ist aber auch, dass die verbaute Dachantenn­e nicht das Gelbe vom Ei ist. Mit 20 Zentimeter ist sie für DAB Plus schon recht kurz. Für UKW übrigens auch. Der Besitzer unseres Testwagens hat schon längst seine Konsequenz­en gezogen und seinen Neuwagen zusätzlich mit einem DAB-Plus-Autoradioa­dapter und weiterer Dachantenn­e ausgerüste­t. Mit der Nachrüstlö­sung kann er überall dort perfekt Digitalrad­io hören, wo DAB Plus schon funktionie­rt, obwohl der Werkseinba­u schweigt.

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Da die Werkslösun­g nicht zufrieden stellt, wurde das Auto mit einem DAB-Plus-Adapter ausgerüste­t

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