Einbauradios im Praxis-Check: So gut ist das Seat-Werksradio
In Neuwagen gehört DAB Plus bald zur vorgeschriebenen Standardausstattung. Viele neue Autos haben es schon heute an Bord. Richtig zufrieden sind damit aber die wenigsten. Grund genug, uns das Digitalradio des aktuellen Seat Arona FR näher anzusehen.
Wie heute allgemein üblich, besitzt auch der Seat Arona FR ein fest eingebautes Multimediasystem, das neben dem Autoradio unter anderem auch das Navi, den Monitor für die Rückfahrkamera und Abfragemöglichkeiten für allerlei fahrzeugspezifische Statusmeldungen enthält.
Der Radioteil lässt die einzelnen Wellenbereiche noch getrennt aufrufen. Womit man gezielt DAB Plus oder UKW ansteuern kann. Selbst Mittelwelle beherrscht das Radio noch. Was wohl seiner spanischen Herkunft geschuldet ist, wo noch mehrere Stationen in diesem Bereich senden. Pro Frequenzbereich können 18 Favoritenkanäle abgespeichert werden. Üblicherweise werden im Display neben dem Stationsnamen auch der des gerade empfangenen Multiplexes, der Radiotext und das aktuelle Slideshow-Bild angezeigt. Bei Bedarf kann man auch auf Slideshow-Vollbildwiedergabe schalten.
Die Antenne
Seat hat seinem Arona FR eine 20 Zentimeter lange Dachantenne spendiert. Sie ist im Bereich der hinteren Heckklappe eingebaut und hat so freie Sicht in alle Richtungen. Sie sorgt grundsätzlich für gleichbleibend guten Empfang, egal in welche Richtung man gerade fährt. Das fällt im Vergleich zu vielen anderen aktuellen Fahrzeugen, die ihre Antennen etwa in der Heckscheibe oder im Seitenspiegel verbaut haben, mehr als angenehm auf.
Um festzustellen, ob im Auto auch weitere Antennen verbaut sind, haben wir die Stabantenne am Dach abgeschraubt. Womit der Radioempfang augenblicklich ausgesetzt hat. Was einmal mehr zeigt,
dass eine am richtigen Ort, also dem Dach, platzierte einfache Antenne ungleich mehr bewirken kann als aufwändige versteckte Antennensysteme an Orten, die allesamt nur einen schlechten Empfang haben.
DAB Plus
Neben dem automatischen Sendersuchlauf bietet das Gerät auch einen manuellen. Was von Vorteil ist, wenn man gezielt nach nicht ortsüblichen Paketen Ausschau hält. Sämtliche gefundenen Programme werden nach Multiplexen vorsortiert, in die Senderliste übernommen. Das sorgt für Übersichtlichkeit und lässt so die gewünschte Station schneller finden. Das setzt aber voraus, dass man in etwa weiß, welche Programme in welchem Multiplex übertragen werden. Womit man in der Praxis kaum überfordert sein dürfte. So liegt es etwa auf der Hand, dass zum Beispiel im Paket von „DAB+ Austria“kaum Programme des Bayerischen Rundfunks zu finden sein werden.
Empfangspraxis bei DAB Plus
Um die Empfangsleistungen des Digitalradioteils des Seat Arona zu beurteilen, haben wir eine Teststrecke in der Region Steyr im oberösterreichischen Zentralraum ausgewählt. Hier befinden wir uns im absoluten Grenzbereich, in dem der Kanal 11D des Bayerischen Rundfunks mit gutem Equipment auf ausgewählten Strecken noch weitgehend aussetzerfrei spielt. Zur Ermittlung der momentanen Signalstärke diente ein ebenfalls eingebauter DAB-Plus-Autoradioadapter, ein Tiny C5, mit Signalstärkeanzeige. Er wurde an einer separaten Antenne betrieben. Nach Beginn unserer Testfahrt loggte sich das Nachrüstradio recht schnell auf den Mux des BR ein und attestierte uns Signalstärken zwischen etwa 10 und 14 dB. Mehr als ausreichend, für stabilen DAB-Plus-Empfang. Erst nach etwa einem Kilometer beginnt auch das Einbauradio mit der Wiedergabe. Unmittelbar zuvor konnten wir auf dem Tiny C5 eine Signalstärke von 16,5dB über Grundrauschen ablesen. Nun spielte auch das Seat-Radio brav und zuverlässig Bayern 3 via Kanal 11D. Das C5 attestierte währenddessen Signalstärken zwischen etwa 11,5 und 14 dB. Sobald das Signal auf 11 dB absackte, verringerte das Einbauradio die Wiedergabelautstärke und beendete die Wiedergabe, als nur noch 10,5 dB ankamen. Das Tiny C5 spielte indes munter weiter, während das Werksradio über Kilometer schwieg. Erst als wieder 16,5 dB an Signalstärke erreicht wurden, brachte es uns wieder etwas zu Gehör. Und zwar wieder solange ohne Unterbrechung, bis wieder die 10,5 dB unterschritten wurden. So etwas nervt und ärgert. Zumal man ja mit dem Zweitgerät den Beweis vor Augen hat, dass das momentan anliegende Signal gar nicht mal so schlecht wäre. Während unserer gesamten Testfahrt wiederholte sich dieses Spiel unzählige Male und sorgte in Summe dafür, dass das fest eingebaute Radio nur etwa halb so lang für Audio sorgte, als die Nachrüstlösung.
Fehlprogrammierung
Das Verhalten des im Seat Arona verbauten Digitalradios belegt eindeutig, dass bei der im Gerät eingespielten Firmware falsche Schwellwerte programmiert wurden. Vor allem die sehr hohe Ansprechschwelle von, laut unseren Erfahrungen, 16,5 dB ist eindeutig zu hoch bemessen. Sie sorgt selbst in gut versorgten Gebieten dazu, dass es durch Unterführungen und engen Häuserschluchten schnell mal eng werden kann. Ist man in Regionen mit weniger gut ausgebauten Digitalradionetzen unterwegs, wie etwa in Österreich, stößt man damit schnell an Grenzen. Einfach, weil das Digitalradio über viele weite Strecken nicht spielt, wo es aber längst einwandfrei funktioniert. Auch die Abschaltschwelle ist pessimistisch gesetzt. Bei üblichem Fehlerschutz spielt DAB Plus auch noch einwandfrei mit 8,5 dB.
UKW
Auf UKW überrascht das fest eingebaute Autoradio mit überraschend guten Empfangsleistungen und Trennschärfe. So vermag es durchaus, Sender mit nur 100kHz Abstand zueinander sauber zu trennen. Was aber nur gelingt, wenn sich die Signalstärke beider Stationen in etwa die Waage hält. Während der Fahrt ist das leider kaum der Fall, da sich die Empfangsvoraussetzungen mit jedem Meter ändern. So wird der DX-Empfang einer entfernten Lieblingsstation eher zum Glücksspiel. Dies ist aber kein Mangel des verbauten Radios, sondern ist dem überbelegten UKW-Band geschuldet. Abgesehen davon profitiert das Radio auch auf UKW von der Dachantenne und sorgt für Empfangsresultate, an denen eigentlich nichts auszusetzen ist. Neben einem automatischen Suchlauf steht auch eine manuelle Sendereinstellung zur Verfügung. Mit ihr kann man gezielt schwache Stationen ansteuern, die vom Autoscan nicht zwingend erfasst werden müssen.
Fazit
Das im Seat Arona FR verbaute Digitalradio hätte das Zeug gehabt, richtig gut zu sein. Jedoch scheinen die in ihm einprogrammierten Schwellwerte nur dann für lückenlosen Empfang zu sorgen, wenn man sich in einem wirklich gut mit DAB Plus versorgten Gebiet bewegt. Nicht ganz auszuschießen ist aber auch, dass die verbaute Dachantenne nicht das Gelbe vom Ei ist. Mit 20 Zentimeter ist sie für DAB Plus schon recht kurz. Für UKW übrigens auch. Der Besitzer unseres Testwagens hat schon längst seine Konsequenzen gezogen und seinen Neuwagen zusätzlich mit einem DAB-Plus-Autoradioadapter und weiterer Dachantenne ausgerüstet. Mit der Nachrüstlösung kann er überall dort perfekt Digitalradio hören, wo DAB Plus schon funktioniert, obwohl der Werkseinbau schweigt.