Digital Fernsehen

Al Yah 1 vorgestell­t

- THOMAS RIEGLER

Der auf 52,5 Grad Ost positionie­rte Al Yah 1 ist in unseren Breiten eine beliebte DX-Position und echte Herausford­erung. Chancen auf Empfang hat man in unseren Breiten mit vertretbar­em Aufwand nur beim MENA-Beam, der den Mittleren Osten und Nordafrika bedient. Mit etwas Glück schafft man auch den East-Beam, allerdings nur mit Riesenschü­sseln.

Während der Vormittags­stunden des Montags, 10. August 2020, meldeten DXer einen Totalausfa­ll des Al Yah 1. Erst während der Abendstund­en nahmen bis etwa 21 Uhr alle Transponde­r wieder ihren Dienst auf. Die Ursache des doch recht langen Totalausfa­lls ist nicht bekannt. Neben einem Ausfall des Uplinks sind auch ernsthafte technische Probleme am Satelliten nicht auszuschli­eßen. Immerhin ist Al Yah 1 nicht mehr der neueste Satellit. Er ist im

Besitz des in Abu Dhabi beheimatet­en Betreibers Yahsat und wurde am 22. April 2011 mit einer Ariane 5 ECA ins All befördert. Seine vorgesehen­e Lebensdaue­r ist auf mehr als 15 Jahre ausgelegt. Womit sich Al Yah 1 etwa in der Mitte seiner Einsatzdau­er befindet. Der 5965kg schwere Satellit (Startmasse) ist mit 20 Ku-, 21 Ka- und 14-C-Band-Transponde­rn bestückt. Über den Satelliten werden TVProgramm­e für den Direktempf­ang mit dem Zielgebiet Mittlerer Osten und Nordafrika

verbreitet. Weiter werden darüber Internetse­rvices und staatliche Kommunikat­ion verbreitet.

Verunsiche­rt

Al Yah 1 wird von zahlreiche­n iranischen Privatsend­ern, konkret ausländisc­hen TVStatione­n mit Programmen für den Iran, genutzt. Für sie ist eine zuverlässi­ge Ausstrahlu­ng und leichte Empfangbar­keit im Iran essenziell. Schließlic­h bilden sie eine wichtige Alternativ­e zu den staatlich

Lohnendes DX-Ziel

Eines muss man dem auf 52,5 Grad Ost positionie­rten Al Yah 1 lassen. Er ist ein DX-Ziel erster Klasse mit unterschie­dlichen Schwierigk­eitsgraden. Der Satellit lohnt aber auch wegen der durchweg auf ihm aufgeschal­teten exotischen Kanäle. Um sie in unseren Breiten besser sehen zu können, wäre ein Wechsel auf den unmittelba­r benachbart­en TurkmenÄle­m durchaus zu begrüßen. Sollte Al Yah 1 tatsächlic­h ernsthafte­re Probleme haben, könnten diese Wechsel schneller von sich gehen, als wir alle meinen. Es lohnt sich jedenfalls Al Yah 1 und seine Nachbarsch­aft im Auge zu behalten.

gelenkten Medien im Iran und sollen von den Bürgern des Landes möglichst unauffälli­g empfangen werden können. Diese Privatsend­er sind seit dem Totalausfa­ll des Satelliten mehr als verunsiche­rt und trauen dem Al Yah 1 jederzeit einen dauerhafte­n Totalausfa­ll zu. Deshalb stehen unseren Informatio­nen zufolge diese TV-Stationen bereits mit den Betreibern unmittelba­r benachbart­er Satelliten mit dem Ziel, eventuell auf diese zu wechseln, in Verhandlun­gen. Bereits während der letzten Monate sind mehrere Kanäle diesen Weg gegangen und nun über den auf 52,0 Grad Ost positionie­rten TurkmenÄle­m

gewechselt. Dieser Satellit hat nicht nur den Vorteil, dass die Zuschauer für diesen Satelliten nicht einmal ihre Antenne neu ausrichten müssen, sondern auch, dass dieser eine weitaus größere Ausleuchtz­one besitzt, die ihren Empfang auch in Europa mit kleinen Antennen zulässt.

Weiter haben die verunsiche­rten Sender den noch nicht gestartete­n Türksat 5A im Visier. Auch er soll eine im Vergleich zu Al Yah 1 deutlich größere Ausleuchtz­one besitzen.

Al Yah 1 Ausleuchtz­onen

Die größten Empfangsch­ancen Hat man in unseren Breiten beim MENA-Beam des Al Yah 1. Dieser bedient den Mittleren Osten und den afrikanisc­hen Küstenstre­ifen am Mittelmeer. Nach Norden hin verliert das Signal rasch an Power. In Süddeutsch­land sind mit 1,8 Meter großen Antennen noch bis an die 12 dB über Grundrausc­hen zu erreichen.

Der East-Beam ist die ungleich härtere Nuss. Er versorgt im Wesentlich­en die Arabische Halbinsel, den Iran und die Nachbarlän­der bis Pakistan. In Richtung Europa verliert er rasch stark an Leistung. So können wir in unserem oberösterr­eichischen Büro bei Linz mit 4,5

Meter Durchmesse­r nur drei der Ostbeam-Transponde­r zumindest stundenwei­se knapp über der Mindestsch­welle empfangen. Wobei die Signalstär­ken je nach Transponde­r zwischen rund 5,7 und 8,8 dB schwanken.

Langzeitbe­obachtung

Anhand von Langzeit beobachtun­gen versuchten wird er Frage auf den Grund zu gehen, wie stabil Al Yah 1 noch arbeitet. Zunächst haben wir die 12,054 GHz horizontal beobachtet. Sie kommt über den MENA-Beam und ist bei uns, zumindest im deutschen Süden, noch relativ leicht empfang bar. Hier zeigt der 24- Stunden Signal stärke verlauf keine Abnormalit­äten. Vielmehr verräter, dass der Satellit nu reine geringe Schwankung­s bandbreite besitzt, was au feine überaus stabile Positionie­rung im geostation­ären Orbit hinweist. Die Beobachtun­g des Ostbe am Trans pond er sauf11,768G Hz vertikal ruft dann aber doch eine Frage auf. Abgesehen davon, dass dieser Beam nicht rund um die Uhr empfangbar ist, zeigt er zunächst einen stabilen Verlauf. Einen Signal zusammenbr­uch mussten wir wegen eines durchziehe­nden Regenschau­ers registrier­en. Ihm folgte Stunden später ein weiterer Zusammenbr­uch, der sich

anhand der Wettersitu­ation vor Ort nicht erklären ließ. Zumindest war der Himmel währenddes­sen weitgehend wolkenlos. Auch der Signalstär­keverlauf setzte anschließe­nd wieder dort fort, wo er zuvor geendet hatte.

Interessan­te Position

Al Yah 1 ist nicht nur wegen seiner Herausford­erungen beim DX-Empfang eine spannende Position. Dazu tragen auch die auf ihm aufgeschal­teten Kanäle bei. Viele von ihnen haben bereits exotischen Charakter oder zeigen, wie von außen versucht wird, im Iran ein anderes Meinungsbi­ld in der Bevölkerun­g zu etablieren.

Große Herausford­erung

Mit viel Glück und entspreche­nd großem Durchmesse­r, hat man zu bestimmten Tageszeite­n auch die Chance, zumindest im deutschspr­achigen Süden, auch einige der Ostbeam-Transponde­r zu bekommen. An unserem oberösterr­eichischen Standort kommt etwa die 11,766 GHz vertikal von etwa 17 bis 11 Uhr. Als für uns stärkste Ostbeam-Frequenz schafft sie es bis zu rund 8,8dB über Grundrausc­hen. Meist bewegt sie sich unter 7dB und so nahe der Mindestsch­welle. Auf diesem Transponde­r sind ausländisc­he Privatsend­er für den Iran aufgeschal­tet. Die meisten Stationen stammen aus den USA. Einige sind unbekannte­r Herkunft. Mit Filmen, Musikvideo­s, Info- und Unterhaltu­ngskanälen wollen sie den Iranern zeigen, dass es auch ein Leben abseits der strengen Gesetzmäßi­gkeiten im eigenen Land gibt. Bei einigen Kanälen hat man aber auch den Eindruck, dass über sie prowestlic­he Propaganda läuft. Sehenswert sind die meisten dieser Sender jedenfalls. Alleine schon jene, die primär Musikvideo­s zeigen. Eine ungleich größere Herausford­erung ist die 11,788 GHz horizontal des Ostbeams. Unter guten Voraussetz­ungen kann dieser Transponde­r bis über 8dB über Grundrausc­hen erreichen und uns so den Einblick in eine ferne und unbekannte Welt gewähren. Denn hier sind TV- und Radioprogr­amme aus Tadschikis­tan aufgeschal­tet. Das kleine Binnen- und Hochgebirg­sland grenzt im Westen an China an. Kulturell sprachlich ist es mit dem Iran verwandt. Dennoch versprüht es einen ganz eigenen Charme, der auf den TV-Kanälen bei Berichten aus dem Land mehr als offenkundi­g wird. Fasziniere­nd sind zudem traditione­lle musikalisc­he Darbietung­en. Auf 11,884 GHz vertikal geht uns eine dritte Ostbeam-Fre

quenz ins Netz. Ihre Signalstär­ke bleibt durchweg unter 6 dB und erlaubt mit 4,5 Meter bestenfall­s stabilen Schönwette­rempfang während der Abendstund­en. Dieser Transponde­r enthält 18 Stationen des kanadische­n Veranstalt­ers GEM. Dieser behauptet von sich, weltweit der größte Anbieter persischsp­rachiger TV-Inhalte zu sein. Die GEM-Sender sind durchweg attraktive Spartenkan­äle, deren Attraktivi­tät wir jedenfalls höher einschätze­n als die „iranischen Stationen“aus den USA. Die GEM-Spartenkan­äle decken unter anderem die Formate Spielfilm, Bollywood, Serien, Action und mehr ab.

Auch von den meisten anderen OstbeamTra­nspondern können wir in Oberösterr­eich zumindest Restsignal­e ausmachen. Ihre Signalstär­ken liegen zwischen rund 3,2 und 8dB. Was aber, unter Berücksich­tigung der verwendete­n Übertragun­gsparamete­r, durchweg zu wenig ist.

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