Multituner-Aufnahmebox
Der Hersteller Air Digital ist mit seiner Marke Zgemma immer wieder für Überraschungen bekannt. Nachdem man bereits mehr als ein Dutzend Boxen weltweit mit Enigma2-Oberfläche anbietet, kamen zur Jahresmitte weitere hinzu. Diese können sich vor allem bei der Ausstattung sehen lassen.
Der neue H9 Combo ist eine Weiterentwicklung des beliebten H9.2H. Dank der zusätzlichen Ausstattungsmerkmale der integrierten Festplatte sowie CI-Schnittstelle kommt beim H9 Combo ein etwas größeres Gehäuse zum Einsatz. Trotzdem ist die Box kaum größer als eine handelsübliche VHS-Videokassette. Da Zgemma auf den Einbau kleiner 2,5-Zoll-Speichermedien setzt, ist dies möglich. Generell wird die Box grundsätzlich ohne Festplatte ausgeliefert. Das entsprechende Montagezubehör liegt dem Lieferumfang bei und
der Kunde muss nach dem Kauf noch den passenden Datenträger einbauen. Wir nutzen ein 320 GB Speichermedium. Beim Einbau fällt auf, dass dem Gerät leider kein Abstandhalter zwischen Montageplatte und Datenträger beiliegt. Dieser ist aber nötig, um den festen Sitz der Festplatte zu ermöglichen – die Schrauben sind zu lang für eine Montage ohne Abstandhalter. Außerdem besteht die Gefahr, dass die Metallplatte, die als Träger des Speichermediums dient, Kurzschlüsse auf dem Datenträger verursacht.
Zur weiteren Ausstattung des Gerätes
zählt der Combo-Tuner, je ein Empfangsteil für Satellit, ein weiteres für den Empfang von DVB-C- oder DVB-T2-Signalen. Des Weiteren stehen ein Netzwerkanschluss, ein Micro-SD-Kartenleser und ein USB 2.0-Anschluss bereit. Leider belässt es Air Digital beim H9 Combo nur einem USB–2.0-Anschluss. Vorteilhaft ist dabei, dass die Box WLAN bereits fest integriert hat und somit dieser Anschluss nicht durch einen WLAN-Dongle blockiert wird. Einmal mehr kommt der von Air Digital gefertigte Receiver komplett ohne Bedienelemente an der Front aus. Die Vorderseite
hält nur eine vierstellige Siebensegmentanzeige bereit. Hinter einer Frontklappe verstecken sich zudem ein CA-Kartenleser und ein weiterer USB 2.0-Anschluss. Bei der Fernbedienung kommt das beliebte Modell des H9.2H erneut zum Einsatz. Sie kann mit guten Druckpunkten sowie einer übersichtlichen Tastenaufteilung punkten. Der Ziffernblock ist dort, wo er hingehört, und auch das Steuerkreuz bietet keinen Anlass zur Kritik.
Mehrwert
Dank des größeren Speichers setzt der Hersteller beim Zgemma H9 Combo auch auf die Multiboot-Lösung. Vier Sektoren stehen bereit, in denen unabhängig voneinander verschiedene verfügbare Enigma-Images installiert werden können. Auch bei den Tunern kann das Gerät einmal mehr punkten. Der eingebaute Satellitentuner ist nämlich auch zum Empfang von DVB-S2X geeignet und kann zudem Multistream darstellen. Die Kombieinheit für DVB-C und terrestrische Signale verarbeitet auch DVB-T2 perfekt. Darüber hinaus kann das Gerät mit weiteren Alleinstellungsmerkmalen auftrumpfen. Dazu gehören Transcoding – auch in H.265 – sowie eine UHD-Bild-in-Bild-Funktion. Ausgeliefert wird das Gerät mit einem 6.2 Image von OpenATV. Da diese Version etwas in die Jahre gekommen ist – OpenATV testet seit Oktober bereits die Version 6.4 seines Images – haben wir uns dafür entschieden, die Box mit der Version 6.3 zu testen. Hinzu kommt, dass Air Digital seine Boxen ohne Installationsmenü ausliefert. Um die persönliche Einstellung durchführen zu können, muss das Gerät erst einmal einem Werksreset unterzogen werden. Somit ist es einfacher, direkt ein neues Image zu flashen, welches dann mit dem Installationsmenü startet.
Einrichtung
Die Installation des Zgemma unterscheidet sich erwartungsgemäß nicht von der bei anderen Linux-Receivern. Positiv fällt uns sofort die Schnelligkeit des Gerätes auf. Insbesondere die Umschaltzeiten sind beeindruckend. Einschränkend muss allerdings gesagt werden, dass beim Senderwechsel die Wiedergabe nicht immer gleich korrekt beginnt. Hier wird einmal mehr die kleine Schwäche der Hisilicon-Prozessoren
spürbar. Die Box überzeugt durch Stabilität im TV-Alltag. Gegen einen Betrieb als reinen TV-Receiver zum Beispiel auf Astra ist nichts einzuwenden. Alle Sender werden ohne Schwierigkeiten in sehr guter Bildqualität wiedergegeben. Natürlich kann auch dieser Linux-Receiver nach Belieben konfiguriert und auch mit verschiedenen Skins optisch an die eigenen Wünsche angepasst werden. Zahlreiche Plugins stehen ebenfalls zur Verfügung.
Aufnahme
Dank integrierter Festplatte und Micro SD-Kartenleser bietet der H9 Combo verschiedene Möglichkeiten zur Integration von Speichermedien. Ist ein derartiges installiert, steht der Aufnahme nichts mehr im Wege. Wahlweise können Sofort-Aufnahmen oder Timer-Aufnahmen durchgeführt werden. Wie bei der OpenATV-Oberfläche nicht anders zu erwarten, ist es auch beim jüngsten Modell von Air Digital möglich, die Vor- und Nachlaufzeit von Timer-Aufnahmen zu bestimmen. Natürlich können Timer direkt aus dem Programmführer heraus programmiert werden. Da
es sich um ein Combo-Modell handelt, muss allerdings darauf geachtet werden, dass zeitgleich nur ein Transponder über Satellit und ein weiterer über den terrestrischen oder Kabelempfangsweg genutzt werden kann. Wer ein Sat-IP-Netzwerk zu Hause sein Eigen nennt, kann bis zu zwei weitere Tuner integrieren und erhält somit mehr Flexibilität bei der Aufnahme.
Multimedia
Im Image selber ist die HbbTV-Funktion noch nicht aktiv. Zum Glück kann sie aber über das Erweiterungsmenü des OpenATV-Images unkompliziert nachinstalliert werden. Anschließend steht die Red-Button-Funktion zur Verfügung. Der Zugriff auf die hybriden Dienste klappte im Test dann einwandfrei und recht flüssig. Eine weitere Möglichkeit zur Nutzung diverser Mediatheken ist das beliebte Plugin Mediaportal. Auch hier kann auf alle Mediatheken der Sender zugegriffen werden. Außerdem stehen diverse weitere Dienste zur Verfügung. Im Test arbeitet die Box mit der aktuellen Mediaportal-Version sehr gut zusammen. Ebenfalls zur Verfügung stehen Plugins für die Mediendienste Stalker und Kodi. Experten wissen, was hierüber mittlerweile alles möglich ist, und die Unterstützung dieser Plugins untermauert einmal mehr, dass der H9 Combo keinesfalls nur ein Standard-Receiver, sondern ein UHD-Receiver mit einer Menge Multimediaunterstützung ist.
Tuner
Die beiden integrierten Tuner überzeugen. Als Tuner A ist das Kombimodul für DVB-C und DVB-T2 platziert. Der Nutzer muss sich bei der Installation entscheiden, welchen der beiden Übertragungsstandards er nutzen möchte. Im Test stellten wir bei keinem von beiden Schwächen fest. Im DVB T2-Betrieb werden neben den klassischen Signalen nach DVB-T-Standard auch alle des neuen DVB T2-Standards gefunden. Dies gilt auch über die deutschen Angebote hinaus, denn am zweiten Teststandort unseres Verlages in Mittelsachsen werden alle modernen DVB-T2-Empfänger auch auf die Empfangbarkeit ausländischer Pakete – im speziellen aus Tschechien – geprüft. Der H9 Combo meistert diese Aufgabe mit Bravour.
Auch beim Test des DVB-S2X-Tuners kommt Freude in der Testredaktion auf.
Die Leistungsfähigkeit des Tuners kann sich sehen lassen. Selbstverständlich funktionieren wie gehabt alle DiSEqC-Protokolle für Multifeed und Drehanlagen sowie USALS und JESS. Zudem wird der Empfang von Multistream und sogar DVBS2X unterstützt. Das haben wir natürlich gleich in der Praxis getestet. Zuerst haben wir uns DVB-S2X angeschaut. Ein Bouquet aus der Schweiz auf 33 Grad Ost sendet in diesem neuen Standard. Ein Suchlauf auf 12,597 GHz vertikal klappte auf Anhieb und die drei Kanäle wurden eingelesen. Auch die anschließende Wiedergabe funktionierte einwandfrei. Unsere nächste Testposition war 5 Grad West. Dort sind zahlreiche italienische Kanäle im Multistream unverschlüsselt aufgeschaltet. Die Transponder dienen eigentlich der Zuführung für das terrestrische Digitalfernsehen in Italien. Bisher gab es nur wenige und zum Teil auch recht teure Receiver, die mit diesem System zurechtkommen. Doch auch diese Hürde leistet unser 100-Euro-Receiver mit Bravour. Alle Multistream-Bouquets auf dieser Position wurden eingelesen und problemlos wiedergegeben. Tatsächlich entpuppt sich der Receiver also als sehr gute Wahl für DXer. Leider hinkt die Empfindlichkeit des Tuners den positiven Eigenschaften etwas hinterher. Mit knapp 85 dbm hat dieser nicht besonders hohe Leistungsreserven. Aber ansonsten macht er im normalen Betrieb eine gute Figur. Positiv überrascht sind wir beim Aufruf der Blindscan-Funktion. Diese kann nun uneingeschränkt bei der H9-Serie genutzt werden. Mit dem Blindscan des neuen Edision OS Nino Pro, den wir in der letzten Ausgabe vorstellten und der innerhalb der letzten vier Wochen nochmal beim Tuner deutlich aufgewertet wurde, kann er zwar nicht mithalten, aber auf Türksat findet der Blindscan des H9 Combo zuverlässig über 90 Prozent der empfangbaren Signale. Dieses Ergebnis ist gut. Etwas störend ist, dass Modulation und FEC nicht korrekt gefunden werden. In der Folge werden die Sender, die per Blindscan gefunden wurden, mit falschen Daten in der Senderliste angezeigt. Hier besteht Optimierungsbedarf.
Decodierung
Eine CI-Schnittstelle sowie ein CAS-Kartenleser sorgen bei dem kompakten UHD-Receiver für die Decodierung von Pay-TV-Inhalten.
Mittels alternativen Images für die Box lässt sich nicht ganz offizell auch die CI-Plus-Unterstützung implementieren. Der Zgemma H9 Combo ist das, was viele Nutzer vermisst haben: Ein kostengünstiger UHD-Receiver mit integrierter Festplatte und CI-Leser. Im Test konnte das Gerät an vielen Stellen punkten. Kleine Schwächen sind bei der Verarbeitung zu sehen. Wer eine Festplatte einbauen möchte, benötigt Zusatzmaterial.
Air Digital
Zgemma H9 Combo