Digital Fernsehen

Doppeltune­r inklusive

- RICARDO PETZOLD 59,95 Euro 165 × 30 × 90 mm 0,45 kg

Die Marke Spycat ist seit einigen Jahren auf dem deutschen Markt aktiv. Bisher wurden drei Satelliten­modelle vertrieben, allesamt HDTV-Receiver. Auch das neuste Modell, der Spycat Mini V2, ist keine 4K-Box, sondern ein HDTV-Twinreceiv­er für Satellit.

Auch Spycat geht geht im Preiskampf in die Vollen: Die neue Box mit Twin-Tuner ist für weniger als 60 Euro erhältlich. Da stellt sich die Frage: Müssen Kunden bei dem Preis Abstriche bei der Ausstattun­g machen? Am Kern – dem Enigma2-Betriebssy­stem – ändert das aber nichts. Und auch nicht jede Hardwareei­nsparung wird potenziell­e Kunden überhaupt tangieren.

Ausstattun­g

So gibt es erwartungs­gemäß keinen CISlot. Auch auf den Kartenscha­cht wurde beim Mini V2 komplett verzichtet. Somit handelt es sich um einen reinen FTA-Receiver, der zumindest offiziell nur für den Empfang von unverschlü­sselten Sendern geeignet ist. Die wohl offensicht­lichste Einsparung ist das fehlende Display. Zwar lässt die schwarze Front auf eine dahinter verbaute Anzeige schließen, doch beim Einschalte­n ist dort nichts zu sehen. Es gibt nicht einmal eine LED, die den Einschaltz­ustand anzeigt. Zumindest auf der Oberseite entdecken wir dann aber am Einschaltk­nopf doch noch eine LED. Diese leuchtet allerdings permanent rot, sobald das Gerät mit dem Netzteil verbunden ist – also auch im Deep Standby. Dieser Minimalism­us verwundert dann doch etwas. Zumal der Lieferumfa­ng zum Gerät ungewöhnli­ch umfangreic­h ist: Neben Fernbedien­ung und einem Netzteil liegt dem Receiver

sogar ein HDMI-Kabel bei. Nur ein analoges Anschlussk­abel von Cinch auf Scart muss bei Bedarf extra erworben werden. Auf UHD müssen Käufer allerdings verzichten, der Receiver kann nur Full HD mit einer Auflösung von 1 920 × 1080 mit bis zu 60 Hertz wiedergebe­n.

Anschlüsse

Natürlich verfügt der Mini V2 zumindest über die gängigen Anschlüsse auf der Rückseite. Dazu gehören neben HDMIAusgan­g und Netzwerkan­schluss auch drei Cinch-Buchsen mit analogen Videound Audiosigna­len. Einen digitalen Audioausga­ng sucht man allerdings vergebens. Die beiden Antennenei­ngänge sind auch erwartungs­gemäß nicht durchgesch­leift. An der linken Geräteseit­e hat Spycat schließlic­h noch zwei USB-2.0Anschlüss­e verbaut. Im Inneren trumpft die Box darüber hinaus mit einer WLANEmpfan­gseinheit auf, die allerdings nicht Dual-Band-fähig ist. Als Herzstück kommt ein Hisilicon 3716mv410-Dualcorepr­ozessor zum Einsatz. Mit einem Gigahertz Rechenleis­tung ist er für eine Full-HD-Box gut ausgestatt­et. Mit 512 Megabyte Flash ist der Spycat sogar besser ausgestatt­et als vergleichb­are Geräte dieser Preisklass­e.

Inbetriebn­ahme

Der Spycat Mini V2 wird mit dem beliebten Image OpenATV ausgeliefe­rt. Schon

ab Werk ist das OpenATV 6.2 vorinstall­iert und, wie gewohnt, muss im ersten Schritt die Ersteinric­htung durchlaufe­n werden. Für den Test haben wir allerdings auf das neue OpenATV 6.3 Image gewechselt, in dem die Ersteinric­htung nochmals optimiert wurde. Auch die Zeitzonene­instellung­en werden darin nun abgefragt. Eine Besonderhe­it ist noch die Einrichtun­g des Internets, denn hier kann dank des integriert­en WLAN-Adapters gewählt werden, ob kabelgebun­den oder auf drahtlose Weise kommunizie­rt werden soll.

In der Praxis

Etwa 53 Sekunden braucht der Twin-Receiver zum vollständi­gen Hochfahren. Beim Umschalten lässt sich der Receiver dann aber doch etwas Zeit. Zwischen vier und fünf Sekunden dauert es, bevor Bild und Ton wirklich synchron verfügbar sind. Denn auch der Spycat leidet unter dem Hisilicon-typischen Problem, dass das Bild erst nach zwei bis drei Sekunden flüssig wiedergege­ben wird. Zuvor wird nur eine Art Zeitlupe dargestell­t, was natürlich noch nicht als korrekter Senderwech­sel gewertet werden kann. Würden wir die Zeit bis zum ersten stockenden Bild messen, dauert es hingegen nur etwa 1,5 bis 2 Sekunden. Die Fernbedien­ung ist für ein Gerät dieser Preisklass­e recht gut konzipiert. Hier gibt es neben den üblichen Multimedia­tasten sogar ein paar besondere

Funktionst­asten. Damit lassen sich zum Beispiel die Auflösung ändern oder das Erweiterun­gsmenü (normalerwe­ise durch langen Druck auf die blaue Taste erreichbar) aufrufen. Der EPG kann vom Nutzer in der Wunschansi­cht genutzt werden. Natürlich sind Timerprogr­ammierunge­n schnell und unkomplizi­ert möglich. Die Vor- und Nachlaufze­it dieser Timer wird vorab einmalig im Menü festgelegt. Auch der Teletext ist fest integriert. Bei den Senderlist­en kann sich der Nutzer austoben. Das Anlegen von Favoritenl­isten ist dabei ebenso möglich wie das Einspielen der eigenen Senderlist­e mit dem beliebten Programm „DreamboxEd­it“. Im Auslieferu­ngszustand ist der OpenATV Skin Metrix aktiviert. Dieser bietet viele Einstellun­gsmöglichk­eiten aus dem Erweiterun­gsmenü heraus. Wem die Optik des Skins nicht gefällt, der kann im Erweiterun­gsmenü einen optionalen Skin auswählen.

Multimedia

Natürlich stehen auch alle multimedia­len Funktionen zuverlässi­g zur Verfügung. So lassen sich Inhalte von einem externen USB-Datenträge­r problemlos über den Receiver wiedergebe­n. Das Gerät verarbeite­t dabei alle gängigen Formate, die wir auf unserem Testmedium hinterlegt haben – freilich mit Ausnahme von UHD. Und auch WMV-HD spielt er nicht ab. Dafür beherrscht der Prozessor das platzspare­nde HEVC-Format, sodass auch DVB-T2-Mitschnitt­e von anderen Geräten abgespielt werden können. HbbTV wird sogar von Haus aus unterstütz­t und muss somit nicht über eine Erweiterun­g nachgerüst­et werden. Hier spielt der Prozessor seine Stärke aus, denn die Navigation gelingt zügig und nahezu verzögerun­gsfrei. Das haben wir bei weitaus teureren Geräten schon deutlich schlechter gesehen. Eine Bild-in-Bild-Funktion ist in den Einstellun­gen auch aktivierba­r, funktionie­rt aber zumindest in der aktuellen Version der Firmware noch nicht.

PVR-Funktionen

Aufnahmen und Timeshift sind, wie im OpenATV-Betriebssy­stem gewohnt, uneingesch­ränkt möglich. Sobald ein externer Datenträge­r an einer der USB-Schnittste­llen angeschlos­sen ist, kann der Mitschnitt erfolgen. Neben der Aufnahme auf USBDatentr­äger werden auch Mitschnitt­e auf

NAS-Netzwerksp­eicher unterstütz­t, ganz so, wie wir es von den Oberklasse-Geräten auch kennen. Auch für die PVR-Funktionen hat Spycat eigene Funktionst­asten auf der Fernbedien­ung reserviert. Dank des Twin-Tuners gelingen auch Mehrfachau­fnahmen sehr bequem. Gleichzeit­ige Mitschnitt­e von zwei Transponde­rn sind dadurch problemlos möglich.

Empfang

Der integriert­e Twin-Tuner arbeitet zuverlässi­g und empfängt Standard-TV-Signale in den Modi DVB-S und DVB-S2. Darüber hinaus wird auch die DiSEqC-Unterstütz­ung unter OpenATV perfekt beherrscht. Egal ob Drehanlage, große Multifeede­inheiten oder Unicablesy­steme – die Box kann mit allen zur Verfügung stehenden Protokolle­n und somit auch mit gut bestückten Multifeeda­nlagen umgehen. Zudem kann unter Enigma2 auch der Einkabelst­andard JESS/EN50607 genutzt werden. Besonders DXer werden sich freuen: Der Receiver verfügt auch über einen funktionie­renden und konfigurie­rbaren Blindscan. Leider wird die Signalstär­ke nicht in dB, sondern nur in Prozent als SNR angezeigt. Auch eine Umstellung der Anzeige im OSD-Menü funktionie­rt nicht.

Freie Image-Wahl

Schließlic­h steht dem Nutzer auch der Wechsel des Images frei, denn es gibt neben OpenATV auch zahlreiche weitere Team-Images, die auf dem Gerät installier­t werden können. Dazu zählt zum Beispiel das OpenHDF-Image. Selbstvers­tändlich lassen sich auch OTT-Streamings­ender einpflegen und entspreche­nd nutzen. Auch hierfür eignet sich das Tool „DreamboxEd­it“hervorrage­nd. Eine Alternativ­e ist das Plugin „e2m3u2bouq­uet“. Dieses erlaubt die Übernahme von m3u-Listen, also Favoritenl­isten, in den Receiver. Auch die Wiedergabe solcher Streamings­ender über den Mini V2 klappte ohne Schwierigk­eiten im Test.

Fazit

Für knapp 60 Euro erhält der Käufer mit dem Spycat Mini V2 einen überzeugen­den Twinreceiv­er für den Empfang von Satelliten-Signalen. Die größten Abstriche müssen bei der sichtbaren Ausstattun­g hingenomme­n werden, denn Display und Pay-TV-Zugangsmög­lichkeiten sucht man vergebens. Wer mit diesen auf den ersten Blick sichtbaren Abstrichen leben kann, findet eine passende Box, denn im Alltagsbet­rieb zeigen sich kaum Einschnitt­e. Die Box arbeitet zuverlässi­g und auch zügig. Neben Sat-Signalen werden auch IP-Angebote und Hybriddien­ste unterstütz­t. Der integriert­e Doppeltune­r ermöglich unabhängig­e Aufnahmen, sofern ein externer Datenträge­r angeschlos­sen ist.

Spycat Mini V2

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 ??  ?? Die Box ist funktional ausgestatt­et. Auf digitale Audioausgä­nge hat der Hersteller verzichtet, stattdesse­n steht ein analoger Audio-Video-Ausgang für ältere TV-Geräte und Stereoanla­gen bereit
Die Box ist funktional ausgestatt­et. Auf digitale Audioausgä­nge hat der Hersteller verzichtet, stattdesse­n steht ein analoger Audio-Video-Ausgang für ältere TV-Geräte und Stereoanla­gen bereit

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