Doppeltuner inklusive
Die Marke Spycat ist seit einigen Jahren auf dem deutschen Markt aktiv. Bisher wurden drei Satellitenmodelle vertrieben, allesamt HDTV-Receiver. Auch das neuste Modell, der Spycat Mini V2, ist keine 4K-Box, sondern ein HDTV-Twinreceiver für Satellit.
Auch Spycat geht geht im Preiskampf in die Vollen: Die neue Box mit Twin-Tuner ist für weniger als 60 Euro erhältlich. Da stellt sich die Frage: Müssen Kunden bei dem Preis Abstriche bei der Ausstattung machen? Am Kern – dem Enigma2-Betriebssystem – ändert das aber nichts. Und auch nicht jede Hardwareeinsparung wird potenzielle Kunden überhaupt tangieren.
Ausstattung
So gibt es erwartungsgemäß keinen CISlot. Auch auf den Kartenschacht wurde beim Mini V2 komplett verzichtet. Somit handelt es sich um einen reinen FTA-Receiver, der zumindest offiziell nur für den Empfang von unverschlüsselten Sendern geeignet ist. Die wohl offensichtlichste Einsparung ist das fehlende Display. Zwar lässt die schwarze Front auf eine dahinter verbaute Anzeige schließen, doch beim Einschalten ist dort nichts zu sehen. Es gibt nicht einmal eine LED, die den Einschaltzustand anzeigt. Zumindest auf der Oberseite entdecken wir dann aber am Einschaltknopf doch noch eine LED. Diese leuchtet allerdings permanent rot, sobald das Gerät mit dem Netzteil verbunden ist – also auch im Deep Standby. Dieser Minimalismus verwundert dann doch etwas. Zumal der Lieferumfang zum Gerät ungewöhnlich umfangreich ist: Neben Fernbedienung und einem Netzteil liegt dem Receiver
sogar ein HDMI-Kabel bei. Nur ein analoges Anschlusskabel von Cinch auf Scart muss bei Bedarf extra erworben werden. Auf UHD müssen Käufer allerdings verzichten, der Receiver kann nur Full HD mit einer Auflösung von 1 920 × 1080 mit bis zu 60 Hertz wiedergeben.
Anschlüsse
Natürlich verfügt der Mini V2 zumindest über die gängigen Anschlüsse auf der Rückseite. Dazu gehören neben HDMIAusgang und Netzwerkanschluss auch drei Cinch-Buchsen mit analogen Videound Audiosignalen. Einen digitalen Audioausgang sucht man allerdings vergebens. Die beiden Antenneneingänge sind auch erwartungsgemäß nicht durchgeschleift. An der linken Geräteseite hat Spycat schließlich noch zwei USB-2.0Anschlüsse verbaut. Im Inneren trumpft die Box darüber hinaus mit einer WLANEmpfangseinheit auf, die allerdings nicht Dual-Band-fähig ist. Als Herzstück kommt ein Hisilicon 3716mv410-Dualcoreprozessor zum Einsatz. Mit einem Gigahertz Rechenleistung ist er für eine Full-HD-Box gut ausgestattet. Mit 512 Megabyte Flash ist der Spycat sogar besser ausgestattet als vergleichbare Geräte dieser Preisklasse.
Inbetriebnahme
Der Spycat Mini V2 wird mit dem beliebten Image OpenATV ausgeliefert. Schon
ab Werk ist das OpenATV 6.2 vorinstalliert und, wie gewohnt, muss im ersten Schritt die Ersteinrichtung durchlaufen werden. Für den Test haben wir allerdings auf das neue OpenATV 6.3 Image gewechselt, in dem die Ersteinrichtung nochmals optimiert wurde. Auch die Zeitzoneneinstellungen werden darin nun abgefragt. Eine Besonderheit ist noch die Einrichtung des Internets, denn hier kann dank des integrierten WLAN-Adapters gewählt werden, ob kabelgebunden oder auf drahtlose Weise kommuniziert werden soll.
In der Praxis
Etwa 53 Sekunden braucht der Twin-Receiver zum vollständigen Hochfahren. Beim Umschalten lässt sich der Receiver dann aber doch etwas Zeit. Zwischen vier und fünf Sekunden dauert es, bevor Bild und Ton wirklich synchron verfügbar sind. Denn auch der Spycat leidet unter dem Hisilicon-typischen Problem, dass das Bild erst nach zwei bis drei Sekunden flüssig wiedergegeben wird. Zuvor wird nur eine Art Zeitlupe dargestellt, was natürlich noch nicht als korrekter Senderwechsel gewertet werden kann. Würden wir die Zeit bis zum ersten stockenden Bild messen, dauert es hingegen nur etwa 1,5 bis 2 Sekunden. Die Fernbedienung ist für ein Gerät dieser Preisklasse recht gut konzipiert. Hier gibt es neben den üblichen Multimediatasten sogar ein paar besondere
Funktionstasten. Damit lassen sich zum Beispiel die Auflösung ändern oder das Erweiterungsmenü (normalerweise durch langen Druck auf die blaue Taste erreichbar) aufrufen. Der EPG kann vom Nutzer in der Wunschansicht genutzt werden. Natürlich sind Timerprogrammierungen schnell und unkompliziert möglich. Die Vor- und Nachlaufzeit dieser Timer wird vorab einmalig im Menü festgelegt. Auch der Teletext ist fest integriert. Bei den Senderlisten kann sich der Nutzer austoben. Das Anlegen von Favoritenlisten ist dabei ebenso möglich wie das Einspielen der eigenen Senderliste mit dem beliebten Programm „DreamboxEdit“. Im Auslieferungszustand ist der OpenATV Skin Metrix aktiviert. Dieser bietet viele Einstellungsmöglichkeiten aus dem Erweiterungsmenü heraus. Wem die Optik des Skins nicht gefällt, der kann im Erweiterungsmenü einen optionalen Skin auswählen.
Multimedia
Natürlich stehen auch alle multimedialen Funktionen zuverlässig zur Verfügung. So lassen sich Inhalte von einem externen USB-Datenträger problemlos über den Receiver wiedergeben. Das Gerät verarbeitet dabei alle gängigen Formate, die wir auf unserem Testmedium hinterlegt haben – freilich mit Ausnahme von UHD. Und auch WMV-HD spielt er nicht ab. Dafür beherrscht der Prozessor das platzsparende HEVC-Format, sodass auch DVB-T2-Mitschnitte von anderen Geräten abgespielt werden können. HbbTV wird sogar von Haus aus unterstützt und muss somit nicht über eine Erweiterung nachgerüstet werden. Hier spielt der Prozessor seine Stärke aus, denn die Navigation gelingt zügig und nahezu verzögerungsfrei. Das haben wir bei weitaus teureren Geräten schon deutlich schlechter gesehen. Eine Bild-in-Bild-Funktion ist in den Einstellungen auch aktivierbar, funktioniert aber zumindest in der aktuellen Version der Firmware noch nicht.
PVR-Funktionen
Aufnahmen und Timeshift sind, wie im OpenATV-Betriebssystem gewohnt, uneingeschränkt möglich. Sobald ein externer Datenträger an einer der USB-Schnittstellen angeschlossen ist, kann der Mitschnitt erfolgen. Neben der Aufnahme auf USBDatenträger werden auch Mitschnitte auf
NAS-Netzwerkspeicher unterstützt, ganz so, wie wir es von den Oberklasse-Geräten auch kennen. Auch für die PVR-Funktionen hat Spycat eigene Funktionstasten auf der Fernbedienung reserviert. Dank des Twin-Tuners gelingen auch Mehrfachaufnahmen sehr bequem. Gleichzeitige Mitschnitte von zwei Transpondern sind dadurch problemlos möglich.
Empfang
Der integrierte Twin-Tuner arbeitet zuverlässig und empfängt Standard-TV-Signale in den Modi DVB-S und DVB-S2. Darüber hinaus wird auch die DiSEqC-Unterstützung unter OpenATV perfekt beherrscht. Egal ob Drehanlage, große Multifeedeinheiten oder Unicablesysteme – die Box kann mit allen zur Verfügung stehenden Protokollen und somit auch mit gut bestückten Multifeedanlagen umgehen. Zudem kann unter Enigma2 auch der Einkabelstandard JESS/EN50607 genutzt werden. Besonders DXer werden sich freuen: Der Receiver verfügt auch über einen funktionierenden und konfigurierbaren Blindscan. Leider wird die Signalstärke nicht in dB, sondern nur in Prozent als SNR angezeigt. Auch eine Umstellung der Anzeige im OSD-Menü funktioniert nicht.
Freie Image-Wahl
Schließlich steht dem Nutzer auch der Wechsel des Images frei, denn es gibt neben OpenATV auch zahlreiche weitere Team-Images, die auf dem Gerät installiert werden können. Dazu zählt zum Beispiel das OpenHDF-Image. Selbstverständlich lassen sich auch OTT-Streamingsender einpflegen und entsprechend nutzen. Auch hierfür eignet sich das Tool „DreamboxEdit“hervorragend. Eine Alternative ist das Plugin „e2m3u2bouquet“. Dieses erlaubt die Übernahme von m3u-Listen, also Favoritenlisten, in den Receiver. Auch die Wiedergabe solcher Streamingsender über den Mini V2 klappte ohne Schwierigkeiten im Test.
Fazit
Für knapp 60 Euro erhält der Käufer mit dem Spycat Mini V2 einen überzeugenden Twinreceiver für den Empfang von Satelliten-Signalen. Die größten Abstriche müssen bei der sichtbaren Ausstattung hingenommen werden, denn Display und Pay-TV-Zugangsmöglichkeiten sucht man vergebens. Wer mit diesen auf den ersten Blick sichtbaren Abstrichen leben kann, findet eine passende Box, denn im Alltagsbetrieb zeigen sich kaum Einschnitte. Die Box arbeitet zuverlässig und auch zügig. Neben Sat-Signalen werden auch IP-Angebote und Hybriddienste unterstützt. Der integrierte Doppeltuner ermöglich unabhängige Aufnahmen, sofern ein externer Datenträger angeschlossen ist.
Spycat Mini V2