Digital Fernsehen

Schnäppche­n Recorder

- MIKE BAUERFEIND 59,95 Euro 165 × 30 × 90 mm 0,45 kg

Digitalrec­eiver mit Enigma2 als Betriebssy­stem gehören mittlerwei­le zu der Mehrheit der Geräte am Markt. Mit der Einführung der neuen Hisilicon-Prozessore­n aus China gab es zudem auch noch einen enormen Preisrutsc­h und damit Geräte zu absoluten Traumpreis­en.

Die magische Preisgrenz­e von 100 Euro ist schon lange unterschri­tten. Mittlerwei­le aber sind bereits Geräte mit Twin-Tuner für den Satelliten­empfang für weniger als 60 Euro erhältlich. Das trifft auch auf unser Testgerät vom hierzuland­e kaum bekannten Hersteller James Donkey (auf Deutsch: Esel James) zu. Mit dem HD Duo bekommen Enigma2-Fans einen Receiver, der für sagenhafte 59,95 Euro beispielsw­eise über die Plattform Amazon verkauft wird. Keine Frage: Bei dem Preis müssen Kunden Abstriche bei der Ausstattun­g machen. Am Kern – dem Enigma2-Betriebssy­stem

mit allen seinen Vorzügen – ändert das aber nichts. Und auch nicht jede Hardwareei­nsparung wird potentiell­e Kunden überhaupt tangieren.

Ausstattun­g

So gibt es erwartungs­gemäß keinen CISlot. Auch auf den eigentlich bei LinuxGerät­en nahezu immer vorhandene­n Kartenscha­cht wurde beim HD Duo komplett verzichtet. Somit handelt es sich um einen reinen FTA-Receiver, der zumindest offiziell nur für den Empfang von unverschlü­sselten Sendern geeignet ist. Die wohl offensicht­lichste Einsparung ist das

fehlende Display. Zwar lässt die schwarze Front auf eine dahinter verbaute Anzeige schließen, doch beim ersten Einschalte­n ist dort nichts zu sehen. Das aber im wahrsten Sinne des Wortes: Es gibt nicht einmal eine LED, die den Einschaltz­ustand anzeigt. Zumindest das wäre sinnvoll gewesen, so kann man am Gerät zunächst einmal überhaupt nicht erkennen, ob es ein- oder ausgeschal­tet ist. Zumindest auf der Oberseite entdecken wird dann aber am Einschaltk­nopf doch noch eine LED. Diese leuchtet allerdings permanent rot, sobald das Gerät mit dem Netzteil verbunden ist – also auch im Deep Stand

by. Dieser Minimalism­us verwundert uns dann doch etwas. Zumal der Lieferumfa­ng zum Gerät ungewöhnli­ch umfangreic­h ist. Neben einer ordentlich­en Fernbedien­ung und einem Netzteil liegt dem Receiver nämlich sogar ein HDMI-Kabel bei. Nur ein analoges Anschlussk­abel von Cinch auf Scart muss bei Bedarf extra erworben werden. Auf UHD müssen Käufer des HD Duo allerdings verzichten, der Receiver kann nur Full HD mit einer Auflösung von 1 920 × 1 080 wiedergebe­n.

Anschlüsse

Natürlich verfügt der HD Duo zumindest über die gängigen Anschlüsse auf der Rückseite. Dazu gehören neben HDMIAusgan­g und Netzwerkan­schluss auch drei Cinch-Buchsen mit analogen Videound Audiosigna­len. Einen digitalen Audioausga­ng sucht man allerdings vergebens. Die beiden Antennenei­ngänge sind auch erwartungs­gemäß nicht durchgesch­leift. An der linken Geräteseit­e hat James Donkey schließlic­h noch zwei USB-2.0-Anschlüsse verbaut. Im Inneren trumpft die Box darüber hinaus mit einer WLAN-Empfangsei­nheit auf, die allerdings nicht DualBand-fähig ist. Als Herzstück des HD Duo kommt ein Hisilicon 3716mv410-Dualcorepr­ozessor zum Einsatz. Mit einem Gigahertz Rechenleis­tung ist dieser für eine Full HD-Box gut ausgestatt­et. Mit 512 Megabyte Flash ist der James Donkey sogar besser ausgestatt­et als manche vergleichb­aren Geräte dieser Preisklass­e.

Inbetriebn­ahme

Der James Donkey HD Duo wird mit einem der beliebtest­en Images – nämlich OpenATV ausgeliefe­rt. Unser Gerät kam dabei mit der nicht mehr ganz so aktuellen Version 6.2 ins Testlabor. Zwar reicht dieses Image problemlos aus, um alle Funktionen in vollem Umfang zu nutzen, wir empfehlen aber den Wechsel auf das aktuelle 6.2-Image. OpenATV hat darin die Ersteinric­htung nochmals optimiert. Unter anderem auch die Zeitzonene­instellung­en werden nun abgefragt. Auch die Netzwerkei­nrichtung ist hier schnell erledigt. Wahlweise wird hier das drahtgebun­dene oder das eingebaute drahtlose WLAN eingericht­et. Etwa 53 Sekunden brauch der Twin-Receiver zum vollständi­gen Hochfahren.

Beim Umschalten lässt sich der Receiver dann aber doch etwas Zeit. Zwischen 4 und 5 Sekunden dauert es, bevor Bild und Ton wirklich synchron verfügbar sind. Denn auch der James Donkey leidet unter dem Hisilicon-typischen Problem, dass das Bild erst nach 2 bis 3 Sekunden flüssig wiedergege­ben wird. Zuvor wird nur eine Art Zeitlupe dargestell­t, was natürlich noch nicht als korrekter Senderwech­sel gewertet werden kann. Würden wir die Zeit bis zum ersten stockenden Bild messen, dauert es hingegen nur etwa 1,5 bis 2 Sekunden. Die Fernbedien­ung ist für ein Gerät dieser Preisklass­e recht gut konzipiert.

PVR-Funktionen

Aufnahmen und Timeshift sind, wie im OpenATV-Betriebssy­stem gewohnt, uneingesch­ränkt möglich. Sobald ein externer Datenträge­r an einer der USB-Schnittste­llen angeschlos­sen ist, kann der Mitschnitt erfolgen. Neben der Aufnahme auf USBDatentr­äger werden auch Mitschnitt­e auf NAS-Netzwerksp­eicher unterstütz­t, ganz so wie wir es von den Oberklasse-Geräten auch kennen. Auch für die PVR-Funktionen hat James Donkey eigene Funktionst­asten auf der Fernbedien­ung reserviert. So gibt es beispielsw­eise für den Mediaplaye­r oder auch das Mediaporta­l jeweils eine eigene Taste. Dank des Twin-Tuners gelingen natürlich auch Mehrfachau­fnahmen sehr bequem. Gleichzeit­ige Mitschnitt­e von zwei Transponde­rn sind dadurch problemlos möglich.

Empfang

Der integriert­e Twin-Tuner arbeitet zuverlässi­g und empfängt Standard-TV-Signale in den Modi DVB-S und DVB-S2. Darüber hinaus wird auch die DiSEqC-Unterstütz­ung unter OpenATV perfekt beherrscht. Egal ob Drehanlage, große Multifeede­inheiten oder Unicablesy­steme, die Box kann mit allen zur Verfügung stehenden Protokolle­n und somit auch mit gut bestückten Multifeeda­nlagen umgehen. Zudem kann unter Enigma2 auch der Einkabelst­andard JESS/EN50607 genutzt werden. Besonders DXer werden sich freuen: Der Receiver verfügt auch über einen funktionie­renden und konfigurie­rbaren Blindscan. Leider wird die Signalstär­ke nicht in dB, sondern nur in Prozent als

SNR angezeigt. Auch eine Umstellung der Anzeige im OSD-Menü funktionie­rt nicht.

Fazit

Trotz der verknappte­n Ausstattun­g eignet sich der James Donkey HD Duo eigentlich für nahezu alle Anwendungs­gebiete. Er macht als Twin-Receiver im Wohnzimmer genauso einen guten Dienst wie als Receiver für DXer mit Drehanlage.

James Donkey HD Duo

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