DAB Plus in Deutschland
DAB Plus ist attraktiver denn je zuvor. Immer schneller dreht sich die Erfolgsspirale des Digitalradios. Immer mehr Programme, zunehmend auch exklusive, finden den Weg auf DAB Plus und die Sendernetze werden laufend erweitert und verbessert. Zudem begeistern sich immer mehr für das neue Medium.
Alle öffentlich-rechtlichen und auch immer mehr private Anbieter strahlen ihre Programme über DAB Plus aus. Dabei steigt die Zahl der exklusiv über Digitalradio ausgestrahlten Programme kontinuierlich. Auch der Ausbau der Sendernetze schreitet zügig voran. So können die Deutschen immer mehr Programmpakete mit attraktiven Programmen empfangen. Die Abdeckung des DAB-Plus-Gesamtnetzes beträgt in Deutschland derzeit 98 Prozent. Damit sind die Autobahnen nahezu voll ausgebaut. Zudem können bereits 91 Prozent aller Deutschen DAB Plus in ihren Wohnungen, man spricht auch von Indoor, hören. Der Ausbau der Sendernetze erfolgt je nach Bundesland unterschiedlich schnell. Während der Süden bereits exzellent versorgt ist, hat der Norden noch etwas Nachholbedarf. Gerade in letzter Zeit ist man jedoch daran gegangen, bislang Versäumtes nachzuholen.
Vorteile von DAB Plus
DAB Plus macht mit der chronischen Frequenzknappheit von UKW Schluss und erlaubt ein ungleich größeres und vielfältigeres Angebot in rauschfreier, digitaler Qualität.
DAB Plus ermöglicht, anders als UKW, auch bundesweite Programme. Künftig werden so bis zu 29 bundesweite Programme in ganz Deutschland verfügbar sein. Dazu gesellen sich die Programme der vor Ort ansässigen ARD-Anstalten und privater Anbieter auf regionaler und lokaler Ebene. DAB Plus bietet zudem zahlreiche Zusatzdienste, wie Bilder und Grafiken via Slideshow, Wetterkarten, Albumcovers der gerade gespielten Musik, ausführliche und aktuelle Verkehrsinformationen sowie eine schnelle und zuverlässige Warnung der Bevölkerung im Katastrophenfall. DAB Plus arbeitet unabhängig vom Internet und verursacht keine Datenkosten. Da es zudem unabhängig von Mobilfunkmasten sendet, ist es auch ungleich zuverlässiger, zum Beispiel im Katastrophenfall. DAB Plus bietet zudem ökologische Vorteile. Wegen des geringeren Energieaufwands auf Senderseite spricht man bei DAB Plus auch vom green radio.
So funktioniert DAB Plus
DAB Plus ist ein digitales Übertragungsverfahren, mit dem Digitalradio im VHFBand 3 übertragen wird. Dabei werden die Programme nicht einzeln, sondern in Paketen, auch Multiplex genannt, zusammengefasst ausgestrahlt.
DAB Plus wird über Gleichwellennetze ausgestrahlt. Dabei nutzen alle Senderstandorte, die denselben Multiplex ausstrahlen, dieselbe Frequenz. Auf diese Weise ergänzen sich die Signale mehrerer Standorte am Empfangsort und sorgen so für stabilen Empfang selbst in Regionen, in denen einzelne Senderstandorte zu schwach ankommen würden. DAB Plus nutzt zudem Reflexionen an Bergen aus. Ein Grund, weshalb Digitalradio im Gebirge so gut funktioniert, während dort UKW mitunter bis heute arg versagt.
In einem Multiplex finden bis etwa 18 Programme Platz. Ermöglicht wird dies durch das Audiokodierverfahren AAC, das selbst bei geringen Datenraten für ein besseres Hörerlebnis als von UKW bekannt sorgt. Dafür genügen bereits Datenraten ab 72 kBit/s.
Guter Verkauf trotz Corona
Wir alle wissen, dass die Corona-Pandemie ab März zu erheblichen Einschränkungen des öffentlichen Lebens geführt hat. Der Lockdown brachte eine Erkenntnis, die so keiner erwartet hätte. Nämlich, dass der ortsansässige Fachhandel nach wie vor eine spürbar bedeutende Rolle spielt. So wurden während der Zeiten, als Fachgeschäfte geschlossen halten mussten, zwar weiter DAB-Plus-Radios über Online-Plattformen gekauft. Ihre Stückzahlen lagen aber weit unter dem, wovon Kenner der Branche ausgegangen waren.
Das spiegelt sich auch in den jährlich im Mai erstellten Statistiken wieder. Sie berichten für 2020 im Vergleich zu den Vorjahren von einem deutlich geringeren Anstieg an verkauften Geräten. Was aber keineswegs bedeutet, dass die Bevölkerung kein Interesse an Digitalradio mehr hat. Ganz im Gegenteil! Sie haben extra gewartet, bis die Geschäfte wieder aufsperren durften und haben dann ihre neuen Radios beim Händler vor Ort gekauft. Es ist eben doch etwas ganz anderes, wenn man sich ein Digitalradio mit eigenen Augen ansehen und es ausprobieren kann. Zudem profitiert man von der fachkundigen Beratung der Verkäufer. All das bieten Internetshops nicht. Am Ende haben die Deutschen ihre Digitalradios vermehrt im Juni und Juli gekauft. Diese Zahlen werden aber erst in der 2021erStatistik berücksichtig werden. Beachtenswert sind auch die Absatzzahlen von DAB-Plus-Radios bei den deutschen Discountern. Obwohl diese in erster Linie als Lebensmittelmärkte wahrgenommen werden, gingen alleine über ihre Ladentische 600 000 DAB-Plus-Radios. Entscheidend ist aber, dass DAB Plus heute so attraktiv ist, wie nie zuvor. Und es wird ab Oktober mit dem Start des zweiten bundesweiten DAB-Plus-Multiplexes noch einmal attraktiver werden. All das weiß man inzwischen und man honoriert es. DAB Plus hat das Makel der Randerscheinung längst hinter sich gelassen und hat sich längst zu einem ernstzunehmenden Verbreitungsweg entwickelt. Im Mai 2020 befanden sich 9,875 Millionen Digitalradios in den deutschen Haushalten. Es ist davon auszugehen, dass die 10-Millionen-Marke inzwischen überschritten wurde.
DAB Plus im Auto
In vielen deutschen Fahrzeugen hat DAB Plus bereits Einzug gehalten. Sei es als fest eingebautes Digitalradio ab Werk bei Neuwagen oder bei älteren Fahrzeugen noch in Form eines DAB-Plus-Radios im DIN-Einbauschacht oder als Nachrüstadapter.
Ab 2021 gilt zudem eine EU-weite Digitalradiopflicht für Neuwagen in der EU. Womit alle neuen Fahrzeuge automatisch und ohne Aufpreis mit DAB Plus ausgeliefert werden. Damit wird der Anteil an DAB Plus im Auto ganz automatisch kontinuierlich steigen. Doch selbst wenn man nicht vor hat, sich einen Neuwagen zuzulegen, braucht man auf DAB Plus nicht zu verzichten. DAB Plus Nachrüstadapter gibt es bereits für kleines Geld. Gemeinsam mit einer Magnetfuß-Dachantenne sind sie binnen fünf Minuten installiert und funktionieren zudem durchweg besser, als die üblichen fest eingebauten Radios ab Werk. Womit selbst im Oldtimer DAB Plus leicht realisierbar ist.
DAB Plus in den Bundesländern
Während der letzten fünf Jahre konnte DAB Plus in allen Bundesländern stark zulegen. Im deutschen Durchschnitt liegt der Anteil von DAB Plus mit Stand Mai/Juni 2020 bei 24,3 Prozent. Womit knapp jeder vierte Deutsche ein Digitalradio besitzt. Spitzenreiter ist Bayern mit aktuell 31 Prozent, gefolgt vom MDR-Sendegebiet mit 28,9 Prozent. Etwas überraschend bildet das Schlusslicht das RBB-Sendegebiet mit 19,3 Prozent. Allerdings liegt hier der Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr bei 14 Prozent. In Sachsen, Sachsen-Anhalt
und Thüringen ist die DAB-Plus-Gemeinde sogar um 20 Prozent angewachsen.
Programmvielfalt
Selbst wenn DAB Plus deutschlandweit bereits über einen sehr guten Ausbaugrad verfügt, so werden die Sendernetze immer weiter verbessert, was der leichten und bequemen Empfangbarkeit der Multiplexe zugute kommt. Gleichzeitig werden immer wieder neue DAB-Plus-Ensembles gestartet. Meist auf regionaler und lokaler Basis. Aber auch ganz groß, mit dem zweiten bundesweiten Digitalradiopaket, das erst dieser Tage im Oktober 2020 auf Sendung ging. Gleichzeitig werden immer mehr Programme auf DAB Plus aufgeschaltet. Neben bereits aus der UKW-Welt bekannten Stationen sind dies auch viele neue exklusive Angebote mit Sparten, die auf analogem Wege alleine wegen der knappen UKW-Frequenzen gar nicht möglich wären. Damit bietet DAB Plus bereits seit Jahren eine Vielfalt, die es auf UKW nie auch nur annähernd gegeben hat.
Vor allem Bayern, das Rhein-Main-Gebiet und der Großraum Berlin sind jene Regionen in Deutschland mit der größten Vielfalt über DAB Plus. In den genannten Gebieten kann man bereits heute über 44 Programme empfangen. Ansonsten sind es, Stand Sommer 2020, in den südlichen zwei Dritteln Deutschlands zumindest 33. Nur im hohen Norden, konkret in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, ist das Angebot mit rund 23 Programmen eher bescheiden. Doch mit dem Start des zweiten bundesweiten DAB-Plus-Ensembles wird man sich auch hier größtenteils der 40er-Marke nähern. Die gezeigte Grafik berücksichtigt übrigens nur deutsche Programme. Im grenznahen Raum kann man aber auch Pakete aus dem benachbarten Ausland empfangen. Im Süden etwa aus der Schweiz und auch schon aus Österreich und im deutschen Norden aus Dänemark.
Wie man Radio hört
Während der letzten sieben Jahre ist Die Zahl derer, die in Deutschland ein Radiogerät besitzen, recht konstant geblieben. 2020 nennen 94,3 Prozent der Bevölkerung ein Radiogerät ihr Eigen. Dabei fällt allerdings auf, dass die Verbreitung von rein analogen UKW-Geräten fortlaufend abnimmt. 2020 besitzen nur noch 91,2 Prozent ein Gerät mit UKW-Empfangsmöglichkeit. Noch 2013 waren es 93,6 Prozent gewesen. Im selben Zeitraum stieg die Verbreitung von DAB Plus von 4,5 auf 24,3 Prozent. Alleine im Vergleich zu 2019 konnte DAB Plus, trotz der mit Corona verbundenen Einschränkungen, um sieben Prozent zulegen. Auch IP-, also Internetradio, gewinnt an Verbreitung. Allerdings im Vergleich zu DAB Plus auf geringerem Niveau. Seite Reichweite stieg von 3,4 auf immerhin 14,3 Prozent. Weiter ist beachtlich, dass die Abschaltung der analogen Radioprogramme im Kabel, spürbar zur Reduzierung der Nutzung dieses Verbreitungswegs beigetragen hat. Hörten 2013 noch 15 Prozent Kabelradio, sind es heute nur noch 11,9 Prozent. Bemerkenswert ist zudem, dass Satellitenradio seit Jahren auf eine etwa gleichbleibende Fangemeinde zählen kann. Alleine im Vergleich zu 2019 konnte Sat-Radio um 6 Prozent zulegen und liegt nun bei 11,5 Prozent. Bemerkenswert ist ferner, dass in Deutschland
2020 mit 49,9 Prozent nur noch weniger als die Hälfte ausschließlich analoges Radio nutzt. Fast genauso viele, nämlich 41,2 Prozent, nutzen zusätzlich auch Digitalradio. 3,2 Prozent hören ausschließlich digital. Die Möglichkeit, Digitalradio zu empfangen, liegt sogar bei 63 Prozent, rechnet man alle geeigneten Empfangsgeräte, wie etwa das Smartphone und Satellitenradio, hinzu. Eine Nebenrolle spielen übrigens Kombigeräte für DAB Plus und Internetradio. Sie kommen kaum zum Einsatz. Auch Smartspeaker sind nur eine Randerscheinung.
UKW verliert konsequent
Noch bewegt sich die UKW-Nutzung in Deutschland auf hohem Niveau. Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass das analoge Radio seit Jahren an Akzeptanz verliert. Noch 2015 waren in Deutschland an die 143,5 Millionen UKW-Radios in Betrieb. 2020 sind es nicht einmal mehr 125,2 Millionen. Was ein Minus von etwa 18,3 Millionen Geräten oder von annähernd 13 Prozent bedeutet.
DAB Plus auf Erfolgskurs
Die Media Analyse 2020 Audio belegt eindrucksvoll, dass vor allem bundesweite DAB-Plus-Programme besonders erfolgreich sind. Im Vergleich zu 2019 konnte DAB Plus seine Tagesreichweite um 50 Prozent verbessern.
So konnten etwa in der für die Werbewirtschaft interessanten Messgröße Hörer pro Durchschnittsstunde die im ersten bundesweiten DAB-Plus-Ensemble enthaltenen Sender Sunshine Live, Radio Schlagerparadies, Energy, Absolut Relax und Schwarzwaldradio eindrucksvoll auf sich aufmerksam machen. Wobei vor allem der ständige Zuwachs an Hörern auffällt. Hier punktet vor allem die Rockwelle Radio BOB!. Sie konnte bereits bei der MA 2020 Audio I mit 307000 Hörern einen historischen Höchstwert feiern. Was im Vergleich zur vorangehenden Untersuchung eine Steigerung von 31,8 Prozent bedeutet. Doch Rekorde sind da, um gebrochen zu werden. Bereits bei der MA 2020 Audio II ließ die bundesweit über DAB Plus vertretene Rockwelle mit 462 000 Hörern pro Durchschnittsstunde aufhorchen. Was abermals ein dickes Plus bedeutet.
Auf der Erfolgswelle schwimmt auch das Deutschlandradio, das über Digitalradio drei Programme anbietet. So schalten etwa 2,11 Millionen täglich den Deutschlandfunk ein, der damit als einzige Infowelle unter den zehn beliebtesten Radiosender ganz Deutschlands zählt. Selbst die Jugendwelle Deutschandfunk Nova, die es terrestrisch nur über Digitalradio zu hören gibt, darf sich mit nunmehr 644 000 Hörern einer zunehmenden Beliebtheit erfreuen.
Aber auch auf regionaler Ebene wird DAB Plus immer erfolgreicher. So konnten etwa viele Regionalradios ihre technische Reichweite im Vergleich zu ihrer UKW-Verbreitung nicht nur markant ausbauen, sondern auch mehr Hörer erreichen. Auf diese Weise konnten etwa in Baden-Württemberg baden.fm und Donau 3 FM zulegen. Auch Hamburg Zwei, das per DAB Plus auch in Lübeck zu hören ist, darf sich über den digitalen Weg über eine größere Fangemeinde erfreuen.
Auch die Werbewirtschaft hat bereits DAB Plus als wirkungsvollen Werbeträger für sich entdeckt. Da immer mehr Digitalradio einschalten, will man es sich einfach nicht mehr leisten, auf diese potentielle Käuferschicht zu verzichten.
Der neue Mobilfunkstandard 5G befindet sich derzeit im Aufbau und wird als eierlegende Wollmilchsau beworben. Dabei wurde man in der Vergangenheit auch nicht müde, 5G als zukünftigen Standard für Digitalradio schmackhaft zu machen. Das ganze hat nur einen „kleinen“Haken. Der Mobilfunkstandard 5G befindet sich noch in einem sehr frühen Entwicklungsstadium. Zudem sind die Auf- und Ausbauten der Vorgängerstandards 3G und 4G längst nicht abgeschlossen. Ein für eine Rundfunkversorgung über Mobilfunk absolut erforderliche flächendeckende Versorgung steht in weiter Ferne. Zudem ist noch nicht einmal ein Rundfunkstandard für 5G festgelegt worden. Da die Mobilfunker zudem längst wissen, dass sich Hörfunk über 5G und entsprechende Radio-Geschäftsmodelle nicht refinanzieren lassen, hat man sich bei der Entwicklung eines möglichen Rundfunkstandards alleine auf die Übertragung von Video beschränkt. Eine flächendeckende und kostenfreie Verbreitung von Hörfunk über 5G ist somit bis auf weiteres kein Thema. Vielleicht auch gut so. Denn alle, die sich bereits eines der ersten 5G-Smartphones für teures Geld zugelegt haben, können davon ausgehen, dass diese ohnehin noch nicht die gar nicht entschiedenen festgelegten Voraussetzungen für den 5G-Rundfunkempfang, also auch nicht für Video, erfüllen.