Was tun bei langen Kabelwegen von der Antenne zum Receiver?
Antennenkabel stellen die Verbindung zwischen der Antenne beziehungsweise dem LNB und dem Receiver her. Dabei werden die durch sie geleiteten Signale gedämpft. Bei zu langen Kabeln kann das den Empfang beeinträchtigen.
Der Weg von der Sat-Schüssel zum Receiver ist oft deutlich länger, als vermutet. Wobei es egal ist, ob sich die Sat-Antenne auf dem Hausdach, an der Wand oder im Garten befindet. Entscheidend ist, dass das verlegte Koaxialkabel nie den direkten Weg zum Receiver nimmt, sondern mit zahlreichen Umwegen seinen Weg zum Receiver findet. Da kommen schneller 30 bis 50 Meter an Kabellänge zusammen. Was für einwandfreien Empfang bereits zu viel sein kann.
Die Kabeldämpfung
Die Kabeldämpfung entspricht einem Widerstand, der ein übertragenes Signal allmählich abschwächt. Sie wird in dB/100m angegeben und ist somit längenabhängig. Da die Kabeldämpfung frequenzabhängig ist, werden tiefe Frequenzen weniger gedämpft als hohe. Weiter steigt die Dämpfung eines Kabels mit zunehmendem Alter.
Empfangsschwächen erkennen
Das Gemeine an einer zu hohen Kabeldämpfung ist, dass sie im digitalen Empfangsalltag nicht auffällt. Solange der Receiver eine Mindestsignalstärke über Grundrauschen erhält, zeigt er ein einwandfreies Bild. Egal, ob ein Transponder
1dB über diese Ansprechschwelle hereinkommt oder 10dB darüber liegt. Die Tuner unserer Sat-Receiver erfordern einen Mindestpegel, um überhaupt arbeiten zu können. Dieser liegt bei etwa 30 bis 35dBμV. Was etwa –85dBm entspricht. Nur wenn das Grundrauschen unter diesem Bereich liegt, kann der Receiver einen Transponder mit voller Signalstärke empfangen.
Dazu ein Beispiel: Kommt das Grundrauschen etwa mit –75dBm an, wird ein Transponder, der mit 15dB über Grundrauschen an der Schüssel hereinkommt, auch am Receiver einen C/N-Wert von 15 dB haben und für einwandfreien Empfang sorgen. Liegt hingegen das Grundrauschen wegen der hohen Kabeldämpfung bei –90 dBm, wird derselbe Transponder vom Receiver nur noch mit einem C/N von 10 dB empfangen. Die nun fehlenden 5 dB gehen beim Erreichen der Mindestansprechschwelle des Tuners verloren.
Im normalen Betrieb wird man von derlei Empfangseinbußen kaum etwas mitbekommen. Sehr wohl aber bei Schlechtwetter, Stichwort starker Regen. Hier kann die Dämpfung dafür sorgen, dass Transponder etwa im oberen Drittel des Frequenzbereichs ausfallen, während jene auf tieferen Frequenzen noch einwandfrei laufen.
Stichwort Ku-Band
Unser üblicher Sat-Frequenzbereich im Ku-Band ist zweigeteilt. Das untere Ku-Band erstreckt sich von 10,7 bis 11,7 GHz. Er wird vom LNB in den Bereich von 950 bis 2 150 MHz umgewandelt, um besser über lange Antennenleitungen verteilt werden zu können. Dazu kommt die Sat-Zf von 9,75 GHz zum Einsatz. Das obere Ku-Band belegt den Bereich von 11,7 bis 12,75 GHz. Es wird mit einer Zf von 10,6 GHz ebenfalls in den Bereich von 950 bis 2 100 MHz umgewandelt. Macht sich eine zu hohe Dämpfung negativ bemerkbar, sind davon das obere und untere Ku-Band gleichermaßen betroffen, etwa im Bereich von 11,4 bis 11,7 und von 12,4 bis 12,75 GHz.
Inline-Verstärker
Inline-Verstärker sind klein und unauffällig und sind in kompakten, zylindrischen Metallgehäusen von etwa 6 × 2,5 × 2 Zentimeter (L × B × H) Größe eingebaut. Links und rechts besitzen sie je eine F-Buchse. Sie sind mit IN und OUT oder ähnlich, beschriftet und in die Antennenleitung zwischen LNB und Receiver einzubauen. Über es wird der Verstärker, genauso wie der LNB, mit Strom versorgt.
Richtig einbauen
Ein Verstärker ist in unmittelbarer Nähe der Antenne einzubauen. Dieser Grundsatz gilt seit vielen Jahrzehnten für alle Empfangsarten. Also auch für DVB-T2, DAB Plus und so weiter. Denn nur direkt hinter der Antenne macht sich die Kabeldämpfung noch nicht bemerkbar. Das ist insofern entscheidend, da ein Verstärker nicht zwischen Grundrauschen und Nutzsignalen unterscheiden kann und so einfach alles verstärkt. Nur an der Antenne ist der Abstand zwischen der Höhe des Nutzsignals und dem Grundrauschen am größten. Das schafft beste Voraussetzungen, dass auch schwache Signale noch ausreichend stark beim Receiver an
kommen. Direkt an der LNB-Buchse des Receivers ließe sich ein Inline-Verstärker zwar ungleich bequemer einbauen. Allerdings kann er hier nicht verhindern, dass durch das lange Antennenkabel zu stark gedämpfte Signale wieder ihre volle Leistung zurückbekommen. Mit anderen Worten: Direkt am Receiver hilft ein Verstärker absolut nichts.
Inline-Verstärker haben einen definierten Ein- und Ausgang. Womit sie nur in eine Richtung arbeiten. Ihre mit „IN“oder ähnlich bezeichnete F-Buchse ist mit dem LNB, die mit „OUT“gekennzeichnete mit dem zum Receiver führenden Antennenkabel zu verbinden. Wird ein Inline-Verstärker versehentlich falsch in die Leitung zwischen LNB und Receiver eingebaut, kann man gar nichts empfangen.
Einbau in der Praxis
Zunächst haben wir uns für unseren Inline-Verstärker eine kleine FeuchtraumInstallationsdose besorgt, in die er sich inklusive der angeschraubten Antennenkabel an beiden Enden gut unterbringen lässt. Die zum Receiver führende, rund 50 Meter lange Leitung haben wir durch eine Öffnung in das Innere der Feuchtraumdose geführt und an der OUT-Buchse angeschraubt. Für die Verbindung mit dem LNB haben wir ein rund 15 Zentimeter langes Antennenkabel angefertigt, das an der gegenüberliegenden Seite durch die Installationsdose geführt und an der IN-Buchse angeschraubt wurde. Nachdem die Feuchtraumdose mit dem Deckel dicht verschlossen wurde, wurde das zweite Ende des kurzen Verbindungskabels mit dem LNB verbunden. Je nach Bedarf kann die Feuchtraumdose mit dem nun vor Regen und Feuchtigkeit geschützten Inline-Verstärker mit einem Kabelbinder am LNB fixiert werden.
Was es bringt
Um festzustellen, wie viel an unserer Anlage ein Inline-Verstärker bringt, haben wir mit unserer Antenne die Orbitposition 26 Grad Ost angepeilt, auf der bei uns nur schwach empfangbare arabische BadrSatelliten stationiert sind. Ohne Verstärker verrät uns das Spektrum im unteren Ku-Band, dass das Grundrauschen etwa bei 11,1 GHz die erforderliche Mindestschwelle unterschreitet. Anstatt Höcker diverser schwacher Transponder gibt es nur eine schräg verlaufende gerade Linie zu sehen. Weiter beobachten wir einige Transponder, die noch aus dieser Linie herausragen. Im Durchschnitt kommen sie mit 7 dB über Grundrauschen, beziehungsweise in diesem Fall, über der Mindestansprechschwelle. Per Blindscan werden zudem auf der vertikalen Ebene im beobachteten unteren Ku-Band sechs Transponder gefunden.
Mit Inline-Verstärker ist die geradlinige Linie im Spektrum verschwunden. Stattdessen ist nun das echte Grundrauschen bis 11,7GHz zu erkennen. Weiter werden mehrere, zuvor in der Dämpfung untergegangene weitere schwache Transponder sichtbar. Auf den zuvor beobachteten Frequenzen kommen wir nun auf jedenfalls 8,5dB über Grundrauschen. Was einen Gewinn von jedenfalls 1,5dB bedeutet. Außerdem können wir nun einen weiteren Transponder störungsfrei empfangen, der zuvor nicht einmal geloggt werden konnte. Per Blindscan werden zudem sieben Frequenzen eingelesen. Immerhin eine mehr als zuvor.