Kombireceiver mit Überraschungen
Was darf man für 44 Euro von einem Sat-Receiver erwarten, wenn er DVB-S2X, DVBT2, H.265, diverse Decodiermöglichkeiten, Aufnahmefunktion und noch mehr verspricht? Diese Frage haben wir uns beim GTMedia V7 Pro gestellt und beantwortet.
Formschön ist der Kombireceiver nicht gerade. Am ehesten erinnert er, auch in den Abmessungen, an ein Modem. Das Gerät kommt ohne Bedienelemente an der Front aus. Sie beherbergt lediglich ein vierstelliges Display zur Anzeige des Programmplatzes sowie eine Status-LED.
Rückwärts wird die volle Breite des Receivers ausgenutzt. Hier finden sich die Antenneneingänge für die Sat-Schüssel und die DVB-T2-Antenne sowie eine Durchschleifbuchse, über die das Antennensignal weiter zum Fernseher geleitet werden kann. Weiter finden sich hier die übliche
HDMI-Schnittstelle sowie ein als Klinke ausgeführter analoger AV-Ausgang. Zwei USB-Buchsen und der Anschluss für das externe Netzteil komplettieren das Anschlussfeld. Einen Hauptschalter gibt es auch noch. Seitlich findet sich weiter ein Schlitz zur Aufnahme einer Dekodierkarte. Bemerkenswert ist die mitgelieferte Bedienungsanleitung. Sie reduziert sich auf ein etwas über DIN A3 großes Faltblatt.
Erstinstallation
Vor der Erstinstallation empfiehlt sich, den im Lieferumfang enthaltenen WLAN-Stick an eine der beiden rückwärtigen USBSchnittstellen anzudocken. Nur so lässt sich der maximale Funktionsumfang der Box nutzen.
Ein klassisches Erstinstallationsmenü, bei dem die Box automatisch der Reihe nach alle erforderlichen Parameter zum Start des Geräts abfragt, bietet der V7 Pro nicht. Bei der erstmaligen Inbetriebnahme meldet sich die Box zunächst auch mit englischer Menüoberfläche. Die Sprache lässt sich unter „System“und „Language“unter 13 angebotenen Sprachen, darunter auch Deutsch und Türkisch, auswählen.
Zum Einrichten der Sat-Programme ist unter „Installieren“„Satellitenliste“anzuklicken. Zunächst sind aus der 58 programmierten Satellitenpositionen, weitere können manuell hinzugefügt werden, die gewünschten auszusuchen. Für jeden Satelliten sind die verwendete LNB-Type und beim Mehrsatellitenempfang zum Beispiel die den einzelnen Orbitpositionen zugeordneten DiSEqC-Befehle einzurichten. Von diesem Menü gelangt man über die Taste „Sat“des Handgebers zur Transponderliste. Hier können bereits programmierte Transponder verändert oder unter anderem neue hinzugefügt werden.
Zum Sendersuchlauf gelangt man über die blaue Taste „Scan“. Eine manuelle Transpondersuche, bei der gezielt nach
nur auf einer Frequenz ausgestrahlten Programmen gescannt wird, bietet der V7 Pro nicht. Er bietet nur einen vollständigen Scan und etwas überraschend einen Blindscan an. Dieser arbeitet schnell und zuverlässig und zählt ohne Zweifel zu den Highlights des Receivers.
Die Box ans Heimnetzwerk anzubinden, geschieht in bereits bekannter Weise. Im Menü „Netzwerk“, „Netzwerkkonfiguration“sind nur das gewünschte WLAN-Netz und der Netzwerkschlüssel einzugeben. Nach kurzer Wartezeit loggt sich die Box ein und erlaubt so, damit YouTube-Videos zu gucken.
Auf Empfang
Bereits beim Einrichten der programmierten 58 Satellitenpositionen fällt auf, dass die Box für alle nur erdenklichen Sat-Anlagen konzipiert ist. Alleine 20 verschiedene LNB-Zwischenfrequenzen werden angeboten. Neben allen erdenklichen alten und neuen Ku-Band-Varianten sind auch das C- und sogar das S-Band berücksichtigt. Außerdem beherrscht der Receiver Unicable. Weiter werden DiSEqC 1.0 und 1.1 unterstützt, womit Multifeed-Anlagen mit bis zu 64 LNBs angesprochen werden können. Außerdem werden die beiden Protokolle DiSEqC 1.2 und USALS zur Ansteuerung eines Drehmotors unterstützt.
Seine wahren Stärken legt der kompakte GTMedia beim Empfang von Sondernormen an den Tag. So beherrscht er etwa die gerne für Zuspielungen zu terrestrischen Sendeanlagen genutzten Standards Multistream und T2-MI. Außerdem versteht er sich auf DVB-S2X.
Für geringe Symbolraten ist der preiswerte Receiver nicht geeignet. Mit Signalen unter 1500MSym/s weiß er sich in der Regel nichts anzufangen. Was aber letztlich egal ist, da es davon ohnehin nur sehr wenige gibt.
HEVC, aber kein UHD
Der kleine V7 Pro beherrscht neben
MPEG-2 und -4 auch den neuen Komprimierungsstandard HEVC. Dieser kommt etwa beim deutschen und tschechischen digitalen Antennenfernsehen zum Einsatz. Bekannt ist er aber vor allem, weil er über Satellit auch für UHD-Übertragungen genutzt wird.
Dass die Box HEVC unterstützt, merkt man etwa beim Empfang des deutschen DVB-T2 oder auf Satellit, wenn man einen der noch wenigen Nicht-UHD-Kanäle anklickt, die bereits diesen hocheffizienten Komprimierungsstandard nutzen, wie etwa France 24 HD auf 33 Grad Ost. Die Wiedergabe funktioniert in beiden Fällen anstandslos. Schaltet man auf Astra jedoch auf einen der freien UHD-Kanäle, bleibt die Mattscheibe schwarz. Kein Wunder, denn der GTMedia V7 Pro unterstützt nur TV-Formate bis zur vollen HD-Auflösung. Eine UHD-Box ist der kleine Receiver somit nicht.
Geheimes Menü
Der V7 pro besitzt zusätzliche Funktionen, die von vorne weg nicht in der Menüoberfläche angezeigt werden. Zu ihnen gelangt man über den Menüpunkt „Netzwerk“. Er enthält zunächst die Netzwerkkonfiguration und einen Zugang zu YouTube. Nachdem mit der rechten Pfeiltaste eine der beiden Zeilen angewählt und in einem gelben Rahmen erscheint, ist das vierstellige Codewort „6666“einzugeben. Daraufhin wird das Netzwerkmenü um die Punkte „Schlüssel bearbeiten“und „CS-Protokoll“erweitert. Diese beiden Menüpunkte erlauben etwa die Eingabe diverser Codes zur Entschlüsselung von TV-Kanälen, wie etwa der britischen auf 27,5 Grad West. Dass man mit der Nutzung dieser beiden Funktionen den Boden der Legalität verlässt, versteht sich von selbst.
Die Hoffnung, über diese Sondermenüs den integrierten Kartenleser ohne großen Aufwand zum Laufen zu bringen, hat sich übrigens nicht bewahrheitet. Der V7 Pro erkennt zwar die Verschlüsselungsnorm von ORF- und SRG-Karten und blendet diese am Bildschirm kurz ein. Zu einer Dekodierung der Programme kommt es jedoch nicht. Die deutsche HD-Plus-Karte wurde von der Box nicht erkannt.
DVB-T2
Mit dem DVB-T2-Tuner erschließt der V7 Pro einen zweiten Empfangsweg, der als Reserve dienen kann. Mangels Modulschacht können über das digitale Antennenfernsehen jedoch nur freie Programme empfangen werden. In Deutschland sind das zumindest die drei Multiplexe von ARD und ZDF. In Österreich bekommt man mit der Box wegen der Grundverschlüsselung der meisten Sender bundesweit nur drei Kanäle. Der DVB-T2-Tuner erweist sich übrigens als ziemlich taub. Für die ortsüblichen Programme reicht es. In unserem oberösterreichischen Büro war es uns kaum möglich, deutsches DVB-T2 mit dem V7 Pro zu sehen, während es auf anderen Geräten einwandfrei lief. Für etwas Verwirrung sorgt im DVB-T2-Sendersuchlaufmenü die Funktion „Antennenleistung“, die ein- oder ausgeschaltet werden kann. Dahinter verbirgt sich die 5-V-Speisespannung für Zimmerantennen mit integriertem Verstärker.
Aufnahme und mehr
Mit angedocktem Speichermedium kann der kompakte Receiver auch aufzeichnen und unterstützt Timeshift. Am besten funktioniert dies mit nicht zu großen USB-Sticks. Mit externen Festplatten zeigt sich die Box immer wieder überfordert und lässt sich erst nach einem Neustart wieder bedienen. Daneben fungiert der Receiver als Mediaplayer und kann etwa auf USB-Sticks gespeicherte Fotos, Videos und Musik abspielen. Über die Netzwerkanbindung bietet der V7 Pro auch die YouTube-Wiedergabemöglichkeit an.