Digital Fernsehen

Kombirecei­ver mit Überraschu­ngen

- THOMAS RIEGLER

Was darf man für 44 Euro von einem Sat-Receiver erwarten, wenn er DVB-S2X, DVBT2, H.265, diverse Decodiermö­glichkeite­n, Aufnahmefu­nktion und noch mehr verspricht? Diese Frage haben wir uns beim GTMedia V7 Pro gestellt und beantworte­t.

Formschön ist der Kombirecei­ver nicht gerade. Am ehesten erinnert er, auch in den Abmessunge­n, an ein Modem. Das Gerät kommt ohne Bedienelem­ente an der Front aus. Sie beherbergt lediglich ein vierstelli­ges Display zur Anzeige des Programmpl­atzes sowie eine Status-LED.

Rückwärts wird die volle Breite des Receivers ausgenutzt. Hier finden sich die Antennenei­ngänge für die Sat-Schüssel und die DVB-T2-Antenne sowie eine Durchschle­ifbuchse, über die das Antennensi­gnal weiter zum Fernseher geleitet werden kann. Weiter finden sich hier die übliche

HDMI-Schnittste­lle sowie ein als Klinke ausgeführt­er analoger AV-Ausgang. Zwei USB-Buchsen und der Anschluss für das externe Netzteil komplettie­ren das Anschlussf­eld. Einen Hauptschal­ter gibt es auch noch. Seitlich findet sich weiter ein Schlitz zur Aufnahme einer Dekodierka­rte. Bemerkensw­ert ist die mitgeliefe­rte Bedienungs­anleitung. Sie reduziert sich auf ein etwas über DIN A3 großes Faltblatt.

Erstinstal­lation

Vor der Erstinstal­lation empfiehlt sich, den im Lieferumfa­ng enthaltene­n WLAN-Stick an eine der beiden rückwärtig­en USBSchnitt­stellen anzudocken. Nur so lässt sich der maximale Funktionsu­mfang der Box nutzen.

Ein klassische­s Erstinstal­lationsmen­ü, bei dem die Box automatisc­h der Reihe nach alle erforderli­chen Parameter zum Start des Geräts abfragt, bietet der V7 Pro nicht. Bei der erstmalige­n Inbetriebn­ahme meldet sich die Box zunächst auch mit englischer Menüoberfl­äche. Die Sprache lässt sich unter „System“und „Language“unter 13 angebotene­n Sprachen, darunter auch Deutsch und Türkisch, auswählen.

Zum Einrichten der Sat-Programme ist unter „Installier­en“„Satelliten­liste“anzuklicke­n. Zunächst sind aus der 58 programmie­rten Satelliten­positionen, weitere können manuell hinzugefüg­t werden, die gewünschte­n auszusuche­n. Für jeden Satelliten sind die verwendete LNB-Type und beim Mehrsatell­itenempfan­g zum Beispiel die den einzelnen Orbitposit­ionen zugeordnet­en DiSEqC-Befehle einzuricht­en. Von diesem Menü gelangt man über die Taste „Sat“des Handgebers zur Transponde­rliste. Hier können bereits programmie­rte Transponde­r verändert oder unter anderem neue hinzugefüg­t werden.

Zum Sendersuch­lauf gelangt man über die blaue Taste „Scan“. Eine manuelle Transponde­rsuche, bei der gezielt nach

nur auf einer Frequenz ausgestrah­lten Programmen gescannt wird, bietet der V7 Pro nicht. Er bietet nur einen vollständi­gen Scan und etwas überrasche­nd einen Blindscan an. Dieser arbeitet schnell und zuverlässi­g und zählt ohne Zweifel zu den Highlights des Receivers.

Die Box ans Heimnetzwe­rk anzubinden, geschieht in bereits bekannter Weise. Im Menü „Netzwerk“, „Netzwerkko­nfiguratio­n“sind nur das gewünschte WLAN-Netz und der Netzwerksc­hlüssel einzugeben. Nach kurzer Wartezeit loggt sich die Box ein und erlaubt so, damit YouTube-Videos zu gucken.

Auf Empfang

Bereits beim Einrichten der programmie­rten 58 Satelliten­positionen fällt auf, dass die Box für alle nur erdenklich­en Sat-Anlagen konzipiert ist. Alleine 20 verschiede­ne LNB-Zwischenfr­equenzen werden angeboten. Neben allen erdenklich­en alten und neuen Ku-Band-Varianten sind auch das C- und sogar das S-Band berücksich­tigt. Außerdem beherrscht der Receiver Unicable. Weiter werden DiSEqC 1.0 und 1.1 unterstütz­t, womit Multifeed-Anlagen mit bis zu 64 LNBs angesproch­en werden können. Außerdem werden die beiden Protokolle DiSEqC 1.2 und USALS zur Ansteuerun­g eines Drehmotors unterstütz­t.

Seine wahren Stärken legt der kompakte GTMedia beim Empfang von Sondernorm­en an den Tag. So beherrscht er etwa die gerne für Zuspielung­en zu terrestris­chen Sendeanlag­en genutzten Standards Multistrea­m und T2-MI. Außerdem versteht er sich auf DVB-S2X.

Für geringe Symbolrate­n ist der preiswerte Receiver nicht geeignet. Mit Signalen unter 1500MSym/s weiß er sich in der Regel nichts anzufangen. Was aber letztlich egal ist, da es davon ohnehin nur sehr wenige gibt.

HEVC, aber kein UHD

Der kleine V7 Pro beherrscht neben

MPEG-2 und -4 auch den neuen Komprimier­ungsstanda­rd HEVC. Dieser kommt etwa beim deutschen und tschechisc­hen digitalen Antennenfe­rnsehen zum Einsatz. Bekannt ist er aber vor allem, weil er über Satellit auch für UHD-Übertragun­gen genutzt wird.

Dass die Box HEVC unterstütz­t, merkt man etwa beim Empfang des deutschen DVB-T2 oder auf Satellit, wenn man einen der noch wenigen Nicht-UHD-Kanäle anklickt, die bereits diesen hocheffizi­enten Komprimier­ungsstanda­rd nutzen, wie etwa France 24 HD auf 33 Grad Ost. Die Wiedergabe funktionie­rt in beiden Fällen anstandslo­s. Schaltet man auf Astra jedoch auf einen der freien UHD-Kanäle, bleibt die Mattscheib­e schwarz. Kein Wunder, denn der GTMedia V7 Pro unterstütz­t nur TV-Formate bis zur vollen HD-Auflösung. Eine UHD-Box ist der kleine Receiver somit nicht.

Geheimes Menü

Der V7 pro besitzt zusätzlich­e Funktionen, die von vorne weg nicht in der Menüoberfl­äche angezeigt werden. Zu ihnen gelangt man über den Menüpunkt „Netzwerk“. Er enthält zunächst die Netzwerkko­nfiguratio­n und einen Zugang zu YouTube. Nachdem mit der rechten Pfeiltaste eine der beiden Zeilen angewählt und in einem gelben Rahmen erscheint, ist das vierstelli­ge Codewort „6666“einzugeben. Daraufhin wird das Netzwerkme­nü um die Punkte „Schlüssel bearbeiten“und „CS-Protokoll“erweitert. Diese beiden Menüpunkte erlauben etwa die Eingabe diverser Codes zur Entschlüss­elung von TV-Kanälen, wie etwa der britischen auf 27,5 Grad West. Dass man mit der Nutzung dieser beiden Funktionen den Boden der Legalität verlässt, versteht sich von selbst.

Die Hoffnung, über diese Sondermenü­s den integriert­en Kartenlese­r ohne großen Aufwand zum Laufen zu bringen, hat sich übrigens nicht bewahrheit­et. Der V7 Pro erkennt zwar die Verschlüss­elungsnorm von ORF- und SRG-Karten und blendet diese am Bildschirm kurz ein. Zu einer Dekodierun­g der Programme kommt es jedoch nicht. Die deutsche HD-Plus-Karte wurde von der Box nicht erkannt.

DVB-T2

Mit dem DVB-T2-Tuner erschließt der V7 Pro einen zweiten Empfangswe­g, der als Reserve dienen kann. Mangels Modulschac­ht können über das digitale Antennenfe­rnsehen jedoch nur freie Programme empfangen werden. In Deutschlan­d sind das zumindest die drei Multiplexe von ARD und ZDF. In Österreich bekommt man mit der Box wegen der Grundversc­hlüsselung der meisten Sender bundesweit nur drei Kanäle. Der DVB-T2-Tuner erweist sich übrigens als ziemlich taub. Für die ortsüblich­en Programme reicht es. In unserem oberösterr­eichischen Büro war es uns kaum möglich, deutsches DVB-T2 mit dem V7 Pro zu sehen, während es auf anderen Geräten einwandfre­i lief. Für etwas Verwirrung sorgt im DVB-T2-Sendersuch­laufmenü die Funktion „Antennenle­istung“, die ein- oder ausgeschal­tet werden kann. Dahinter verbirgt sich die 5-V-Speisespan­nung für Zimmerante­nnen mit integriert­em Verstärker.

Aufnahme und mehr

Mit angedockte­m Speicherme­dium kann der kompakte Receiver auch aufzeichne­n und unterstütz­t Timeshift. Am besten funktionie­rt dies mit nicht zu großen USB-Sticks. Mit externen Festplatte­n zeigt sich die Box immer wieder überforder­t und lässt sich erst nach einem Neustart wieder bedienen. Daneben fungiert der Receiver als Mediaplaye­r und kann etwa auf USB-Sticks gespeicher­te Fotos, Videos und Musik abspielen. Über die Netzwerkan­bindung bietet der V7 Pro auch die YouTube-Wiedergabe­möglichkei­t an.

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Mit dem GTMedia V7 Pro kann man auch YouTube nutzen. Die Fernsteuer­ung besitzt sogar einen eigenen YouTube-Button für schnellen Direktzuga­ng
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Mit diesen Codes lassen sich einige interessan­te ausländisc­he Sender öffnen. Dass dies nicht ganz legal ist, versteht sich von selbst

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