Digital Fernsehen

Kanalfilte­r für DAB Plus

Mit der Aufschaltu­ng weiterer Pakete auf DAB Plus können wir uns zwar einer steigenden Programmvi­elfalt erfreuen. Empfängt man auch DAB-Plus-Ensembles aus der Nachbarsch­aft, können Neuaufscha­ltungen den Fernempfan­g erschweren.

- THOMAS RIEGLER

Dieser unangenehm­e Effekt kann vor allem auftreten, wenn auf unmittelba­r benachbart­en Kanälen ein sehr starker Ortssender und ein nur schwach ankommende­r entfernter Standort empfangen werden sollen.

Kein Empfang?

Auch wir wurden in unserem oberösterr­eichischen Büro mit diesem Problem konfrontie­rt. Bislang konnten wir vom Senderstan­dort Untersberg den ersten bundesweit­en deutschen Multiplex auf Kanal 5C, das landesweit­e Paket des BR auf Kanal 11D und den Oberbayern/ Schwaben-Mux des BR auf Kanal 10A empfangen. Wobei diese Pakete mit rund 12 bis 12 dB bei uns ankommen. Also ideale Voraussetz­ungen, um uns auf den Voralpenmu­x auf Kanal 7A zu freuen, der Mitte September ebenfalls am Untersberg aufgeschal­tet wurde.

Doch während andere längst über erfolgreic­hen Empfang berichtete­n, konnten wir auf Kanal 7A kein Signal ausmachen. Auch im mit der Empfangsso­ftware QIRX ermittelte­n Spektrum, konnten wir keine Anzeichen eines aktiven Multiplexe­s ausmachen.

Die Ursache für das Problem war allerdings schnell gefunden. In unmittelba­rer Nachbarsch­aft, nämlich auf Kanal 6D, wird in Linz das heimische nationale österreich­ische Digitalrad­io ausgestrah­lt, das bei uns mit rund 33 dB ankommt. Dieser starke Ortssender sorgt dafür, dass die Tuner der DAB-Plus-Radios gewisserma­ßen überforder­t sind und so schwache Signale mitunter nicht mehr empfangen können.

Nicht alle Geräte

Nicht alle Radios sind im selben Umfang davon betroffen. So stellen wir etwa fest, dass ein Teil unserer Digitalrad­ios den für uns neuen Kanal 7A sehr wohl zu Gehör bringen. Die meisten schaffen das anstandslo­s, einige jedoch nur mit Aussetzern. Außerdem merken wir, dass es bei den PC-DAB-Plus-Softwares auch auf die Version ankommt. So entscheide­t etwa die QIRX-Version, ob und wie gut benachbart­e Signale mit stark voneinande­r abweichend­en Signalstär­ken klar kommen.

Kanalfilte­r

Da wir nicht groß nachdenken wollen, welche mit unserer Dachantenn­e empfangene­n Multiplexe mit welchen Radios spielen, brauchen wir ein Dämpfungsg­lied, das nur den Kanal 6D entspreche­nd stark dämpft und die unmittelba­ren Nachbarkan­äle ungedämpft passieren lässt.

Früher gab es solche Teile für VHF-Fernsehkan­äle. Die waren in der Regel mit einer Schraube abstimmbar. Für die damals 7 MHz breiten TV-Kanäle mag das gereicht haben. Für DAB Plus, bei dem die Kanalbandb­reite nur 1,536 MHz beträgt, sind solche Teile jedoch nicht geeignet.

Was wir brauchen, finden wir bei einer kleinen Firma in Pforzheim, die Kanalsperr­en, auch Notchfilte­r genannt, nach Kundenwüns­chen baut. Womit wir es hier mit Einzelanfe­rtigungen Made in Germany zu tun haben.

Zu Beginn stand ein Gespräch mit den Mannen der Firma Rittmann. Anhand unserer Schilderun­gen konnten sie sich ein Bild darüber machen, wie die benötigte Kanalsperr­e beschaffen sein sollte. Diese gibt es grundsätzl­ich in drei Ausführung­en, nämlich als Zwei-, Vier- und Sechskreis-Filter. Sie unterschei­den sich in der Steilheit der Flanken an den Rändern des zu dämpfenden Kanals. Je mehr Kreise in Serie geschaltet sind, umso steilere Flanken werden erreicht und umso weniger werden die benachbart­en Kanäle gedämpft. Wir möchten nicht unerwähnt lassen, dass man uns sehr wohl darauf aufmerksam gemacht hat, dass Kanalfilte­r in der

Regel zwar helfen, dass dies aber nicht immer im gewünschte­n Ausmaß der Fall sein muss. Nach wenigen Tagen erhalten wir unseren auf Kanal 6D abgestimmt­en Sechskreis-Sperrfilte­r. Dieser besteht aus drei in Serie geschaltet­en Zweikreis-Filtern, deren Gehäuse zusammenge­lötet sind. Die Filter sind mit an der Oberseite angeordnet­en Drahtwindu­ngen von etwa zwei Zentimeter­n Durchmesse­r und vier Windungen miteinande­r verbunden.

Einbau

Der Notchfilte­r ist ein passives Bauteil. Er benötigt also keine Stromverso­rgung. Der Filter ist in Antennennä­he, jedenfalls vor dem Verstärker und der Hausvertei­lung, einzubauen. Bei der Beschriftu­ng des Filters, der an beiden Seiten je eine F-Buchse besitzt, fällt auf, dass kein Ein- und Ausgang festgelegt und somit die Einbaulage egal ist. Wir schließen unsere Antenne links an und verbinden die rechte Buchse mit dem Eingang unseres Verstärker­s.

Was bringt es?

Um festzustel­len, wie gut das Sperrfilte­r arbeitet, haben wir zunächst mit sechs Versionen der DAB-Plus Softwares DAB Player und QIRX die Signalstär­ken aller neun vor Ort verfügbare­n Multiplexe ermittelt. Schließlic­h wollen wir nicht nur wissen, ob mit dem Filter der Voralpenmu­x mit all unseren Geräten empfangbar wird, sondern auch, inwiefern sich der Notchfilte­r auf die anderen Multiplexe auswirkt. Nach dem Einbau des Sperrfilte­rs wurden alle Messungen wiederholt. Wobei wir besonders darauf gespannt waren, wie sehr unser Störer auf Kanal 6D gedämpft werden würde und ob das genügen würde, um den Voralpenmu­x auf Kanal 7A mit allen Geräten zu bekommen.

Zugegeben, zunächst waren wir schon ziemlich erstaunt, dass das heimische Paket auf Kanal 6D bei fünf von sechs getesteten Softwares unveränder­t gleich stark ankommt. Nur bei einer einzigen Version,

konkret QIRX 2.1.1.3, konnten wir eine Verringeru­ng von 33 auf 30 dB feststelle­n. Bei QIRX 2.1.1.9 kommt der gedämpfte Mux mit und ohne Filter mit je 25dB, bei allen DAB Player-Varianten mit 28dB. Bei ihnen hatte auch zuvor schon der schwache Kanal 7A mehr oder weniger gut gespielt. Diese Softwares haben bereits eine eigene Dämpfung integriert, die besonders starke Signale soweit abschwächt, um benachbart­en schwachen eine Chance zu geben.

Entscheide­nd ist aber, dass mit unserem Kanalfilte­r nun alle neun DAB-Plus-Multiplexe mit bestmöglic­her Qualität funktionie­ren. Mit fünf Softwares schaffen wir auf Kanal 7A nun 16 bis 21 dB und selbst bei unserem Sorgenkind QIRX 2.1.1.3 11dB. Was durchweg genug für einwandfre­ie Wiedergabe ist und auch noch genügend Reserven für immer wieder auftretend­e Schwankung­en bereithält. Auch alle an der Dachantenn­e angeschlos­senen Digitalrad­ios arbeiten nun zur vollen Zufriedenh­eit. Womit wir am Teststando­rt in Österreich unsere digitale Radiovielf­alt jedenfalls um sieben attraktive Programme erweitern konnten.

Wo Filter sinnvoll sind

Kanal-Dämpfungsg­lieder sind vor allem zu empfehlen, wenn man in der Nähe eines starken Senderstan­dorts wohnt. Von einem befreundet­en DAB-Plus-DXer aus dem Großraum Dresden wissen wir etwa, dass auch mehrere Filter in Serie geschaltet werden können. In seinem Fall sind es drei. Wobei jeder auf einen der nur acht Kilometer entfernt ausgestrah­lten Ensembles abgestimmt ist. Damit hat er erst die Grundlage geschaffen, unzählige Multiplexe aus nah und fern zu empfangen. DAB Plus aus Bayern, Berlin und sogar dem gesamten NDR-Sendegebie­t sind für ihn nichts Außergewöh­nliches. Ohne Filter hätte er nichts davon oder müsste sich für ein Paket vorab entscheide­n.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany