Kanalfilter für DAB Plus
Mit der Aufschaltung weiterer Pakete auf DAB Plus können wir uns zwar einer steigenden Programmvielfalt erfreuen. Empfängt man auch DAB-Plus-Ensembles aus der Nachbarschaft, können Neuaufschaltungen den Fernempfang erschweren.
Dieser unangenehme Effekt kann vor allem auftreten, wenn auf unmittelbar benachbarten Kanälen ein sehr starker Ortssender und ein nur schwach ankommender entfernter Standort empfangen werden sollen.
Kein Empfang?
Auch wir wurden in unserem oberösterreichischen Büro mit diesem Problem konfrontiert. Bislang konnten wir vom Senderstandort Untersberg den ersten bundesweiten deutschen Multiplex auf Kanal 5C, das landesweite Paket des BR auf Kanal 11D und den Oberbayern/ Schwaben-Mux des BR auf Kanal 10A empfangen. Wobei diese Pakete mit rund 12 bis 12 dB bei uns ankommen. Also ideale Voraussetzungen, um uns auf den Voralpenmux auf Kanal 7A zu freuen, der Mitte September ebenfalls am Untersberg aufgeschaltet wurde.
Doch während andere längst über erfolgreichen Empfang berichteten, konnten wir auf Kanal 7A kein Signal ausmachen. Auch im mit der Empfangssoftware QIRX ermittelten Spektrum, konnten wir keine Anzeichen eines aktiven Multiplexes ausmachen.
Die Ursache für das Problem war allerdings schnell gefunden. In unmittelbarer Nachbarschaft, nämlich auf Kanal 6D, wird in Linz das heimische nationale österreichische Digitalradio ausgestrahlt, das bei uns mit rund 33 dB ankommt. Dieser starke Ortssender sorgt dafür, dass die Tuner der DAB-Plus-Radios gewissermaßen überfordert sind und so schwache Signale mitunter nicht mehr empfangen können.
Nicht alle Geräte
Nicht alle Radios sind im selben Umfang davon betroffen. So stellen wir etwa fest, dass ein Teil unserer Digitalradios den für uns neuen Kanal 7A sehr wohl zu Gehör bringen. Die meisten schaffen das anstandslos, einige jedoch nur mit Aussetzern. Außerdem merken wir, dass es bei den PC-DAB-Plus-Softwares auch auf die Version ankommt. So entscheidet etwa die QIRX-Version, ob und wie gut benachbarte Signale mit stark voneinander abweichenden Signalstärken klar kommen.
Kanalfilter
Da wir nicht groß nachdenken wollen, welche mit unserer Dachantenne empfangenen Multiplexe mit welchen Radios spielen, brauchen wir ein Dämpfungsglied, das nur den Kanal 6D entsprechend stark dämpft und die unmittelbaren Nachbarkanäle ungedämpft passieren lässt.
Früher gab es solche Teile für VHF-Fernsehkanäle. Die waren in der Regel mit einer Schraube abstimmbar. Für die damals 7 MHz breiten TV-Kanäle mag das gereicht haben. Für DAB Plus, bei dem die Kanalbandbreite nur 1,536 MHz beträgt, sind solche Teile jedoch nicht geeignet.
Was wir brauchen, finden wir bei einer kleinen Firma in Pforzheim, die Kanalsperren, auch Notchfilter genannt, nach Kundenwünschen baut. Womit wir es hier mit Einzelanfertigungen Made in Germany zu tun haben.
Zu Beginn stand ein Gespräch mit den Mannen der Firma Rittmann. Anhand unserer Schilderungen konnten sie sich ein Bild darüber machen, wie die benötigte Kanalsperre beschaffen sein sollte. Diese gibt es grundsätzlich in drei Ausführungen, nämlich als Zwei-, Vier- und Sechskreis-Filter. Sie unterscheiden sich in der Steilheit der Flanken an den Rändern des zu dämpfenden Kanals. Je mehr Kreise in Serie geschaltet sind, umso steilere Flanken werden erreicht und umso weniger werden die benachbarten Kanäle gedämpft. Wir möchten nicht unerwähnt lassen, dass man uns sehr wohl darauf aufmerksam gemacht hat, dass Kanalfilter in der
Regel zwar helfen, dass dies aber nicht immer im gewünschten Ausmaß der Fall sein muss. Nach wenigen Tagen erhalten wir unseren auf Kanal 6D abgestimmten Sechskreis-Sperrfilter. Dieser besteht aus drei in Serie geschalteten Zweikreis-Filtern, deren Gehäuse zusammengelötet sind. Die Filter sind mit an der Oberseite angeordneten Drahtwindungen von etwa zwei Zentimetern Durchmesser und vier Windungen miteinander verbunden.
Einbau
Der Notchfilter ist ein passives Bauteil. Er benötigt also keine Stromversorgung. Der Filter ist in Antennennähe, jedenfalls vor dem Verstärker und der Hausverteilung, einzubauen. Bei der Beschriftung des Filters, der an beiden Seiten je eine F-Buchse besitzt, fällt auf, dass kein Ein- und Ausgang festgelegt und somit die Einbaulage egal ist. Wir schließen unsere Antenne links an und verbinden die rechte Buchse mit dem Eingang unseres Verstärkers.
Was bringt es?
Um festzustellen, wie gut das Sperrfilter arbeitet, haben wir zunächst mit sechs Versionen der DAB-Plus Softwares DAB Player und QIRX die Signalstärken aller neun vor Ort verfügbaren Multiplexe ermittelt. Schließlich wollen wir nicht nur wissen, ob mit dem Filter der Voralpenmux mit all unseren Geräten empfangbar wird, sondern auch, inwiefern sich der Notchfilter auf die anderen Multiplexe auswirkt. Nach dem Einbau des Sperrfilters wurden alle Messungen wiederholt. Wobei wir besonders darauf gespannt waren, wie sehr unser Störer auf Kanal 6D gedämpft werden würde und ob das genügen würde, um den Voralpenmux auf Kanal 7A mit allen Geräten zu bekommen.
Zugegeben, zunächst waren wir schon ziemlich erstaunt, dass das heimische Paket auf Kanal 6D bei fünf von sechs getesteten Softwares unverändert gleich stark ankommt. Nur bei einer einzigen Version,
konkret QIRX 2.1.1.3, konnten wir eine Verringerung von 33 auf 30 dB feststellen. Bei QIRX 2.1.1.9 kommt der gedämpfte Mux mit und ohne Filter mit je 25dB, bei allen DAB Player-Varianten mit 28dB. Bei ihnen hatte auch zuvor schon der schwache Kanal 7A mehr oder weniger gut gespielt. Diese Softwares haben bereits eine eigene Dämpfung integriert, die besonders starke Signale soweit abschwächt, um benachbarten schwachen eine Chance zu geben.
Entscheidend ist aber, dass mit unserem Kanalfilter nun alle neun DAB-Plus-Multiplexe mit bestmöglicher Qualität funktionieren. Mit fünf Softwares schaffen wir auf Kanal 7A nun 16 bis 21 dB und selbst bei unserem Sorgenkind QIRX 2.1.1.3 11dB. Was durchweg genug für einwandfreie Wiedergabe ist und auch noch genügend Reserven für immer wieder auftretende Schwankungen bereithält. Auch alle an der Dachantenne angeschlossenen Digitalradios arbeiten nun zur vollen Zufriedenheit. Womit wir am Teststandort in Österreich unsere digitale Radiovielfalt jedenfalls um sieben attraktive Programme erweitern konnten.
Wo Filter sinnvoll sind
Kanal-Dämpfungsglieder sind vor allem zu empfehlen, wenn man in der Nähe eines starken Senderstandorts wohnt. Von einem befreundeten DAB-Plus-DXer aus dem Großraum Dresden wissen wir etwa, dass auch mehrere Filter in Serie geschaltet werden können. In seinem Fall sind es drei. Wobei jeder auf einen der nur acht Kilometer entfernt ausgestrahlten Ensembles abgestimmt ist. Damit hat er erst die Grundlage geschaffen, unzählige Multiplexe aus nah und fern zu empfangen. DAB Plus aus Bayern, Berlin und sogar dem gesamten NDR-Sendegebiet sind für ihn nichts Außergewöhnliches. Ohne Filter hätte er nichts davon oder müsste sich für ein Paket vorab entscheiden.