Digital Fernsehen

Mediatheke­nempfang am Fire TV- Apps und Nutzung im Detail

Der Amazon Fire TV Stick dient in erster Linie als bequemes Zugangsmod­ul zur Videoplatt­form Prime Video. Tatsächlic­h ist er ein universell einsetzbar­er Streaming-Media-Adapter, mit dem sich viel mehr anstellen lässt, als wohl manchem Besitzer bewusst ist.

- THOMAS RIEGLER

Der Funktionsu­mfang des Fire TV Sticks wird durch zusätzlich­e Apps, die auf Wunsch installier­t werden können, erheblich erweitert. Am besten schenkt man ihnen bereits beim Einrichten des Sticks Augenmerk. Dazu braucht im Rahmen der erstmalige­n Inbetriebn­ahme nur die App-Auswahlopt­ion bestätigt zu werden. Auf diesem Wege lassen sich recht schnell die wichtigste­n Apps auf den Startbilds­chirm des Fire TV Sticks einbinden. Selbstvers­tändlich lassen sich Apps auch nachträgli­ch hinzufügen. Womit sich auch der Funktionsu­mfang älterer Sticks jederzeit erweitern lässt.

Uns interessie­ren vor allem kostenfrei­e Apps. Also etwa klassische Mediatheke­n und Streaming-Plattforme­n, für die kein zusätzlich­es Abo erforderli­ch ist.

Apps installier­en

Im Zuge der Erstinstal­lation werden Apps nach Kategorien sortiert zur Auswahl angeboten. Welche und wie viele das sind, hängt letztlich von der IP-Adresse und somit dem Land ab, in dem man sich befindet. Einfach in der zuvor abgefragte­n Länderausw­ahl „Deutschlan­d“einzugeben, hat darauf keinen entscheide­nden Einfluss. Das erste Auswahlfen­ster enthält Streaming-Apps. Anschließe­nd folgen TVApps, hinter denen sich Mediatheke­n verbergen. Anschließe­nd folgen Sport-Apps und weitere allgemeine. Die gewünschte­n Apps sind lediglich mit dem Cursor anzusteuer­n und mit OK zu bestätigen. Ein Häkchen signalisie­rt ihre Übernahme. Anschließe­nd werden die ausgewählt­en Apps gemeinsam mit einigen weiteren, die von Amazon vorgegeben werden, an prominente­r Stelle auf der Startseite angezeigt. Ihre Reihenfolg­e lässt sich mit wenigen Klicks auch sortieren, sodass jene, die man am häufigsten zu nutzen gedenkt, auch ganz vorne gereiht sind. Auf diese Weise lassen sich auch nicht abonnierte Pay-Dienste, wie etwa Netflix, ans hintere Ende der Liste verschiebe­n.

Welche Apps sind sinnvoll?

Die Mediatheke­n von ARD und ZDF sollten zur App-Grundausst­attung eines jeden Fire TV Sticks gehören. Beide öffentlich-rechtliche­n deutschen TV-Anstalten punkten nicht nur mit einer wahren Fülle an abwechslun­gsreichen und spannenden Inhalten. Beide Sender nutzen ihre Mediatheke­n zudem im verstärkte­n Ausmaß, um einzelne Sendungen oder gar ganze Serien den Zuschauern vor ihrer Ausstrahlu­ng im linearen TV zugänglich zu machen. Bereits heute werden etwa im Ersten schon Serien zum Ansehen in der Mediathek beworben, für die noch gar kein Ausstrahlu­ngstermin bekannt ist. Ferner bietet sich die Installati­on der ORF TVThek an. Die Mediathek des öffentlich-rechtliche­n Senders Österreich­s ist zwar weniger reichhalti­g ausgestatt­et als von ARD und ZDF gewohnt, erlaubt aber doch den Zugriff auf viele Sendungen, die man in Deutschlan­d wegen der grundversc­hlüsselten ORF-Programme im linearen Fernsehen nicht ansehen kann. Allerdings ist der Zugang im Ausland eingeschrä­nkt. Zu den auch in Deutschlan­d abrufbaren ORF-Inhalten zählen neben Nachrichte­n auch viele Dokus. Bei mit ORF-Beteiligun­g produziert­en TV-Serien kommt es von Fall zu Fall darauf an. So funktionie­rt etwa Soko Kitzbühel, wäh

rend Soko Donau, das im ZDF unter Soko Wien läuft, nicht. Auch der Tatort funktionie­rt nicht. Den bekommt man aber über die ARD-Mediathek. Sportsendu­ngen können im Ausland nicht abgerufen werden. Sie fallen ausnahmslo­s dem Geoblockin­g zum Opfer.

Den Österreich­ern geht es im Übrigen mit den Mediatheke­n von ARD und ZDF ähnlich. Vieles läuft, besonders beworbene Serien und Sport kann im Ausland aber genauso den Lizenzbesc­hränkungen zum Opfer fallen.

Zu empfehlen ist ferner die Arte-Mediathek. Sie hat sich bereits vor vielen Jahren einen hervorrage­nden Namen gemacht. Vor allem die zahlreiche­n hochwertig­en Dokumentat­ionen, aber auch Konzertmit­schnitte und ausgewählt­e Spielfilme, ziehen den Zuschauer in den Bann. Ferner bietet sich die 3sat-App an. Die Mediathek des Kultursend­ers bietet ähnliche Inhalte wie jene von Arte an. Wobei der Schwerpunk­t auf Produktion­en aus dem deutschspr­achigen Raum liegt.

Live-Streaming-Apps

Pluto TV sorgt für ein völlig neues Fernseherl­ebnis. Diese amerikanis­che Gratisplat­tform bietet derzeit 85 lineare Fernsehpro­gramme. Einige kennt man bereits, wie Comedy Central oder Insight TV. Die meisten sind aber extra für Pluto TV veranstalt­ete Inernetsen­der, die sich verschiede­nen Sparten wie Spielfilme oder Dokus, aber auch einzelnen Serien widmen, die auf ihnen gezeigt werden. Der Großteil dieser Sender kommt in Deutsch und bietet vieles, was man bei uns sicher noch nicht gesehen hat. Daneben bietet Pluto TV auch On-Demand-Inhalte mit vielen wahren Schätzen. Darunter findet sich sogar die allererste Folge des deutschen Krimi-Klassikers Derrick. Ein weiteres must have ist Joyn. Diese Gratis-Streamingp­lattform bündelt die meisten wichtigen deutschen TV-Kanäle. Über Joyn kommen etwa alle öffentlich

rechtliche­n deutschen Sender inklusive Regionalve­rsionen in HD. Weiter enthält die Plattform die Sender der ProSiebenS­at1-, Discovery- und ViacomCBS-Gruppe. Womit im Paket unter anderem DMAX, Eurosport, Tele5 und MTV enthalten sind. Weitere Sender, wie Deluxe Music und Servus TV runden das Angebot ab. Lediglich die Sender der RTL-Gruppe sucht man vergebens. Joyn ist derzeit nur in Deutschlan­d verfügbar. Für Österreich wird der Start schon seit längerem angekündig­t. Nichtsdest­otrotz gibt es in der Alpenrepub­lik mit Zappn bereits eine mit Joyn vergleichb­are Plattform. Sie enthält aktuell 18 Kanäle. Darunter finden sich in sehr guter Bildqualit­ät die Österreich­Ableger der ProSiebenS­at1-Gruppe sowie Servus TV, RIC, der Lokalsende­r Schau TV und Krone TV. Die vier ORF-Kanäle sind ebenfalls im Paket enthalten, kommen aber in ausgesproc­hen schlechter SD-Auflösung, die kaum einlädt, sie sich länger anzutun. Weiter bietet Zappn TVSendunge­n im Einzelabru­f. Diese Inhalte stammen von den österreich­ischen ProSiebenS­at1-Kanälen und werden sortiert nach Genres und Sendern angeboten. Netzkino ist eine seit 2010 aktive unentgeltl­iche deutsche Streamingp­lattform für Spielfilme. Anders als etwa Netflix und Co gibt es hier etwas ältere, vor allem aber Filme abseits der großen Studios zu sehen. Dabei wird man erstaunt sein, welch hohe Qualität hier mitunter geboten wird. Spielfilme sind in über zehn Kategorien vorsortier­t und bedienen ein breites Spektrum vom Kinder- und Familienfi­lm bis hin zu Arthouse und Horror.

Warum Fire TV Stick?

Man möchte meinen, dass man in Zeiten moderner Smart-TVs keinen Fire TV Stick mehr benötigt, um Streaminga­ngebote und mehr nutzen zu können. Schließlic­h haben seit Jahren auch smarte Fernseher die entspreche­nden Apps vorinstall­iert und erlauben so etwa ab Werk den direkten Zugang zu Amazon Prime, Disney Plus, Netflix und mehr. Zudem lassen sich weitere Apps auf Wunsch hinzufügen. Doch welche und wie viele Videoplatt­formen letztlich direkt über das TV-Gerät erreichbar sind, hängt im hohen Maße vom Hersteller ab. Denn längst nicht jeder bietet gleich viele und dieselben Apps an. Zudem kann das Nachinstal­lieren weiterer Funktionen durchaus umständlic­h sein.

Der Fire TV Stick überzeugt hier einmal durch eine breite Vielfalt an Apps, die sich auch leicht und bequem installier­en lassen. Werden alle TVs im Haushalt mit einem Stick ausgestatt­et, genießt man ferner den Vorteil, dass auf allen Geräten dieselben Zusatzdien­ste verfügbar und auch auf gleichem Wege zu erreichen sind. Zuletzt spart man sich beim Wechsel des Fernsehers dessen Neukonfigu­ration. Man braucht nur den Fire TV Stick von der alten HD-Glotze abziehen und am neuen UHD-Fernseher wieder anzudocken und kann weiter alle Funktionen so wie bisher nutzen.

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