Digitalradio Ausbau schreitet voran
2020 war für DAB Plus ein ereignisreiches Jahr. Seine Verbreitung und Beliebtheit steigert sich immer schneller. In einer kurzen, nicht kompletten Übersicht wollen wir aufzeigen, was sich allein während der vergngenen Monate getan hat und worauf wir uns 2021 unter anderem freuen dürfen.
DAB Plus hat sich gerade in letzter Zeit prächtig entwickelt. Wobei der Aufwärtstrend ungebrochen nach oben zeigt und immer mehr an Fahrt gewinnt. Aktuell werden in Deutschland bereits über 270 Programme via Digitalradio ausgestrahlt. Städte und Regionen,
in denen heute 70 Programme und sogar noch viel mehr empfangbar sind, sind keine Seltenheit mehr. Bereits 98 Prozent der Fläche Deutschlands ist mit DAB Plus versorgt und auf 99 Prozent unserer Bundesautobahnen verfügbar. Indoor kann rund 89 Prozent der Bevölkerung DAB
Plus empfangen. Ein Gerät mit eingebauter Antenne genügt. 2020 wurden rund 1,8 Millionen Digitalradios verkauft. Dies bedeutet im Vergleich zum Vorjahr einen Zuwachs von 14,5 Prozent. Im Vergleich zu 2019 hat sich die Tagesreichweite von DAB Plus um rund 50 Prozent gesteigert.
Womit DAB Plus das stärkste Wachstum aller Radio-Verbreitungswege verzeichnen kann.
DAB-Plus-Pflicht
Seit dem 21. Dezember 2020 ist DAB Plus in allen Neuwagen verpflichtend. Dazu zählen EU-weit nicht nur PKW, sondern auch Wohnmobile, Kranken- und Rettungswagen, sowie Busse. Damit wird der Anteil an Digitalradios in unseren Fahrzeugen schnell steigen und weiter für eine noch intensivere Nutzung des digitalen Rundfunks sorgen. Für ältere Autos gibt es nach wie vor DAB Plus-Nachrüstadapter.
Zweiter Bundesmux
Am 5. Oktober 2020 war es endlich soweit. Mit mehr als einjähriger Verspätung ging gegen 6.30 Uhr der zweite bundesweite Digitalradio-Multiplex zunächst über 64 Standorte offiziell on air. Testsendungen konnten vereinzelt bereits seit August verfolgt werden. Im November folgten zudem die Standorte Aalen und Ochsenkopf sowie im Dezember Bamberg, Bornberg und Trier. Für Januar sind der Sender Molbergen und im Februar Daun vorgesehen. Schwerin soll voraussichtlich im April eingeschaltet werden. Anfangs wurden acht Programme über das neue Paket abgestrahlt. Neben neuen Programmen, wie Absolut Bella, Absolut Top und Absolut Oldie Classics nutzen auch Antenne Bayern, die Rock Antenne und Toggo Radio den zweiten Bundesmux, um deutschlandweit hörbar zu sein. In diesem Zuge hat die Rock Antenne seine Verbreitung in regionalen Multiplexen außerhalb Bayerns beendet. Auch Toggo Radio hat sich aus dem hessischen Privat-Mux zurückgezogen. Bis zur Jahresweide wurden auf dem zweiten Bundesmux mit 80s80s, Nostalgie und dpd Driversradio drei weitere Programme aufgeschaltet. Während der kommenden Monate sollen weitere Sender folgen.
Bayern
Beim Digitalradioempfang liegt Bayern bundesweit an erster Stelle. Bereits im Herbst hatten 34,5 Prozent der Bevölkerung Zugang zu einem DAB Plus-Gerät. Mit der steigenden Verbreitung von Digitalradios schreitet auch der Sendernetzausbau mit raschen Schritten voran. Wobei es zu berücksichtigen gilt, dass sich insbesondere die Sendernetze des Bayerischen Rundfunks ohnehin schon eines sehr guten Ausbaugrades erfreuen. Ende 2020 konnten bereits an die 94 Prozent der bayerischen Haushalte DAB Plus indoor empfangen. Dazu sind, inklusive Tunnelfunk, 76 Senderstandorte in Betrieb.
Alleine während der letzten Monate des Jahres 2020 wurden für das landesweite BR-Paket auf Kanal 11D drei und für die Regionalnetze fünf weitere Standorte in Betrieb genommen. In Niederbayern waren dies für die Kanäle 7D und 11D die Standorte Rottalmünster (5kW) und Mallersdorf Hofkirchen (25 kW) und in der Oberpfalz am Standort Pfreimd die Kanäle 6C und 11D mit je 10kW. Weiter sendet nun auch der Regionalmux für Oberfranken auf Kanal 10B neu über den Sender Bad Steben (6,3 kW) und jener für Unterfranken auf Kanal 10A über Ebern/ Haubeberg (2 kW).
2021 geht der Ausbau der BR-Sendernetze weiter. Wobei neben der landesweiten, auch die regionalen Bedeckungen verbessert werden.
Rheinland-Pfalz
Ab 2021 ist in Rheinland-Pfalz für den SWR-RP-Mux auf Kanal 11A die Inbetriebnahme acht weiterer Standorte geplant. So soll das Sendernetz unter anderem durch die Standorte Mudersbach Weißenstein, Altenahr, Daleiden, Niedersgegen, Kirn und Bad Bergzabern verstärkt werden. Wie schnell diese Pläne am Ende verwirklicht werden, ist heute noch nicht bekannt. Dass eine Verdichtung des Sendernetzes von derzeit 20 auf 28 Standorte zu erheblichen, vor allem Indoor-Empfangsverbesserungen der SWR-Programme sowie bigFM, RPR1 und Rockland Radio führen wird, liegt auf der Hand.
Baden-Württemberg
Am 5. November 2020 hat der SWR sein Digitalradiopaket auf Kanal 9D auf dem Senderstandort Hardberg des Hessischen Rundfunks mit 5 kW aufgeschaltet. Der neue Standort sorgt für eine Verbesserung des SWR BW Nordmuxes im südlichen Odenwald. Wegen seiner exponierten Lage profitieren davon unter anderem auch Zuhörer in Südhessen bis Frankfurt am Main. Weiter soll das Netz ab dem heurigen Jahr um die Standorte Schwäbisch Gmünd (2 kW), MannheimOststadt (1 kW) sowie Herbrechtingen (5kW) erweitert werden. Im Südnetz des SWR auf Kanal 8A wurde Ende 2020 der Standort Ravensburg/Höchsten (5kW) eingeschaltet. Für 2021 ist zudem ein weiterer Sender in Konstanz mit 2kW in Planung. Außerdem soll im SWR-Südnetz auf Kanal 8D der Sender Rottweil/Deilingen mit 5 kW eingeschaltet werden.
Ausbau in Baden-Württemberg
Der private DAB Plus-Multiplex in Baden-Württemberg auf Kanal 11B glänzte bislang nicht gerade durch seinen exzellenten Ausbau. Das soll sich bereits in nächster Zukunft ändern. Seit 1. Dezember 2020 steht das Sendernetz in der Verantwortung der On Air Support GmbH, kurz OAS. Sie beabsichtigt zeitnah nicht nur die markante Steigerung der Sendeleistung an verschiedenen Standorten,
wie etwa Baden-Baden/Merkur von 1 auf 5kW und Lahr von 0,7 auf voraussichtlich 3,2 kW. Daneben sollen mehrere leistungsschwache Standorte durch ungleich stärkere ersetzt werden. Zu ihnen zählt etwa der 0,25 kW Sender auf der Hornisgrinde, dessen Aufgabe zeitnah vom 2-kW-Sender Oberachern übernommen werden wird. Daneben sollen weitere 10-kW-Hochleistungssender, unter anderem in Donaueschingen und Ravensburg, in Betrieb genommen werden.
Am Ende soll das Sendernetz anstatt bisher zehn Standorte mit einer Gesamtleistung von knapp 48 kW dann über 17 Standorte mit insgesamt bis rund 130 kW verfügen. So stehen endlich die Privatsender des Bundeslandes, wie bigFM, Radio Regenbogen, Radio 7 und Co, einem breiten Publikum landesweit per DAB Plus zur Verfügung.
Thüringen
Auch das MDR-Sendernetz in Thüringen ist im Wachsen. So wurde das MDR-Paket auf Kanal 8B im Oktober 2020 am Hohen Meißner in Hessen mit 10 kW aufgeschaltet. Von ihm profitiert nicht nur der Nordwesten Thüringens, sondern auch Nordhessen. Ende 2020 wurde das Sendernetz zudem um den Standort Erfurt (2kW) ergänzt. In Planung ist außerdem Reichenbach Netzschkau.
Sachsen und Sachsen-Anhalt
Im sächsischen Multiplex des MDR auf Kanal 9A sollen zeitnah die Standorte Görlitz/Fichtelhöhe und Zittau mit je 2 kW auf Sendung gehen. Ferner ist ein weiterer, diesmal sogar 10kW starker Sender in Reichenbach Netzschkau vorgesehen. Das MDR-Paket für Sachsen-Anhalt auf Kanal 6B soll zeitnah um den Standort Zeitz (2 kW) ergänzt werden.
Nordrhein-Westfalen
Über viele Jahre verharrte das DAB PlusSendernetz des WDR auf Kanal 11D förmlich im Dornröschenschlaf und hat jahrelang nichts in seinen Ausbau investiert. Das soll nun ein Ende haben. Inzwischen hat man auch in Köln erkannt, dass Digitalradio immer mehr an Reichweite und Beliebtheit gewinnt. Dem Rechnung tragend wurde im Dezember 2020 der Sender Gummersbach mit 2kW eingeschaltet. Weiter ist vorgesehen, das Sendernetz um zehn weitere Standorte zu ergänzen.
Hessen
Das HR-Paket auf Kanal 7B wurde im Dezember am Standort Diez/Geisenberg in Rheinland-Pfalz mit 2kW eingeschaltet. Ab Mitte 2021 soll das Netz um den Sender Würzberg mit 10 kW verstärkt werden.
Norddeutschland
Im Oktober 2020 wurde der NDR-Multiplex in Niedersachsen an den Senderstandorten Einbeck/Fuchshöhlenberg (Kanal 6C mit 2 kW) und Sögel/Windberg (Kanal 10A mit 4kW) in Betrieb genommen. Im Dezember 2020 wurden ferner in Mecklenburg-Vorpommern auf Kanal 11D die Standorte Ueckermünde (2kW) und Paselwak-Ost (3,2 kW), sowie in Schleswig-Holstein der Sender Mölln Fuhlenhagen mit 5kW auf Kanal 9A mit dem NDR-Paket eingeschaltet. Im nordwestlichen Niedersachsen erfolgte am 13. Januar 2021 ein Frequenzwechsel des NDR-Pakets von Kanal 12A zu Kanal 8D. Betroffen von dieser Änderung waren unter anderem Zuhörer auf den Ostfriesischen Inseln, sowie den Regionen Aurich, Emden, Leer, Wilhelmshaven und Bremen.
Auch für das Jahr 2021 hat sich der NDR viel in Sachen Sendernetzausbau vorgenommen. So sollen noch im Januar die Sender Armstedt und Casekow, im Frühjahr Marnitz/Ruhner Berg, im Sommer Bremen Walle und Bad Sachsa/Ravensberg, im Herbst Goslar/Sudmerberg und Hardtberg sowie gegen Ende des Jahres Bad Segeberg und Dabel für verbesserten Empfang der NDR-Multiplexe sorgen. Auf Sylt wurde zudem am Standort Westerland ein privater Multplex auf Kanal 11D mit 1 kW in Betrieb genommen. Über ihn sind aktuell Antenne Sylt und die Nordseewelle zu hören.
Saarland
Selbst das kleine Saarland investiert weiter in den Ausbau von Digitalradio. Ende November 2020 ging etwa das SR-Paket auf Kanal 9A am Felsberg-Berus mit 5kW in Betrieb. Für das frühe 2021 ist
zudem eine Inbetriebnahme der Sender Spiesen, ebenfalls mit 5 kW, vorgesehen.
Mehr Programme
Vielleicht auch durch den Start des zweiten Bundesmuxes animiert, zieht es immer mehr Privatradios auf DAB Plus. Und zwar bundesweit. Während im deutschen Süden die private Radiolandschaft bereits gut über DAB Plus abgebildet ist, beginnen sich auch immer mehr Sender im deutschen Norden dafür zu interessieren. So konnte sich etwa in der letzten Zeit der private Regionalmux in Bremen und Bremerhaven auf Kanal 6A über Zuwächse erfreuen, wie zuletzt mit Antenne Niedersachsen. Auch die lokalen Privatmuxe im hohen Norden durften sich zuletzt über Zuwächse erfreuen. So etwa mit Radio livelive auf Kanal 5A in Kiel.
Zudem befinden sich weitere lokale Privatsendermuxe in der Planung. So etwa in Frankfurt an der Oder. Ferner steht ein privater Multiplex in Chemnitz kurz vor seiner Aufschaltung.
Südtirol
Das Hühnerspiel ist ein geschichtsträchtiger „Radioberg“nur wenige Kilometer südlich der Grenze zu Österreich am Brenner. Hier hatte die Rundfunkanstalt Südtirol bereits im Januar 2020 testweise einen ihrer DAB Plus-Multiplexe auf Kanal 10B in Betrieb genommen. Über den knapp 2800 Meter hohen Standort werden nicht nur grenznahe Regionen in Südtirol bestens versorgt, sondern, sozusagen als Randerscheinung, auch der Großraum Innsbruck in Österreich. Die Reichweite dieses Standorts ist sogar so groß, dass er unmittelbar an der des Bayerischen Rundfunks auf Kanal 11D anschließt. Zumindest, wenn man von Innsbruck nach Garmisch-Partenkirchen fährt. Die gute Performance des neuen Standorts veranlasste die RAS, sie mit neuen Sendeanlagen auszurüsten. Seit 28. Oktober werden nun alle drei in der Verantwortung der RAS stehenden Digitalradiopakete ausgestrahlt. Also auch jene auf Kanal 10C und 10D. Pikant daran ist, nun erstmals ein nennenswerter Teil der tiroler Bevölkerung die heimischen ORFRadios über DAB Plus empfangen kann. Und zwar aus Südtirol. Daneben werden unter anderem auch sechs Programme des BR, zwei Kanäle des Deutschlandradios sowie südtiroler Privatsender übertragen, insgesamt 35 Programme. Für deutsche Urlauber heißt das etwa, dass sie zum Beispiel Bayern 3 von Frankfurt/ Main durchgehend bis zum Gardasee in Italien empfangen können.
Österreich
Auch in Österreich kommt allmählich Bewegung in die Digitalradio-Landschaft. So gibt es inzwischen vier Bewerber für die noch freien Kapazitäten des österreichischen Bundesmuxes. Eines dieser neuen Programme wird die Welle 1 sein, deren Sendestart wohl unmittelbar bevorsteht. Kommen alle vier Bewerber zum Zug, wovon auszugehen ist, wäre der Multiplex im Grunde mehr als voll belegt. Denn in ihm sind Übertragungskapazitäten für die drei nationalen ORF-Kanäle freizuhalten. Wie aus einem jüngst auf der Homepage des Sendernetzbetreibers ORS veröffentlichten Dokuments hervorgeht, wurde ein Teil dieser für den ORF freizuhaltenden Kapazitäten an bereits über den Bundesmux sendende Programme zwischenvermietet. Womit sie nur solange auf DAB Plus verbreitet werden, solange der ORF kein Interesse an einer DAB-Plus-Ausstrahlung zeigt. Entscheidend ist vorerst aber, dass das nationale österreichische Paket zeitnah voll ausgebucht sein wird. Für weitere Programme wird es demnach zumindest einen weiteren DAB-Plus-Multiplex brauchen.
International
DAB Plus erfreut sich in ganz Europa stark steigender Beliebtheit. Dazu nur einige Stichworte. Nach erfolgreichen Testausstrahlungen wird im 2. Quartal auch Luxemburg mit dem DAB Plus-Regelbetrieb starten. Vorgesehen ist dafür der Kanal 7D über die Sender Dudelange (10kW) und Hosingen (0,5kW). Für die Niederlande und Norwegen sind inzwischen je ein dritter nationaler Multiplex im Gespräch. In der Schweiz hat man kurz vor Weihnachten 2020 die Abschaltung der UKW-Sendeanlagen in den Jahren 2022 und 2023 beschlossen. Demnach werden die öffentlich-rechtlichen schweizer Radioprogramme im August 2022 ihre UKW-Sender abschalten. Das ist bereits in eineinhalb Jahren. Die Privaten werden ein knappes halbes Jahr später im Januar 2023 folgen. Laut einer aktuellen Untersuchung haben im Juni 2020 nur noch 13 Prozent der Schweizer ihre Radioprogramme ausschließlich über UKW gehört. Womit das analoge Radio verzichtbar geworden ist. Im Tessin, der italienischsprachigen Schweiz, wurde im Dezember auf Kanal 8C ein Paket mit deutschsprachigen Radioprogrammen aufgeschaltet. Aktuell wird es über vier Standorte verbreitet.