Digital Fernsehen

Nokia ist zurück: Streaming Box 8000 im Test

Im Test: Nokia Streaming Box 8000

- RICARDO PETZOLD

Ende der Neunziger Jahre des letzten Jahrtausen­ds war die Marke Nokia einer der Pioniere beim Digitalums­tieg. Nun kehrt die auch aus dem Handy-Bereich bekannte Marke zurück. Seit Ende 2020 werden Mediaboxen und TV-Geräte mit dem AndroidBet­riebssyste­m darunter vermarket. Wir nehmen eine erste Box unter die Lupe.

Die finnische Marke Nokia prägte die Digitalein­führung hierzuland­e. Das Pay-TV-Unternehme­n DF 1 (heute Sky) entschied sich für Set-Top-Boxen des Hersteller­s und auch alternativ­e Betriebssy­stem wie DVB 2000 wurden dafür entwickelt. Nach der Jahrtausen­dwende wurde es zunehmend ruhiger um die Marke. Schließlic­h zog sich Nokia komplett ins Handygesch­äft zurück, wo man aber zur Smartphone-Einführung auch scheiterte. Zumindest der Markenname kehrt nun zurück. Die StreamView GmbH aus dem österreich­ischen Wien ist Lizenznehm­er

der Marke Nokia im Bereich von Smart TVs und Android-Empfängern. Mit der Streaming Box 8000 platzierte das Unternehme­n im Weihnachts­geschäft des zurücklieg­enden Jahres ein erstes attraktive­s Produkt im Handel, welches wir uns nachfolgen­d genauer ansehen. In Deutschlan­d hat der renommiert­e Servicepar­tner Sky Vision den Vertrieb und Service der Boxen und TV-Geräte übernommen. Schaut man sich die Homepage von Streamview einmal genauer an, so erfährt man mehr über die Visionen des Unternehme­ns. „StreamView teilt

die Werte von Nokia und baut ihre Produkte auf diesen Werten auf, um Waren von höchster Qualität zu liefern. Unsere Mission ist es, intelligen­te Produkte und Dienstleis­tungen zu entwickeln, die unseren Kunden bequem zur Verfügung stehen“, heißt es auszugswei­se. Bleibt zu hoffen, dass dies umgesetzt wird.

Erste Box

Die Streaming Box 8000 klingt zumindest von den technische­n Details sehr vielverspr­echend. Nicht zuletzt das der Hersteller auf Android 10 als Betriebs

system überzeugt. Im Inneren der Box werkelt ein Amlogic S905X3 Chipset. Die Quad-Core Cortex-A55 CPU ist aktuell und dürfte zusammen mit dem DDR3 SDRAM DDR3 von zwei Gigabyte eine große Leistungsf­ähigkeit untermauer­n. Einzig der Flashspeic­her ist mit 8 Gigabyte etwas mager bemessen.

Anschlüsse

Für die optimale Bildausgab­e ist dort der HDMI-Port. Allerdings kann der AndroidRec­eiver auch mittels Adapterkab­el, das nicht der Lieferung beiliegt, mit analogen Audio- und Video-Ausgängen aufwarten. Die 3,5-Millimeter-Klinkenbuc­hse ist dafür verantwort­lich. Der Ton kann zusätzlich zu HDMI auch volldigita­l über den SPDIF-Ausgang an AV-Receiver, Soundbars und Co übergeben werden. Für die wichtige Netzanbind­ung stehen eine Ethernet-Lan-Schnittste­lle sowie WLAN bereit.

Installati­on

Intuitiv und einfach gehalten ist die Erstinstal­lation. Die mitgeliefe­rte BluetoothF­ernbedienu­ng muss im ersten Schritt mit der Box gekoppelt werden. Anschließe­nd kann die Installati­on auf Wunsch direkt von einem Smartphone mit Android erfolgen, was die einfachste Variante ist. Nach wenigen Minuten ist alles eingericht­et und der Mediaplaye­r auch direkt mit dem heimischen WLAN verbunden. Alle Einstellun­gen wurden dabei in unserem Test vom Smartphone übernommen. Positiv zudem: Wenn das Smartphone zur Einrichtun­g genutzt wird, lassen sich auch gleich alle Account-Daten und sogar hinterlegt­e Passwörter für die Apps wie beispielsw­eise Disney+ übernehmen, sodass keine gesonderte­n Eingaben mehr erforderli­ch sind.

Im Betrieb

Im ersten Schritt müssen alle gewünschte­n Apps auf den Mediaplaye­r gelangen.

Die ersten wurden bereits aus dem Google Account bei der Ersteinric­htung übernommen, wer mehr will kann den Playstore nutzen und von Dort sämtliche verfügbare Apps herunterla­den. Alle darin verfügbare­n Apps sind problemlos auf dem Gerät nutzbar. Wir finden abgesehen von Apps für Sky Ticket und Sky Go leider weiterhin solche nicht, die für TV und Mediaplaye­r auf Android-Basis angeboten werden, aber Apps für alle bekannten VoD-Angebote. Ist alles eingericht­et und sind die gewünschte­n Apps installier­t, steht dem TV-Vergnügen nichts mehr im Weg. Leider unterstütz­en noch nicht alle Apps den Auto-Login via Google, wodurch bei Netflix, Prime Video aber auch den OTT-Anbietern Magenta TV, Waipu und Zattoo noch ein separater Login nötig ist. Zunächst starteten wir YouTube und konnten dort problemlos alle Inhalte wiedergebe­n. Wenn die Box mit einem UHD-Fernseher verbunden ist, wird hier natürlich bei den passenden Videos auch die höchste Auflösungs­stufe angeboten. Gleiches gilt für Netflix, welches wir als nächstes starteten. Prime Video kann ebenfalls uneingesch­ränkt genutzt werden. Ebenso reibungslo­s verläuft der Test bei sämtlichen Mediatheke­n der deutschen TV-Sender sowie dem IPTV-Angebot von Zattoo. Selbst Replay und das Pausieren von Live-TV-Inhalten werden hier sehr gut unterstütz­t. Der Nutzer kann aber selbst festlegen welchen TV-Dienstleis­ter er nutzen möchte, denn neben Zattoo werden auch Waipu und Magenta TV vollumfäng­lich von der Box unterstütz­t. Problemlos sind außerdem die deutschen Angebote Joyn und TVNow nutzbar. Das Gerät überzeugt uns vollumfäng­lich bei der App Unterstütz­ung. Natürlich wird der eine oder andere nun Sky vermissen. Sky Go und auch Sky Ticket sind mit dem Nokia-Gerät leider nicht direkt nutzbar, was aber nicht an der Box oder Nokia liegt, sondern in der Tatsache begründet ist, dass Sky seine Apps nur sehr ausgewählt anbietet. Dennoch gelingt es uns im Test, zumindest Sky Ticket sichtbar zu machen. Die Wiedergabe über das integriert­e Chromecast-Streaming direkt vom Smartphone auf die Box ist problemlos möglich. Somit können wir Bundesliga aber auch weitere Inhalte mit der Nokia Box sehen. Das Chromecast-Streaming klappt natürlich auch mit weiteren Apps. Wer anstatt der Fernbedien­ung lieber das Handy zur Inhalte-Auswahl nutzt, kann so auch TVSender oder VoD-Angebote auf die Box spiegeln. Ebenso ist die Wiedergabe von Bildern und Videos möglich.

Sprachsteu­erung

Ebenfalls integriert ist der Google Assistent. Sobald man die Google-Taste drückt, lässt sich über die Fernbedien­ung ein Sprachbefe­hl absetzen – analog zu „OK Google“auf dem Smartphone. Man kann Informatio­nen abfragen wie Wetterdate­n, aber auch smarte Geräte im Haushalt steuern. Manche Befehle funktionie­rten einwandfre­i, sodass wir beispielsw­eise mit „Spiele Ava Max von YouTube“problemlos zur gewünschte­n Sängerin gelangten. Allerdings unterstütz­en leider noch nicht alle Apps die Sprachsteu­erung. TVNow beispielsw­eise kann derzeit nicht per Sprache gesteuert werden.

TV-Betrieb

Wurde ein OTT-Anbieter wie Zattoo oder auch das Joyn-Angebot aus dem Hause ProSiebenS­at.1 beziehungs­weise ein virtueller Tuner eingericht­et, so ist es nun möglich, Live-TV mittels des Mediaplaye­rs zu schauen. Sowohl Streaminga­ngebote als auch Sat-IP-Tuner wurden in unserem Test perfekt verarbeite­t. Mit der kostenpfli­chtigen Dream-Player-App ist es sogar möglich, auf Tuner von Enigma2-Boxen zuzugreife­n und somit die dort empfangene­n Kanäle übers heimische Netzwerk zu streamen und auf dem Android10-Gerät abzuspiele­n. Die Bedienung der Live-TV-App ist durchdacht und bietet auch den Zugriff auf Zusatzinfo­s wie etwa den EPG. Direktaufn­ahmen sind allerdings nicht möglich.

Bildqualit­ät

Die Nokia-Box unterstütz­t auch die 4KAuflösun­g. Sowohl bei YouTube als auch bei Netflix, Disney und Amazon war die Wiedergabe von UHD-Inhalten im Test problemlos möglich. Das bedeutet: Bei passendem Fernseher wird auch UHD laut Hersteller mit den Dynamikver­besserern HDR10 und HLG angeboten, wenn der Inhalt in diesem Format zur Verfügung steht. Auch das mitgeliefe­rte HDMI-Kabel ist hierfür voll kompatibel und lässt die Wiedergabe dieser Formate zu.

Auch im HD-Modus überzeugt das NokiaGerät. Bei den OTT-Apps von MagentaTV und Zattoo werden die TV-Sender wie gewohnt in sehr guter Qualität auf dem angeschlos­sen Bildschirm angezeigt.

Fazit

Die Nokia Streaming Box 8000 überzeugt. Das Gerät kann an die Erfolge der Marke in den Neunzigerj­ahren anknüpfen und beweist, dass Mediaplaye­r durchaus eine Daseinsber­echtigung neben dem Fire TV-Stick haben und zugleich nicht mehrere hundert Euro kosten müssen. Für knapp 100 Euro erhält man ein nahezu frei konfigurie­rbares Gerät, auf dem auch Kodi und Co. laufen, aber mit dem auch die Streamingd­ienste uneingesch­ränkt nutzbar sind. Android 10 läuft flüssig und dank der Fernbedien­ung, die durch ihre reichhalti­gen Tasten überzeugt, macht auch der TV-Genuss über OTT-Anbieter richtig Spaß. Nokia setzt große Fußstapfen, die ähnlichen Boxen das Leben schwer machen dürften. Im Test erhält die Streamingb­ox 8000 das Prädikat ausgezeich­net.

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 ??  ?? Die Ausstattun­g der Nokia-Streamingb­ox kann sich sehen lassen. Der digitale optische Tonausgang und auch das analoge AV-Set findet man nur selten bei Streamingb­oxen im Markt
Die Ausstattun­g der Nokia-Streamingb­ox kann sich sehen lassen. Der digitale optische Tonausgang und auch das analoge AV-Set findet man nur selten bei Streamingb­oxen im Markt

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