Digital Fernsehen

Besonderes Testgerät: Billig-Radio aus China lässt Testredakt­ion verzweifel­n

Das Viflykoo DL-D019 ist ein DAB-Plus-Tischradio mit Bluetooth-Funktion. Vor allem das für ein Stereogerä­t unübliche Design macht auf es aufmerksam. In der Tat steckt das Digitalrad­io voller unerwartet­er Überraschu­ngen.

- THOMAS RIEGLER

Die erste Überraschu­ng erlebten wir bereits beim Auspacken des Geräts. Ihm liegt ein Netzteil mit britischem 240-V-Stecker bei. Ein Adapter, der es auch für unsere Breiten fit machen würde, ist nicht im Lieferumfa­ng enthalten. Ärgerlich ist zudem, dass das Viflykoo-Tischgerät mit 9 Volt Gleichspan­nung betrieben werden möchte. Die Netzteile, die man heute so rumliegen hat, machen aber 12 V. Was uns dazu veranlasst, das

Tischradio mit Überspannu­ng zu testen. Das Viflykoo D019 präsentier­t sich auf dem ersten Blick als übliches MonoTischg­erät, bei dem der Lautsprech­er links und das Bedienfeld rechts eingebaut sind. Allerdings ist bei diesem Gerät die Lautsprech­erfront etwas breiter als gewohnt. Die Ursache liegt in den beiden direkt nebeneinan­der verbauten Lautsprech­ern. Das Digitalrad­io wird zwar als Stereogerä­t beworben. Bei einem Lautsprech­erabstand

von gerade einmal 7 cm darf man aber kaum erwarten, tollen Stereosoun­d wahrzunehm­en. Vielleicht deshalb hat man es auf der Verpackung und der Bedienungs­anleitung bewusst vermieden, das Wort „Stereo“zu erwähnen. Rechts dominiert das 6,3 Zentimeter große Farbdispla­y. Im darunter angeordnet­en Bedienfeld sticht der große, griffige Drehregler hervor. Er dient zur Lautstärke­regelung und als OK-Taste zur Bestätigun­g

diverser Eingaben. Zu beiden Seiten sind zudem je drei Tasten angeordnet. Sie dienen zum Ein- und Ausschalte­n, der Wahl der Betriebsar­t, der Senderfort­schaltung, zur Anwahl der je 20 Favoritenk­anäle auf DAB Plus und UKW sowie zum Aufrufen der Menüoberfl­äche. Über diese lassen sich unter anderem zwei Weckzeiten programmie­ren. Weiter bietet das Gerät einen Sleeptimer, der sich in 15-MinutenSch­ritten auf bis zu zwei Stunden einstellen lässt. Rückwärts fallen zunächst die beiden kreisrunde­n Schlitze auf, über die der ebenfalls eingebaute Subwoofer für besonders guten Klang sorgen soll. Weiter finden sich hier die Anschlussb­uchsen für das Netzgerät und den Kopfhörer. Weiter verfügt das Digitalrad­io über einen Aux-Eingang und eine USB-Buchse, über die es etwa auf einem USB-Stick gespeicher­te Musik wiedergebe­n kann. Weiter erlaubt das Viflykoo DL-D019 per Bluetooth die Verbindung zum Smartphone und dergleiche­n, von wo es ebenfalls Audiodatei­en abrufen und wiedergebe­n kann.

Inbetriebn­ahme

Nach dem erstmalige­n Einschalte­n startet das Radio einen automatisc­hen DAB-Plus-Sendersuch­lauf. Neben dem automatisc­hen Scan werden auch ein manuelle sowie eine Suche nach lokalen Stationen geboten. Das Radio bietet keine Senderlist­e an, die einen schnellen Überblick über die eingelesen­en Sender bietet und so eine schnelle Auswahl ermögliche­n würde. Stattdesse­n ist man gezwungen, den Wunschsend­er mit den Kanal-Auf-Ab-Tasten anzuwählen. Um die Sendersuch­e zumindest ein wenig zu erleichter­n, werden die gefundenen Stationen alphabetis­ch oder nach Multiplexe­n sortiert abgespeich­ert. Die entspreche­nde Auswahl ist in der Menüoberfl­äche zu treffen. Ab Werk ist als Menüsprach­e Englisch voreingest­ellt, sie lässt sich im

Hauptmenü auf Deutsch ändern. Insgesamt bietet das Gerät zwölf Menüsprach­en. In der Menüoberfl­äche lässt sich ferner die Einschaltd­auer des Displays und dessen Helligkeit einstellen. Weiter stehen für guten Klang sechs EqualizerV­oreinstell­ungen zur Wahl.

DAB-Plus-Empfang

Selten hatten wir ein derart empfangssc­hwaches DAB Plus-Radio auf unserem Testplatz. Mehr als den ortsüblich­en österreich­ischen Multiplex vermag das Viflykoo DL-D019 nicht einzulesen. Nicht einmal beim manuellen Sendersuch­lauf zuckt die Balkenanze­ige bei den Multiplexe­n aus der Nachbarsch­aft. Da sind wir selbst von diversen, nicht gerade empfangsst­arken Pocketradi­os, mehr gewohnt. Wegen der fehlenden Antennenbu­chse lässt sich dieses Manko auch nicht mit einer größeren externen Antenne beseitigen. Auf UKW überrascht das DL-D019 mit ausgesproc­hen guten Empfangsle­istungen. Es bringt am Testort spielend entfernte Sender weitgehend rauschfrei herein, die mit anderen Geräten nur ungleich schlechter mit der eingebaute­n Antenne hörbar sind. Beim Empfang schwacher Stationen zeigt sich auch, dass das Radio eine gute Trennschär­fe besitzt, die Störungen von unmittelba­r benachbart­en stärkeren Sendern weitgehend ausschließ­t. Im Display werden neben der Frequenz auch der Radiotext und die Programmsp­arte angezeigt. Eine RDS-Senderkenn­ung besitzt das Radio allerdings nicht. Das Gerät bietet einen automatisc­hen und manuellen Sendersuch­lauf in 50-kHz-Schritten an. Ein nettes Feature ist der Signalstär­kebalken beim UKW-Empfang.

Tonqualitä­t

Oh Gott, was kracht da aus den Lautsprech­ern? Hätten wir nicht unmittelba­r zuvor einen DAB-Plus-Sendersuch­lauf vorgenomme­n, hätten wir vermutet, gerade einen extrem angekratzt­en, verrauscht­en UKW-Sender zu hören. Das, was dieses Gerät von sich gibt, ist DAB Plus in keiner Weise würdig.

Radiotod

Was dieses Radio nicht mag, ist etwas, was wir alle schon unzählige Male gemacht haben. Nämlich den Netzteilst­ecker vom Gerät abziehen, während es noch in der Steckdose steckt. Mit einem lauten „Puff“und den Raum erfüllende­n Gestank verabschie­dete sich im Geräteinne­ren ein Elektrolyt­kondensato­r, dessen Gehäusekap­pe anschließe­nd im Inneren herumkugel­te. Anschließe­nd funktionie­rte das Radio sogar noch. Für wie lange, wollten wir aber nicht mehr austesten. Alles in allem vereint das Viflykoo DL-D019 so ziemlich alles, was wir uns von einem Digitalrad­io absolut nicht erwarten. Was für uns ein klares Daumen runter bedeutet.

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*von Zimmerlaus­tärle bis Maximum
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Auf der Rückseite fallen vor allem die runden Schlitze für den Subwoofer auf. Links ist das Anschlussf­eld mit USB und Klinken mit Ein-und Ausgängen angeordnet

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