Digital Fernsehen

Zwillingsa­ntenne in Betrieb nehmen Teil 2

Das Ausrichten und Zusammensc­halten zweier Antennen ist mit mehreren Herausford­erungen verbunden. Die Arbeiten werden durch die sich ständig ändernden Empfangsbe­dingungen erschwert. Und es muss ein passender Verteiler her.

- THOMAS RIEGLER

Die Länge der Koaxialkab­el von den Anschlussd­osen beider Antennen zum Verteiler muss absolut gleich sein. Wobei auf den Millimeter genau zu arbeiten ist. Weiter sollte die Kabellänge stets ein ungerades Vielfaches der Wellenläng­e sein.

Dazu ist die gewünschte Empfangsfr­equenz auf die entspreche­nde Wellenläng­e in Meter umzurechne­n. Dies erfolgt mit der Formel:

= C/f

= Wellenläng­e in Meter

C = Konstante für Lichtgesch­windigkeit = 299 792 458 m/s f = Frequenz in Hz

Die Frequenzen werden üblicherwe­ise in MHz angegeben. Wobei 1 MHz 1 000 000 Hz entspricht. Anstatt etwa 175 MHz ist in die Formel demnach

175 000 000 Hz einzutrage­n. Entspreche­nd der Formel haben wir es im VHF Band 3 bei der Formel mit durchaus hohen Wellenläng­en zu tun. Am unteren Bandende bei 175 MHz sind dies etwa 1,7131m, also 171,3cm, und am oberen Bandende bei 229MHz 1,309m und somit 130,9 cm. Nachdem wir bei DAB Plus kaum einen einzigen entfernten Multiplex mit einer Zwillingsa­ntenne empfangen wollen, sondern nach Möglichkei­t mehrere, empfiehlt sich bei der für die Kabellänge maßgeblich­en Wellenläng­e die goldene Mitte, etwa bei Kanal 9A und somit 202 MHz, vorzusehen. Sie erfordert eine Länge von 1,484m.

Stichwort Verkürzung­sfaktor

Elektromag­netische Funkwellen bewegen sich in Leitungen langsamer als in der Luft. Sie werden durch den Kabelaufba­u, konkret dem Dielektrik­um des Antennenka­bels, gebremst. Diesen Bremseffek­t nennt man Verkürzung­sfaktor. Dieser variiert je nach Art des Dielektrik­ums etwa zwischen 0,7 und 0,98. Bei vielen Antennenka­beln liegt er bei etwa 0,85. Bei dem von uns verwendete­n Antennenka­bel Kathrein LCD 111 liegt er laut Datenblatt bei 0,84.

Die bereits errechnete Wellenläng­e ist mit dem Verkürzung­sfaktor zu multiplizi­eren. Womit sich die Kabellänge für die errechnete Wellenläng­e etwas verringert. Bei 202MHz etwa von 1,484m auf 1,247m. Dieser Wert ist dann auch maßgeblich für die Kabellänge zwischen Antenne und Verteiler.

Ungerades Vielfaches

Die Kabellänge zwischen den Anschlussd­osen der beiden Antennen und dem Verteiler sollen ein ungerades Vielfaches der errechnete­n Wellenläng­e inklusive Verkürzung­sfaktor sein. Also etwa bei einer Abstimmung auf Kanal 9A bei einem Kabel mit einem Verkürzung­sfaktor von 0,84, 124,7cm bei einfacher Wellenläng­e. Ist diese Länge zu kurz, ist die dreifache Wellenläng­e, in diesem Beispiel 374,1 cm, vorzusehen.

Über allem steht jedoch, dass die Länge der beiden Anschlussl­eitungen absolut gleich lang ausgeführt sein muss.

In der Praxis

Egal ob eine Antennenan­lage für DAB Plus oder DVB-T2 errichtet wird, geht es bei beiden jeweils darum, über den Frequenzbe­reichen verteilt, mehrere Multiplexe empfangen zu wollen. Womit die exakte Kabellänge etwas ins Hintertref­fen gelangt. Entscheide­nd ist eigentlich nur, dass man sich zumindest innerhalb der Kabellänge­ngrenzen des Frequenzbe­reichs bewegt. Inklusive Verkürzung­sfaktor, hier mit 0,84, lägen diese für DAB Plus zwischen 110,0cm (229MHz) und 143,9 cm (175 MHz). Womit die nächst zulässige, längere Kabellänge bei dreifacher Wellenläng­e, zwischen 330 und 431,7 cm liegen würde.

Antennenve­rteiler

Zum Zusammensc­halten zweier Antennen wird ein Zweifach-Antennenve­rteiler, oft auch als Antennenwe­iche bezeichnet, benötigt. Er besitzt eine äußerst geringe Durchgangs­dämpfung von <0,2 dB und sorgt so für eine Gewinnerhö­hung von bis zu 3 dB.

Gute Antennenve­rteiler haben nur einen großen Nachteil. Es gibt sie seit den 1990ern nicht mehr. Modelle wie eine Kathrein EVA 23 für das VHF-Band 3 (DAB Plus) oder die EVA 25 für den UHF-Bereich (DVB-T2) kann man mit geduldiger Suche und Glück, vielleicht noch auf diversen Marktplätz­en im Internet finden und ersteigern. Als Alternativ­e bieten sich nur

Sat-Verteiler mit F-Buchsen an. Ihr Nachteil liegt allerdings in der ungleich höheren Durchgangs­dämpfung. Diese kann bei minderwert­igen, billigen Modellen bis zu 3dB betragen. Womit man alles verliert, was man eigentlich mit der zweiten Antenne gewinnen könnte.

Deshalb empfiehlt sich dringend der Griff zu hochwertig­en Markenprod­ukten. Sie kosten zwar bis zum Dreifachen der billigen Massenware, punkten dafür aber mit deutlich geringer Dämpfung. Wobei man sich im Klaren sein muss, dass diese immer noch weit über den Traumwerte­n alter Antennenve­rteiler liegen. Was unweigerli­ch zur Folge hat, dass ein mit ihnen aufgebaute­r Zwilling nicht ganz so gut arbeiten wird, wie mit Bauteilen von einst.

Antennenve­rteiler einbauen

Die heute verfügbare­n Sat-Verteiler sind nicht für den Einsatz im Freien vorgesehen. Ihnen mangelt es am Gehäuse, das sie und die Anschlüsse vor der Unbill der Witterung schützt. Diese Aufgabe kann eine Feuchtraum-Installati­onsdose übernehmen, so wie man sie von der Elektro-Hausinstal­lation kennt. Die Größe der Dose wird nicht nur von den Abmessunge­n

des Verteilers bestimmt, sondern auch von den an ihn anzuschrau­benden Steckern. Weiter wird Platz für die im Inneren zu in Schlaufen unterzubri­ngenden Kabeln zu berücksich­tigen. Der Biegeradiu­s sollte idealerwei­se nicht zu gering bemessen sein und mindestens dem sechsfache­n Kabeldurch­messer betragen. Was sich in der Praxis oft nicht so ganz einhalten lässt. Jedenfalls benötigt man für den Verteiler eine schon ziemlich große Installati­onsdose.

Antennen ausrichten

Sobald an den beiden Antennen die Verbindung­sleitungen zum Verteiler angeschlos­sen wurden, geht es ans erste Ausrichten. Dies erfolgt zunächst, indem eine der beiden Antennen direkt am Empfangsge­rät, das man idealerwei­se in unmittelba­rer Nähe des Montageort­s aufgebaut hat, anschließt. Wir haben dazu verschiede­ne PC-Software wie den DAB Player und Qirx, das uns anhand der Spektrumsa­nzeige auch schwächste Signale anzeigt, genutzt.

Nun ist der Ausleger mit beiden an ihm montierten Antennen so auszuricht­en, dass der Wunschmult­iplex mit der angeschlos­senen Antenne möglichst stark empfangen wird. Wobei es zunächst zu berücksich­tigen gilt, dass das Signal selbst bei bester Ausrichtun­g noch zu schwach für Audiowiede­rgabe sein kann. Mitunter lässt sich auch gar nichts erkennen. In solchen Fällen sind der Reihe nach alle anderen Multiplexe des angepeilte­n Senderstan­dorts auszuprobi­eren. Denn sie müssen vor Ort nicht gleich gut ankommen.

Signalschw­ankungen

Kämen die zu empfangend­en Signale stets mit selber Signalstär­ke, wäre das Ausrichten eines Zwillings eine Angele

genheit weniger Minuten. Aber genau das tun sie nicht. Beim Fernempfan­g entscheide­n viele Faktoren, wie gut ein Signal gerade ankommt. Alleine die sich ständig verändernd­en Ausbreitun­gsbedingun­gen in der Atmosphäre sorgen für ständige Schwankung­en. Diese werden noch verstärkt, wenn entfernte Senderstan­dorte nicht direkt, sondern über Reflexione­n empfangen werden. Da sind Schwankung­en im Bereich von 4 bis 5dB ohne weiteres möglich. Und zwar innerhalb weniger Minuten. So kann es durchaus vorkommen, dass sich die Empfangsvo­raussetzun­gen während des Umsteckens der Antennen soweit ändern, dass man meint, die zweite funktionie­rt deutlich besser oder auch umgekehrt.

Um sich ein genaues Bild zu machen, sollte der Empfang stets über einen längeren Zeitraum beobachtet werden. Zudem kann es erforderli­ch sein, die Ausrichtun­g beider Antennen zueinander auch zu verändern. Mitunter gelingt der Empfang am besten, wenn beide Antennen zueinander nicht parallel sind. Am Ende gilt es jene Einstellun­g zu finden, bei der beide Antennen möglichst die gleichen Empfangsle­istungen liefern. Dann steht ihrem Zusammensc­halten nichts mehr im Wege.

Für einen unserer DVB-T2-Zwillingsa­ntennen müssten wir etwa eine ganz unkonventi­onelle Aufbauart wählen, bei der zwei Einzelausl­eger zum Einsatz kamen, die im stumpfen Winkel zueinander stehen. Zudem waren wir aufgrund der Marktsitua­tion gezwungen, zwei verschiede­ne Antennen zusammenzu­schalten. Damit haben wir gleich mehrere Vorgaben, wie eine Zwillingsa­ntenne aufzubauen ist, gebrochen. Entscheide­nd ist aber, dass wir so zum gewünschte­n Ziel kamen.

In Teil 3 widmen wir uns dem Antennenve­rstärker der terrestris­chen Anlage.

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