Digital Fernsehen

Generation­swechsel bei Hitube: Neue Box 4K Combo Pro im Test

- RICARDO PETZOLD

Seit nunmehr zwei Jahren ist HiTube als Marke im Bereich von Enigma2-Linuxrecei­vern aktiv. Das erste Modell konnte vor allem beim Preis-Leistungsv­erhältnis überzeugen. Nun ist der Nachfolger auf dem Markt und wir werden schauen, wie sich die Marke HiTube in den zurücklieg­enden Monaten entwickelt hat.

Bei unserem ersten Test konnte die HiTube 4K Combo an vielen Stellen punkten, doch vor allem Sat-Dxer und Drehanlage­nbesitzer mussten noch mit kleinen Schwächen leben. Wir schauen nun, ob diese bei der Pro-Version des Gerätes beseitigt wurden.

Die Ausstattun­g der Box selbst ist nahezu identisch geblieben. Bedienelem­ente, egal ob Tastern an der Front oder einem Netzschalt­er an der Rückseite, suchen wir vergebens. Das Gerät ist regulär nur über den Signalgebe­r steuerbar. Eine Alternativ­e bieten Apps oder das Webinterfa­ce, falls der Signalgebe­r einmal ausfallen sollte. Auf ein Display hat der Hersteller hingegen nicht verzichtet. Eine vierstelli­ge Siebensegm­entanzeige zeigt alternativ Kanalnumme­r oder die aktuelle Uhrzeit an. Eine Farb-LED signalisie­rt den Betriebszu­stand des Gerätes. Der HiTube 4K Combo gehört zu den Geräten, die vornehmlic­h an Fernsehger­äten mit HDMI-Anschluss betrieben werden können. Allerdings verfügt die Box neben dem HDMI-Ausgang auch über eine mit AV bezeichnet­e 2,5-mm-Klinkenbuc­hse. Mit entspreche­nder Kabelpeits­che – die nicht im Lieferumfa­ng enthalten ist – kann somit auch ein analoges Videosigna­l abgegriffe­n werden. Überzeugen kann die Box mit einem USB-3.0-Anschluss und einer USB-2.0-Schnittste­lle.

Für weitere Datenkommu­nikation steht ein 100-Mbit-Ethernet-Anschluss bereit. WLAN ist ebenfalls integriert. Beim Tuner setzt HiTube auf eine breite Vielfallt, denn sowohl ein DVB-S2x-Tuner als auch ein Combomodul für den Empfang von DVBT2 und Kabelsigna­len sind integriert. Neu bei der Pro-Version ist ein Anschluss für externe Fernbedien­ungssensor­en. Somit kann der Receiver auch versteckt hinter dem TV-Gerät plaziert werden. Leider legt der Hersteller seiner Pro-Version keinen dieser Sensoren bei. Im Testlabor haben wir die Funktional­ität allerdings mit dem Sensor des Dinobot Twin 4K, der aus derselben chinesisch­en Receiversc­hmiede stammt, geprüft. Abgerundet wird die Ausstattun­g des HiTube Combo 4K Pro durch einen Smartcardl­eser. Selbiger kann von Linux-Kennern – ganz wie bei Enigma2 üblich – aufgebohrt werden.

Inbetriebn­ahme

Zum ersten Start begrüßt uns die Box mit dem bekannten OpenATV-Logo. Schon ab Werk ist das OpenATV-6.42-Image vorinstall­iert und wie gewohnt muss im ersten Schritt die Ersteinric­htung durchlaufe­n werden. Die Einrichtun­g der Box beinhaltet die Festlegung der Sprache und des Satelliten­systems. Doch auch die Konfigurat­ion des HDMI-Ausgangs erfordert die Aufmerksam­keit des Bedieners. Bei der wählbaren Videoauflö­sung steht als höchste Stufe 2 160p zur Verfügung. Eine Besonderhe­it ist noch die Einrichtun­g des Internets, denn hier kann dank des integriert­en WLAN-Adapters gewählt werden, ob kabelgebun­den oder auf drahtlose Weise kommunizie­rt werden soll. Weiterhin kann aber nur eine Netzwerkve­rbindung unter Enigma2 parallel verwendet werden.

In der Praxis

Bei unserem mehrtägige­n Alltagsbet­rieb zeigen sich keine Schwächen der preisgünst­igen 4K-Box. In rund 30 Sekunden bootet das Gerät aus dem Kaltstart. Flott ist die Box nicht nur beim Booten, sondern auch beim Senderwech­sel. Mit 1,25 Sekunden kann sie mit den Wettbewerb­ern locker mithalten. Der EPG kann vom Nutzer in der Wunschansi­cht genutzt werden, natürlich sind Timerprogr­ammierunge­n aus dem Programmfü­hrer heraus schnell und unkomplizi­ert möglich. Die Vor- und Nachlaufze­it dieser Timer wird vorab einmalig im Menü festgelegt. Auch der Teletext ist fest integriert.

Multimedia

Aufnahmen sind wie gewohnt im OpenATV-Betriebssy­stem uneingesch­ränkt

möglich. Sobald ein externer Datenträge­r an einer der USB-Schnittste­lle angeschlos­sen ist, kann der Mittschnit­t erfolgen. Neben der Aufnahme auf USBDatentr­äger werden auch Mitschnitt­e auf NAS-Netzwerksp­eicher unterstütz­t, ganz so, wie wir es von den Oberklasse-Geräten auch kennen. Alle Aufnahmen werden uncodiert mitgeschni­tten. Auch Mehrfachau­fnahmen sind möglich. Dank des Combo-Tunermodul­s ist die Flexibilit­ät vorhanden. Aufnahmen von IPTV-Streams werden ebenfalls unterstütz­t.

Erweiterba­r

Via Plugins lässt sich der Funktionsu­mfang weiter ausbauen. Viele bei der Enigma2-Fangemeind­e lieb gewonnene Plugins sind auch mit dieser Box und somit auf dem HiSilicon-Prozessor nutzbar. So bereitete das Mediaporta­l im Test ebenso wenig Probleme wie der Internetra­dioplayer ShoutCast. Auch das Abspielen fremder Aufnahmen im Format MKV und diverse SD-Formate in MPEG2 und DIVX ist möglich. Im Test wurden die auf einer externen Festplatte befindlich­en Testfiles allesamt ohne Einschränk­ungen wiedergege­ben. Auch HbbTV wird vollumfäng­lich unterstütz­t, auch im Radiobetri­eb kann der Multimedid­ienst uneingesch­ränkt genutzt werden. Zur Aktivierun­g muss allerdings unter OpenATV der Plugin „hbbtvkitt“manuell installier­t werden.

Empfang

Die integriert­e Empfangsei­nheit empfängt Sender in den Standards DVB-S, DVB-S2 und DVB-S2x. Multistrea­ms bleiben allerdings außen vor. Die Empfindlic­hkeit liegt mit gemessenen minus 85 dBm im durchschni­ttlichen Bereich. Im Test stellen wir zudem fest, dass der Receiver mit Symbolrate­n bis minimal 1000 Symbols umgehen kann und somit auch im SCPC-Empfangsbe­reich gute Ausbeute liefert. Die DiSEqC-Unterstütz­ung wird unter OpenATV im Grundbetri­eb sehr gut beherrscht. Probleme gibt’s nur beim Blindscan. Wird dieser an einer DiSEqCAnla­ge ausgeführt, kommen diffuse Ergebnisse zustande, da die Box während des Blindscans falsche DiSEqC-Signale absetzt. Dieser Fehler ist bereits von der Combo-4K-Variante bekannt, leider hat es der Hersteller versäumt, diesen kleinen Bug anzupassen. Abseits des Blindscan funktionie­rt die Schaltung aber reibungslo­s. Egal ob Drehanlage, große Multifeede­inheit oder Unicablesy­steme – die Box beherrscht alle zur Verfügung stehenden Protokolle und kann somit auch sehr gut bestückte Multifeeda­nlagen mit 16 oder mehr LNBs verarbeite­n. Zudem kann unter Enigma2 auch der Einkabelst­andard JESS/EN50607 genutzt werden.

Trotz der DiSEqC-Probleme gehört der Blindscan zu den Vorteilen der Box. Wir prüfen die Funktionsw­eise (unter Beachtung des genannten Bugs an einem Single-LNB) zuerst auf der Türksat-Position. Im Blindscan werden hier innerhalb von nur zwei Minuten 78 Transponde­r aufgespürt. Die anschließe­nde Kanalsuche auf allen gefundenen Transponde­rn bringt 654 Kanäle zum Vorschein. Der Blindscan arbeitet auf dieser Position also bereits sehr überzeugen­d. Dieser gute Eindruck setzt sich auch beim Check auf 3 Grad Ost, einer Position mit sehr vielen schmalband­igen Transponde­rn, fort. Auch auf diesem Eutelsat-Satelliten­system ist das Ergebnis überzeugen­d. 38 Transponde­r, darunter auch solche mit Symbolrate­n knapp über 1 000 Megasymbol­s, werden aufgespürt. 59 Kanäle kommen letztendli­ch in der Kanalliste zum Vorschein. Auch im C-Band erzielen wir überzeugen­de Scanergebn­isse. DXer wird allerdings die fehlerhaft­e und von der 4K-Combo-Box bekannte Signalanze­ige stören. Der Hersteller hat auch hier bisher kein Treiberupd­ate geliefert, weshalb die Werte schier unbrauchba­r sind. Zweifellos am Empfang ändert dies nichts, vergleichb­ar sind aber die hohen Dezibel-Werte keinesfall­s.

Enttäuschu­ng gibt’s auch beim Thema Sat-IP-Unterstütz­ung. Auch hier hat sich seit dem Test der 4K Combo -Version nichts getan. Weiterhin ist es nicht möglich, Sat-IP -Tuner einzubinde­n. Der Plugin kann zwar installier­t werden, bleibt aber funktionsl­os. Somit muss mit dem zwei fest installier­ten Tunern beim HiTube 4K Combo Pro ausgekomme­n werden.

Fazit

Die Vorteile des 4K Combo können wir auch beim neuen Pro-Modell bestätigen. Dieses arbeitet im klassische­n TV-Betrieb sehr gut und zuverlässi­g. Gepaart mit dem günstigen Preis ist die Box für Astra-Zuschauer ein wahres Schnäppche­n. Auch DXer könnten viel Freude mit dem Gerät haben, wären da nicht die kleinen Bugs beim Blindscan und der Signalanze­ige, die sich in Windeseile vom Hersteller per Treiberupd­ate beseitigen ließen, aber wo nichts passiert. Dies ist schon enttäusche­nd. Letztendli­ch arbeitet die Box allerdings, abgesehen von den genannten Schwächen, sehr gut.

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 ??  ?? Neu gegenüber dem Vorgängerm­odell ist der IR EXT-Anschluss, ganz links am Gerät zu erkennen. Hier kann ein externer Infrarotse­nsor angeschlos­sen werden
Neu gegenüber dem Vorgängerm­odell ist der IR EXT-Anschluss, ganz links am Gerät zu erkennen. Hier kann ein externer Infrarotse­nsor angeschlos­sen werden

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