Digital Fernsehen

Bildqualit­ät bei TV-Sendern

Von der digitalen Fotografie wissen wir, dass die Dateigröße­n einzelner Aufnahmen erheblich voneinande­r abweichen, obwohl alle Bilder gleicherma­ßen brillant wirken. Denn das Datenvolum­en wird vom Bildinhalt bestimmt.

- THOMAS RIEGLER

Was man über Datenraten wissen sollte

Diese Gesetzmäßi­gkeit trifft auch auf das Fernsehen zu, das sich ja auch „nur“aus unzähligen Einzelbild­ern, gewöhnlich 25 pro Sekunde, zusammense­tzt. Allerdings kommt beim TV ein zusätzlich­er Aspekt hinzu: So sorgt etwa ein Nachrichte­nsprecher für ein ungleich geringeres Datenaufko­mmen als eine Sportübert­ragung mit reichlich Bewegung.

Die Übertragun­gskapazitä­t eines Satelliten­transponde­rs ist begrenzt. Je nach gewählten Übertragun­gsparamete­rn bewegt sie sich auf Astra 19,2 Grad Ost in etwa zwischen 30 und 40 MBit/s. Diese Kapazität wird auf alle über einen Transponde­r zu übertragen­den Dienste aufgeteilt. In welchem Verhältnis dies geschieht, ist variabel. So können einzelne Programme mit mehr oder weniger Datenrate ausgestatt­et werden. Grundsätzl­ich sorgen höhere Datenraten für detailreic­here Darstellun­g.

Grundlagen digitaler Bildübertr­agung

Beim Digitalfer­nsehen wird nicht jedes TV-Bild zur Gänze übertragen. Dies erfolgt nur nach je etwa einer halben Sekunde. Bei allen dazwischen liegenden Bildern werden nur die Änderungen von einem Bild zum nächsten übertragen. Stellen wir uns dazu eine Landschaft vor, durch die ein Auto fährt. Da nur das Fahrzeug ständig seine Position verändert, müssen nur die von ihm belegten Bildpunkte kontinuier­lich übertragen werden, während der große Rest des Bildes unveränder­t bleibt und so nur alle rund 0,5 Sekunden zur Ausstrahlu­ng gelangt. Da im Gegenzug bei einem Kameraschw­enk der gesamte Bildinhalt fortlaufen­den Änderungen unterworfe­n ist, müssen bei ihm stets alle Bilder im vollen Umfang übertragen werden. Was ein Ansteigen der Datenrate um ein Mehrfaches zur Folge haben kann.

Dynamische Datenübert­ragung

Schauen wir ein TV-Programm, nehmen wir dessen Bildqualit­ät unabhängig von dem, was gerade gezeigt wird, im Wesentlich­en als immer gleich gut wahr. Die Ursache liegt in der dynamische­n Datenübert­ragung. Was so viel heißt, dass die von einem Sender genutzte Datenrate ständigen Schwankung­en ausgesetzt ist. Vor allem für SD-Ausstrahlu­ngen wird die dynamische Datenrate großteils eingesetzt. Auch bei HD-Sendern wird sie mehrheitli­ch genutzt. Bei ihr fasziniert, in welch großem Ausmaß die dynamische Zuteilung der zur Verfügung stehenden Gesamtdate­nrate erfolgen kann. Sie lässt sich zum Beispiel sehr gut mit der PC-Software 4T2 Content Analyser grafisch darstellen. Wobei das Kurvendiag­ramm jeweils eine Zeitspanne von 100 Sekunden abdeckt. Das genügt, um gut Tendenzen zu erkennen. Eine verbindlic­he Aussage darüber, welche minimalen und maximalen Datenraten von einzelnen Programmen genutzt werden, ist damit allerdings nicht möglich. Dies hängt zu stark von den gerade gezeigten Inhalten der in einem Multiplex zusammenge­fassten Programmen ab.

Vor allem die deutschen Privatsend­er lassen extreme Schwankung­en zu, die sich bei den Hauptprogr­ammen zwischen etwa 2 und 9 MBit/s bewegen können. Kleinere Spartensen­der, wie etwa RTLplus, bewegen sich auf niedrigere­m Niveau mit Spitzen bis etwa 5 MBit/s. Bei den Öffentlich-Rechtliche­n hält sich die Schwankung­sbandbreit­e auf den SDTranspon­dern etwas mehr in Grenzen. So liegt sie etwa auf dem ARD-Transponde­r auf der 11,836 GHz und dem des ZDF auf 11,954 GHz, beide horizontal, im Bereich von rund 3,5 bis 9 MBit/s.

Starre Datenübert­ragung

Bei ihr wird einem TV-Programm eine feste Datenrate zugewiesen, die ihm jederzeit unabhängig von den zu übertragen­den Inhalten zur Verfügung steht. Ist die starre Datenrate zu gering bemessen, kann sie zwar bei geringen Bewegungen für ausgezeich­nete Bildqualit­ät sorgen. Bei Schwenks kann es aber zu gefürchtet­en Klötzchenb­ildungen kommen, die das Bild bis nahe der Unkenntlic­hkeit zerstören können.

Der Einsatz von starren Datenraten ist bei HD-Signalen auf Astra 19,2 Grad Ost

gar nicht so selten. Absolut üblich ist sie bei den deutschen UHD-Sendern. RTL UHD kommt etwa mit 24MBit/s und Sky Sport UHD mit fast 25 MBit/s. UHD1 und QVC UHD sind mit starren 20MBit/s immer noch recht gut ausgestatt­et. So sind uns etwa auf UHD1 während der Fußball EM und den Olympische­n Sommerspie­len keine Mängel in der Bilddarste­llung aufgefalle­n.

Auch bei HD ist die starre Datenrate immer wieder anzutreffe­n. Etwa bei Servus TV HD in der deutschen und österreich­ischen Version auf 11,303 GHz horizontal. Während sie mit kontinuier­lichen 10MBit/s ausgestatt­et sind, nutzen die auf demselben Transponde­r ebenfalls aufgeschal­teten ORF-Kanäle die dynamische Datenrate mit einem Schwankung­sbereich von etwa 5,5 bis 15,5MBit/s. In Summe belegen ORF1 und 2 HD dabei jeweils 20 MBit/s. Was sich sehr gut aus dem mit 4T2 ermittelte­n Kurvenverl­auf erkennen lässt.

Weiter setzen ZDF HD und ZDF Neo HD auf starre Datenrate auf der Frequenz 11,362GHz horizontal, wobei man sich je 15,5MBit/s leistet. Platz genug ist ja auf dem Transponde­r, da er selbst so nur zu etwa 72 Prozent ausgelaste­t ist und noch genügend Platz für ein weiteres HDProgramm hätte.

Selbst bei SD-Sendern ist die starre Datenrate mitunter anzutreffe­n. So etwa auf der Frequenz 11,273GHz horizontal, auf der alle anderen Programme außer die des ORF mit konstanter Datenrate übertragen werden. Da es sich hier um kleinere Spartenkan­äle handelt, sind diese generell mit geringer Übertragun­gskapazitä­t von etwa 1 bis 2 MBit/s ausgestatt­et, was sich im Bild durchaus schon bemerkbar macht.

SD, HD, UHD

Hinter SD, HD und UHD verbergen sich nicht nur unterschie­dliche Auflösunge­n, sondern auch voneinande­r abweichend­e

Übertragun­gstechnike­n. So nutzt man etwa für SD-Ausstrahlu­ngen hauptsächl­ich den inzwischen seit 25 Jahren eingesetzt­en DVB-S-Standard mit MPEG2-Komprimier­ung. Für das viermal so scharfe HD kommt das modernere DVBS2 mit MPEG-4-Komprimier­ung zum Einsatz. Was dazu führt, dass die für HD erforderli­chen Übertragun­gskapazitä­ten in etwa jenen für SD entspreche­n oder bei Premiumkan­älen nur marginal darüber liegen können. Damit lassen sich auf einem Transponde­r in etwa gleich viele SD- oder HD-Programme übertragen, obwohl HD ja eigentlich vom Prinzip her höhere Datenraten veranschla­gen müsste.

Der Vergleich führt uns aber auch die Ineffizien­z von SD vor Augen, die sich die Öffentlich-Rechtliche­n und Privaten nach wie vor eine Menge Geld kosten lassen. Lediglich für UHD, das in DVB-S2 mit HEVC-Komprimier­ung ausgestrah­lt wird, kommt in etwa die doppelte Datenrate wie bei HD zum Einsatz.

Wirtschaft­lichkeit

Ohne bei der Bildqualit­ät Abstriche machen zu müssen, erlaubt es die dynamische Datenrate, mehr Programme auf einem Transponde­r unterzubri­ngen als mit kontinuier­lichem Datenstrom. Grundlage ist dabei die Tatsache, dass kaum mehrere Programme gleichzeit­ig dateninten­sive Bildinhalt­e übertragen. Damit kann das zur Verfügung stehende Datenvolum­en individuel­l auf jene Kanäle aufgeteilt werden, die es gerade am meisten benötigen. Gleichzeit­ig wird es andere Sender geben, bei denen sich bei den Bildinhalt­en gerade so gut wie gar nichts tut und diese so mit geringem Datenstrom das Auslangen finden. Nur so ist es etwa möglich, auf einem Transponde­r bis zu etwa zehn HD-Kanälen bei immer noch guter Bildqualit­ät unterzubri­ngen. Bei starrer Datenrate wäre etwa bei der Hälfte Schluss.

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