Am Beispiel 7 und 16 Grad Ost: Sat-Empfang im Ka-Band
Bis heute ist das Ka-Band ein Exot unter den Sat-TV-Frequenzbereichen. Im Vergleich zum C- und Ku-Band gibt es hier nämlich nicht all zu viel zu entdecken und auch der Empfang an sich verlangt viel Präzision. Dennoch hat das Ka-Band nichts von seinem Reiz
Leicht ist an Ka-Band-Signale nicht heran zu kommen. Denn um etwas zu empfangen, braucht es eine absolut perfekt ausgerichtete Schüssel, in der auch der LNB optimal eingebaut ist. Denn Ka-Band-Signale bündeln derart stark, dass sie selbst geringste Abweichungen von der idealen Ausrichtung nicht verzeihen. Das durften auch wir wieder erfahren, als wir für diesen Artikel eine 80-Zentimeter-Antenne zunächst mit dem Ku-Band bestmöglich auf Eutelsat 16A auf 16 Grad Ost ausgerichtet hatten. Nach Einbau des Ka-Band-LNBs ließen sich zwar die Höcker des Ka-BandTransponders im Bereich von grob 21,5 bis 21,65GHz horizontal im mit EBS Pro ermittelten Spektrum erkennen. Mit Signalstärken um die 4dB waren wir aber noch mindestens 3dB von der erforderlichen Mindestsignalstärke entfernt. Also noch einmal Hand an die Schüssel legen. Dazu gehörte auch, den Skew des LNBs und dessen Einbautiefe anzupassen.
Wetter
Ka-Band-Frequenzen sind bei Schlechtwetter ungleich stärkerer Dämpfung ausgesetzt als vom Ku-Band gewohnt. Hinzu kommt, dass wir uns mit 80 Zentimeter Durchmesser bereits an der unteren Grenze des gerade noch Machbaren bewegen. Denn obwohl alle Ka-Band-Pakete auf 16 Grad Ost über denselben Transponder kommen, variiert ihre Signalstärke beträchtlich und bewegt sich im Bereich von etwa 5 bis 12 dB. Bereits vorbeiziehende, nicht besonders dick erscheinende Wolken können bereits für eine Dämpfung von 2 dB oder sogar mehr sorgen. Womit sich das Ka-Band mit 80 Zentimeter im Wesentlichen auf Schönwetterempfang beschränkt.
Programmangebot
In unserer Betrachtung haben wir uns auf das Ka-Band-Teilspektrum von 21,2 bis 22,2GHz konzentriert, weil in diesem Bereich nach wie vor die meisten TV- und Radioprogramme ausgestrahlt werden. Eutelsat 16A auf 16 Grad Ost gilt seit jeher als attraktivste Ka-Band-Position. Mehr reguläre TV-Programme als hier findet man im Ka-Band auf keiner anderen Orbitposition. Zu sehen sind durchweg Kanäle aus Schwarzafrika. Leider sind während der vergangenen Jahre die attraktivsten Sender und Pakete vom Ka-Band abgewandert. Vor allem der Verlust des Muvi-TV-Pakets auf 7 Grad Ost schmerzt, da es dort von afrikanischen Musiksendern bis zu Serien- und Filmkanälen einiges Sehenswertes gab. Inzwischen halten sich auf 16 Grad Ost normale und religiöse Stationen mit je rund 15 in etwa die Waage. Nur mit dem Nachteil, dass die christlichen Sender besser mit kleinen Durchmessern empfangen werden.
Auf Eutelsat 7B auf 7 Grad Ost ist die Anzahl der regulären TV-Stationen überhaupt auf drei zusammengeschrumpft.
Ka-Band-Equipment
Vor mehreren Jahren hatte es den Anschein, als stünde dem Ka-Band eine doch recht akzeptable Zukunft bevor. Schließlich wurden immer mehr Satelliten, die auch Ka-Band an Bord haben, gestartet. Inzwischen wissen wir, dass diese Übertragungskapazitäten meist für Internetdienste genutzt werden und TV-Programme eher die Ausnahme sind. Was vielleicht auch im Henne-Ei-Problem
begründet liegt. Denn Ka-Band-LNBs sind nach wie vor extrem schwer zu bekommen. Erst in jüngster Vergangenheit sind sie zu relativ leistbaren Preisen auf chinesischen Verkaufsplattformen aufgetaucht. Inzwischen wurde der Direktimport aus Nicht-EU-Ländern jedoch mit Zöllen und Bearbeitungsgebühren unattraktiv gemacht.
Empfangspraxis auf 16 Grad Ost
Auf 16 Grad Ost sind wir mit durchweg schwachen Signalen konfrontiert. Von den zum Testzeitpunkt ausgestrahlten elf Frequenzen haben wir bei leichter Bewölkung zumindest sechs mit 80 Zentimeter gerade noch einwandfrei empfangen können. Bei wolkenlosem Himmel waren es acht.
Die 21,534 GHz horizontal mit Vision 4 RCA ist eine absolute Schönwetterfrequenz, die wir nur bei perfekten Bedingungen knapp über der Mindestsignalschwelle schaffen. Vision 4 stammt übrigens aus Kamerun. RCA deutet darauf hin, dass es sich hier um die Programmversion für die Zentralafrikanische Republik handelt. Vision 4 ist ein breitgefächerter Nachrichtensender, bei dem auch afrikanische Musikvideos nicht zu kurz kommen. Auf 21,538GHz horizontal wird auch die Originalversion von Vision 4 für Kamerun ausgestrahlt. Sein Signal ist nur etwas stärker als das auf der 21,534 GHz.
Eden TV aus dem Benin ist ein Vollprogramm mit hohem Anteil an Eigenproduktionen. Nachrichten und Talk wechseln sich mit Variete und Musik ab. Auch Sport und Filme finden sich in der Sendefolge. Eden TV gelangt zu uns auf der 21,541 GHz horizontal mit vergleichsweise starkem Signal.
Impac TV aus Burkina Faso auf der 21,562 GHz horizontal ist die einzige christliche Station im Ka-Band auf 16 Grad Ost, die mit schmalbandigem SCPCSignal übertragen wird. Seine Signalstärke bewegt sich unmittelbar über dem für einwandfreie Wiedergabe erforderlichen Mindestwert.
Ein besonderes Highlight, zumindest in Sachen Empfangbarkeit, erwartet uns auf 21,564GHz horizontal mit Radio Immaculee Conception aus dem Benin. Die religiöse Station wird als extrem schmalbandiges SCPC mit einer Symbolrate von gerade einmal 128 MSym/s ausgestrahlt und stellt alleine deshalb eine echte Herausforderung an Receiver und LNB dar. Damit zählt dieses Signal zu den schmalbandigsten Satellitensignalen, die wir je mit einem herkömmlichen Receiver empfangen haben. Immerhin haben wir in ihm auch das stärkste Signal im Ka-Band auf 16 Grad Ost gefunden. Equinoxe TV aus Kamerun sendet auf 21,568GHz horizontal sogar in HD. Mit über 10 dB ist es zudem eines der stärksten Signale und bietet sich zur Feineinstellung auf Eutelsat 16A an. Auf 21,572 GHz horizontal wartet ein Minipaket mit zwei TV-Stationen aus dem Senegal auf uns. Während TFM ein Nachrichten- und Informationskanal ist, gibt es auf L’Obs TV auch reichlich Musikvideos zu sehen. Auf beiden werden zudem afrikanische Spielfilme gezeigt. Die letzte mit 80 Zentimeter gerade noch empfangbare Frequenz ist die 21,583GHz vertikal. Mit nur an die
8dB kratzt sie an der Mindestempfangsschwelle und funktioniert nur bei gutem Wetter. Das Paket enthält vier religiöse TV-Stationen, von denen drei aus Kamerun und eine aus Togo stammt.
Die harten Nüsse
Die 21,576 GHz horizontal würde die beiden Canal-2-Sender aus Kamerun enthalten, von denen eines ein Vollprogramm, das zweite im Wesentlichen ein afrikanischer Musiksender ist. Für seinen Empfang würden mindestens an die 8 dB erforderlich sein. Mehr als 7,2 bis 7,6dB haben wir unter perfekten Empfangsvoraussetzungen nicht geschafft. Ab etwa einem Meter Durchmesser stehen die Chancen jedoch recht gut. Absolut keine Chance haben wir bei den erst im August diesen Jahres aufgeschalteten Paketen auf 21,591 GHz und 21,612 GHz horizontal. Mehr als 4 bis etwas über 5 dB schaffen wir nicht. Für diese Pakete, von denen das erste primär religiöse Stationen, das zweite fast nur verschlüsselte Sender enthält, bräuchte es ein gutes Stück mehr Blech.
Empfangspraxis auf 7 Grad Ost
Eutelsat 7B auf 7 Grad Ost hat ebenfalls einen Ka-Band-Transponder. Im Vergleich
zu 16 Grad Ost wurden über diese Position stets wenige TV-Programme im Ka-Band übertragen. Aktuell sind es nur drei. Auf einigen Frequenzen finden zudem immer wieder Überspielungen statt. Mit unserer 80er-Schüssel bekommen wir gerade einmal zwei der regulären Fernsehprogramme. Auf 21,566GHz horizontal kommt das französischsprachige 2S TV aus dem Senegal mit etwa 7dB. Der Sender hat sich auf News, Talk, Entertainment, Religion, afrikanische Popmusik und Sport, Liveübertragungen inklusive, spezialisiert.
Bantamba TV auf 21,568 GHz horizontal stammt vom selben Programmveranstalter wie 2S TV und ist inhaltlich auch mit diesem vergleichbar. Immerhin kommt Bantamba TV mit etwas über 10 dB deutlich stärker.
TPA Internacional aus Angola war in der Vergangenheit der stärkste Ka-Band-Sender auf 7 Grad Ost. Diese Zeit scheint definitiv vorbei zu sein. Zumindest ist es uns nicht gelungen, das auf 21,571GHz horizontal ausgestrahlte Programm mit unserer 80er-Schüssel zu empfangen.
Empfangspraxis auf 4,9 Grad Ost
Astra 4A auf 4,9 Grad Ost verfügt ebenfalls über Ka-Band-Übertragungskapazitäten, die im Bereich von 21,2 bis 22,2 GHz zu finden sind. Diese scheinen jedoch nicht dauerhaft, sondern nur sporadisch für Überspielungen genutzt zu werden. Wir konnten allerdings keine solche ausfindig machen. Das abgebildete Spektrum lässt uns aber vermuten, dass der Ka-Band-Transponder für andere, mit DVB-Equipment nicht empfangbare Übertragungen genutzt werden könnte.