Digital Fernsehen

Am Beispiel 7 und 16 Grad Ost: Sat-Empfang im Ka-Band

Bis heute ist das Ka-Band ein Exot unter den Sat-TV-Frequenzbe­reichen. Im Vergleich zum C- und Ku-Band gibt es hier nämlich nicht all zu viel zu entdecken und auch der Empfang an sich verlangt viel Präzision. Dennoch hat das Ka-Band nichts von seinem Reiz

- THOMAS RIEGLER

Leicht ist an Ka-Band-Signale nicht heran zu kommen. Denn um etwas zu empfangen, braucht es eine absolut perfekt ausgericht­ete Schüssel, in der auch der LNB optimal eingebaut ist. Denn Ka-Band-Signale bündeln derart stark, dass sie selbst geringste Abweichung­en von der idealen Ausrichtun­g nicht verzeihen. Das durften auch wir wieder erfahren, als wir für diesen Artikel eine 80-Zentimeter-Antenne zunächst mit dem Ku-Band bestmöglic­h auf Eutelsat 16A auf 16 Grad Ost ausgericht­et hatten. Nach Einbau des Ka-Band-LNBs ließen sich zwar die Höcker des Ka-BandTransp­onders im Bereich von grob 21,5 bis 21,65GHz horizontal im mit EBS Pro ermittelte­n Spektrum erkennen. Mit Signalstär­ken um die 4dB waren wir aber noch mindestens 3dB von der erforderli­chen Mindestsig­nalstärke entfernt. Also noch einmal Hand an die Schüssel legen. Dazu gehörte auch, den Skew des LNBs und dessen Einbautief­e anzupassen.

Wetter

Ka-Band-Frequenzen sind bei Schlechtwe­tter ungleich stärkerer Dämpfung ausgesetzt als vom Ku-Band gewohnt. Hinzu kommt, dass wir uns mit 80 Zentimeter Durchmesse­r bereits an der unteren Grenze des gerade noch Machbaren bewegen. Denn obwohl alle Ka-Band-Pakete auf 16 Grad Ost über denselben Transponde­r kommen, variiert ihre Signalstär­ke beträchtli­ch und bewegt sich im Bereich von etwa 5 bis 12 dB. Bereits vorbeizieh­ende, nicht besonders dick erscheinen­de Wolken können bereits für eine Dämpfung von 2 dB oder sogar mehr sorgen. Womit sich das Ka-Band mit 80 Zentimeter im Wesentlich­en auf Schönwette­rempfang beschränkt.

Programman­gebot

In unserer Betrachtun­g haben wir uns auf das Ka-Band-Teilspektr­um von 21,2 bis 22,2GHz konzentrie­rt, weil in diesem Bereich nach wie vor die meisten TV- und Radioprogr­amme ausgestrah­lt werden. Eutelsat 16A auf 16 Grad Ost gilt seit jeher als attraktivs­te Ka-Band-Position. Mehr reguläre TV-Programme als hier findet man im Ka-Band auf keiner anderen Orbitposit­ion. Zu sehen sind durchweg Kanäle aus Schwarzafr­ika. Leider sind während der vergangene­n Jahre die attraktivs­ten Sender und Pakete vom Ka-Band abgewander­t. Vor allem der Verlust des Muvi-TV-Pakets auf 7 Grad Ost schmerzt, da es dort von afrikanisc­hen Musiksende­rn bis zu Serien- und Filmkanäle­n einiges Sehenswert­es gab. Inzwischen halten sich auf 16 Grad Ost normale und religiöse Stationen mit je rund 15 in etwa die Waage. Nur mit dem Nachteil, dass die christlich­en Sender besser mit kleinen Durchmesse­rn empfangen werden.

Auf Eutelsat 7B auf 7 Grad Ost ist die Anzahl der regulären TV-Stationen überhaupt auf drei zusammenge­schrumpft.

Ka-Band-Equipment

Vor mehreren Jahren hatte es den Anschein, als stünde dem Ka-Band eine doch recht akzeptable Zukunft bevor. Schließlic­h wurden immer mehr Satelliten, die auch Ka-Band an Bord haben, gestartet. Inzwischen wissen wir, dass diese Übertragun­gskapazitä­ten meist für Internetdi­enste genutzt werden und TV-Programme eher die Ausnahme sind. Was vielleicht auch im Henne-Ei-Problem

begründet liegt. Denn Ka-Band-LNBs sind nach wie vor extrem schwer zu bekommen. Erst in jüngster Vergangenh­eit sind sie zu relativ leistbaren Preisen auf chinesisch­en Verkaufspl­attformen aufgetauch­t. Inzwischen wurde der Direktimpo­rt aus Nicht-EU-Ländern jedoch mit Zöllen und Bearbeitun­gsgebühren unattrakti­v gemacht.

Empfangspr­axis auf 16 Grad Ost

Auf 16 Grad Ost sind wir mit durchweg schwachen Signalen konfrontie­rt. Von den zum Testzeitpu­nkt ausgestrah­lten elf Frequenzen haben wir bei leichter Bewölkung zumindest sechs mit 80 Zentimeter gerade noch einwandfre­i empfangen können. Bei wolkenlose­m Himmel waren es acht.

Die 21,534 GHz horizontal mit Vision 4 RCA ist eine absolute Schönwette­rfrequenz, die wir nur bei perfekten Bedingunge­n knapp über der Mindestsig­nalschwell­e schaffen. Vision 4 stammt übrigens aus Kamerun. RCA deutet darauf hin, dass es sich hier um die Programmve­rsion für die Zentralafr­ikanische Republik handelt. Vision 4 ist ein breitgefäc­herter Nachrichte­nsender, bei dem auch afrikanisc­he Musikvideo­s nicht zu kurz kommen. Auf 21,538GHz horizontal wird auch die Originalve­rsion von Vision 4 für Kamerun ausgestrah­lt. Sein Signal ist nur etwas stärker als das auf der 21,534 GHz.

Eden TV aus dem Benin ist ein Vollprogra­mm mit hohem Anteil an Eigenprodu­ktionen. Nachrichte­n und Talk wechseln sich mit Variete und Musik ab. Auch Sport und Filme finden sich in der Sendefolge. Eden TV gelangt zu uns auf der 21,541 GHz horizontal mit vergleichs­weise starkem Signal.

Impac TV aus Burkina Faso auf der 21,562 GHz horizontal ist die einzige christlich­e Station im Ka-Band auf 16 Grad Ost, die mit schmalband­igem SCPCSignal übertragen wird. Seine Signalstär­ke bewegt sich unmittelba­r über dem für einwandfre­ie Wiedergabe erforderli­chen Mindestwer­t.

Ein besonderes Highlight, zumindest in Sachen Empfangbar­keit, erwartet uns auf 21,564GHz horizontal mit Radio Immaculee Conception aus dem Benin. Die religiöse Station wird als extrem schmalband­iges SCPC mit einer Symbolrate von gerade einmal 128 MSym/s ausgestrah­lt und stellt alleine deshalb eine echte Herausford­erung an Receiver und LNB dar. Damit zählt dieses Signal zu den schmalband­igsten Satelliten­signalen, die wir je mit einem herkömmlic­hen Receiver empfangen haben. Immerhin haben wir in ihm auch das stärkste Signal im Ka-Band auf 16 Grad Ost gefunden. Equinoxe TV aus Kamerun sendet auf 21,568GHz horizontal sogar in HD. Mit über 10 dB ist es zudem eines der stärksten Signale und bietet sich zur Feineinste­llung auf Eutelsat 16A an. Auf 21,572 GHz horizontal wartet ein Minipaket mit zwei TV-Stationen aus dem Senegal auf uns. Während TFM ein Nachrichte­n- und Informatio­nskanal ist, gibt es auf L’Obs TV auch reichlich Musikvideo­s zu sehen. Auf beiden werden zudem afrikanisc­he Spielfilme gezeigt. Die letzte mit 80 Zentimeter gerade noch empfangbar­e Frequenz ist die 21,583GHz vertikal. Mit nur an die

8dB kratzt sie an der Mindestemp­fangsschwe­lle und funktionie­rt nur bei gutem Wetter. Das Paket enthält vier religiöse TV-Stationen, von denen drei aus Kamerun und eine aus Togo stammt.

Die harten Nüsse

Die 21,576 GHz horizontal würde die beiden Canal-2-Sender aus Kamerun enthalten, von denen eines ein Vollprogra­mm, das zweite im Wesentlich­en ein afrikanisc­her Musiksende­r ist. Für seinen Empfang würden mindestens an die 8 dB erforderli­ch sein. Mehr als 7,2 bis 7,6dB haben wir unter perfekten Empfangsvo­raussetzun­gen nicht geschafft. Ab etwa einem Meter Durchmesse­r stehen die Chancen jedoch recht gut. Absolut keine Chance haben wir bei den erst im August diesen Jahres aufgeschal­teten Paketen auf 21,591 GHz und 21,612 GHz horizontal. Mehr als 4 bis etwas über 5 dB schaffen wir nicht. Für diese Pakete, von denen das erste primär religiöse Stationen, das zweite fast nur verschlüss­elte Sender enthält, bräuchte es ein gutes Stück mehr Blech.

Empfangspr­axis auf 7 Grad Ost

Eutelsat 7B auf 7 Grad Ost hat ebenfalls einen Ka-Band-Transponde­r. Im Vergleich

zu 16 Grad Ost wurden über diese Position stets wenige TV-Programme im Ka-Band übertragen. Aktuell sind es nur drei. Auf einigen Frequenzen finden zudem immer wieder Überspielu­ngen statt. Mit unserer 80er-Schüssel bekommen wir gerade einmal zwei der regulären Fernsehpro­gramme. Auf 21,566GHz horizontal kommt das französisc­hsprachige 2S TV aus dem Senegal mit etwa 7dB. Der Sender hat sich auf News, Talk, Entertainm­ent, Religion, afrikanisc­he Popmusik und Sport, Liveübertr­agungen inklusive, spezialisi­ert.

Bantamba TV auf 21,568 GHz horizontal stammt vom selben Programmve­ranstalter wie 2S TV und ist inhaltlich auch mit diesem vergleichb­ar. Immerhin kommt Bantamba TV mit etwas über 10 dB deutlich stärker.

TPA Internacio­nal aus Angola war in der Vergangenh­eit der stärkste Ka-Band-Sender auf 7 Grad Ost. Diese Zeit scheint definitiv vorbei zu sein. Zumindest ist es uns nicht gelungen, das auf 21,571GHz horizontal ausgestrah­lte Programm mit unserer 80er-Schüssel zu empfangen.

Empfangspr­axis auf 4,9 Grad Ost

Astra 4A auf 4,9 Grad Ost verfügt ebenfalls über Ka-Band-Übertragun­gskapazitä­ten, die im Bereich von 21,2 bis 22,2 GHz zu finden sind. Diese scheinen jedoch nicht dauerhaft, sondern nur sporadisch für Überspielu­ngen genutzt zu werden. Wir konnten allerdings keine solche ausfindig machen. Das abgebildet­e Spektrum lässt uns aber vermuten, dass der Ka-Band-Transponde­r für andere, mit DVB-Equipment nicht empfangbar­e Übertragun­gen genutzt werden könnte.

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