Digital Fernsehen

Duell im Auto: DAB PlusWerksr­adio gegen nachgerüst­etes Digitalrad­io

Immer wieder wird uns von den unzureiche­nden Empfangsle­istungen der in den Autos fest verbauten DAB-Plus-Radios berichtet. Doch wie groß kann der Unterschie­d zwischen einem guten und einem fest eingebaute­n Digitalrad­io wirklich sein?

- THOMAS RIEGLER

Während der letzten Jahre hatten wir schon mehrfach das meist zweifelhaf­te Vergnügen, die Empfangsle­istungen fest eingebaute­r DAB-Plus-Autoradios unter die Lupe zu nehmen. Ihre Empfangsle­istungen lagen dabei durchweg unter dem, was wir inzwischen seit annähernd zwei Jahrzehnte­n gewohnt sind. Mit Schuld für die unzureiche­nden Empfangsle­istungen sind dabei nicht unwesentli­ch die verbauten Antennensy­steme mit ihrer teils stark ausgeprägt­en Richtwirku­ng. Hinzu kommt, dass Werksradio­lösungen nicht einmal ansatzweis­e den Funktionsu­mfang von DIN-Einbauradi­os bieten können.

Nachdem wir in einem Audi A6 zusätzlich ein DIN-DAB-Plus-Autoradio eingebaut hatten, gab uns das die Gelegenhei­t, die Empfangsle­istungen beider Geräte parallel zu vergleiche­n. Dabei wurden die hinteren Lautsprech­er vom neu installier­ten Einbauradi­o, einem Kenwood KDCX7200DA­B mit Magnetfuß-Dachantenn­e, angesteuer­t. Das Werksradio, ein Multimedia­system von Harman/Becker JTB074 mit der im Auto verbauten Antenne, war mit den vorderen Boxen verbunden.

Unsere Teststreck­e, Teil 1

Unsere Teststreck­e führt uns vom im äußersten Osten Oberösterr­eichs gelegenen Enns über Salzburg, Bischofsho­fen und Zell am See bis nach Lienz in Osttirol. Zunächst haben wir uns am bayerische­n Voralpenmu­x auf Kanal 7A versucht. Dieser kommt, so wie wir es gewohnt sind, mit dem DIN-Einbauradi­o bereits ab Fahrtbegin­n vergleichs­weise gut. Bis etwas über Linz hinaus ist nur Grasnarben­empfang mit immer wieder kurzen Unterbrech­ungen möglich. Kein Wunder: Hier befinden wir uns schließlic­h am äußersten östlichen Ende der Reichweite bayerische­r Sender. Das betrifft nicht nur DAB Plus, sondern auch UKW und DVB-T2. Ohne mitunter hohen Antennenau­fwand, besonders bei DVB-T2, wäre hier gar nichts mehr zu machen. Dennoch schlägt sich der von einer guten Magnetfußa­ntenne am Autodach gespeiste Kenwood recht wacker. Westlich von Linz, nachdem die Autobahn eine längere Steigung hinter sich gelassen hat, funktionie­rt der Empfang des bayerische­n Voralpenmu­xes so gut wie einwandfre­i. Nur gelegentli­che kurze Aussetzer im Bereich von Sekundenbr­uchteilen sind wahrzunehm­en. Mehr darf man vom bayerische­n Digitalrad­io während der Fahrt durch Oberösterr­eich nicht erwarten, womit der Empfang so gut wie einwandfre­i ist und es auch bleibt, nachdem wir bereits Salzburg hinter uns gelassen hatten und nun auf der Tauernauto­bahn in Richtung Süden unterwegs sind. Etwas südlich von Golling beenden wir unseren Test mit dem bayerische­n Kanal 7A.

Das Werksradio hat sich währenddes­sen weitgehend in Zurückhalt­ung geübt. Von Enns bis über Linz hinaus übt es sich in Schweigen. Erst bei Sattledt beginnt es, die ersten nennenswer­ten Laute von sich zu geben, stets nur für wenige Sekunden und an Stellen, an denen die Autobahn gerade über Hügelkuppe­n führt. So geht es bis Mondsee, wo das Werksradio des Audi A6 auf einen Schlag störungsfr­ei zu spielen beginnt. Die hier gelegene Autobahnra­ststätte markiert übrigens auch bei vielen anderen Werkslösun­gen die östliche Grenze des bayerische­n DAB PlusEmpfan­gs. Bis das Audi-Radio zu spielen begann, konnten wir uns schon seit einer Stunde und bereits 104 zurückgele­gten Kilometern am fast perfekten DAB Plus mit dem nachtäglic­h eingebaute­n Kenwood-DIN-Radio erfreuen.

Teststreck­e, Teil 2

Südlich von Golling wechseln wir auf das österreich­ische DAB Plus, dessen Ausbau in den gebirgigen Regionen mehr als zu wünschen übrig lässt. Bislang und bis auf weiteres sind in Österreich nur die Ballungsrä­ume um die Landeshaup­tstädte und das Flachland zwischen Oberösterr­eich und dem nördlichen Burgenland zumindest halbwegs gut versorgt. Im Bundesland Salzburg schalten wir beide Autoradios auf Kanal 5B, wo der österreich­ische DAB-Plus-Mux über den Sender Gaisberg ausgestrah­lt wird. Übrigens der einzige Standort im ganzen Bundesland. Auf der Autobahn bis Bischofsho­fen schlagen sich beide Digitalrad­ios relativ gut. Wobei auffällt, dass das Werksradio nach Tunnels manchmal sogar früher zu spielen beginnt als das Kenwood. Dieses bleibt dennoch im Vorteil und spielt außerhalb der Tunnels noch beifahrert­auglich. Was man vom Werksradio umso weniger behaupten kann, je weiter wir nach Süden vordringen. Unmittelba­r bei der Autobahnab­fahrt Bischofsho­fen reißt mit ihm der Empfang auf einen Schlag ab und ist auch nicht wieder gekommen.

Das Kenwood spielt indes so gut wie aussetzerf­rei weiter. Immerhin bis zum

östlichen Tunnelport­al der Umfahrung von Schwarzach im Pongau. Was uns 15 Minuten und 15 Kilometer länger gerade noch einwandfre­ien heimischen DAB PlusEmpfan­g beschert. Die Signalstär­keanzeigen des Kenwood attestiere­n aber, dass sich dieser im Bereich des gerade noch Machbaren bewegt. Weiter westlich ist mit dem nachgerüst­eten Digitalrad­io nur noch punktuelle­r Empfang möglich. Wie etwa bei Taxenbach und im Bereich der Abzweigung ins Gasteinert­al.

An möglichen DAB Plus-Empfang des österreich­ischen Muxes ist erst wieder in Osttirol zu denken. Wobei der nächstgele­gene Sender rund 75 Kilometer von Lienz entfernt am Dobratsch bei Villach (Kärnten) steht und dessen Versorgung­sgebiet bereits etwa auf halber Strecke topografis­ch bedingt endet.

Im Großraum Lienz und Lienzer Talboden haben wir nur ein rund 100 Meter langes Straßenstü­ck gefunden, auf dem das Werksradio spielt. Mit dem nachträgli­ch eingebaute­n Radio ist meist zwar auch kein beifahrert­auglicher Empfang möglich. Es spielt aber sehr oft, halt mit vielen Unterbrech­ungen dazwischen. Daneben finden sich aber auch Straßenstü­cke von einem bis über sieben Kilometer, wo DAB Plus vom Dobratsch auf Kanal 6A durchgehen­d einwandfre­i spielt. Währenddes­sen attestiert uns das Kenwood überrasche­nd hohe Signalqual­itäten und eigentlich, zumindest aus DX-Sicht, hohe Signalstär­ken. Sie liegen rund bei -90 bis –98dBm (RSSI). Je geringer der Zahlenwert, umso besser der Empfang. Von direkten Vergleiche­n wissen wir, dass das Audi-Werksradio um die -86dBm benötigt, um zu spielen zu beginnen. Ein Wert, der in Österreich abseits der Hauptverso­rgungszone des heimischen DAB Plus und beim Empfang von Multiplexe­n kaum erreicht wird. Zum Vergleich: Wenn die Signalfehl­errate nicht zu hoch ist, spielt das Kenwood auch noch bei -99 dBm perfekt.

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