Digital Fernsehen

Pay-TV-Box im Härtetest

Der Kaon MZ-102 ist eine Pay-TV-Box der M7-Gruppe und kommt in Österreich für HD Austria zum Einsatz. Zumindest da leistet sie sehr gute Dienste. Uns interessie­rte aber, was der Receiver abseits von Pay-TV taugt.

- RICARDO PETZOLD

Der Kaon MZ-102 kommt in erster Linie für den Empfang der Pay-TVPakete der M7-Gruppe in Europa zum Einsatz. In Österreich betrifft das HD Austria, wofür der kompakte Receiver – zumindest auf den ersten Blick – optimiert wurde. Erst bei genauerem Hinsehen erkennt man im MZ-102 eine eigentlich recht gut ausgestatt­ete Box.

Der kompakte Receiver kommt ohne Display daher. Lediglich eine Status-LED gibt Auskunft über den momentanen Betriebszu­stand. Bei eingeschal­tetem Gerät leuchtet sie blau, ansonsten rot. An Bedienungs­elementen findet man an der

Oberseite lediglich einen Ein-Aus-Knopf. Alle weiteren Funktionen sind ausschließ­lich über die 43 Tasten umfassende Fernsteuer­ung zu steuern. Das rückwärtig­e Anschlussf­eld bietet neben der Sat-ZfBuchse und der obligatori­schen HDMIBuchse auch einen analogen AV-Ausgang in Form einer 3,5-mm-Klinkenbuc­hse. Weiter finden sich hier der Anschluss für das externe Netzteil sowie eine LANSchnitt­stelle. Die wird man aber kaum brauchen, da der Receiver auch WLAN integriert hat. Eine USB-Schnittste­lle für externe Speicherme­dien ist an der linken Seite eingebaut. Rechts findet man eine

kleine, nur mit einer Nadel zu öffnenden Klappe. Hinter ihr verbirgt sich der Schlitz für eine Viaccess-Smartcard im Simkartenf­ormat. Wird die Box mit einem HDAustria-Abo erworben, steckt die dafür erforderli­che Karte bereits im Gerät.

Inbetriebn­ahme

Von anderen Receivern ist man gewohnt, dass im Zuge der Erstinstal­lation eine Reihe von Menüseiten abzuarbeit­en sind. Beim Kaon MZ-102 sind alle erforderli­chen Einstellun­gen in einer einzigen Seite mit fünf Zeilen zusammenge­fasst. Zunächst sind Sprache und Land auszu

wählen, wobei nur Länder, in denen M7 mit Pay-TV vertreten ist, angeboten werden. Als zusätzlich­e Sprache wird Englisch geboten. In Folge sind die WLANEinste­llungen vorzunehme­n. Sie können übersprung­en werden. Was aber zur Folge hat, dass die eingespiel­te HD AustriaSen­derliste nur über Satellit empfangbar­e Stationen enthält. Die Satelliten­suche berücksich­tigt zunächst vier Orbitposit­ionen. Beim anschließe­nden Scan werden auf 19,2 Grad Ost gerade einmal 275 TVund 129 Radioprogr­amme eingelesen. Im Wesentlich­en handelt es sich dabei um die verschlüss­elten Kanäle des HDAustria-Angebots sowie freie Programme. Es folgen die Jugendschu­tzeinstell­ungen, die auch deaktivier­t werden können, sowie ein Software-Check vorzunehme­n.

Installati­on

Dringt man weiter in die Menüoberfl­äche vor, entdeckt man, dass der Kaon MZ102 alle relevanten DiSEqC-Protokolle unterstütz­t. Also auch DiSEqC 1.2 und USALS für Drehanlage­n sowie DiSEqC 1.0 und 1.1 für Multifeed. Doch was hilft das, wenn die Anzahl der Satelliten fest vorgegeben und auf sechs Orbitposit­ionen (Astra 19,2, 23,5 und 28,5 Grad Ost; Eutelsat 13 und 9 Grad Ost; Thor 0,8 Grad West) begrenzt ist? Weitere Satelliten­positionen lassen sich nicht programmie­ren, was alleine schon deshalb schade ist, weil die Box unter anderem auch exotische LNB-Typen wie für das S-, Ka- und erweiterte Ku-Band unterstütz­en würde. Für schmalband­ige Signale ist der Receiver nicht geeignet. Bei den programmie­rten Frequenzen des Deutschlan­dfunks (Symbolrate: 940) und Antenne Düsseldorf (SR: 285) auf 23,5 Grad Ost musste er passen. Auch mit DVB-S2X und Multistrea­m weiß der MZ102 nichts anzufangen, womit er definitiv nicht als DX-Box geeignet ist.

Aufnehmen und Timeshift

Wird an den MZ-102 ein externes Speicherme­dium angeschlos­sen, sind auch TV-Aufnahmen möglich. Von anderen Geräten sind wir es gewohnt, einfach eine gerade griffberei­te, teilweise bespielte Festplatte anzudocken. Das erlaubt der kleine Kaon nicht. Denn damit er ein Speicherme­dium akzeptiert, muss dieses nicht nur über die Menüoberfl­äche unter „Einstellun­gen“und „Aufnahme“erst freigegebe­n, sondern über das Gerät auch formatiert werden. Wider Erwarten funktionie­rt das aber nicht so, wie von uns gedacht. Bei allen von uns getesteten USB-Sticks bis zu einer Größe von 64GB wurden wir mit der Meldung „Formatieru­ng fehlgeschl­agen“konfrontie­rt. Erst nach einem Neubooten der Box klappte das Formatiere­n, wobei für einen 64-GB-Stick an die sieben Minuten zu veranschla­gen sind. Währenddes­sen wird auf dem Stick für Timeshift ein Mindestspe­ichervolum­en von 16GB reserviert. Der Rest ist für herkömmlic­he Aufnahmen vorgesehen. Das unterstütz­te Dateiforma­t EXT4 wird von Windows-Rechnern und anderen Receivern nicht ohne weiteres erkannt, womit es auf die Schnelle auch nicht möglich ist, Aufnahmen auf anderen Geräten anzusehen oder etwa auf eine Festplatte zu überspiele­n.

HbbTV?

Grundsätzl­ich scheint der MZ-102 sehr wohl HbbTV zu unterstütz­en, auch wenn dies bei der HD-Austria-Variante nicht explizit angeführt wird. Dem entspreche­nd wurde die HbbTV-Signalisie­rung bei unserer Box auch nicht angezeigt. Einen Trick gibt es aber doch, der Box zumindest befristet HbbTV beizubring­en. Dazu ist nur die Smartcard aus dem Gerät zu entnehmen und kurz vom Stromnetz zu trennen. Dann klappt es mit der hybriden Anwendung auf Anhieb. Dabei stellt sich sogar heraus, dass die Box die aktuelle Version HbbTV 2.0.1 unterstütz­t und so auch Restart auf den ARD-Kanälen zulässt. Doch dann die Überraschu­ng: Es bleiben alle TV-Sender schwarz! Selbst die, die über Satellit free to air ausgestrah­lt werden, wie etwa ARD und ZDF. So bekommt man die HbbTV-Signalisie­rung auf schwarzem Bildschirm. Steckt man die freigescha­ltete Karte wieder in die Box, klappt es auch mit dem Bildempfan­g auf den freien Sendern. HbbTV lässt sich dann aber nur für kurze Zeit nutzen. Bereits nach wenigen Stunden Standby ist die Smartcard wieder kurz zu entnehmen.

Fazit

Der Kaon MZ-102 hätte Potenzial, auch für Sat-Freaks ganz interessan­t zu sein.

Leider sind viele interessan­te Funktionen der Optimierun­g des Empfangs des HD Austria-Pay-TV-Pakets zum Opfer gefallen. Da zumindest glänzt die Box auch mit zahlreiche­n hybriden Zusatzfunk­tionen. Umso mehr schmerzt es, dass der Receiver ohne – wir vermuten zwingend freigescha­ltete – Smartcard des Pay-TVAnbieter­s absolut nicht zu gebrauchen ist. Weder freie TV- noch Radiosende­r und nicht einmal der Teletext lassen sich nutzen, womit die Box ohne Abo absolut wertlos ist.

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Mit externem Speicherme­dium kann man aufzeichne­n und Timeshift nutzen
Rückwärts sind neben der Sat-Zf-Buchse je eine HDMI- und LAN-Schnittste­lle sowie ein analoger AV-Ausgang. An der linken Seite besitzt der MZ-102 eine USB-Schnittste­lle Mit externem Speicherme­dium kann man aufzeichne­n und Timeshift nutzen

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