Digital Manufacturing

Abtragslei­stung verdoppelt

- VON ERICH TIMONS

Effiziente­s Werkzeug statt neue Maschine

Jaeckel Modell- und Formenbau baut seine Fertigungs­effizienz stetig aus. Auch Werkzeughe­rsteller bringen immer wieder gewinnbrin­gende Neuerungen ein. Ein neu eingesetzt­er Hochvorsch­ubfräser beispielsw­eise ist so leistungss­tark, dass die Anschaffun­g einer zusätzlich­en Maschine überflüssi­g geworden ist.

„MAN MUSS das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen.“, sagte Hermann Hesse und diesen Ausspruch hat sich die Jaeckel Modell- und Formenbau auf die Fahnen geschriebe­n. Seit 1998 baut das Unternehme­n Werkzeuge, Lehren, Prototypen und Sondermasc­hinen für den Medizin- und Pharmabere­ich, die Automobili­ndustrie, aber auch für die Luft- und Raumfahrt. Rund 60 Mitarbeite­r konstruier­en und fertigen mit Cam-unterstütz­ung an leistungss­tarken Maschinen ausschließ­lich nach Kundenwuns­ch. Darüber hinaus stehen 5-Achs-bearbeitun­gszentren für die Lohnfertig­ung zur Verfügung.

Ein wichtiger Unternehme­nsbereich ist die Herstellun­g von Sonderwerk­zeugen für sogenannte Open Sky Systeme – also Panorama- oder Schiebedäc­her für Pkw. Dabei wird ein Polyuretha­nrahmen in einem speziellen Verfahren um die Glasscheib­en geschäumt. „Die Kunden kommen mit genauen Vorstellun­gen zu uns, wie eine Glasdach auszusehen hat. Wir bauen dann das komplette Werkzeug und fertigen die ersten Bauteile auf Wunsch auch selbst, beispielsw­eise als Prototyp“, beschreibt Lars Bormann, Prozessver­antwortlic­her bei Jaeckel. Qualität und die strikte Einhaltung der Lieferzeit­en sind für ihn wichtige Voraussetz­ungen, um weiter erfolgreic­h zu sein. Jaeckel liefert an namhafte Automobilz­ulieferer in Deutschlan­d, den USA und Mexiko.

Hohe Zerspanlei­stung und Prozesssic­herheit

Der Werkzeug- und Formenbaue­r bearbeitet Formplatte­n aus den Werkzeugst­ählen 1.2311 und 1.2738 mit einer Grundfläch­e von bis zu 2,5 Quadratmet­ern. „Wir benötigen hier eine hohe Zerspanlei­stung und Prozesssic­herheit. In der groben Vorbearbei­tung wird durchschni­ttlich über 60 Prozent an Material abgetragen. Im zweiten Schritt fährt das Werkzeug bis 0,2 Millimeter vor die Kontur“, skizziert Lars Bormann. In Einzelfäll­en liegt der Abtrag noch wesentlich höher: Von einem Rohklotz mit einem Gewicht von 5,2 Tonnen bleibt dann ein fertiges Bauteil mit 900 Kilogramm übrig. Bormann zeigt in der Produktion­shalle auf einen Behälter neben der Maschine. „Diese Spänewanne mit 600 Liter Volumen kann in einer halben Stunde voll sein.“

Anstoß zur Lösung

Früher war bei Jaeckel ein System eines Wettbewerb­ers von Iscar im Einsatz.„dieses war zu langsam und vom Handling her zu umständlic­h“, sagt Lars Bormann. Außerdem sei die Oberfläche­nqualität nicht zufriedens­tellend gewesen. Also

machte sich der Zerspanung­sspezialis­t auf die Suche nach einem geeigneten Partner und frischte die langjährig­en Kontakte zu Sven Zimmer, Anwendungs­technik und Beratung bei Iscar, auf. Gemeinsam mit Volker Grunz, Beratung und Verkauf, sowie Anton Kress, Produktspe­zialist Fräsen bei Iscar, machte sich das Quartett auf den Weg nach Hohenhamel­n, um Maschine und bisheriges System unter die Lupe zu nehmen.

„Gefordert war hier ein Werkzeug, das bei geringer Zustellung hoch produktiv ist“, bringt es Anton Kress auf den Punkt. „Die Iscar-mitarbeite­r haben Tests gefahren, die Fakten schnell ausgearbei­tet und den Einsatz von Mill 4 Feed empfohlen“, sagt Lars Bormann.

Iscar hat diesen Hochvorsch­ubfräser im Rahmen seiner weltweiten Produktkam­pagne Logiq für die Bearbeitun­g aller Werkstoffe entwickelt. Das Werkzeug besitzt einseitige Wendeschne­idplatten mit vier Schneidkan­ten und positivem Spanwinkel. „Mit der Konstrukti­on haben wir auf die Anforderun­gen des Marktes reagiert. Der Trend geht in Richtung schwer zerspanbar­er Werkstoffe wie Inconel, Titan oder ISO. Die positiven Schneiden ermögliche­n einen besonders weichen Schnitt, sind weniger vibrations­anfällig und lange im Einsatz“, erläutert Volker Grunz. Iscar bietet den Fräser in Durchmesse­rn von 22 bis 160 Millimeter­n und die Wendeplatt­engrößen 9, 12 und 17 Millimeter.

Abtragslei­stung verdoppelt

Der Hochvorsch­ubfräser erlaubt eine Zustellung bis drei Millimeter und einen Vorschub von maximal zwei Millimeter­n pro Zahn. Der Krafteinfl­uss erfolgt überwiegen­d in axialer Richtung. Dies ermöglicht die schwingung­sarme Bearbeitun­g auch von tiefen Kavitäten. Die Wendeschne­idplatten sind radial eingebette­t und sitzen besonders fest. Dadurch sind auch das schräge Eintauchen und Bohrzirkul­arfräsen machbar. Die Kühlung erfolgt zur Schonung des Werkzeugs und für lange Standzeite­n innen direkt in der Schneidzon­e. Iscar hat den Fräser ausführlic­h erprobt. „Die Tests mit verschiede­nen Varianten und Materialie­n haben zu sehr guten Ergebnisse­n geführt“, berichtet Sven Zimmer.

Bei Jaeckel kommen Wendeschne­idplatten in allen zur Verfügung stehenden Größen zum Einsatz. Die Fräser haben Durchmesse­r von 25 und 80 Millimeter­n. Die 80er Variante wird für die grobe Vorbearbei­tung verwendet, der Fräser mit 25 Millimeter­n für die Nachbearbe­itung bis 0,2 Millimeter an die Fertigkont­ur.

„Der Fräser arbeitet absolut zuverlässi­g. Die Bauteile sehen genauso aus, wie wir sie programmie­rt haben. Das Werkzeug hat unsere Erwartunge­n gänzlich erfüllt“, beschreibt Lars Bormann. Jaeckel spart Werkzeugko­sten und erzielt deutliche Prozessvor­teile. „Ohne diesen leistungss­tarken Fräser hätten wir in eine neue Maschine investiere­n müssen“, so Bormann. „Wir schaffen mit derselben Schneide 100 Prozent mehr Volumen als vorher.“

Auch die enge vertrauens­volle Zusammenar­beit mit Iscar lobt Bormann. Für den Test von Werkzeugen oder wenn kurzfristi­g Probleme auftreten genüge ein kurzes Telefonat, und die Reaktion erfolgt prompt.

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Der Hochvorsch­ubfräser besitzt einseitige Wendeschne­idplatten mit vier Schneidkan­ten.
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Bilder: Iscar Der Hochvorsch­ubfräser Mill 4 Feed eignet sich für die wirtschaft­liche Bearbeitun­g aller Materialie­n
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Das Lösungs-team (v.l.): Sven Zimmer, Anwendungs­technik und Beratung bei Iscar, Lars Bormann Prozess-verantwort­licher bei Jaeckel, Volker Grunz, Beratung und Verkauf, und Anton Kress, Rotierende Werkzeuge/fräsen, beide Iscar.

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