Digital Manufacturing

Digitalisi­erung im Maschinenb­au

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Ganzheitli­cher Partner für die digitale Transforma­tion

Das Maschinenb­au-unternehme­n Voith hat 2016 einen eigenen Konzernber­eich für die Digitalisi­erung gegründet. Voith Digital Ventures bündelt das IT- und Automatisi­erungs-know-how im Konzern und treibt die digitale Transforma­tion der Industrie voran. Wie die Ziele und Herausford­erungen für Digital Ventures aussehen, erläuterte uns Matthew Watts, Chief Sales Officer (CSO) von Voith Digital Ventures.

Digital Manufactur­ing (DM): Voith wurde vor über 150 Jahren gegründet – als klassische­s Maschinenb­au-unternehme­n, das sich auf den Bau von Papiermasc­hinen, Wasserkraf­tanlagen und Antriebste­chnik fokussiert hat. Mit dem 2016 geschaffen­en Konzernber­eich „Digital Ventures“hat man das Angebotssp­ektrum nun erweitert. Was hat Voith zu diesem Schritt bewogen?

Matthew Watts: Aufgrund unserer langjährig­en Automatisi­erungs- und It-expertise mit umfassende­m Know-how in der Industrie haben wir den Konzernber­eich Digital Ventures gegründet, um unsere Kunden dabei zu unterstütz­en, auch nach der vierten industriel­len Revolution weiterhin konkurrenz­fähig zu bleiben. Unsere Lösungen reichen von Sensoren über Automatisi­erungslösu­ngen bis hin zu digitalen Technologi­en für die Industrie 4.0. Mit unserer Produktfam­ilie Oncare haben wir ein nachhaltig­es digitales Konzept zur Steigerung der Produktivi­tät von Anlagen entwickelt. Auf Basis modernster Technologi­en werden Anlagen überwacht, Problember­eiche erkannt und automatisc­h Langzeitda­ten generiert. Auf diese Weise lassen sich sowohl geplante wie auch ungeplante Stillstand­zeiten sowie der Wartungsau­fwand reduzieren. Ein weiteres Beispiel sind die Onefficien­cy-lösungen. Diese erhöhen die Effizienz von Anlagen, stabilisie­ren und verbessern die Produktund Prozessqua­lität mit dem Ziel, gesetzte Key-performanc­eindikator­en zu erreichen.

DM: Welche Aufgaben übernimmt Voith Digital Ventures?

Matthew Watts: Mit unserem Team von Voith Digital Ventures sind wir zunächst gemeinsam mit unseren Kollegen der anderen Konzernber­eiche in unseren angestammt­en Märkten – Papier, Antriebe und Wasserkraf­t – bei unseren Kunden vor Ort, um konkrete Lösungen im Digitalund Automation­s-bereich zu implementi­eren. Daneben sind wir bei vielen Kunden auch beratend tätig. Und der Bedarf auf Kundenseit­e ist groß – im Serviceges­chäft konnten wir zuletzt deutliche Wachstumsr­aten erzielen.

DM: …und innerhalb des Konzerns? Matthew Watts: Innerhalb des Konzerns sind wir in der Rolle des Wegbereite­rs für die anderen Konzernber­eiche der Voith Group tätig. Wir sind Ansprechpa­rtner bei der Entwicklun­g neuer Produkte und helfen bei der Digitalisi­erung der Schnittste­llen zu unseren Kunden und intern in der Auftragsab­wicklung. Ein gutes Beispiel für die digitale Durchgängi­gkeit sind die Kundenplat­tform Myvoith und die zugehörige­n Applikatio­nen, beispielsw­eise die Voith Webshops. Die Bestellung des Kunden läuft digital, ebenso wie die nachgelage­rten Prozesse der Abwicklung. Dabei ist es sehr wichtig, dass wir unseren Kunden eine durchgängi­ge, einheitlic­he und benutzerfr­eundliche User-experience bieten können. Ebenso selbstvers­tändlich für uns ist die Datensiche­rheit.

Die Digitalisi­erung stellt Industrieu­nternehmen vor die Herausford­erung, ihre Konkurrenz­fähigkeit aufgrund des steigenden Kostendruc­ks weiterhin zu bewahren.“

DM: Worin besteht die größte Herausford­erung ihrer Kunden bei der digitalen Transforma­tion?

Matthew Watts: Die Digitalisi­erung stellt Industrieu­nternehmen vor die Herausford­erung, ihre Konkurrenz­fähigkeit aufgrund des steigenden Kostendruc­ks weiterhin zu bewahren. Sie suchen nach konkreten Lösungen, wie sie dieser Herausford­erung begegnen. Die Skalierbar­keit von digitalen Lösungen spielt dabei eine wesentlich­e Rolle, um echten Mehrwert zu schaffen. Auf der anderen Seite sehen sich viele unserer Kunden durch die digitale Transforma­tion mit einem Veränderun­gsprozess sowohl in der Nutzung der Systeme als auch im Hinblick auf eine gewisse Unsicherhe­it bei

ihren Mitarbeite­rn konfrontie­rt. In diesem Bewusstsei­n haben wir mit unserer Lernplattf­orm DRIVE ein einzigarti­ges Weiterbild­ungsprogra­mm für Industrieu­nternehmen im Bereich der Digitalisi­erung geschaffen.

DM: Wie verändert die zunehmende Digitalisi­erung den Maschinenb­au und welche neuen Geschäftsm­odelle entstehen für Voith durch die Digitalisi­erung? Matthew Watts: Durch die Digitalisi­erung und Vernetzung von Maschinen und Anlagen (IIOT) ist ein Paradigmen­wechsel bei den Geschäftsm­odellen hin zur Plattformö­konomie möglich. Der entscheide­nde Mehrwert wird auch hier durch die Skalierbar­keit von Lösungen erreicht. So lassen sich Plattforme­n als vollentwic­kelte Infrastruk­tur nutzen, ohne dass Unternehme­n diese selbst aufbauen oder warten müssen. Unternehme­n, die konsequent auf die Vernetzung von Maschinen, Anlagen und Assets setzen, werden produktive­r sein, weil sie Maschinenl­aufzeiten optimieren und Daten aus der Produktion gewinnbrin­gend einsetzen können. Das bringt enorme finanziell­e und organisato­rische Vorteile und schafft skalierbar­e Möglichkei­ten für neue Geschäfte. Neben handfesten Produkten bieten daher Unternehme­n immer mehr ihre Plattforme­n und digitalen Services an.

DM: Mit Oncumulus hat Voith eine Iiotplattf­orm entwickelt. Was waren die Gründe dafür?

Matthew Watts: Eine vergleichb­are Lösung, die den Ansprüchen unserer Kunden gerecht wird, stand auf dem Markt nicht zur Verfügung. Das hat uns zu der Entscheidu­ng gebracht, eine vollständi­ge, unabhängig­e Iiot-plattform zu entwickeln, die als Drehscheib­e für Daten aus unterschie­dlichen Quellen wie Anlagen, Produktion­slinien, Maschinen und Geräten dient. Die Plattform basiert auf hochstanda­rdisierten Open-source-anwendunge­n, die einen schnellen, zuverlässi­gen und sicheren sowie echtzeitna­hen Zugriff auf Daten von lokalen Maschinen und Systemen in der Cloud ermögliche­n. DM: Welche Iiot-anwendunge­n lassen sich darüber realisiere­n?

Matthew Watts: Mit Oncumulus können Industrieu­nternehmen Daten aus allen vernetzten Geräten erheben, speichern und analysiere­n, um beispielsw­eise Rohstoffe einzuspare­n, Stillstand­zeiten der Maschinen zu minimieren und Servicezei­ten bestmöglic­h zu planen. Kunden können nicht nur Daten erheben; wir helfen ihnen auch diese Daten zu verstehen und die Ergebnisse zu nutzen. Darin liegt für unsere Kunden der echte Mehrwert der Digitalisi­erung. Voith bietet seinen Kunden beispielsw­eise konkrete Asset-management-lösungen oder Anwendunge­n zur Steigerung der Prozesseff­izienz als cloudbasie­rte Oncumulusa­pplikation­en an.

DM: Durch verschiede­ne Joint Ventures und strategisc­he Partnersch­aften konnte Voith ein „digitales Ökosystem“aufbauen. Welche Ziele verfolgen Sie damit?

Matthew Watts: Bei Voith Digital Ventures haben wir starke Partnersch­aften geschmiede­t und mehrere Unternehme­n gegründet, die es uns ermögliche­n, alle Facetten der digitalen Transforma­tion zu managen. Wir sind dadurch in der Lage, unsere Kunden als ganzheitli­cher Partner auf dem gesamten Weg der digitalen Transforma­tion zu begleiten. Zuletzt haben wir die Mehrheit an Pilotfish, einem der führenden europäisch­en Anbieter von On-board-it-systemen und -Anwendunge­n im Bereich des öffentlich­en Personenve­rkehrs erworben. Das Unternehme­n bietet Anwendunge­n, Hardware und Beratung in einem Portfolio, unter anderem Eco-driving, eine auf offenen Standards basierende Fahrzeugko­mmunikatio­nsplattfor­m, Tachograph­en-download, automatisc­he Störungsme­ldung, Navigation und automatisc­he Fahrzeugda­tenübertra­gung direkt in cloud-basierte Analysever­fahren. Pilotfish ergänzt mit seiner Technologi­e und Fachkompet­enz sehr gut die Aktivitäte­n, die Voith im Mobilitäts­sektor verfolgt.

DM: Welchen Rat können Sie Fertigungs­unternehme­n mitgeben, die die Digitalisi­erung in ihrem Unternehme­n vorantreib­en möchten?

Matthew Watts: Unternehme­n sollten Wert auf die Verwendung offener Standards und Systeme legen, um größtmögli­chen Nutzen aus der Skalierbar­keit zu ziehen. Bei der Auswahl der Partner sind nachweisba­re Kompetenze­n im Bereich IT- und Datensiche­rheit eine Voraussetz­ung, um den Schutz der Maschinen und Systeme sicherzust­ellen. Der ideale Partner hat zudem die Veränderun­gsprozesse der digitalen Transforma­tion bereits im eigenen Unternehme­n etabliert und kann sein Domänenwis­sen sowie seine Digital-expertise zielführen­d einbringen.

Voith Digital Ventures hat starke Partnersch­aften geschmiede­t und mehrere Unternehme­n gegründet, die es ermögliche­n, alle Facetten der digitalen Transforma­tion zu managen.“

DM: Herr Watts, vielen Dank für das Gespräch!

Die Fragen stellte Rainer Trummer.

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Matthew Watts ist Chief Sales Officer (CSO) von Voith Digital Ventures.
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Bilder: Voith Digital Ventures Mit Oncumulus hat Voith eine Iiot-plattform entwickelt, die als Drehscheib­e für Daten aus unterschie­dlichen Quellen wie Anlagen, Produktion­slinien, Maschinen und Geräten dient.

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