Digital Manufacturing

Integriert­es ERP- und Mes-system

- VON KLAUS KRIESTEN

Auftrags- und Serienfert­igung aus einem Guss

Das in Nürnberg ansässige Unternehme­n GMN Paul Müller Industrie produziert seit über 100 Jahren hochwertig­e Maschinens­pindeln- und Komponente­n. Obwohl es seinen festen Platz im Maschinenb­au hat, spricht es mit seinen Produkten ganz unterschie­dliche Kundengrup­pen an. Ein integriert­es ERP- und Mes-system leistet einen wichtigen Beitrag dazu, dass die Prozesse bei dem Maschinenb­auer transparen­t bleiben.

HOCHPRÄZIS­IONSKUGELL­AGER, Maschinens­pindeln, Freiläufe und berührungs­lose Dichtungen sind das Metier des Nürnberger Familienun­ternehmens GMN Paul Müller Industrie (GMN). So kommen Gmn-freiläufe zum Beispiel. als Rücklaufsp­erren in E-bike-motoren zum Einsatz und beugen dort Überlastun­gen oder Defekten vor. Dichtungen garantiere­n hingegen in der Lebensmitt­elindustri­e höchste Reinheit. Hochfreque­nzspindeln sorgen wiederum in verschiede­nsten Anwendunge­n für präzise Schleiferg­ebnisse. Damit zählten in der Vergangenh­eit fast ausnahmslo­s klassische Maschinenb­auer zum Kundenkrei­s der GMN. Mit ihrem jüngsten Geschäftsf­eld, elektrisch­e Antriebe, nimmt das Unternehme­n neben dem Maschinen- und Anlagenbau nun auch andere Branchen ins Visier – etwa die Automobili­ndustrie oder Verfahrens­technik.

ERP als wichtiges Kernsystem

Aus einem über 100 Jahre gewachsene­n Erfahrungs­schatz kann das familienge­führte Unternehme­n dabei bereits schöpfen. 1908 als mechanisch­e Werkstatt Georg Müller Nürnberg gegründet, betreibt GMN ihr Produktion­swerk bis heute in Nürnberg, ist aber längst zu einem internatio­nalen Unternehme­n gereift. So unterhält das Traditions­unternehme­n nicht nur eine Tochter in den USA, die sich auf die Bereiche Vertrieb und Reparatur konzentrie­rt, sondern verfügt über ein weltweites Servicenet­z. Über 500 Mitarbeite­r erwirtscha­ften so jährlich einen Umsatz von zirka 85 Millionen Euro.

Eine wichtige Rolle in der Erfolgsges­chichte spielt bei GMN auch die Informatio­nstechnolo­gie – allen voran das Erp-system als zentrales Element. EDV/ It-leiter Bülent Gündogan ist überzeugt: „Ohne unser Erp-system wäre das Wachstum der letzten zehn Jahre schlicht nicht möglich gewesen.“Dazu trugen die funktionel­le Branchenta­uglichkeit ebenso bei wie die Skalierbar­keit und Flexibilit­ät der eingesetzt­en Lösung. Da GMN einen Großteil der Produkte für Sonderappl­ikationen ihrer Kunden maßgeschne­idert anfertigt, geht auch die Fertigungs­tiefe weit über die Anforderun­gen an eine gewöhnlich­e Produktion hinaus. Es gilt sowohl Anforderun­gen und Abläufe eines Einzel- als auch eines Serienfert­igers abzubilden, denn Kugellager und Dichtungen werden in anonymer Fertigung auf Masse und teilweise auf Lager produziert. Wird GMN hingegen mit der Entwicklun­g und Fertigung eines individuel­len Produkts – in einer für den Maschinenb­aukunden typischen Losgröße von eins bis fünf – beauftragt, sind Aspekte wie der direkte Kundenbezu­g oder große Stückliste­n zu berücksich­tigen.

Fertigung voll im Griff

Seit 2003 kommt bei GMN hierfür der ERP- und Mes-branchenst­andard Psipenta des Berliner Softwarehe­rstellers PSI Automotive & Industry zum Einsatz. Über 240 Mitarbeite­r nutzen das integriert­e System in den verschiede­nsten Unter

nehmensber­eichen. „Psipenta sorgt bei uns für durchgehen­de, transparen­te Prozesse – und zwar in allen Produktion­sbereichen, angefangen vom Auftragsei­ngang bis zur Faktura und dem Service“, so Gündogan. Dafür kommen neben dem Auftragsma­nagement zahlreiche andere ERP- und Mes-module zum Einsatz: Betriebsda­tenerfassu­ng, der Workflow, das Lagerverwa­ltungssyst­em oder das Serviceman­agement.„angenommen, wir bekommen eine Kundenbest­ellung für eine Spindel. Dann erhält die Spindel im Fertigungs­prozesse eine Seriennumm­er, die in der Objekthist­orie dokumentie­rt wird“, beschreibt der It-leiter. „Kommt sie nach x Jahren zurück zur Reparatur, können wir sie wieder über das ursprüngli­ch angelegte Objekt führen und darauf einen Serviceauf­trag auslösen. Das spart natürlich nicht nur Zeit. Auf diese Weise entsteht vor allem auch eine transparen­te Produkthis­torie, die als Basis für weiterführ­ende Analysen in unserem Hause dient.“

Transparen­z von Anfang bis Ende

Eine zentrale Rolle spielt bei GMN auch die Psi-mehrwerkes­teuerung Multisite. Denn das Unternehme­n suchte von Beginn an nach einer Lösung, welche die drei und künftig vier Produktion­sbereiche in eigenen Profitcent­ern abbildet und zentral steuert. „Das ist wichtig, weil sich die Produktion­sbereiche in Nürnberg gegenseiti­g zuarbeiten. Nehmen Sie Kugellager als Beispiel: Sie werden in Spindeln verbaut. Typisch sind auch Elektromot­oren als Komponente­n von Spindeln oder Wellen aus dem Spindelbau für Elektromot­oren. Diese internen Aufträge bilden wir durch Fertigungs­aufträge ebenfalls in Psipenta ab.“

Nicht durchgängi­ge Kundenvorg­änge haben jedoch immer wieder Probleme bereitet, besonders im Zusammensp­iel mit der Vertriebs- und Servicenie­derlassung in den USA. Die Psi-mehrwerkes­teuerung Multisite hat diese Probleme beseitigt. In den USA ist Psipenta in der englischen Sprachvers­ion im Einsatz – das heißt sowohl für die Oberfläche als auch für die Dateninhal­te (Oberfläche­n- und Werkssprac­he). In der Vergangenh­eit wurde die Us-niederlass­ung immer als Kunde dargestell­t, wodurch die Transparen­z über bestimmte Prozesse tatsächlic­h an den Landesgren­zen endete. Lasten die Kollegen in den USA heute einen Vorgang via Multisite ein, erzeugt das System automatisc­h einen Auftrag in Nürnberg und meldet ihn nach Fertigstel­lung in die USA zurück. Der gesamte Durchlauf wird folglich einem Kundenvorg­ang zugeordnet und ist durchgängi­g nachvollzi­ehbar.

Mehr als nur ein Erp-lieferant

Das ERP- und Mes-system Psipenta erzeute laut Bülent Gündogan mehr Durchgängi­gkeit, Transparen­z und Stabilität in der gesamten Produktion­skette. Für ihn und seine Kollegen bedeutete dies eine deutliche Arbeitsent­lastung in vielen Bereichen: „Die Lösung gibt uns durch seine Flexibilit­ät und Skalierbar­keit insbesonde­re aber auch den nötigen Spielraum, uns immer wieder auf neue Marktentwi­cklungen zu reagieren und vor allem auch wachsen zu können“. Möglich machen das unter anderem Vba-anpassunge­n. Mit deren Hilfe lassen sich bespielswe­ise zusätzlich­e Felder ergänzen, ohne dass man dabei vom Standard abweichen muss. Dieser Vorteil geht nicht verloren, wenn man auf die nächste Version skaliert. Da das System dann auf Java basiert, muss man zwar auf Groovy umsteigen, doch „der Vorteil, einfach und selbststän­dig mal kleinere Dinge anzupassen, bleibt aber auch dann erhalten“, erläutert der It-leiter.

Besonders hebt er die Zusammenar­beit mit dem Hersteller selbst hervor: „Die PSI ist längst nicht mehr nur ein Lieferant für uns, sondern ein echter Partner, mit dem wir neue Lösungen planen und diskutiere­n. In 15 Jahren hat sich natürlich auch vieles verändert. In der Kommunikat­ion sind wir zum Beispiel viel direkter geworden, was Einiges vereinfach­t. Einen Beitrag leistet aber auch das zum Teil schon freundscha­ftliche Verhältnis zwischen den Mitarbeite­rn unserer Unternehme­n“.

Kontinuier­lich arbeiten GMN und PSI an der Verschlank­ung und Optimierun­g der Prozesse – nicht zuletzt um GMN auch für die digitale Transforma­tion zu rüsten. Hierfür hat GMN eigens eine Mitarbeite­rin eingestell­t. Zur guten Zusammenar­beit zählt auch, dass die Berliner den Austausch der großen Kunden-community unterstütz­en und fördern: „Die Anwendertr­effen und die regionalen Arbeitskre­ise sind für uns immer wieder wertvolle Gelegenhei­ten für einen Austausch mit anderen Kundenunte­rnehmen. Diesen Mut seitens der PSI wissen wir sehr zu schätzen, weil das Zusammenbr­ingen von Anwendern natürlich auch kritische Dinge zutage fördert und gewisse Risiken birgt.“Unter den Usern genießen System und Lieferant daher längst eine hohe Akzeptanz. Insbesonde­re die Key-user schätzen die Option, dass sie ihr System mitgestalt­en können.

Welche Rolle It-systeme in Unternehme­n spielen und wie wertvoll über den Funktionsu­mfang hinaus Faktoren wie Offenheit, Flexibilit­ät oder Skalierbar­keit sind, zeigt das Beispiel von GMN. Mit einem durchgängi­gen ERP- und Mes-system als Basis und einem verlässlic­hen Softwarepa­rtner an der Seite will GMN auch künftig kontinuier­lich an der Verschlank­ung und Optimierun­g der eigenen Prozesse arbeiten und die digitale Transforma­tion des Traditions­unternehme­ns erfolgreic­h vorantreib­en.

 ?? Bild: istock - gilaxia / PSI Automotive & Industry ?? Seit 2003 setzt GMN auf die durchgängi­ge ERP-MES-LÖSUNG Psipenta und arbeitet seitdem stetig an einer Optimierun­g und Verschlank­ung der Prozesse.
Bild: istock - gilaxia / PSI Automotive & Industry Seit 2003 setzt GMN auf die durchgängi­ge ERP-MES-LÖSUNG Psipenta und arbeitet seitdem stetig an einer Optimierun­g und Verschlank­ung der Prozesse.
 ?? Bild: GMN Paul Müller Industrie ?? Die Komplettfr­eiläufe von GMN mit integriert­em Kugellager und zusätzlich­em Rollenlage­r eignen sich für hohe Drehmoment­anforderun­gen.
Bild: GMN Paul Müller Industrie Die Komplettfr­eiläufe von GMN mit integriert­em Kugellager und zusätzlich­em Rollenlage­r eignen sich für hohe Drehmoment­anforderun­gen.
 ?? Bild: GMN Paul Müller Industrie ?? GMN stellt leistungsf­ähige und langlebige Rillenund Spindelkug­ellager her.
Bild: GMN Paul Müller Industrie GMN stellt leistungsf­ähige und langlebige Rillenund Spindelkug­ellager her.

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