Integriertes ERP- und Mes-system
Auftrags- und Serienfertigung aus einem Guss
Das in Nürnberg ansässige Unternehmen GMN Paul Müller Industrie produziert seit über 100 Jahren hochwertige Maschinenspindeln- und Komponenten. Obwohl es seinen festen Platz im Maschinenbau hat, spricht es mit seinen Produkten ganz unterschiedliche Kundengruppen an. Ein integriertes ERP- und Mes-system leistet einen wichtigen Beitrag dazu, dass die Prozesse bei dem Maschinenbauer transparent bleiben.
HOCHPRÄZISIONSKUGELLAGER, Maschinenspindeln, Freiläufe und berührungslose Dichtungen sind das Metier des Nürnberger Familienunternehmens GMN Paul Müller Industrie (GMN). So kommen Gmn-freiläufe zum Beispiel. als Rücklaufsperren in E-bike-motoren zum Einsatz und beugen dort Überlastungen oder Defekten vor. Dichtungen garantieren hingegen in der Lebensmittelindustrie höchste Reinheit. Hochfrequenzspindeln sorgen wiederum in verschiedensten Anwendungen für präzise Schleifergebnisse. Damit zählten in der Vergangenheit fast ausnahmslos klassische Maschinenbauer zum Kundenkreis der GMN. Mit ihrem jüngsten Geschäftsfeld, elektrische Antriebe, nimmt das Unternehmen neben dem Maschinen- und Anlagenbau nun auch andere Branchen ins Visier – etwa die Automobilindustrie oder Verfahrenstechnik.
ERP als wichtiges Kernsystem
Aus einem über 100 Jahre gewachsenen Erfahrungsschatz kann das familiengeführte Unternehmen dabei bereits schöpfen. 1908 als mechanische Werkstatt Georg Müller Nürnberg gegründet, betreibt GMN ihr Produktionswerk bis heute in Nürnberg, ist aber längst zu einem internationalen Unternehmen gereift. So unterhält das Traditionsunternehmen nicht nur eine Tochter in den USA, die sich auf die Bereiche Vertrieb und Reparatur konzentriert, sondern verfügt über ein weltweites Servicenetz. Über 500 Mitarbeiter erwirtschaften so jährlich einen Umsatz von zirka 85 Millionen Euro.
Eine wichtige Rolle in der Erfolgsgeschichte spielt bei GMN auch die Informationstechnologie – allen voran das Erp-system als zentrales Element. EDV/ It-leiter Bülent Gündogan ist überzeugt: „Ohne unser Erp-system wäre das Wachstum der letzten zehn Jahre schlicht nicht möglich gewesen.“Dazu trugen die funktionelle Branchentauglichkeit ebenso bei wie die Skalierbarkeit und Flexibilität der eingesetzten Lösung. Da GMN einen Großteil der Produkte für Sonderapplikationen ihrer Kunden maßgeschneidert anfertigt, geht auch die Fertigungstiefe weit über die Anforderungen an eine gewöhnliche Produktion hinaus. Es gilt sowohl Anforderungen und Abläufe eines Einzel- als auch eines Serienfertigers abzubilden, denn Kugellager und Dichtungen werden in anonymer Fertigung auf Masse und teilweise auf Lager produziert. Wird GMN hingegen mit der Entwicklung und Fertigung eines individuellen Produkts – in einer für den Maschinenbaukunden typischen Losgröße von eins bis fünf – beauftragt, sind Aspekte wie der direkte Kundenbezug oder große Stücklisten zu berücksichtigen.
Fertigung voll im Griff
Seit 2003 kommt bei GMN hierfür der ERP- und Mes-branchenstandard Psipenta des Berliner Softwareherstellers PSI Automotive & Industry zum Einsatz. Über 240 Mitarbeiter nutzen das integrierte System in den verschiedensten Unter
nehmensbereichen. „Psipenta sorgt bei uns für durchgehende, transparente Prozesse – und zwar in allen Produktionsbereichen, angefangen vom Auftragseingang bis zur Faktura und dem Service“, so Gündogan. Dafür kommen neben dem Auftragsmanagement zahlreiche andere ERP- und Mes-module zum Einsatz: Betriebsdatenerfassung, der Workflow, das Lagerverwaltungssystem oder das Servicemanagement.„angenommen, wir bekommen eine Kundenbestellung für eine Spindel. Dann erhält die Spindel im Fertigungsprozesse eine Seriennummer, die in der Objekthistorie dokumentiert wird“, beschreibt der It-leiter. „Kommt sie nach x Jahren zurück zur Reparatur, können wir sie wieder über das ursprünglich angelegte Objekt führen und darauf einen Serviceauftrag auslösen. Das spart natürlich nicht nur Zeit. Auf diese Weise entsteht vor allem auch eine transparente Produkthistorie, die als Basis für weiterführende Analysen in unserem Hause dient.“
Transparenz von Anfang bis Ende
Eine zentrale Rolle spielt bei GMN auch die Psi-mehrwerkesteuerung Multisite. Denn das Unternehmen suchte von Beginn an nach einer Lösung, welche die drei und künftig vier Produktionsbereiche in eigenen Profitcentern abbildet und zentral steuert. „Das ist wichtig, weil sich die Produktionsbereiche in Nürnberg gegenseitig zuarbeiten. Nehmen Sie Kugellager als Beispiel: Sie werden in Spindeln verbaut. Typisch sind auch Elektromotoren als Komponenten von Spindeln oder Wellen aus dem Spindelbau für Elektromotoren. Diese internen Aufträge bilden wir durch Fertigungsaufträge ebenfalls in Psipenta ab.“
Nicht durchgängige Kundenvorgänge haben jedoch immer wieder Probleme bereitet, besonders im Zusammenspiel mit der Vertriebs- und Serviceniederlassung in den USA. Die Psi-mehrwerkesteuerung Multisite hat diese Probleme beseitigt. In den USA ist Psipenta in der englischen Sprachversion im Einsatz – das heißt sowohl für die Oberfläche als auch für die Dateninhalte (Oberflächen- und Werkssprache). In der Vergangenheit wurde die Us-niederlassung immer als Kunde dargestellt, wodurch die Transparenz über bestimmte Prozesse tatsächlich an den Landesgrenzen endete. Lasten die Kollegen in den USA heute einen Vorgang via Multisite ein, erzeugt das System automatisch einen Auftrag in Nürnberg und meldet ihn nach Fertigstellung in die USA zurück. Der gesamte Durchlauf wird folglich einem Kundenvorgang zugeordnet und ist durchgängig nachvollziehbar.
Mehr als nur ein Erp-lieferant
Das ERP- und Mes-system Psipenta erzeute laut Bülent Gündogan mehr Durchgängigkeit, Transparenz und Stabilität in der gesamten Produktionskette. Für ihn und seine Kollegen bedeutete dies eine deutliche Arbeitsentlastung in vielen Bereichen: „Die Lösung gibt uns durch seine Flexibilität und Skalierbarkeit insbesondere aber auch den nötigen Spielraum, uns immer wieder auf neue Marktentwicklungen zu reagieren und vor allem auch wachsen zu können“. Möglich machen das unter anderem Vba-anpassungen. Mit deren Hilfe lassen sich bespielsweise zusätzliche Felder ergänzen, ohne dass man dabei vom Standard abweichen muss. Dieser Vorteil geht nicht verloren, wenn man auf die nächste Version skaliert. Da das System dann auf Java basiert, muss man zwar auf Groovy umsteigen, doch „der Vorteil, einfach und selbstständig mal kleinere Dinge anzupassen, bleibt aber auch dann erhalten“, erläutert der It-leiter.
Besonders hebt er die Zusammenarbeit mit dem Hersteller selbst hervor: „Die PSI ist längst nicht mehr nur ein Lieferant für uns, sondern ein echter Partner, mit dem wir neue Lösungen planen und diskutieren. In 15 Jahren hat sich natürlich auch vieles verändert. In der Kommunikation sind wir zum Beispiel viel direkter geworden, was Einiges vereinfacht. Einen Beitrag leistet aber auch das zum Teil schon freundschaftliche Verhältnis zwischen den Mitarbeitern unserer Unternehmen“.
Kontinuierlich arbeiten GMN und PSI an der Verschlankung und Optimierung der Prozesse – nicht zuletzt um GMN auch für die digitale Transformation zu rüsten. Hierfür hat GMN eigens eine Mitarbeiterin eingestellt. Zur guten Zusammenarbeit zählt auch, dass die Berliner den Austausch der großen Kunden-community unterstützen und fördern: „Die Anwendertreffen und die regionalen Arbeitskreise sind für uns immer wieder wertvolle Gelegenheiten für einen Austausch mit anderen Kundenunternehmen. Diesen Mut seitens der PSI wissen wir sehr zu schätzen, weil das Zusammenbringen von Anwendern natürlich auch kritische Dinge zutage fördert und gewisse Risiken birgt.“Unter den Usern genießen System und Lieferant daher längst eine hohe Akzeptanz. Insbesondere die Key-user schätzen die Option, dass sie ihr System mitgestalten können.
Welche Rolle It-systeme in Unternehmen spielen und wie wertvoll über den Funktionsumfang hinaus Faktoren wie Offenheit, Flexibilität oder Skalierbarkeit sind, zeigt das Beispiel von GMN. Mit einem durchgängigen ERP- und Mes-system als Basis und einem verlässlichen Softwarepartner an der Seite will GMN auch künftig kontinuierlich an der Verschlankung und Optimierung der eigenen Prozesse arbeiten und die digitale Transformation des Traditionsunternehmens erfolgreich vorantreiben.