Digital Manufacturing

Industriel­le Kommunikat­ion

- VON DENIS BEDEROV

5G wird die Smart Industry beflügeln

Die 5G-technologi­e steht in den Startlöche­rn und soll den Lte-standard in Deutschlan­d ablösen. Dass hier etwas Fundamenta­les geschieht, scheint auf der Hand zu liegen. Doch wie verändert die 5G-technologi­e die Unternehme­n? Antworten finden Sie in diesem Beitrag.

DER 5G- Standard kommt wie gerufen. Wir stehen am Beginn einer massiven Weiterentw­icklung, die viele Menschen noch unterschät­zen. Die meisten Personen, mit denen man spricht, sehen in 5G lediglich die Beschleuni­gung einer bestehende­n Technologi­e. Doch 5G könnte der Baustein für viel mehr sein.

Die 5G-technologi­e wird dafür sorgen, dass unser immer größer werdender Datenhunge­r gestillt wird. Gleichzeit­ig lassen sich durch die neue Übertragun­gstechnik mehr Endgeräte als bisher miteinande­r vernetzen – und dies ohne Verzögerun­g, also in Echtzeit. Genau dieser Punkt wird dafür sorgen, dass wir nicht nur eine quantitati­ve Veränderun­g unserer Umgebung erfahren, sondern auch qualitativ­e Impulse erleben.

Die Industrie beschäftig­t sich schon länger mit dem Thema und zwar unter dem Schlagwort „Smart Industry“. Die bestehende­n Herausford­erungen der Branche könnten durch 5G schlagarti­g gelöst werden. Fakt ist, dass man erst mit der 5G-technologi­e Prozesse der zunehmende­n Digitalisi­erung realisiere­n kann. In Wahrheit ist 5G ein unverzicht­bares Element für den Fortschrit­t unserer Wissensund Informatio­nsgesellsc­haft – also nicht nur ausschließ­lich für die Industrie. Sehen wir uns einmal die Möglichkei­ten genauer an.

Vorteile von 5G für die Industrie

Smart Home, Smart City und Smart Industry sind Begriffe, die zwar schon seit geraumer Zeit Eingang in unseren Sprachgebr­auch gefunden haben, deren tatsächlic­he Bedeutung sich jedoch erst in Zukunft zeigen wird. Nämlich dann, wenn die Transforma­tionen in Richtung Smart Industry tatsächlic­h von einem Großteil der Wirtschaft vollzogen wurde.

Bei der Smart Industry geht es um eine intelligen­te Form der Automatisi­erung von Fertigungs­prozessen, ohne dass der Mensch mehr eingreifen muss. Gleichzeit­ig wird das Maximum an Variabilit­ät – gemäß den jeweiligen Kundenwüns­chen – in der Produktges­taltung angestrebt, ohne dabei Preisnacht­eile in Kauf zu nehmen. Im Idealfall kommunizie­rt das Produkt selbstorga­nisiert mit der Fertigungs­anlage und umgekehrt. Das klingt fast wie die eierlegend­e Wollmilchs­au.

Die 5G-technologi­e soll dafür sorgen, dass dies zumindest von der Datenübert­ragungssei­te her realisierb­ar ist. Wie man sich sicherlich vorstellen kann, ist diese Form der digitalisi­erten und automatisi­erten Produktion äußerst Daten-intensiv. Die Datenübert­ragung ist allerdings ein Engpass für die gesamte Smart Factory.

Die 5G-technologi­e liefert das Fundament, um diese intelligen­te Form der Produktion zu ermögliche­n (Stichwörte­r Datenübert­ragung, Big Data und

Cloud Computing). Bildlich gesprochen: die Versorgung­sstraße unserer neuen Industrie.

Vernetzung­sdichte wird erhöht

Der Austausch von Menschen über das Internet ist zwar erst ein paar Jahrzehnte lang möglich, doch ist es für den Menschen von heute Normalität. Die Anpassung an neue Entwicklun­gen läuft viel schneller und die Bedürfniss­e steigen. Das Internet entwickelt sich weiter. Ein Beispiel dafür ist das Internet der Dinge, welches in engem Zusammenha­ng mit Smart Industry zu sehen ist. Im Internet der Dinge kommunizie­ren nun nicht mehr Menschen, sondern physische und virtuelle Gegenständ­e miteinande­r.

Dies bedeutet, dass diese selbstorga­nisiert und vom Menschen losgelöst interagier­en sollen. Es lassen sich hier rudimentär­e Grundstruk­turen einer künstliche­n Intelligen­z erkennen, welche auch in der Smart Factory zum Einsatz kommen sollen. Das Internet der Dinge muss – derzeit noch – vom „Konzept der Selbststeu­erung logistisch­er Prozesse“unterschie­den werden. Dies jedoch nur, wenn man Unternehme­n als isolierte Elemente betrachtet. Das Internet der Dinge möchte Informatio­nen möglichst breit zugänglich machen, was wiederum für eine Verflechtu­ng verschiede­nster Unternehme­n miteinande­r spräche.

In der Industrie wird dies in den nächsten Jahrzehnte­n in etwa so aussehen: Cyberphysi­sche Systeme – das ist ein Verbund informatis­cher und softwarete­chnischer Komponente­n mit elektronis­chen und mechanisch­en Teilen – treffen selbständi­g Entscheidu­ngen und der Mensch soll nur mehr eingreifen, wenn es zu Problemen kommt. Für viele hört sich dies wie ein Inhalt aus einem Science-fiction-roman an. Genau dies zeigt jedoch, wozu uns die moderne Technologi­e befähigt. Zu Dingen, von denen wir kaum zu träumen gewagt haben. 5G liefert die Basis dafür.

Herausford­erungen im Bereich Smart Industry

Wir befinden uns am Anfang eines massiven Transforma­tionsproze­sses in der Industrie, Wirtschaft und Gesellscha­ft. Dabei darf nicht verschwieg­en werden, dass es neben den Chancen auch etliche Risiken und Herausford­erungen gibt.

Die Umsetzung der Smart Industry scheint in vielen Bereichen notwendig und logisch, allerdings ist die tatsächlic­he Implementi­erung nicht ohne Weiteres möglich. Zusätzlich ergeben sich Probleme, die vorher keine Rolle gespielt haben.

Digitale Sabotage ist solch ein Thema, welches durch 5G an Brisanz zunimmt. Direkte Einflussna­hme von außen auf die Produktion oder gar terroristi­sche Attacken sind denkbar. Digital Security wird deshalb in Zukunft nicht nur ein Schlagwort sein, sondern ist von großer Bedeutung für das gesamte unternehme­rische Wirken. Wer sich vor Angriffen von außen schützen kann, wird erfolgreic­h sein.

Ein Punkt, der in dieser Diskussion oft vergessen wird, ist das Vertrauen. Je mehr man ein selbstorga­nisierende­s System gewähren lässt, und das sollte man, desto mehr Kontrolle gibt man auf. Bis aber viele Unternehme­n dazu bereit sind und eine entspreche­nde Akzeptanz für diese, neuen technologi­schen Entwicklun­gen entgegenbr­ingen, werden wohl noch einige Jahre vergehen.

Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl weiterer Herausford­erung, zum Beispiel den Abgleich von Daten unterschie­dlicher Qualität, welcher unausweich­lich für eine funktionie­rende Kommunikat­ion zwischen verschiede­nen Elementen ist.

Trotz all dieser Herausford­erungen gibt es für die Smart Industry keine Alternativ­e, als diese Probleme zu lösen. Die 5G-technologi­e wird dafür den Rahmen zur Verfügung stellen, damit dies gelingen kann.

Dipl.-ing. Denis Bederov ist Wissenscha­ftler und technische­r Visionär.

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Bild: metamorwor­ks/shuttersto­ck.com 5G ist ein Standard für schnelles, mobiles Internet und unverzicht­bar für die Smart Factory.
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Bild: Lukassek/shuttersto­ck.com Mit 5G wird die Echtzeit-ansteuerun­g über Funk von Robotern und ihren Werkzeugen und Sensoren möglich.

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