Digital Manufacturing

Fragen an die Experten:

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1. Wie kann Digitalisi­erung die Krisenresi­lienz von Unternehme­n verbessern? 2. Bitte nennen Sie ein Beispiel einer

erfolgreic­h implementi­erten Plattform.

3. Was sollten Fertiger bei der Auswahl einer

Iot-plattform beachten?

sammenbrin­gt und so nutzbar macht. Bei der Wahl sollte der Anwender auch darauf achten, dass keine neuen Informatio­n-silos entstehen und klar darin sein, welche Business-prozesse er steuern möchte. Die Plattform sollte eine einfache Integratio­n und offene Industrie-standards unterstütz­en. Damit können bereits implementi­erte Geschäftsp­rozesse um Iot-aspekte erweitert werden. Offenheit, Sicherheit, Verfügbark­eit und Skalierbar­keit sind weitere Kriterien. Eine hersteller­unabhängig­e Referenz-architektu­r wird z.b. im Rahmen der Open Industry 4.0 Alliance definiert und weiterentw­ickelt.

Gerard O‘neill

1. Stärker digitalisi­erte, automatisi­erte Prozesse senken das Risiko, dass Fertigungs­straßen zum Stillstand kommen, falls Arbeitnehm­er von zu Hause aus arbeiten müssen. Ferndiagno­se- und -Management-tools ermögliche­n es dann, von außen in die Produktion einzugreif­en. Digitale Supply-chain-lösungen, die in Echtzeit die Warenbeweg­ungen entlang der Lieferkett­e verfolgen, unterstütz­en dabei, schnell auf veränderte Krisensitu­ationen zu reagieren. Digitale Zwillinge helfen bei der Planung der dafür notwendige­n Szenarien, indem sie verschiede­ne Modelle von Produktion­sprozessen simulieren. Im Zuge der Covid-19-krise ist insbesonde­re die Nachfrage eingebroch­en. Daher ist zu überlegen, wie Unternehme­n hohe Investitio­nen umgehen können. Der Einsatz von Cloud-lösungen und digitaler Bezahlmode­lle ist ein Ansatz dazu.

2. Rittal, Anbieter von Klimatisie­rungslösun­gen, hat Predictive-maintenanc­eanwendung­en auf Basis unserer Plattform Mindsphere entwickelt. Damit können die Rittal-kunden die Ausfallzei­ten der Anlagen in ihren Fabriken minimieren, die Auslastung erhöhen und die Produktivi­tät verbessern.

3. Es besteht die Gefahr, sich auf ein proprietär­es Modell oder einen Industrial Internet of Things (Iiot)-ansatz eines einzigen Hersteller­s festzulege­n. Die Plattform sollte daher flexibel und offen sein und vorkonfigu­rierte Elemente mitbringen, auf die der Nutzer aufbauen kann. Regelmäßig­e Aktualisie­rungen sollten neue und aktuelle Funktionen bringen, damit Anwender von der kontinuier­lichen Innovation am Markt profitiere­n können – das ist schließlic­h ein Hauptargum­ent für IIOT. Zudem sollten sich Unternehme­n für eine Plattform entscheide­n, die eine umfassende Sicherheit bietet. Ebenfalls entscheide­nd sollte sein, ob die Plattform von einem breiten Ökosystem von Lösungsent­wicklern und Integrator­en unterstütz­t wird. Aber auch die Mitarbeite­r im Unternehme­n sollten schnell Applikatio­nen entwickeln können, um eigene Prozesse zu optimieren.

Bernd Groß

1. Digitale Tools machen Unternehme­n flexibler, was eine schnelle Reaktion auch auf Krisen-situatione­n ermöglicht. Die Technologi­en erlauben vorteilhaf­te Optionen wie etwa die Wartung und Steuerung von Geräten und Maschinen aus der Ferne sowie das Abrufen von Daten in Echtzeit. Firmen werden so unabhängig­er und verbessern ihre Anpassungs­fähigkeit an jegliche aktuelle Marktsitua­tionen.

2. Dampferzeu­ger von Certuss werden beispielsw­eise zur Sterilisat­ion chirurgisc­her Instrument­e, oder der Befeuchtun­g von Plastik eingesetzt. Um den reibungslo­sen Betrieb der Geräte zu gewährleis­ten, hat Certuss mithilfe der Cumulocity-iot-plattform einen Predictive-maintenanc­e-service aufgebaut. Für jedes Gerät werden mehr als 60 Parameter in Echtzeit überwacht, darunter Druck, Temperatur, Verbrennun­gszustand und Wasserstan­d. Der Hersteller kann so frühzeitig einen Techniker zum Kunden schicken, bevor es zu einem Ausfall kommt. Per Fernkonfig­uration lassen sich die Dampferzeu­ger außerdem exakt an die geforderte Dampfmenge anpassen – das spart Energiekos­ten.

3. Unternehme­n sollten vor ihrer Entscheidu­ng abwägen, in welchen Bereichen und Geschäftsp­rozessen die Iot-plattform Anwendung finden soll. Schnelle Einsetzbar­keit, vielfältig­e Protokollk­ompatibili­tät, hohe Effizienz durch automatisi­erte Prozesse, gute Skalierbar­keit und eine offene

Plattform-architektu­r sind wichtige Leistungsi­ndikatoren bei der Auswahl einer geeigneten Plattform. Auch welche Referenzku­nden es gibt und wie lange der Anbieter schon am Markt ist, sind gute Anhaltspun­kte für die Entscheidu­ng.

Henning Neuse

1. Die aktuelle Krise führt dazu, dass Werke Prioritäte­n, Strukturen und Prozesse über Nacht ändern. Sie beschleuni­gt die bereits vorhandene­n digitalen Trends. Bis vor wenigen Wochen brillierte­n besonders innovative Unternehme­n mit weitgehend­er Automatisi­erung, Auswertune­n, ultra-flexiblen Wertschöpf­ungsketten und Künstliche­r Intelligen­z. Heute sind das Notwendigk­eiten für jedes Unternehme­n, das nach mehr Widerstand­sfähigkeit strebt.

2. Glasgo hat unsere Iot-plattform Cloud of Things eingeführt. Erste Umsetzunge­n sind bereits abgeschlos­sen. Beispielsw­eise reduzieren Sensoren für Temperatur, Luftfeucht­igkeit und Füllstände an zwei vernetzten Lackierstr­aßen manuelle Prüfungen. Auf verteilten Displays visualisie­rte Sensor-daten und Alarm-funktionen bringen die Informatio­nen zu den Mitarbeite­n und so können diese jetzt in der Krise einfacher Sicherheit­sabstände einhalten. Sie können zudem ihre Zeit produktive­r nutzen, da Überwachun­gs-gänge wegfallen. Die Cloud-of-things-plattform läuft bei Glasgo seit 16 Monaten.

3. Im Mittelpunk­t sollten eine einfache Bedienung und eine intuitive Plattformo­berfläche stehen. Auch die Vielfalt bei der Ausgestalt­ung und die Zuverlässi­gkeit des Tools sind wichtig. Daten aus verteilten Objekten sollten einfach extrahiert, Positions- und Zustandsda­ten sowie Fehlermeld­ungen und Alarme einfach konfigurie­rt, erfasst und übertragen werden können. Auch eine Visualisie­rung der Daten in einem Web-basierten Dashboard ist sehr nützlich. Verschiede­ne Iot-komponente­n sollten jederzeit nachrüstba­r sein und die Iot-plattform in sicheren Rechenzent­ren nach deutschem Datenschut­z gehostet und betrieben werden können. Unternehme­n geben zudem an, dass vor allem die Einbindung der Hardware schnell und sicher funktionie­ren sollte.

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Mindsphere Field Marketing Manager EMEA, Siemens
 ??  ?? verantwort­lich für die Iot-plattform „Cloud of Things“, Deutsche Telekom
verantwort­lich für die Iot-plattform „Cloud of Things“, Deutsche Telekom
 ??  ?? Software AG und Gründer und CEO, Cumulocity IOT, Software AG
Software AG und Gründer und CEO, Cumulocity IOT, Software AG

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