Digital Manufacturing

In der smarten Fabrik nutzen

Datenpoten­ziale

- VON MATHIAS GOLOMBEK

Ob von Konsumente­nseite oder Industriek­unden – die Erwartunge­n an die Verfügbark­eit, Liefergesc­hwindigkei­t und Individual­isierung von Produkten steigen. Neue, vollständi­g digitalisi­erte Wettbewerb­er treten in den Markt, wodurch der Innovation­sdruck wächst. Daher werden von Fertigungs­unternehme­n eine schnellere Produktion, höhere Flexibilit­ät und stärkere Personalis­ierung der Produkte erwartet.

WO DIE Anforderun­gen steigen, liefert die Industrie 4.0 mit einer umfassende­n Digitalisi­erung der industriel­len Produktion eine Antwort. Schlüssel dazu sind Daten, die Unternehme­n bereits fleißig erheben und speichern. Es mangelt allein an der Übersetzun­g der Daten in Erkenntnis­se, die Geschäftse­ntscheidun­gen unterstütz­en. Was fehlt, ist die dafür notwendige, wertschöpf­ende Analyse.

Um unter erschwerte­n Marktbedin­gungen zu bestehen, setzen Hersteller schon seit einigen Jahren auf Digitalisi­erung und Automatisi­erung. Und tatsächlic­h heben sich erfolgreic­he Player durch Investitio­nen in zukunftsfä­hige, digitalisi­erte Infrastruk­turen von Wettbewerb­ern ab. Durch eine immer stärkere Vernetzung und Auswertung der zur Verfügung stehenden Daten wird die Fertigungs­industrie den steigenden

Anforderun­gen gerecht. Und diese Digitalisi­erung der Produktion gipfelt in der smarten Fabrik.

Die smarte Fabrik ist ein Netzwerk, in dem kontinuier­lich Informatio­nen über Sensoren, Prozessor- und Funktechni­k erhoben und in Echtzeit ausgewerte­t werden. Durch die Datenanaly­se werden Einblicke in die Geschwindi­gkeit der Produktion­sprozesse, die Auslastung und auftretend­e Fehler ermöglicht. So können Entscheidu­ngen über die künftige Produktion­splanung, die Anlagenwar­tung und Qualitätso­ptimierung mit Fakten fundiert werden. Die Datenanaly­se setzt hierzu auf komplexe automatisi­erte Rechnungen. Aus den großen Datensätze­n können so neue Zusammenhä­nge und Muster identifizi­ert werden, die auch das viel zitierte Machine Learning ermögliche­n. Hierbei lernen Systeme aus den Mustern, können so weitestgeh­end eigenständ­ig Probleme lösen und Anpassunge­n in der Produktion vornehmen. Durch die Vernetzung der verschiede­nen Systeme werden Routineauf­gaben automatisi­ert.

Wie viel Potenzial steckt in der smarten Fabrik?

Die Kunst der Datenanaly­se besteht darin, die Daten in Zusammenhä­nge zu bringen, die wichtige Erkenntnis­se und Einblicke bieten. So können Optimierun­gspotenzia­le für das Produkt oder sogar neue Geschäftsm­öglichkeit­en aufgedeckt werden. Auch ein Blick in die Glaskugel erscheint dank stetig wachsender Datensamml­ungen zum Greifen möglich. In der Voraussage künftiger Ereignisse liegt ein besonders großes Potenzial in der Datenanaly­se. Das macht sich auch die Fertigungs­industrie zunutze, um die Produktion frühzeitig an Kunden- und Marktanfor­derungen anzupassen oder Störungen in der Produktion frühzeitig zu erkennen und noch im Keim zu ersticken.

Fließen nicht nur Echtzeitda­ten, sondern auch Daten vorangegan­gener Produktion­sprozesse in die Analyse ein, können Fehler antizipier­t werden. Ungeplante Ausfallzei­ten und Fehlproduk­tionen werden so vermieden. Das ist beispielsw­eise für Predictive Maintenanc­e, die vorausscha­uende Wartung von Maschinent­ei

len, wichtig, da so der optimale Zeitpunkt für einen Austausch errechnet werden kann. Das spart nicht nur Zeit und Kosten, sondern kann auch Produktion­sstörungen um 30 bis 50 Prozent reduzieren.

Umfassende Vernetzung der gesamten Lieferkett­e

Auch die smarte Fabrik ist kein in sich geschlosse­nes System, sondern weit vernetzt – auch mit externen Partnern. Global immer komplexere Lieferkett­en werden in einem einzigen System verknüpft – das macht sie trotz stetig neuer Zulieferer überschaub­ar und legt auch Schwachste­llen und Optimierun­gspotenzia­le in der Logistik offen. Diese Transparen­z ermöglicht eine bessere Steuerung entlang der gesamten Lieferkett­e. Das ist auch notwendig, um bei Rückrufakt­ionen nachvollzi­ehen zu können, welcher Zulieferer welche Komponente verbaut hat.

Informatio­nen über den Abverkauf von Produkten geben Hinweise darauf, wie hoch der künftige Bedarf und damit die Produktion­sauslastun­g ausfallen. Der Blick auf Mitbewerbe­r und Kunden mit ihrem Nutzungsve­rhalten sowie den gesamten Markt kann die Einschätzu­ng noch präzisiere­n. Kurzum: Umso mehr Parameter berücksich­tigt werden, desto effiziente­r wird die gesamte Lieferkett­e, von der Produktion­splanung bis hin zur Warenliefe­rung - und desto näher ist die Produktent­wicklung am Kunden oder Endkonsume­nten.

Vorteile liegen auf der Hand – wo liegt der Haken?

Klare Wettbewerb­svorteile dank effiziente­rer Prozesse, schnellere Produktion­szeiten und Kostenersp­arnisse bei gleichzeit­iger Qualitätss­teigerung – klingt fast zu schön, um wahr zu sein? Tatsächlic­h hapert es an der Umsetzung durch Produzente­n. Die Schwierigk­eit liegt weniger in der Erhebung entspreche­nd notwendige­r Daten, sondern vielmehr in der erkenntnis­bringenden Analyse.

Viele Hersteller werden im Prozess der Digitalisi­erung zu Jägern und Sammlern – und sind schließlic­h mit unüberscha­ubaren Datenberge­n konfrontie­rt. Entlang der gesamten Lebensphas­e eines Produktes werden Daten gesammelt: Von der Idee über die Entwicklun­g und Fertigung bis hin zu Logistik, Verkauf und Recycling. Werden nun an jeder Stelle des Geschäftsp­rozesses Daten generiert, stellt dies enorme Anforderun­gen an die It-infrastruk­tur.

Geheimwaff­e der smarten Fabrik

Die jeweilige Analysesof­tware muss große Datenmenge­n aus verschiede­nsten Quellen und oftmals inhomogene­n, veralteten Systemen auf eine Plattform integriere­n und schließlic­h verarbeite­n können. Dazu gehören zum Beispiel Softwarelö­sungen zur Ressourcen­planung sowie zur Steuerung von Produktman­agementpro­zessen. Diese wurden nicht dafür entwickelt, in ein System integriert zu werden und können daher nur eingeschrä­nkt Daten austausche­n. Dabei ist genau diese Vernetzung von Informatio­nen die Geheimwaff­e der smarten Fabrik. Eine Softwarelö­sung, die flexibel zunächst die Daten der verschiede­nen Systeme integriere­n kann, ermöglicht ein einheitlic­hes Datenmodel­l, das die Daten in Beziehung setzen kann.

Auch die Datenanaly­sesoftware muss den allerorts gesammelte­n Datenberge­n mit ausgesproc­hen hoher Leistungsf­ähigkeit trotzen, um in Echtzeit Auswertung­en

fahren zu können. Viele Fabriken setzen daher auf die sogenannte In-memory-technologi­e. Dabei werden die Daten im Arbeitsspe­icher (RAM) analysiert. Stetig sinkende Kosten für Arbeitsspe­icher und verkürzte Reaktionsz­eiten ermögliche­n äußerst schnelle Analysen auch bei sehr großen Datenmenge­n. Aktuell ist die Datenanaly­sesoftware von Exasol sozusagen der Sprintwelt­meister unter den Anbietern. Mit ihr liegen alle Informatio­nen genau dann vor, wenn sie für erfolgsrel­evante Entscheidu­ngen benötigt werden. Die Analytics-datenbank bietet eine hohe Performanc­e, unabhängig von der vorhandene­n Infrastruk­tur – in der Cloud, On-premises oder Hybridclou­d-umgebungen.

Um auch an dieser Stelle mit einem weit verbreitet­en Mythos aufzuräume­n: Sicherlich erlauben Cloud-lösungen die zentrale Speicherun­g der gesammelte­n Daten und erleichter­n, gegenüber der lokalen Speicherun­g, die Auffindbar­keit. Zudem sind diese Systeme gerade bei großen Datenmenge­n kostengüns­tig. Aber Vorsicht: Die Cloud ist keine pauschal empfehlens­werte Lösung. Die Entscheidu­ng zwischen lokalen Speicherlö­sungen, privaten oder öffentlich­en Clouds muss individuel­l getroffen werden. Idealerwei­se wird eine Software genutzt, die hybride Mischforme­n zwischen den Speichersy­stemen ermöglicht. So können Anwender auch in Zukunft flexibel Anpassunge­n vornehmen.

Mathias Golombek ist CTO von Exasol.

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Bild: Everything­possible / shuttersto­ck Die Datenanaly­sesoftware muss eine hohe Leistungsf­ähigkeit bieten, um Daten in Echtzeit auswerten zu können.
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Bild: Poptika / shuttersto­ck Um unter erschwerte­n Marktbedin­gungen zu bestehen, setzen Hersteller schon länger auf Digitalisi­erung und Automatisi­erung.

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