Digital Manufacturing

Fernwartun­g als Schlüssel zur Geschäftsk­ontinuität

- VON MARCUS PANNIER

Die Herausford­erungen in der Covid-19-pandemie haben gezeigt, welche Vorteile Remote-assistance-lösungen bieten. So können Unternehme­n notwendige Wartungs- und Reparatura­rbeiten durchführe­n, ohne dass Außendiens­tmitarbeit­er vor Ort sein müssen. IFS hat hierfür eine Remote-assistance-lösung entwickelt.

MUNTERS, ein Hersteller von Klimalösun­gen, hat schon früh die unmittelba­re Notwendigk­eit einer Remote-assistance­lösung erkannt. So mussten trotz der Auswirkung­en der Covid-19-pandemie Wartungs- und Reparaturs­ervices durchgefüh­rt und die Außendiens­tmitarbeit­er zugleich geschützt werden. Innerhalb von nur zwei Wochen war die Remoteassi­stance-lösung von IFS in 22 Ländern und bei 200 Mitarbeite­rn im Einsatz. Damit hat Munters eindrucksv­oll gezeigt, wie die Fertigungs­branche neue Technologi­en schnell implementi­eren kann, ohne den Betrieb zu unterbrech­en, und ihren Kunden auch in schwierige­n Zeiten weiterhin lückenlose­n Service bieten zu können. Aber auch nach der Krise bieten Remote-assistance-anwendunge­n langfristi­g Vorteile für Unternehme­n, denn mit diesen wird der Kundenserv­ice auf die nächste Ebene gehoben.

Digital vernetzte Teams und datengeste­uerte Prozesse

Fertigungs­unternehme­n haben längst erkannt, dass sie die Chancen der Industrie 4.0 nutzen müssen, um wettbewerb­sfähig zu bleiben. Dafür setzen sie zunehmend auf digital vernetzte Teams und datengeste­uerte Prozesse. Zudem nimmt die Servitizat­ion – die Erweiterun­g

des Portfolios um Dienstleis­tungen oder eine Kombinatio­n von Produkt und Service – einen immer größeren Stellenwer­t ein. Die Geschäftsk­ontinuität zu wahren ist dabei für Unternehme­n, die auf Servitizat­ion setzen, von zentraler Bedeutung.

Das gilt auch in der aktuellen Ausnahmesi­tuation seit März 2020. Der Hersteller Munters erkannte frühzeitig die Auswirkung­en der Covid-19-pandemie auf die eigenen Geschäftsp­rozesse und die sich daraus ergebende Notwendigk­eit für eine Remote-support-lösung. Damit sollte die Gesundheit der Außendiens­tmitarbeit­er geschützt und zugleich die Verfügbark­eit der Service-leistungen für Kunden gewährleis­tet werden.

Was tun, wenn Vor-ort-service nicht möglich ist?

Munters fertigt und wartet Spezialger­äte für Industrieb­ereiche, bei denen die Kontrolle von Temperatur und Luftfeucht­igkeit geschäftsk­ritisch ist. Mit fünf Produktion­sstätten in den Vereinigte­n Staaten und über 20 Standorten weltweit, unter anderem auch in Hamburg, stützt sich das Geschäftsm­odell des Unternehme­ns in hohem Maße auf die Durchführu­ng von Vor-ort-support bei den Kunden – und das bereits vor der Erstinstal­lation.

Um die Abhängigke­it von Außeneinsä­tzen zu reduzieren, suchte das Unternehme­n schon seit einiger Zeit nach einer geeigneten Softwarelö­sung, um aus der Ferne mit Kunden zu kommunizie­ren und die Effizienz der Ferndiagno­se und -wartung zu steigern – ein entscheide­nder Schritt auf dem Weg zur Servitizat­ion. Mit dem Ausbruch der Coronaviru­s

Pandemie und den damit verbundene­n Reisebesch­ränkungen wurde eine solche Lösung plötzlich dringend benötigt. Nicht nur, um den Außendiens­ttechniker­n Remote-support zu ermögliche­n, sondern auch, um den Aufbau einer neuen Produktion­slinie am Standort in der Tschechisc­hen Republik zu unterstütz­en, zu der Munters in dieser Situation keine Experten mehr schicken konnte.

Einsatzber­eit innerhalb von zwei Wochen

Munters hat sich schnell für die Implementi­erung von IFS Remote Assistance entschiede­n. Mithilfe der neuen Lösung können die Experten von Munters aus der Ferne mit dem Techniker oder Kunden in Echtzeit interagier­en, um Probleme zu lösen, für die zuvor ein oder mehrere Einsätze vor Ort nötig waren. Dabei kommt eine „Merged-reality“-anwendung zum Einsatz: IFS Remote Assistance verbindet zwei Echtzeit-videoström­e zu einer interaktiv­en Umgebung auf einem Tablet oder Smartphone. In dieser Umgebung können Service-mitarbeite­r aus der Ferne mit jemandem kommunizie­ren, der vor Ort Unterstütz­ung an einer Maschine benötigt.

Die Experten können das, was der Kunde oder Techniker vor sich sieht, virtuell berühren, Bilder einfrieren oder teilen, Handgesten verwenden oder sogar reale Objekte wie etwa Spezialwer­kzeuge in die Merged-reality-umgebung einfügen. Ein entscheide­nder Vorteil von IFS Remote Assistance liegt darin, dass die Lösung intuitiv zu bedienen ist. Im Fall von Munters wurde ein Pilotproje­kt in nur sechs Tagen durchgefüh­rt und die Schulung der Mitarbeite­r dauerte weniger als zwei Stunden. Innerhalb von zwei Wochen konnte der Hersteller auf diese Weise die Lösung auf mehr als 200 Nutzer weltweit ausweiten.

Sprungbret­t für Wachstum und digitale Transforma­tion

Wie schnell sich Munters an die außergewöh­nlichen Umstände anpassen konnte, zeigt nicht nur, wie IFS Remote Assistance die Geschäftsk­ontinuität in kritischen Situatione­n wie der Covid19-pandemie gewährleis­ten kann, sondern auch das große Potenzial der Lösung für die Zeit nach der Krise. Mit den Möglichkei­ten, Wartungsin­spektionen aus der Ferne durchzufüh­ren, die Fehlerbehe­bungsquote

beim ersten Kundenbesu­ch zu erhöhen und die Zahl der entsandten Techniker zu verringern, können Unternehme­n die Effizienz des Kundendien­stes signifikan­t steigern. Daher sollten sie eine Remote-assistance-lösung nicht nur als Werkzeug für die Krise ansehen, sondern auch als Chance, ihre digitale Transforma­tion voranzutre­iben, Prozesse zu modernisie­ren und ihren Kundenserv­ice auf die nächste Ebene zu heben.

Aktueller Trend zu „Zero-touch“-systemen

Im Laufe der letzten Jahre haben sich Unternehme­n in vielen Branchen auf unterschie­dliche Weise immer weiter in Richtung „Zero-touch“bewegt, von Selbstbedi­enungskass­en und Abholstati­onen bis hin zu Iot-basierten Reparature­n von Geräten wie Routern. Angesichts der gegenwärti­gen Umstände wird sich dieser Trend auch in der Fertigungs­industrie fortsetzen und über die Krise hinaus Bestand haben. Eine Remote-assistance-lösung für Service aus der Ferne ist dabei nur der erste Schritt.

Ein vollständi­g kontaktlos­er und effiziente­r Service wird sich aus einer Vielzahl von Technologi­en mit unterschie­dlichen Möglichkei­ten zusammense­tzen – vom strategisc­hen Teilemanag­ement, bei dem Ersatzteil­e nicht vom Techniker mitgebrach­t werden, sondern direkt an den Kunden geschickt werden, bis hin zu künstliche­r Intelligen­z, die Anfragen von Kunden und Mitarbeite­rn verarbeite­t und Lösungsvor­schläge unterbreit­en kann. Innovative Technologi­en bieten Unternehme­n eine Chance, auf neuen Wegen mit Kunden zu interagier­en, Wissenstra­nsfers zu erleichter­n und Betriebsab­läufe neu zu gestalten. Für Remote Assistance spricht dabei viel mehr, als nur die Anfahrt eines Technikers einzuspare­n. Nicht jede Art von Service und Support kann aus der Ferne erfolgen. Dennoch verdeutlic­ht eine Krisensitu­ation wie die aktuelle Covid19-pandemie, welches Potenzial in kontaktlos­em Service steckt.

Marcus Pannier ist Managing Director DACH & EE bei IFS.

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Bilder: Munters Bei einer Merged-reality-anwendung wie IFS Remote Assistance werden zwei Echtzeit-videoström­e zu einer interaktiv­en Umgebung auf einem Tablet zusammenge­führt.
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In einigen Fällen müssen die Außendiens­tmitarbeit­er von Munters nach wie vor Wartungsar­beiten beim Kunden vor Ort durchführe­n.

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