Digital Manufacturing

Schnell, flexibel und in höchster Qualität

- VON STEFANIE NÜCHTERN-BAUMHOFF

Feuerwehre­n auf der ganzen Welt setzen Fahrzeuge von Rosenbauer Karlsruhe ein. Der Hersteller von Hubrettung­sfahrzeuge­n vertraut beim automatisi­erten Schweißen auf die Carl Cloos Schweißtec­hnik. Mit drei Qirox-roboteranl­agen fertigt Rosenbauer derzeit verschiede­ne Drehleiter­elemente für die Hubrettung­sfahrzeuge.

DURCH DEN Umstieg auf die automatisi­erte Schweißtec­hnik kann das Unternehme­n noch flexibler auf Kundenwüns­che eingehen, spart Zeit sowohl beim Schweißen als auch bei den Nebenproze­ssen und erzielt exzellente Schweißerg­ebnisse. Bereits seit 1905 ist Karlsruhe der Innovation­sstandort für die Brandbekäm­pfung. Gegründet wurde die Maschinenf­abrik Carl Metz 1842 durch den gleichnami­gen Forscher, der sich auf die Herstellun­g von Feuerlösch- und Rettungsge­räten spezialisi­ert hatte. Nach dem Tod des Gründers wurde der Firmensitz nach Karlsruhe verlegt. Seit 1998 gehört das Traditions­unternehme­n zur Rosenbauer Internatio­nal AG. Heute entwickeln und fertigen mehr als 470 Mitarbeite­r in Karlsruhe mehr als 200 Hubrettung­sfahrzeuge pro Jahr. Die Fahrzeuge werden entspreche­nd der individuel­len Kundenanfo­rderung gefertigt.

„Viele Länder, in die wir exportiere­n, haben ihre eigenen Normen, die wir beachten müssen. Dies spiegelt sich in der steigenden Variantenv­ielfalt wider“, erklärt Hans-peter Lörch, Betriebsle­iter bei Rosenbauer Karlsruhe. Deshalb gibt es eine Vielzahl von verschiede­nen Drehleiter­typen, die jeweils in Höhe, Breite oder auch im Abstand der Handläufe variieren. Die Drehleiter­n werden für Einsatzhöh­en von 20 bis 64 Metern hergestell­t.

Drei Roboteranl­agen im Einsatz

Die Drehleiter­elemente werden seit Mitte 2019 mit zwei baugleiche­n Qirox-roboteranl­agen

geschweißt. Der Roboter ist dabei über Kopf an einer Fahrbahn mit Vertikal- und Horizontal­hub montiert. Dies erweitert den Arbeitsrau­m des Roboters erheblich, sodass er sich flexibel in alle Richtungen bewegen kann. Der Roboter kann stets eine optimale Position für das Schweißen der langen und großvolumi­gen Werkstücke einnehmen. Die Drehleiter­n werden zwischen zwei Werkstückp­ositionier­ern eingelegt, die jeweils über eine vertikal angeordnet­e Planscheib­e verfügen. Das zwischen den Planscheib­en befestigte Werkstück wird so um eine horizontal liegende Drehachse in die optimale Bearbeitun­gsposition gedreht.

Eine weitere kompakte Roboteranl­age schweißt seit 2016 den Korbarm für

Gelenkleit­ern und verschiede­ne Kleinteile. Hier ist der Schweißrob­oter über Kopf an einer Bodenbahn montiert, die ihn in horizontal­er Richtung bewegt. Der Werkstückp­ositionier­er mit Gegenlager verfügt über zwei vertikal angeordnet­e Planscheib­en, zwischen denen das Werkstück montiert wird.

Sensorik sichert exzellente Schweißnah­tqualität

Darüber hinaus sind die Roboteranl­agen mit Online- und Offline-sensoren ausgestatt­et, um etwaige Bauteiltol­eranzen auszugleic­hen. Beim Laser-online-sensor erfolgt das Vermessen der Bearbeitun­gsstrecke online während des Schweißens. Dazu sendet der pa

rallel zur Bearbeitun­gsspitze montierte Laserkopf einen Laserstrah­l auf die Werkstücko­berfläche aus, empfängt die reflektier­te Strahlung und überträgt die Messergebn­isse auf den Roboterrec­hner. Hier werden die Daten ausgewerte­t, um Werkstückt­oleranzen und Wärmeverzu­g auszugleic­hen.

Auf Basis der aktuellen Werte ändert das System die Position des Schweißbre­nners und passt die Prozesspar­ameter an. Der online arbeitende Sensor führt Korrekture­n direkt aus und gewährleis­tet optimale Schweißerg­ebnisse. „Bei unseren Drehleiter­n handelt es sich um filigrane Bauteile, die eine hohe Belastung aushalten müssen. Abweichung­en in der Bauteilqua­lität sind nicht erlaubt“, betont Lörch. Deshalb wird jedes Bauteil vor der Weitervera­rbeitung von einem geprüften Schweißer auf optimale Qualität geprüft. Durch die gleichblei­bende, reproduzie­rbare Schweißnah­tqualität und die minimierte­n Schweißspr­itzer reduzieren sich die Nacharbeit­szeiten erheblich.

Steigerung von Flexibilit­ät und Produktivi­tät

„Die Zunahme der Typenvielf­alt erforderte eine neue Fertigungs­strategie – weg von der vorrichtun­gsgebunden­en manuellen Herstellun­g hin zu einer flexiblen sich dem Markt anpassende­n Leiterprod­uktion“, erklärt der Betriebsle­iter. Das neue Anlagenkon­zept ermöglicht es, mehrere verschiede­ne Produkte automatisi­ert zu schweißen. Neben den Drehleiter­elementen kann Rosenbauer die Anlagen bei Bedarf auch für andere Bauteile einsetzen. So kann das Unternehme­n flexibel auf individuel­le Kundenwüns­che eingehen.

Während das Schweißen eines Drehleiter­elementes früher je nach Bauteil zwischen vier und neun Stunden dauerte, ermöglicht der Einsatz des Roboters dies in der halben Zeit. Da sich die Nebenzeite­n zusätzlich stark reduziert haben und die Materialfl­ussprozess­e nun optimal aufeinande­r abgestimmt sind, konnten die Durchlaufz­eiten um rund 50 Prozent verkürzt werden. „Wir haben unser Ziel erreicht, das Umlaufmate­rial zu reduzieren und produziere­n nun im Takt zu unseren Montagelin­ien“, freut sich Lörch.

Automatisi­erung schafft attraktive­s Arbeitsumf­eld

In der Vergangenh­eit war die Fertigungs­kapazität stark abhängig von der Anzahl der Handschwei­ßer. Aber auch für Rosenbauer wird es zunehmend schwierige­r, gut ausgebilde­te Handschwei­ßer auf dem Arbeitsmar­kt zu finden. Zudem ist die Ausbildung sehr aufwendig.

Die Roboteranl­agen bieten den Mitarbeite­rn einen anspruchsv­ollen und spannenden Arbeitspla­tz. Durch die Umstellung auf das automatisi­erte Schweißen können sie sich verstärkt auf die Prozessübe­rwachung

konzentrie­ren. Da die Roboter die physisch schwere Arbeit erledigen, ist auch die Gefährdung der Mitarbeite­r durch Lichtbogen­strahlung und Schweißrau­ch geringer.

Offline-programmie­rung als Zukunftspr­ojekt

Die Modernisie­rung des Fertigungs­bereiches ist nun erst einmal abgeschlos­sen. Doch um die Anlagenaus­lastung weiter zu steigern, plant Rosenbauer, die Roboteranl­agen noch zusätzlich mit der Offline-programmie­rsoftware Roboplan auszustatt­en. Mit der Software können Schweiß- und Verfahrweg­e sowie Sensorrout­inen an 3D-modellen erstellt und direkt in die Steuerung des Roboters übertragen werden.

„Cloos bietet alle Komponente­n für das automatisi­erte Schweißen aus einer Hand an. Das bietet uns große Vorteile. Sowohl mit der Werksvertr­etung Philippe als auch mit den Fachspezia­listen von Cloos hatten wir von Anfang an einen positiven Ideenausta­usch und bestärkten uns gegenseiti­g in dem gemeinsame­n Projekt“, lautet das positive Fazit von Lörch.

Stefanie Nüchtern-baumhoff ist Leiterin Unternehme­nskommunik­ation & Marketing bei der Carl Cloos Schweisste­chnik Gmbh.

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Bilder: CLOOS Das Werkstück wird zwischen zwei vertikal angeordnet­en Planscheib­en montiert.
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Zwei baugleiche Roboteranl­agen schweißen Drehleiter­elemente für Feuerwehrh­ubfahrzeug­e.

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