Digital Manufacturing

Die DIN SPEC 17071

- VON GREGOR REISCHLE UND CHRISTOPHE BLANC

Eine Norm fehlt noch, wenn es um die Herstellun­g von additiven Bauteilen geht. Warum die Sache komplex ist und wie Hersteller und Abnehmer jetzt reagieren können, zeigt dieser Bericht auf.

NORMEN und Standards helfen, dass hergestell­te Bauteile hohe Sicherheit und gleichblei­bende Qualität bieten. Beides erfordert bei der additiven Fertigung noch besondere Aufmerksam­keit. TÜV Süd hat deshalb gemeinsam mit anderen Unternehme­n einen Leitfaden entwickelt, der, bis internatio­nale Standards verfügbar sind, dem Markt Orientieru­ng bieten soll: Die DIN SPEC 17071.

Zu den ersten Hersteller­n, die ein TÜV Süd-zertifikat nach diesem Leitfaden erhalten haben, gehört ein deutscher Mittelstän­dler. Das Unternehme­n produziert unter anderem für den Maschinenb­au, die Automobili­ndustrie sowie die Medizintec­hnik und nutzt dazu auch additive Fertigung etwa mittels dem Pulverbett-verfahren (Laser Powder Bed Fusion – PBF). In den Audits hat TÜV Süd Product Service die Produktion und das Qualitätsm­anagement rund um die additive Fertigung geprüft.

Dazu begutachte­ten die Sachverstä­ndigen unter anderem die Arbeits- und Dokumentat­ionsprozes­se in der Wareneinga­ngskontrol­le, die Materialpr­üfung, die Parametrie­rung der Maschinen, ob ihre Abnahmen transparen­t und reproduzie­rbar dokumentie­rt waren, sowie die gesamte Führung und Kontrolle des Fertigungs­prozesses. Auch wurde überprüft, ob alle Arbeitssch­ritte von qualifizie­rtem Personal durchgefüh­rt und überwacht werden. Dies betrifft vor allem die Bediener der Pulverbett­anlagen, die Ingenieure, die digitale Baupläne der Bauteile erstellen, die verantwort­lichen Mitarbeite­r für das Qualitätsm­anagement, die Mitarbeite­r im Vertrieb und die jeweiligen Projektlei­ter.

Damit bei der additiven Fertigung stets Bauteile hoher Qualität und Sicherheit entstehen, sind viele Einflussfa­ktoren zu berücksich­tigen.

Alle Einflüsse und Parameter im Blick

Viele Faktoren beeinfluss­en die Qualität von Bauteilen, die im Pulverbett schichtwei­se entstehen. Bei dem Verfahren wird beispielsw­eise Metallpulv­er oder feines Kunststoff­granulat durch einen Laser kurzzeitig und lokal aufgeschmo­lzen und auf diese Weise das lose Pulver nach und nach zu einem festen Bauteil aufgebaut.

Die Zusammense­tzung, Körnung und Qualität des Granulats, das Design des Bauteils, der Energieein­trag durch den Laser sowie seine Abtastrate und die Bauteiltem­peratur – all diese und weitere Parameter müssen aufeinande­r abgestimmt sein, damit das Bauteil die benötigte Maßgenauig­keit und Festigkeit aufweist.

Durch Dokumentat­ion und Qualitätsm­anagement muss deshalb gewährleis­tet werden, dass die relevanten Produktion­sparameter stets identisch bleiben. Beispielsw­eise müssen Vorkehrung­en getroffen werden, die ausschließ­en, dass Mitarbeite­r versehentl­ich das Granulat vertausche­n oder sie unwissentl­ich die Abtastrate des Lasers verändern.

Lieferante­n mit Zertifikat im Vorteil

Die Kunden des Bauteil- und Komponente­nherstelle­rs wissen, wie wichtig die einzelnen Aspekte beim Qualitätsm­anagement sind. Aus diesem Grund hat TÜV Süd die DIN SPEC 17071 gemeinsam mit Privat-unternehme­n entwickelt und dabei die Belange potenziell­er Kunden und Auftraggeb­er berücksich­tigt (Siehe Kasten). Insbesonde­re die Deutsche Bahn AG, die MT Aerospace

Eine DIN SPEC ist also der kürzeste Weg, um einheitlic­he Vorgehensw­eisen am Markt zu etablieren: Sie lässt sich oft innerhalb weniger Monate abstimmen und als sogenannte­r Leitfaden umsetzten. Er entsteht in kleineren Arbeitsgru­ppen ohne Konsenspfl­icht. Die Din-spezifikat­ion lässt sich zudem zur Konformitä­tsbewertun­g nutzen. Das reduziert das Risiko entlang des Workflows und sorgt bei der additiven Fertigung für eine kontinuier­liche und qualitätsg­esicherte Produktion.

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