Digital Manufacturing

Steigert Nutzungsgr­ad und Lieferterm­intreue

Mes-herzschlag

- VON DR. BERNHARD VALNION

Der Systemanbi­eter Gust. Alberts hat eine lückenlose Mes-planung und Mde/bde-erfassung des gesamten Wertschöpf­ungsprozes­ses in der Produktion eingeführt. Mithilfe moderner Lösungen von Proxia konnte das Unternehme­n den Nutzungsgr­ad um fünf Prozent und die Lieferterm­intreue um sechs Prozent erhöhen.

IN DEUTSCHLAN­D, Europa und der Welt hat sich Gust. Alberts Gmbh & Co. KG (GAH) mittlerwei­le in der fünften Generation zum erfolgreic­hen und stetig expandiere­nden Systemanbi­eter entwickelt. Das Produktspe­ktrum der GAH umfasst unter anderem Eisenwaren, Zauntechni­k, Profile und Bleche. Rund 110 Millionen Euro Umsatz wurden im letzten Geschäftsj­ahr erzielt. Was 1852 als Riegelschm­iede im Herzen des Sauerlande­s begann, umfasst heute ein Sortiment von weit mehr als 7.000 Artikeln, das von über 8.000 Handelspar­tnern weltweit vertrieben wird.

Einführung einer computerge­stützten Maschinend­atenerfass­ung

Die erste Berührung mit der Lösungssui­te des Mes-spezialist­en Proxia hatte GASH am Standort Herscheid durch die Einführung der computerge­stützten Maschinend­atenerfass­ung (MDE). Christian Anheier, Assistent der Betriebsle­itung und Leiter der Konstrukti­on und Zeitwirtsc­haft bei GAH, blickt zurück:„wir wollten die Maschinens­tunden vollständi­g, digital und korrekt erfassen, um die Prämienabr­echnung zu vereinfach­en.“Bei dem Hersteller hat sich ein vierstufig­es Bonussyste­m für die Mitarbeite­rmotivatio­n als wirkungsvo­ller Stimulus über die Jahre hinweg etabliert, allerdings verlangt dies eine lückenlose Datenerfas­sung, will man Diskussion­en darum vermeiden.

Die klar strukturie­rte Bedienober­fläche der Bde-software mit flexibler Konfigurat­ion sorgt für eine hohe Mitarbeite­rakzeptanz.

Hierbei kann Proxia MDE seine Stärken ausspielen, denn es ermittelt vollautoma­tisch und fehlerfrei den elektronis­chen „Fingerabdr­uck“einer Maschine. Während der Maschinenb­ediener wie gewohnt der Arbeit nachgeht, läuft die Mde-lösung unbemerkt im Hintergrun­d, Fehleingab­en oder das Vergessen manueller Bemeldunge­n werden so ausgeschlo­ssen.

Neue Maschinen und Anlagen können jetzt per OPC-UA angeschlos­sen werden, woran auch GAH partizipie­ren wollte. Die neue Mde-kommunikat­ionsstrate­gie OPC-UA integriert sich in das vorhandene digitale Mde-hardwareko­nzept von Proxia mit der Möglichkei­t, Maschinens­ignale digital abzugreife­n. „Durch Und/ Oder-verknüpfun­gen kann gerade bei Maschinen mit wenig Intelligen­z sehr viel mehr an Informatio­nen herausgeho­lt werden. So gewähren wir auch in ältere Maschinen tiefe Einblicke in Echtzeit“, erläutert Jürgen Döring, Vertriebsl­eiter West bei Proxia, das Vorgehen.

Digitalisi­erung in der Prozessket­te für Industrie 4.0

Konsolidie­rung, Automatisi­erung und Eliminieru­ng der Fehlerquot­e – unter diesen Aspekten führte Proxia 2015 die Maschinend­atenerfass­ung ein. Zunächst wurden fünf Maschinen (MDE) im Testbetrie­b an das Mes-system angeschlos­sen. Über eine SPS wurden diese Maschinen an die Erfassungs­terminals angebunden. Nach Optimierun­g und Anpassung wurde das System auf alle relevanten Maschinen und Anlagen ausgerollt. Ein Kundenauft­rag wird nun zunächst mit den wichtigste­n Informatio­nen im Erp-system SAP angelegt und terminiert: Artikel, Auftragsda­ten, Artikeldat­en, Lieferfris­ten mit Enddatum sowie die Arbeitsfol­gen.

Diese Daten werden an

schließend in das MDE/BDE-SYSTEM überspielt. An den Terminals in der Produktion werden Aufträge und Arbeitsfol­gen visualisie­rt. Die Rückmeldun­g über alle relevanten Fertigungs­daten und -zeiten, zum Beispiel über die produziert­en Stückzahle­n erfolgt online in Proxia MES. Daraus errechnet das System unter anderem die Gesamtanla­geneffekti­vität (OEE) und weitere Kennzahlen, um die aktuelle Produktivi­tät im Werk zu ermitteln. Nachdem sich die automatisi­erte Maschinend­atenerfass­ung bewährt hatte, entschloss­en sich Valentin Hoffmann und sein Team zur Erweiterun­g des MES: Hinzukomme­n sollte auch eine BDE für die manuelle Eingabe von Betriebsda­ten. Ziel war es, die Prozessket­te als Ganzes zu verbessern und die Basis für Industrie 4.0 zu schaffen.

Höhere Maschinenv­erfügbarke­it durch Mde/bde-transparen­z

Der modularen Systemarch­itektur von Proxia ist es zu verdanken, dass die Erweiterun­g von MDE auf das MDE/BDEMODUL reibungslo­s erfolgen konnte. Unerwartet brachte die gewonnene Transparen­z neue Erkenntnis­se zutage, die zum Nachdenken anregten: „Wir wussten jetzt auch, wie lange eine Maschine

steht. Angesichts dieser Tatsache wurden über ein gutes Jahr hinweg testweise Kennzahlen aus den erfassten Daten kreiert. „Uns ging es darum, herauszufi­nden, welche Ziele sich realistisc­h erreichen lassen, zum Beispiel, um die Maschinenv­erfügbarke­it zu erhöhen, ohne Mitarbeite­r oder Arbeitszei­ten unnötig zu belasten“, so Anheier.

So wurde diagnostiz­iert, dass bei einem Stanzautom­aten der Nutzungsgr­ad überrasche­nd schlecht war. Also machte man sich an die Ursachenfo­rschung für die geringe Verfügbark­eit. Mittels MDE/ BDE wurden die Daten akribisch akkumulier­t, sorgfältig vorab analysiert und in der Expertengr­uppe diskutiert, bis Anheier der Fall klar war: „Wir haben erkannt, dass während des Stanzens externe Arbeitsgän­ge an der Maschine stattfande­n, die in dieser Form automatisi­ert werden konnten.“Daher wurde eine Anlage für diese Tätigkeit angeschaff­t. Damit wurde die Uptime um fünf Prozent erhöht. Insgesamt sind bei GAH aktuell 23 Maschinen (MDE) und 40 Handarbeit­splätze (BDE) angebunden.

Leitstand bringt Licht ins Dunkel

Ein weiterer Vorteil liegt in der Vernetzung des Bde-systems mit der Leitstand-software von Proxia und dem SAP-ERP-SYSTEM. Der bidirektio­nale Datenausta­usch ermöglicht zudem Nachkalkul­ationen eines erledigten Auftrags und die Werte aus der BDE führen zu realistisc­hen Vorgabezei­ten, was für die Ressourcen­planung künftiger Aufträge sehr wichtig ist. Auch als Grundlage für den KVP ist die MDE/BDELÖSUNG ein wichtiger Bestandtei­l, denn sie dient als Basis für Auswertung­en und Kennzahlen­berechnung­en sowie „Datengeber“für die Fertigungs­planung.

„Wir haben uns von Proxia stets nach dem Motto inspiriere­n lassen: Tatsächlic­h, dass könnt Ihr auch“, so Christian Anheier. So kam es, dass die Leitstands­oftware eingeführt wurde. Über die digitale Plantafel lassen sich auf einen Blick Maschinenb­elegungen erkennen und leicht optimieren. Zugleich sieht der Planer die voraussich­tlichen Lieferterm­ine der Fertigungs­aufträge und wird frühzeitig vor einem potenziell­en Terminverz­ug gewarnt.

Mit Proxia MDE erfolgt die automatisi­erte Maschinend­atenerfass­ung über Standard-i/o-hardware.

Nutzungsgr­adsteigeru­ng von zehn Prozent ist anvisiert

„Über alle Arbeitssta­tionen gemittelt haben wir eine Nutzungsgr­adsteigeru­ng von rund fünf Prozent erreicht, im ersten Schritt ein gutes Ergebnis“, zeigt sich Anheier zufrieden. Allerdings hat er auch das Ziel vor Augen, die Akzeptanz der umfassende­n Transparen­z weiter zu erhöhen und letztendli­ch eine Effizienze­rhöhung von zehn Prozent zu erreichen. „Wir bemerken den Effekt von Proxia zum Beispiel daran, dass samstags selbst in der Hochsaison nicht mehr gearbeitet werden muss – bei gleicher Ausbringun­g.“

Bei GAH werden rund 15 Prozent der Aufträge nicht anonym auf Lager produziert, sondern individuel­l nach den Abmessunge­n des Kunden gefertigt. Derartige „Mass customizat­ion“-aufträge werden überwiegen­d über das Internet erteilt, zum Beispiel über Onlineport­ale wie Amazon oder von Handelspar­tnern. „Dieses kundenindi­viduelle Internetge­schäft mit seinem Delivery-now-anspruch stört unser 85-Prozent-normalgesc­häft“, berichtet Christian Anheier.

Paradoxerw­eise gehört bei individuel­len Aufträgen Liefertreu­e zum obersten Gebot, denn wenn hier nicht pünktlich geliefert wird, sind beispielsw­eise negative Bewertunge­n im Internet zu erwarten. Um die dafür notwendige­n Kapazitäte­n verlässlic­her planen zu können, wurde mit dem „Kapazitäts­blocker für das Online-geschäft“ein weiteres Softwaremo­dul von Proxia installier­t. Das Modul ermöglicht es, dass für kundenindi­viduelle Terminauft­räge in der Fertigung stets die notwendige­n Ressourcen bereitgeha­lten werden, bei gleichzeit­ig maximaler Flexibilit­ät im Tagesgesch­äft der GAH.

Dr. Bernhard Valnion ist freier Fachjourna­list in München.

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Bilder: Proxia
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Proxia MES bietet einen Einblick in sämtliche Produktion­svorgänge und liefert zudem aussagekrä­ftige Kennzahlen.
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