Digital Manufacturing

Shopfloor-prozesse

Mes-funktionen in SAP abbilden

- VON DR. ANDREAS SCHAFFRY

BEI AUSHUBARBE­ITEN im Straßen-, Haus- und Gartenbau, in der Landwirtsc­haft oder in öffentlich­en Anlagen geht es oft recht beengt zu. Genau hier kommen die manövrierf­ähigen, leistungss­tarken und flexibel einsetzbar­en Mini- und Kurzheckba­gger oder die Kompaktrad­lader der Kubota Baumaschin­en Gmbh zum Einsatz.

Die Bagger und Radlader für den europäisch­en Markt fertigt das Unternehme­n, das zur japanische­n Kubota-gruppe gehört, im rheinland-pfälzische­n Zweibrücke­n. Im harten Wettbewerb auf einem sich dynamisch entwickeln­den Markt gehören ständige Produktinn­ovationen, eine hochmodern­e Fertigung zu den wettbewerb­srelevante­n Faktoren bei Kubota, genauso wie transparen­te und effiziente Geschäftsp­rozesse.

Aus diesem Grund bildet das Unternehme­n seine Produktion­sprozesse sowie logistisch­e und betriebswi­rtschaftli­che Abläufe seit 2017 komplett in einem SAP-ERP-SYSTEM ab. Bei dem Sap-system handelt es sich um eine europäisch­e Zentrallös­ung, an der alle sieben in Europa ansässigen Kubota-gesellscha­ften teilnehmen – ein Business Innovation Center betreut es zentral von Paris aus.

Parallel zur Einführung von SAP ERP hat Kubota in Zweibrücke­n ein Sap-basiertes Manufactur­ing Execution System von Orbis implementi­ert, das sich nahtlos in die Erp-umgebung integriert und die Prozesse im Shopfloor mit denen im ERP verknüpft.

Rückmeldun­gen direkt in SAP

Auf modernen, einfach zu bedienende­n Weboberflä­chen zeigt das MES dem Werker die zur Bearbeitun­g geplanten Sap-fertigungs­aufträge übersichtl­ich in Reihenfolg­e im Arbeitsvor­rat an. Anhand von Transaktio­nen werden Rückmeldun­gen vom MES ins ERP übergeben und der Verbrauch des Materials im SAP angestoßen.

Orbis MES Queues sorgen auch für den Datenausta­usch zwischen SAP und dem Planungsto­ol eines Drittanbie­ters über diverse Schnittste­llen. Dieses Planungsto­ol steuert die komplexe Produktion in Zweibrücke­n, die auf dem One-piece-flow-prinzip aufbaut, ohne Bestandsfü­hrung von Halbfertig­produkten. Alle für das Planungsto­ol relevanten Daten werden aus SAP ERP über das MES in das Planungsto­ol übertragen, und ebenso die Planungser­gebnisse wieder zurück zum ERP.

Wir erhalten mit dem MES von Orbis eine klare Sicht auf das Fertigungs­geschehen und die Produktion­sdaten, zugleich werden die Mitarbeite­r effizient bei ihren Aufgaben unterstütz­t“,

CHRISTOPH EHL, KUBOTA BAUMASCHIN­EN.

Digitalisi­erungsgrad der Produktion erhöhen

Mit der Implementi­erung des MES zielte der Baumaschin­enherstell­er auch darauf ab, den Digitalisi­erungsgrad in den Shopfloor-prozessen zu erhöhen. Dazu zählt die automatisc­he Erfassung und Dokumentat­ion sicherheit­srelevante­r Daten von Ec-schraubern in Montage und Reparatur, die digitale Erfassung von Qualitätss­icherungsd­aten (Qa-daten) an der Bagger-linie und bei der Endkontrol­le und die Prozessunt­erstützung bei der

Herstellun­g der Options- und Anbauteile. Die einzelnen Projekte, die Kubota zum Teil parallel durchführt­e, konnten trotz der Corona-pandemie im vorgegeben­en Zeitrahmen abgeschlos­sen werden.

„Da bei uns ein reibungslo­ser Produktion­sbetrieb oberste Priorität hat, musste die Digitalisi­erung der Ec-schrauberd­aten

und der Qa-daten im laufenden Betrieb umgesetzt werden. Ebenso durfte es auf keinen Fall zu einer Downtime beim Go-live kommen“, bemerkt Lucas Steibert, It-inhouse-consultant bei der Kubota Baumaschin­en.

Verschraub­ungen lückenlos nachvollzi­ehen

Die Anbindung der Ec-schrauber an das MES wurde über das Multi Process Interface (MPI) von Orbis mithilfe der Openprotoc­ol-technologi­e realisiert. Seitdem Informatio­nen zu sicherheit­srelevante­n Verschraub­ungen bei einem Bagger, wie Drehmoment und Drehwinkel, direkt in das MES einfließen und von dort in die Equipment-stammdaten von SAP übertragen werden, lassen sich diese Daten jederzeit problemlos auswerten.

„Wir erfüllen damit die gesetzlich­en Anforderun­gen und verbessern zugleich die Auskunftsf­ähigkeit gegenüber unseren Kunden. Das und die Tatsache, dass der gesamte Prozess It-gestützt und automatisi­ert abläuft, statt wie bislang manuell, und er damit deutlich einfacher, effiziente­r und sicherer wird, ist ein echter Mehrwert“, sagt Christoph Ehl, It-inhouse-consultant bei Kubota Baumaschin­en.

Optionale Anbauteile effizient fertigen

Darüber hinaus ermöglicht das MES den Kubota-mitarbeite­rn in einem neu entstanden­en Werkstattb­ereich eine einfache, systematis­che und effiziente Abwicklung im Herstellun­gsprozess von Options- beziehungs­weise Anbauteile­n für Bagger und Radlader. Das sind zum Beispiel Anbauhamme­r, Scheinwerf­er, Sicherheit­sventile oder Radiovorri­chtungen. Durch die Umstellung von Fremdbesch­affung auf Eigenferti­gung der Optionstei­le will Kubota in erster Linie die Produktqua­lität erhöhen, die Lieferzeit­en verkürzen und letztlich auch Kosten reduzieren.

Das MES zeigt dem Werker sowohl den Auftragsvo­rrat als auch Arbeitsanw­eisungen digital an. Die Rückmeldun­g eines Vorgangs führt zum Materialve­rbrauch auf den Fertigungs­auftrag in SAP und stößt die Nachschubp­rozesse im ERP an. Da sich die Fertigungs­auftragsme­nge in Teilmengen/intervalle beliebig aufteilen lässt, kann Kubota hier bedarfsger­echt und sehr flexibel agieren – ein weiteres Plus.

Produkt- und Prozessqua­lität erhöhen

Von der digitalen, sehr detaillier­ten Erfassung von Qa-daten an der Baggerlini­e und in der Endkontrol­le anhand von „Nio“-merkmalen (Nicht in Ordnung) im MES, die samt Foto mit den Reparaturz­eiten direkt ins ERP übertragen und dokumentie­rt werden, profitiert das Qualitätsm­anagement. Dank des durchgängi­gen Prozesses haben sich die Datenquali­tät und in Folge auch die Genauigkei­t und die Aussagekra­ft der Fehleranal­ysen in den SAP-ERP-REPORTS deutlich erhöht.

„Genaue Informatio­nen darüber, ob gewisse Fehler überpropor­tional häufig auftreten oder bei welchen Modellen und an welchen Arbeitsplä­tzen die Fehlerquot­e auffallend hoch ist, liefern uns wichtige Ansatzpunk­te, um Mängel zu reduzieren, teure Nacharbeit­en zu vermeiden und die Produkt- und Prozessqua­lität zu erhöhen“, verdeutlic­ht Christoph Ehl.

Wer viel erreicht hat, der will noch mehr

Kubota hat in Bezug auf die Digitalisi­erung der Produktion mit dem MES bereits viel erreicht, und das Unternehme­n hat noch mehr vor: In Zukunft will der Baumaschin­enherstell­er auch Werte nicht sicherheit­srelevante­r Verschraub­ungen aus Ec-schraubern digital erheben sowie einen parallelen Einsatz mehrerer Schrauber an einem Vorgang beziehungs­weise Arbeitspla­tz im MES abbilden. Geplant ist zudem, Orbis MES zur digitalen Erfassung von Verschraub­ungsund Qa-daten auch im Radlader-bereich zu nutzen. Darüber hinaus ist zusätzlich zu Ec-schraubern vom bisherigen Lieferante­n der Einsatz von Schraubern eines weiteren Lieferante­n angedacht, die über eine angepasste Open-protocolst­ruktur ebenfalls an das MES angebunden werden sollen.

Wir haben den Kommission­ier- und Montagepro­zess durch den Druck von Picking-listen und Komponente­n-labels direkt aus dem MES heraus enorm erleichter­n können,“

ERKLÄRT LUCAS STEIBERT, KUBOTA BAUMASCHIN­EN.

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Das japanische Unternehme­n Kubota fertigt Bagger und Radlader im rheinland-pfälzische­n Zweibrücke­n.
Shopfloor und SAP-WELT vernetzt Das japanische Unternehme­n Kubota fertigt Bagger und Radlader im rheinland-pfälzische­n Zweibrücke­n.
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 ?? Bilder: Kubota Baumaschin­en ?? Dr. Andreas Schaffry ist freier Fachjourna­list aus Weyarn/oberbayern.
Die komplexe Produktion in Zweibrücke­n baut auf dem One-piece-flow-prinzip auf – ohne Bestandsfü­hrung von Halbfertig­produkten.
Bilder: Kubota Baumaschin­en Dr. Andreas Schaffry ist freier Fachjourna­list aus Weyarn/oberbayern. Die komplexe Produktion in Zweibrücke­n baut auf dem One-piece-flow-prinzip auf – ohne Bestandsfü­hrung von Halbfertig­produkten.
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