Intralogistik: Fahrerlose Transportsysteme (FTS)
Käse vollautomatisch transportieren
Bei der Molkerei Vorarlberg Milch setzt man auf Automatisierungstechnik. Im Zuge der Standorterweiterung im österreichischen Feldkirch hat der Intralogistikspezialist Dematic dort ein maßgeschneidertes fahrerloses Transportsystem (FTS) installiert. Vier fahrerlose Transportfahrzeuge (FTF) übernehmen alle Transportbewegungen zwischen Reiferäumen und Pflegeanlage.
DAS „LÄNDLE“, zwischen Arlberg und Bodensee gelegen, ist traditionell von Landwirtschaft geprägt und vor allem für seine Alpenmilch bekannt. Knapp 60 Prozent aller Milchprodukte der Region stellt Vorarlberg Milch her. Insgesamt verarbeitet die vor mehr als 70 Jahren gegründete Genossenschaft heute knapp 66 Millionen Liter Milch pro Jahr. Hierfür wird die österreichische Molkerei täglich von über 500 regionalen Landwirten am Produktionsstandort in Feldkirch mit frischer Milch beliefert. Dort wird der Rohstoff dann unter strengen Hygiene- und Qualitätsrichtlinien verarbeitet. Besonders bekannt ist der Vorarlberger Bergkäse – eine treibende Kraft der gesamten
Wirtschaftsregion. Zu den größten Herausforderungen in der Herstellung zählt es, eine stets gleichbleibend hohe Qualität zu gewährleisten. Die traditionelle Schichtarbeit früherer Tage führte diesbezüglich häufig zu Schwankungen.
Heute sind moderne Produktionen oftmals automatisiert. So hat auch Vorarlberg Milch im Zuge einer Standorterweiterung kürzlich ein fahrerloses Transportsystem von Dematic installiert. „Wir versprechen uns davon eine höhere Produktivität sowie qualitativ hochwertige Endprodukte. Für uns gilt: Je weniger manueller Einsatz desto geringer die Fehlerquote“, erklärt Johannes Wehinger, Technischer Leiter der Vorarlberg Milch egen.
Zum Lieferumfang von Dematic gehörten vier fahrerlose Transportfahrzeuge (FTF) des Typs FLV 3317/CMM, die den Käse selbständig zwischen der Auf- und Abbrettanlage, den Reiferäumen sowie der Pflegeanlage transportieren. Ebenfalls im Automatisierungspaket enthalten sind eine E’nsor-steuerungseinheit und die Leitsystem-steuerungssoftware E‘tricc zur Transport- und Verkehrskontrolle.
Automatische Rezepturund Lagerverwaltung
Käse ist nicht gleich Käse. Jede Sorte hat ihre eigene Rezeptur und unterliegt unterschiedlichen Lager-, Kühl- und Pflegeprozessen. Bei Vorarlberg Milch wandern
< Dematic hat bei der Molkerei Vorarlberg Milch ein maßgeschneidertes fahrerloses Transportsystem (FTS) installiert. Vier fahrerlose Transportfahrzeuge (FTF) übernehmen dort alle Transportbewegungen zwischen Reiferäumen und Pflegeanlage und werden dabei von einer integrierten Navigationssoftware manövriert. die Laibe nach einer bis zu achtmonatigen Reifung zunächst in ein Salzbad und dann zum Abtropfen auf eine Aufbrettoder Abbrettanlage. Von dort aus befördern sie die FTF mit einer Tragfähigkeit von 1,7 Tonnen und einer Hubhöhe von 3.300 Millimetern auf ein Reifegestell. Anschließend werden diese mit einem Barcode versehen. So lassen sie sich sowohl vom Barcode-leser auf dem automatischen Fahrzeug als auch mithilfe eines mobilen Scanners identifizieren. Die Informationen werden dann in die Leitsystemsteuerungssoftware E‘tricc übertragen. „Hier laufen alle informationstechnischen Fäden zusammen, damit man sämtliche Funktionen wie gewünscht durchführen kann“, erklärt Wehinger. Denn die Software übernimmt nicht nur die Steuerung der Fahrzeuge, sondern verwaltet auch die Lagerplätze in den acht Reiferäumen sowie die dortigen Abläufe.
Verwaltung über Leitsystem-steuerungssoftware
Die Rezepturverwaltung findet ebenfalls in E‘tricc statt. Hierzu müssen zunächst die einzelnen Käse-rezepturen in die Software importiert werden. Die Rezepte bestehen aus einer Anzahl vordefinierter Behandlungen, die während der Produktion des Käses durchgeführt werden müssen. So sind zum Beispiel die Dauer der Reifungsphasen oder die Pflegemaßnahmen wie Bürsten, Brettwenden oder Käsewenden festgelegt. Sobald ein Käsegestell in einem der Reiferäume eingelagert ist, stößt die Software alle erforderlichen Transportabläufe zwischen den Reiferäumen und den Pflegemaschinen an. Ist eine Behandlung abgeschlossen, sorgt sie dafür, dass ein FTF die Produkte zur im Rezept definierten Zielposition befördert. Auf diese Weise bedienen die automatisierten Fahrzeuge das Kühl- und das Reifelager und übernehmen auch den Zu- und Abtransport der Reifegestelle an der Käsepflegeanlage. Je nach Anforderung transportiert ein FTF den Käse aus den Reiferäumen zur Käsepflegeanlage. Das Entstapeln auf die dort installierte Fördertechnik und das erneute Aufeinanderstapeln der Gestelle nach der Pflege erledigt das FTF ebenfalls.„das fahrerlose Transportsystem von Dematic sorgt dafür, die jeweiligen Abläufe en détail einzuhalten. Dadurch schaffen wir 50 Verladungen pro Stunde“, sagt Wehinger. Die Anlage ist an sieben Tagen pro Woche in jeweils drei Schichten in Betrieb.
Lückenlose Rückverfolgung der hergestellten Käse
Darüber hinaus visualisiert E‘tricc das gesamte Lager inklusive der Fördertechnik und der Pflegeanlagen. So wird dem Bediener beispielsweise der Zeitpunkt der im Rezept hinterlegten nächsten Behandlung angezeigt. Ebenfalls signalisieren unterschiedliche Farben dem Mitarbeiter die Zustände der Chargen oder ob die Pflegeanlage belegt und aktiv ist. Zudem werden die Gestelle sowie die Fahrzeugzustände dynamisch visualisiert. „Für uns bedeutet das eine enorme Erleichterung, was die exakte Rückverfolgbarkeit aller Fahrzeuge und der Käseleibe von der Einlagerung bis zur Auslagerung betrifft“, fasst Wehinger zusammen.
Steuerung über Navigationssoftware
Manövriert werden die FTF mit der integrierten Dematic-navigationssoftware E’nsor über ein vordefiniertes Layout. Die Software benutzt hierfür Sensoren und ein Ortungs- beziehungsweise Positionierungsmodul, um die Fahrzeuge durch das Layout zu steuern. Hierzu sind auf dem FTF alle Fahrrouten gespeichert, sodass es vollautomatisch Ladungen transportieren und Aktionen ausführen kann. „Dabei sind die Dematic-fahrzeuge nicht auf eine Spur festgelegt, sondern können je nach Auftrag verschiedene Wege und Lagerplätze anfahren. Abweichungen der festgelegten Routen werden verhindert“, sagt Wehinger. Aktualisierungen des Layouts sind über E‘tricc möglich. Die Software sorgt außerdem für einen optimierten Materialfluss, indem sie bestimmt, welches Fahrzeug welchen Auftrag übernimmt und dafür die schnellste Route errechnet. Über eine Schnittstelle ist die Dematic-lösung außerdem an die hauseigene Software von Vorarlberg Milch angebunden.
Reibungslose Inbetriebnahme
Die Auftragsvergabe an Dematic begründet Vorarlberg Milch einerseits mit der nachgewiesenen Expertise des Intralogistikspezialisten. Andererseits überzeugte dessen hohe Kundenorientierung. „Im Bereich der Automatisierung der Käseproduktion gehört Dematic zweifelsohne zu den Vorreitern und hat in den vergangenen Jahrzehnten eine hohe fachliche Kompetenz nachgewiesen“, betont Wehinger. Während der Projektphase habe man sich intensiv über die Eigenschafen einer für Vorarlberg Milch optimalen Lösung ausgetauscht. Die Inbetriebnahme der Fahrzeuge und die Installation der Software liefen daraufhin reibungslos. „Seitdem arbeiten wir deutlich effizienter“, resümiert Wehinger.