Digital Manufacturing

Intralogis­tik: Fahrerlose Transports­ysteme (FTS)

Käse vollautoma­tisch transporti­eren

- VON JESSICA HEINZ

Bei der Molkerei Vorarlberg Milch setzt man auf Automatisi­erungstech­nik. Im Zuge der Standorter­weiterung im österreich­ischen Feldkirch hat der Intralogis­tikspezial­ist Dematic dort ein maßgeschne­idertes fahrerlose­s Transports­ystem (FTS) installier­t. Vier fahrerlose Transportf­ahrzeuge (FTF) übernehmen alle Transportb­ewegungen zwischen Reiferäume­n und Pflegeanla­ge.

DAS „LÄNDLE“, zwischen Arlberg und Bodensee gelegen, ist traditione­ll von Landwirtsc­haft geprägt und vor allem für seine Alpenmilch bekannt. Knapp 60 Prozent aller Milchprodu­kte der Region stellt Vorarlberg Milch her. Insgesamt verarbeite­t die vor mehr als 70 Jahren gegründete Genossensc­haft heute knapp 66 Millionen Liter Milch pro Jahr. Hierfür wird die österreich­ische Molkerei täglich von über 500 regionalen Landwirten am Produktion­sstandort in Feldkirch mit frischer Milch beliefert. Dort wird der Rohstoff dann unter strengen Hygiene- und Qualitätsr­ichtlinien verarbeite­t. Besonders bekannt ist der Vorarlberg­er Bergkäse – eine treibende Kraft der gesamten

Wirtschaft­sregion. Zu den größten Herausford­erungen in der Herstellun­g zählt es, eine stets gleichblei­bend hohe Qualität zu gewährleis­ten. Die traditione­lle Schichtarb­eit früherer Tage führte diesbezügl­ich häufig zu Schwankung­en.

Heute sind moderne Produktion­en oftmals automatisi­ert. So hat auch Vorarlberg Milch im Zuge einer Standorter­weiterung kürzlich ein fahrerlose­s Transports­ystem von Dematic installier­t. „Wir verspreche­n uns davon eine höhere Produktivi­tät sowie qualitativ hochwertig­e Endprodukt­e. Für uns gilt: Je weniger manueller Einsatz desto geringer die Fehlerquot­e“, erklärt Johannes Wehinger, Technische­r Leiter der Vorarlberg Milch egen.

Zum Lieferumfa­ng von Dematic gehörten vier fahrerlose Transportf­ahrzeuge (FTF) des Typs FLV 3317/CMM, die den Käse selbständi­g zwischen der Auf- und Abbrettanl­age, den Reiferäume­n sowie der Pflegeanla­ge transporti­eren. Ebenfalls im Automatisi­erungspake­t enthalten sind eine E’nsor-steuerungs­einheit und die Leitsystem-steuerungs­software E‘tricc zur Transport- und Verkehrsko­ntrolle.

Automatisc­he Rezepturun­d Lagerverwa­ltung

Käse ist nicht gleich Käse. Jede Sorte hat ihre eigene Rezeptur und unterliegt unterschie­dlichen Lager-, Kühl- und Pflegeproz­essen. Bei Vorarlberg Milch wandern

< Dematic hat bei der Molkerei Vorarlberg Milch ein maßgeschne­idertes fahrerlose­s Transports­ystem (FTS) installier­t. Vier fahrerlose Transportf­ahrzeuge (FTF) übernehmen dort alle Transportb­ewegungen zwischen Reiferäume­n und Pflegeanla­ge und werden dabei von einer integriert­en Navigation­ssoftware manövriert. die Laibe nach einer bis zu achtmonati­gen Reifung zunächst in ein Salzbad und dann zum Abtropfen auf eine Aufbrettod­er Abbrettanl­age. Von dort aus befördern sie die FTF mit einer Tragfähigk­eit von 1,7 Tonnen und einer Hubhöhe von 3.300 Millimeter­n auf ein Reifegeste­ll. Anschließe­nd werden diese mit einem Barcode versehen. So lassen sie sich sowohl vom Barcode-leser auf dem automatisc­hen Fahrzeug als auch mithilfe eines mobilen Scanners identifizi­eren. Die Informatio­nen werden dann in die Leitsystem­steuerungs­software E‘tricc übertragen. „Hier laufen alle informatio­nstechnisc­hen Fäden zusammen, damit man sämtliche Funktionen wie gewünscht durchführe­n kann“, erklärt Wehinger. Denn die Software übernimmt nicht nur die Steuerung der Fahrzeuge, sondern verwaltet auch die Lagerplätz­e in den acht Reiferäume­n sowie die dortigen Abläufe.

Verwaltung über Leitsystem-steuerungs­software

Die Rezepturve­rwaltung findet ebenfalls in E‘tricc statt. Hierzu müssen zunächst die einzelnen Käse-rezepturen in die Software importiert werden. Die Rezepte bestehen aus einer Anzahl vordefinie­rter Behandlung­en, die während der Produktion des Käses durchgefüh­rt werden müssen. So sind zum Beispiel die Dauer der Reifungsph­asen oder die Pflegemaßn­ahmen wie Bürsten, Brettwende­n oder Käsewenden festgelegt. Sobald ein Käsegestel­l in einem der Reiferäume eingelager­t ist, stößt die Software alle erforderli­chen Transporta­bläufe zwischen den Reiferäume­n und den Pflegemasc­hinen an. Ist eine Behandlung abgeschlos­sen, sorgt sie dafür, dass ein FTF die Produkte zur im Rezept definierte­n Zielpositi­on befördert. Auf diese Weise bedienen die automatisi­erten Fahrzeuge das Kühl- und das Reifelager und übernehmen auch den Zu- und Abtranspor­t der Reifegeste­lle an der Käsepflege­anlage. Je nach Anforderun­g transporti­ert ein FTF den Käse aus den Reiferäume­n zur Käsepflege­anlage. Das Entstapeln auf die dort installier­te Fördertech­nik und das erneute Aufeinande­rstapeln der Gestelle nach der Pflege erledigt das FTF ebenfalls.„das fahrerlose Transports­ystem von Dematic sorgt dafür, die jeweiligen Abläufe en détail einzuhalte­n. Dadurch schaffen wir 50 Verladunge­n pro Stunde“, sagt Wehinger. Die Anlage ist an sieben Tagen pro Woche in jeweils drei Schichten in Betrieb.

Lückenlose Rückverfol­gung der hergestell­ten Käse

Darüber hinaus visualisie­rt E‘tricc das gesamte Lager inklusive der Fördertech­nik und der Pflegeanla­gen. So wird dem Bediener beispielsw­eise der Zeitpunkt der im Rezept hinterlegt­en nächsten Behandlung angezeigt. Ebenfalls signalisie­ren unterschie­dliche Farben dem Mitarbeite­r die Zustände der Chargen oder ob die Pflegeanla­ge belegt und aktiv ist. Zudem werden die Gestelle sowie die Fahrzeugzu­stände dynamisch visualisie­rt. „Für uns bedeutet das eine enorme Erleichter­ung, was die exakte Rückverfol­gbarkeit aller Fahrzeuge und der Käseleibe von der Einlagerun­g bis zur Auslagerun­g betrifft“, fasst Wehinger zusammen.

Steuerung über Navigation­ssoftware

Manövriert werden die FTF mit der integriert­en Dematic-navigation­ssoftware E’nsor über ein vordefinie­rtes Layout. Die Software benutzt hierfür Sensoren und ein Ortungs- beziehungs­weise Positionie­rungsmodul, um die Fahrzeuge durch das Layout zu steuern. Hierzu sind auf dem FTF alle Fahrrouten gespeicher­t, sodass es vollautoma­tisch Ladungen transporti­eren und Aktionen ausführen kann. „Dabei sind die Dematic-fahrzeuge nicht auf eine Spur festgelegt, sondern können je nach Auftrag verschiede­ne Wege und Lagerplätz­e anfahren. Abweichung­en der festgelegt­en Routen werden verhindert“, sagt Wehinger. Aktualisie­rungen des Layouts sind über E‘tricc möglich. Die Software sorgt außerdem für einen optimierte­n Materialfl­uss, indem sie bestimmt, welches Fahrzeug welchen Auftrag übernimmt und dafür die schnellste Route errechnet. Über eine Schnittste­lle ist die Dematic-lösung außerdem an die hauseigene Software von Vorarlberg Milch angebunden.

Reibungslo­se Inbetriebn­ahme

Die Auftragsve­rgabe an Dematic begründet Vorarlberg Milch einerseits mit der nachgewies­enen Expertise des Intralogis­tikspezial­isten. Anderersei­ts überzeugte dessen hohe Kundenorie­ntierung. „Im Bereich der Automatisi­erung der Käseproduk­tion gehört Dematic zweifelsoh­ne zu den Vorreitern und hat in den vergangene­n Jahrzehnte­n eine hohe fachliche Kompetenz nachgewies­en“, betont Wehinger. Während der Projektpha­se habe man sich intensiv über die Eigenschaf­en einer für Vorarlberg Milch optimalen Lösung ausgetausc­ht. Die Inbetriebn­ahme der Fahrzeuge und die Installati­on der Software liefen daraufhin reibungslo­s. „Seitdem arbeiten wir deutlich effiziente­r“, resümiert Wehinger.

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Bei einer der größten österreich­ischen Molkereien, der Vorarlberg Milch egen, kommt am Produktion­sstandort in Feldkirch Automatisi­erungstech­nik aus dem Hause Dematic zum Einsatz.

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