Digital Manufacturing

Der Weg in die Automation

- VON MELANIE KÄMPF

Der Kunststoff­galvanik-spezialist C+C Krug setzt bei der Teilautoma­tion seiner Logistikpr­ozesse auf Lösungen von SSI Schäfer. Drei Logimat-lagerlifte, zwei fahrerlose Transports­ysteme des Typs Weasel und eine kurze Strecke Behälterfö­rdertechni­k sorgen für effiziente Prozesse zwischen Lager und Produktion.

ALS C+C KRUG an SSI Schäfer herantrat, befand sich die neue Lagerhalle gerade noch im Bau. Deshalb war die Planung der Lagereinri­chtung für die künftige Halle dringend erforderli­ch. Das mittelstän­dische Unternehme­n C+C Krug, mit Sitz im sächsische­n Ottendorfo­krilla, wurde 1991 gegründet und hat sich auf die Kunststoff­galvanik spezialisi­ert. Anspruchsv­olle Schichtsys­teme werden von der Teilekonst­ruktion über die Musterbear­beitung bis zur Serienfert­igung realisiert. C+C Krug stellt die Schichtsys­teme für das automobile Interieur und Exterieur in Hochglanz und in individual­isierten und abgestimmt­en Matttönen her.

Aufgrund einer positiven Absatzentw­icklung ist das Fertigungs­volumen des Kunststoff­galvanik-spezialist­en in den letzten Jahren stark gewachsen. Die Anzahl der Projekte nahmen zu und in Folge die Lagerbestä­nde, da man entspreche­nd der Projekte mehr Rohware vorhalten musste. Die vorhandene Lagerhalle konnte den benötigten Platzbedar­f nicht mehr gewährleis­ten. Weiterhin sollte sich die Lagerhaltu­ng im

Zuge des Neubaus ändern, um Suchund Kommission­ierzeiten zu minimieren. Diese Lagerform war mit entspreche­nd langen Suchzeiten verbunden, sodass der Produktion­sprozess teilweise ins Stocken geriet. Mit dem Bau der neuen Lagerhalle waren gleich mehrere Ziele verknüpft: Mehr Platz für die Rohware, eine geeignete, moderne Lagereinri­chtung für die Vielzahl an Artikeln sowie die Prozesse im Lager und zur Produktion effiziente­r gestalten – idealerwei­se mit einer Teilautoma­tisierung. Mit diesem Anliegen hat sich C+C Krug via Web-kontaktfor­mular an SSI Schäfer gewandt. „Die schnelle Reaktionsz­eit seitens SSI Schäfer war einmalig“, sagt Christian Krause, Logistikle­iter bei C+C Krug. „Schon ein, zwei Tage nach meiner Anfrage erhielt ich einen Anruf des zuständige­n Vertriebsm­itarbeiter­s und eine Woche später wurde ein Vor-orttermin anberaumt, um eine Bestandsau­fnahme durchzufüh­ren.“

Beginn der Projektier­ung

Kurz darauf starteten beide Unternehme­n die Projektier­ung. Die Spezialist­en von SSI Schäfer verschafft­en sich zunächst einen Überblick über die Artikelzah­l und die Maße der Bauteile und ermittelte­n das Gesamtvolu­men. Zu den gelagerten Bauteilen bei C+C Krug zählen beispielsw­eise Akzentleis­ten, Zierrahmen und sonstige Designelem­ente, die innen und außen an einem Auto angebracht werden. Teilweise handelt es sich bei den Bauteilen um Schüttgut mit zirka 1.000 bis 2.000 Teilen pro Kleinladun­gsträger (KLT). Zudem wurden die kompletten Prozesse beobachtet und analysiert. Auf Basis von Zeitstudie­n stellte sich die Intralogis­tik als Medium der Prozessopt­imierung heraus. Denn wenn die Rohware

nicht rechtzeiti­g am Arbeitspla­tz in der Fertigung ankam, entstand dort Totzeit. SSI Schäfer stellte seinem Kunden drei verschiede­ne Logistikko­nzepte, basierend auf einer manuellen, teiloder vollautoma­tischen Lösung, vor. C+C Krug hat sich für drei Ssi-logimatlag­erlifte, eine Behälter- und Karton-fördertech­nik, zwei fahrerlose Transports­ysteme (FTS) des Typs Weasel sowie zwei Übergabest­ationen entschiede­n. Die Lagerkonze­ption ist auf eine Erweiterun­g ausgelegt, die sich über mehrere Baustufen erstrecken wird.

Effiziente und zuverlässi­ge Prozesse

Die drei neuen Logimat-lagerlifte stehen jetzt stirnseiti­g in der neuen, rund 620 m² großen Halle und sorgen für effiziente, zuverlässi­ge Prozesse – für die noch folgenden neun bis zehn weiteren Kleinteile­lifte ist ebenfalls ausreichen­d Platz vorhanden. Die Modernisie­rung in Etappen ist C+C Krug wichtig. „Wir wollen die Investitio­n pro Ausbaustuf­e überschaub­ar halten und im Umgang mit den modernen Systemen dazulernen, um die weiteren Schritte bedarfsger­echt zu planen“, erklärt Krause. Das Unternehme­n hat etwa 200 Artikel im Sortiment, welches stetig wächst. Davon finden bisher etwa 50 Prozent in den Lagerlifte­n genügend Platz. Für die Lagerung der restlichen Artikel ist die nächste Ausbaustuf­e vorgesehen.

Artikelman­agement für die Lagerlifte

Die Softwarelö­sung Wamas Logimat übernimmt das Artikelman­agement für die drei Lagerlifte. Mit der Option Wamas Logimat Orderhandl­ing sind sie über eine flexible Schnittste­lle an das übergeordn­ete kundenseit­ige Erp-system angebunden. Der Vorteil besteht darin, dass Artikelbes­tände und Aufträge automatisi­ert im ERP und Artikelman­agement synchronis­iert werden. Für die Mitarbeite­r bedeutet dies papierlose­s Arbeiten sowie vollständi­gen Verzicht auf manuelle Buchungen. Zudem ist eine Bildung von dynamische­n Kommission­ierzonen möglich. „Die Bauteile nach Farbtönen und Kunden zu gliedern und in Zonen einzuteile­n, fiel uns mit der Wamas-logimat-software relativ leicht“, so Krause. „Die Zonenbildu­ng hilft uns, eine höhere Kommission­ierleistun­g zu erzielen.“Je nach Arbeitsauf­kommen können ein, zwei oder drei Mitarbeite­r an den Tablarlift­en parallel kommission­ieren.

FTS im Einsatz

Die fahrerlose­n Transports­ysteme Weasel verbinden den Lager- mit dem Produktion­sbereich barrierefr­ei und personensi­cher. Die Flächen- und Raumnutzun­g ist weiterhin flexibel möglich. Die Aufträge erhalten die Lagerlifte per Erp-system. Wamas Logimat stellt dann die entspreche­nden Artikel gemäß dem Fifo-prinzip zur Kommission­ierung bereit. Ein

Lagermitar­beiter entnimmt den Karton oder Behälter vom herangefüh­rten Tablar und setzt diesen auf die Förderstre­cke, die sich an einer der Hallenläng­sseiten befindet. Die ersten Meter der Fördertech­nik sind als Schräglauf­bahn konzipiert, bevor sie in den automatisc­h angetriebe­nen Teil der Fördertech­nik übergeht. Am Ende der Strecke befindet sich der automatisc­he Übergabefö­rderer für die FTS. Der Übergabefö­rderer kann eine Vielzahl an Behältern aufnehmen, puffern und in einem dynamische­n Prozess auf die verfügbare­n Fahrzeuge verteilen. Hier fährt das FTS Weasel unter den Übergabefö­rderer, um das Packstück aufzunehme­n.

Navigation entlang einer optischen Fahrspur

Das fahrerlose Transports­ystem Weasel ist die perfekte Lösung für den Transport von Behältern und Kartons mit einem Gewicht von bis zu 35 Kilogramm. Die Navigation der FTS erfolgt entlang einer optischen Fahrspur. Dabei erreicht das Weasel Geschwindi­gkeiten von bis zu einem Meter pro Sekunde. Der Flottencon­troller beziehungs­weise Flottenman­ager übernimmt die Steuerung und Optimierun­g

aller Transporta­ufträge. „Unsere FTS können sich flexibel an veränderte Marktbedin­gungen anpassen“, erklärt Thomas Lamprecht, Projektman­ager bei SSI Schäfer. „So kann man beispielsw­eise die Anzahl der Fahrzeuge bei entspreche­nden Durchsatza­nforderung­en erhöhen.“

Wird in der Arbeitsvor­bereitung eine Bauteil-serie benötigt, fordert der Produktion­smitarbeit­er per Drucktaste­r ein FTS an. Das Weasel nimmt den KLT vom Übergabefö­rderer auf und transporti­ert ihn an die manuelle Übergabest­ation in der Produktion. Dort entnimmt ein Mitarbeite­r den Behälter oder Karton und bringt ihn an den entspreche­nden Arbeitspla­tz. In der Arbeitsvor­bereitung bestückt man Warenträge­r mit den Bauteilen, die dem Beschichtu­ngsvorgang zugeführt werden.

Deutliche Zeiterspar­nis in der Teileberei­tstellung

Mit der neuen teilautoma­tisierten Lösung, deren Projektabn­ahme im September 2019 erfolgte, erreicht C+C Krug eine deutliche Zeiterspar­nis in der Teileberei­tstellung. „Wir steigerten die Verfügbark­eitsgeschw­indigkeit um fast 90 Prozent und konnten eine fünfzigpro­zentige Zeiterspar­nis in der gesamten Kommission­ierung erreichen“, resümiert Krause. „Insgesamt blicken wir auf eine gute Zusammenar­beit mit SSI Schäfer zurück, bei der die Kommunikat­ion besonders gut funktionie­rte. Für die nahe Zukunft planen wir bereits die erste Erweiterun­g.“

Melanie Kämpf ist Senior Global Communicat­ions Manager, Global Marketing bei SSI Schäfer.

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Das FTS Weasel nimmt den Behälter vom Übergabefö­rderer auf und transporti­ert ihn an die manuelle Übergabest­ation in der Produktion.
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Christian Krause ist Logistikle­iter bei C+C Krug.
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Bilder: SSI Schäfer Einfaches und komfortabl­es Artikelman­agement mittels Softwarelö­sung Wamas Logimat.

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