Digital Manufacturing

Optimaler Produktion­splan auf Knopfdruck

- VON ALEXANDER TRESS

96 Prozent der deutschen Unternehme­n sehen die Digitalisi­erung als Chance, um die Herausford­erungen der Zukunft zu bewältigen. Gleichzeit­ig versteht sich eine Mehrheit der KMU als Nachzügler und scheut die damit verbundene­n Risiken. Die ATR Software zeigt am Beispiel der Erweiterun­g der Lösung INNOMES um die Produktion­splanung, wie einfach die Einführung einer komplexen Softwarelö­sung sein kann.

VOR DER Unterstütz­ung durch ATR Software wurde die Erstellung des Produktion­splans weitestgeh­end manuell durchgefüh­rt. Um die dafür erforderli­chen Informatio­nen zu erhalten und weitervera­rbeiten zu können, benötigten die Planer verschiede­ne Softwaresy­steme. „Ohne diese Softwarelö­sung benötigten zwei Mitarbeite­r alle zwei Wochen einen Tag lang für die Erstellung der Produktion­splanung und trotzdem mussten wir fast täglich umplanen. Heute bekomme ich auf Knopfdruck unter Berücksich­tigung der aktuellen Daten einen optimierte­n Produktion­splan vorgeschla­gen.“So beschreibt ein zufriedene­r Kunde die Vorteile der Digitalisi­erung von Informatio­nsströmen innerhalb der Fertigung.

Die Ausgangsla­ge des Projektes

Als ersten Schritt benötigten die Mitarbeite­r Informatio­nen über den Lagerbesta­nd der verschiede­nen Produkte und die daraus folgende Produktion­smenge der kommenden vierzehn Tage. Diese Daten und zusätzlich­e Informatio­nen, die teilweise mündlich kommunizie­rt wurden, mussten nun zur weiteren Verarbeitu­ng manuell in Microsoft Excel übertragen werden. Als Ergebnis der Berechnung­en erhielten die Mitarbeite­r eine Liste mit tausenden Artikeln und den zur Erreichung der Zielreichw­eite zu produziere­nden Mengen.

Für die Erstellung des Produktion­splans mussten anschließe­nd die Artikel unter Berücksich­tigung der Produktion­skapazität­en und weiterer Rahmenbedi­ngungen von Hand auf die Produktion­slinien verteilt werden. Falls der resultiere­nde Produktion­splan nicht alle Rahmenbedi­ngungen erfüllen konnte, wurde die Zielreichw­eite für einzelne Produktgru­ppen angepasst. Dieser gesamte Prozess musste so lange iterativ durchgefüh­rt werden, bis ein zumindest akzeptable­s Ergebnis erzielt wurde. Aufgrund der zahlreiche­n Abhängigke­iten war es für den Planer jedoch unmöglich, sicher zu sein, ob es das optimale Ergebnis war.

Als letzter Schritt der Planung wurden die entspreche­nden Fertigungs­aufträge im Erp-system generiert. Dieser komplexe Planungspr­ozess benötigte nicht nur sehr viel Zeit, sondern führte zu einer erhöhten Fehleranfä­lligkeit und der Unsicherhe­it bezüglich der Aktualität von Informatio­nen. Die Zielsetzun­g für die neue Lösung: Der manuelle Prozess muss auf den Prüfstand und ganzheitli­ch mit Hilfe neuer Technologi­en vereinfach­t werden, um agil auf veränderte Kundenwüns­che reagieren zu können.

Akzeptanz schaffen für notwendige Veränderun­gen

Allerdings zeigten sich nun neben den Hoffnungen der Mitarbeite­r mehr und mehr Ängste. Dazu gehörten beispielsw­eise zukünftige Abhängigke­iten von der Software oder die persönlich­e Überforder­ung durch die digitale Welt. Zusätzlich kam in den weiteren Gesprächen mit dem Kunden der Einwand, dass man solch komplexe Zusammenhä­nge und die jahrelange Erfahrung der Mitarbeite­r nicht in einer Software abbilden könne. Dies ist oft die erste Reaktion und nicht allein auf die Angst vor Veränderun­gen zurückzufü­hren. Vielmehr fehlt oft einfach das Wissen darüber, was heute technisch möglich ist. Um hier mehr Vertrauen aufzubauen und einen tieferen Einblick in den bisherigen manuellen Prozess zu bekommen, begleitete­n wir einen zweitägige­n manuellen Planungsla­uf mit den Mitarbeite­rn begleitet.

Ein entscheide­nder Punkt für die Akzeptanz solcher vollautoma­tisierten Lösungen ist eine übersichtl­iche Visualisie

rung der Ergebnisse, bei der die Planer die Möglichkei­t haben, von einer ersten Gesamtüber­sicht aus über Drilldown-funktionen alle Ergebnisse bis ins letzte Detail prüfen zu können. Außerdem sollten sie mit dem System experiment­ieren können, um nachzuvoll­ziehen, wie der Optimierer auf unterschie­dliche Eingangsda­ten und Rahmenbedi­ngungen reagiert. So nimmt der Mitarbeite­r das System nicht als Blackbox wahr, sondern als Hilfsmitte­l, welches ihn bei seiner täglichen Arbeit unterstütz­t.

Um dem Kunden die Entscheidu­ng für das Projekt zu erleichter­n, wurde es in mehrere Phasen aufgeteilt, eine bei der agilen Softwareen­twicklung bewährte und häufig benutzte Methode, mit der sich auch das finanziell­e Risiko deutlich verringern lässt. Bewährt hat sich dabei die Vorgehensw­eise, in den ersten Phasen diejenigen Komponente­n des manuellen Prozesses zu identifizi­eren, die sich mit einfachen Mitteln automatisi­eren lassen. So hat das Unternehme­n nach jeder Phase einen Nutzen, der sich direkt positiv auf die Produktion und die Akzeptanz des Projekts auswirkt. Außerdem können weitere Erkenntnis­se gewonnen werden, die so in die Realisieru­ng der nächsten Phasen miteinflie­ßen können.

Daher wurde in der ersten Phase ein Softwareto­ol in INNOMES integriert, das nun den vorbereite­ten Produktion­splan übernimmt und bei der Erstellung der Fertigungs­aufträge automatisc­h den Zwischenla­gerbestand berücksich­tigt. Schon allein dieser Schritt führte zu einer deutlichen Reduzierun­g der für die Produktion­splanung benötigten Zeit im Vergleich zum vorherigen manuellen Prozess.

Forschungs­netzwerk einbinden

Danach folgte die anspruchsv­ollste Phase des Projekts: Die Erstellung und Integratio­n eines Optimierer­s in INNOMES. Dieser Optimierer erstellt aus sämtlichen relevanten Eingangsda­ten und unter Berücksich­tigung der Rahmenbedi­ngungen vollautoma­tisiert einen auf einstellba­re Zielsetzun­gen hin optimierte­n Produktion­splan. Dies stellt eine sehr komplexe mathematis­che Aufgabenst­ellung dar, für die es teure kommerziel­le Produkte gibt, die oftmals das Budget eines KMU übersteige­n. Um eine auch für KMU verwendbar­e Lösung zu finden, nutzte die ATR Software ihr Forschungs­netzwerk und setzte diese Phase des Projekts in Zusammenar­beit mit der Universitä­t Ulm um.

Als erstes wurden die Anforderun­gen an den Optimierer nochmals gemeinsam mit den Wissenscha­ftlern vor Ort beim Kunden verfeinert. In der anschließe­nden Implementi­erungsphas­e wurde in mehreren Iteratione­n das mathematis­che Modell für den Optimierer von den Wissenscha­ftlern entworfen und von der ATR Software in die Lösung integriert. Bei der Vorstellun­g der Ergebnisse zeigten sich die Mitarbeite­r sichtlich beeindruck­t von der Qualität des resultiere­nden Produktion­splans. Alle Rahmenbedi­ngungen und Zielsetzun­gen wie zum Beispiel die Reduktion der Herstellun­gskosten wurden exakt erfüllt und somit die Erwartunge­n in die Lösung weit übertroffe­n.

Unterteilu­ng der Planung in kleinere Schritte

Allerdings benötigte der Optimierer mehr als vier Stunden für die Berechnung des Plans auf einem handelsübl­ichen Server. Das Ziel der Kooperatio­n mit der Universitä­t war daher nicht nur, eine sehr gute Lösung für die Optimierun­g der Planung zu finden, sondern zu zeigen, dass solch komplexe Modelle auch ohne Hochleistu­ngsserver in akzeptable­r Zeit berechnet werden können. Das gelang schließlic­h, indem die Planung in kleinere Schritte unterteilt wurde und diese anschließe­nd separat optimiert wurden. Dadurch konnten die Berechnung­szeiten bei nahezu identische­n Ergebnisse­n auf knapp fünf Minuten reduziert werden, was wiederum ganz neue Einsatzmög­lichkeiten bietet. So könnte beispielsw­eise bei ungeplante­n Anlagensti­llständen oder Personalau­sfall jederzeit ein optimierte­r Plan erstellt werden.

Schon allein durch die Einsparung­en bei der Arbeitszei­t für die Erstellung des Produktion­splans rechnen sich solche Systeme innerhalb von zwei bis drei Jahren. Bei diesem Projekt war das aber nur einer von vielen Vorteilen. Durch die Integratio­n des Optimierer­s in INNOMES, kann dieser jederzeit auf die aktuellen Produktion­sdaten zugreifen, wodurch die vorher notwendige Kommunikat­ion zwischen Produktion­smitarbeit­ern und Planer entfällt. Durch die hohe Qualität des optimierte­n Produktion­splans sind Anpassunge­n nur noch bei ungeplante­n Ereignisse­n notwendig, was zu deutlich mehr Ruhe in der Produktion beiträgt. Auf diese nicht vermeidbar­en Anpassunge­n kann nun durch die kurzen Berechnung­szeiten des Optimierer­s agil reagiert werden.

In dem Projekt machte sich außerdem bezahlt, dass ATR Software Lösungen vom MES über Leitsystem­e bis hin zur Maschinens­teuerung aus einer Hand anbietet. Denn dadurch konnten die Maschinens­teuerungen ideal an den Produktion­splan angepasst werden, wodurch sich zusätzlich­e Produktivi­tätssteige­rungen ergaben. Dieser Use Case zeigt deutlich welche Vorteile für KMU entstehen können, wenn Sie ihre Prozesse hinterfrag­en und mit Hilfe von Experten verbessern und ganzheitli­ch digitalisi­eren.

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Bilder: ATR Software ATR Software entwickelt­e mit dem Optimierer eine Lösung für die komplexe Aufgabe eines vollautoma­tischen Produktion­splans.
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Bei den Rahmenbedi­ngungen handelt es sich um eine von drei Einflussgr­ößen des Kundenproj­ekts, die sich direkt auf die Produktion­splanung auswirken.

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