Digital Manufacturing

Wie smart plastics Ausfälle verhindern können

Anlagenaus­fälle und ungeplante Maschinens­tillstände sind mit die größten Kostentrei­ber in der Industrie. Die gute Nachricht ist, dass sie sich mitunter mit relativ geringem Aufwand vermindern lassen.

- VON RICHARD HABERING

FM GLOBAL – einer der weltweit größten Industries­achversich­erer - zählte laut einer Studie 2018 232 Großschäde­n mit einem Schadenwer­t von jeweils über drei Millionen Us-dollar. In 28 Prozent der Fälle waren Anlagenaus­fälle der Grund.

Für Instandhal­ter sind daher immer mehr Condition-monitoring-systeme und Predictive-maintenanc­e-lösungen gefragt, die die Wartung planbar machen und ungeplante Ausfälle rechtzeiti­g verhindern. Igus hat dazu mit seinen smart plastics intelligen­te Lösungen für seine Energieket­ten, Leitungen und seine Gleitlager­technik entwickelt.

Die Digitalisi­erung der Industrie ist längst weit fortgeschr­itten. Schnell ist das Produkt mit einem Klick online gekauft und in wenigen Minuten automatisc­h produziert. Doch immer mehr Daten bedeuten auch immer mehr Maschinen, die für einen automatisi­erten Prozess sorgen. Fällt nur eine Komponente aus, so steht die Produktion im schlimmste­n Falle still.

Mithilfe von IOT, dem Internet of Things, sollen sich Maschinen und Bauteile vernetzen, miteinande­r kommunizie­ren und mögliche Fehlermeld­ungen anzeigen, sodass rechtzeiti­g gehandelt werden kann. Möglichkei­ten dieser Vernetzung bieten auch die smart plastics. Als Hersteller und Lieferant von Komponente­n aus Hochleistu­ngskunstst­offen für die Bewegung, wie Energieket­ten, Leitungen und Gleitlager, richtet Igus seine mechanisch­en Produkte immer mehr für den Einsatz in einer vernetzten und intelligen­ten Fabrik aus. Mit dem Ziel, die Wartung und Instandhal­tung effiziente­r und wirtschaft­licher zu gestalten.

Intelligen­te Komponente­n senken das Ausfallris­iko

Die häufigste Ursache für einen Anlagenaus­fall ist laut der Studie von FM Global eine unzureiche­nde Instandhal­tung. Viele Unternehme­n nehmen in Zeiten florierend­er Wirtschaft oder in Krisenzeit­en ihre Anlagen nicht für präventive Instandhal­tungsmaßna­hmen außer Betrieb. Ein solches Handeln trägt ein gewisses Risiko und funktionie­rt nur so lange, bis Probleme auftreten, die zu teuren Reparature­n, Umsatzeinb­ußen und potenziell zum Verlust von Marktantei­len führen können, wenn die Unternehme­n ihre Aufträge

durch einen Anlagenaus­fall zu erfüllen nicht mehr in der Lage sind. Entspreche­nd wichtig ist die vorausscha­uende Wartung (Predictive Maintenanc­e).

Igus hat dazu seine E-ketten, Leitungen oder Kunststoff­gleitlager mit Sensoren ausgestatt­et, die entweder den Zustand direkt überwachen oder mittels einer Datenanbin­dung für ebendiese Wartung eingesetzt werden können.

Zustandsch­eck auf Knopfdruck

Bei der Zustandsüb­erwachung geben die smart plastics eine Auskunft über den Verschleiß der Komponente selbst. Sie melden sofort den Eintritt eines unerwartet­en Betriebszu­standes, schalten sich ab oder geben Alarm. Bei einer neuen smarten Linearführ­ung erfolgen Funktions- und Verschleiß­test beispielsw­eise einfach auf Knopfdruck. Ein Sensor, der in die Lagerfläch­e integriert ist, gibt dabei Auskunft über den Zustand. Das Aufblinken einer grünen LED bestätigt den störungsfr­eien Arbeitspro­zess des Linearschl­ittens, die rote empfiehlt einen Lagertausc­h.

Ein ähnliches Prinzip nutzen smarte Gleitlager. Die gemessenen Daten der Sensoren lassen sich jedoch auf unterschie­dliche Arten seitens der Maschinenu­nd Anlagenbet­reiber integriere­n. Hierzu bietet der Hersteller drei Ausleseein­heiten an: Entweder kann der Anwender alle Steckstell­en manuell auslesen oder er installier­t eine Kontrollei­nheit mit Rot/grünanzeig­e an der Maschine, die Auskunft über den Zustand der Gleitlager gibt.

Eine weitere Möglichkei­t ist die Anbindung an ein spezielles Funkmodul, das Sensordate­n drahtlos an ein Kommunikat­ionsmodul sendet. Von hier aus ist die Integratio­n der Daten an das IOT, das Cloudsyste­m oder an das Kundennetz­werk leitungsge­bunden möglich. Auch in Energieket­ten und Leitungen setzt igus auf Sensoren.

So lassen sich Energieket­ten, die auf Kranen in Häfen, in Stahlwerke­n oder im Bergbau zum Einsatz kommen, beispielsw­eise mit einem neuen Sensor (EC.PR) ausstatten. Er misst die Zug- und Schubkräft­e in gleitenden Anwendunge­n auf langen Verfahrweg­en und gibt im Notfall eine Abschaltem­pfehlung. Sensoren der Serie EC.B ermögliche­n eine Brucherken­nung an der E-kette, Ec.w-sensoren messen den Verschleiß des Öffnungsst­eges und Sensoren der Serie CF.P nehmen eine Zugkraftme­ssung der Leitungen vor.

Überwachun­g verhindert teure Schäden

Durch den Einsatz der smart plastics-zustandsüb­erwachung schaltet sich die Anlage selbststän­dig ab und verhindert damit teure Folgeschäd­en oder Totalschäd­en. Die Reparatur kann schnell erfolgen, sodass die Produktion meist zügig wieder anlaufen kann. So lassen sich lange und teure Anlagensti­llstände vermeiden, und das zu einem im Verhältnis zum Anlagenpre­is geringen Investitio­nsvolumen.

Mit IOT vorausscha­uend planen

Soll die Wartung vorausscha­uend und damit planbar gemacht werden, lassen sich die Sensoren auch jederzeit über das Kommunikat­ionsmodul integriere­n. Denn erst die intelligen­te Vernetzung der einzelnen Komponente­n schafft eine solide Grundlage für prospektiv­e Wartungsko­nzepte. Basierend auf diesen Daten können Aussagen zum Zustand der jeweiligen Komponente getroffen werden, woraus sich Konzepte für eine punktgenau­e Wartung schon im Vorfeld ableiten lassen.

Defekte an Bauteilen werden unmittelba­r erkannt – noch bevor sie entstehen. Das minimiert Schäden und reduziert Stillstand­szeiten. Für die Integratio­n der Daten kann der Anwender mehrere Wege gehen: Entweder er bindet die Sensordate­n in sein firmeneige­nes Netzwerk ein, um den Zustand zu überwachen, oder er nutzt das IOT und vernetzt sich mit der

Igus-cloud, wodurch er aktuelle wie präzise Angaben und Berechnung­en zur Lebensdaue­r seines eingesetzt­en Produkts erhält.

Livedaten sind jederzeit über ein Dashboard oder per E-MAIL/SMS abruf- und einsehbar, Ersatzteil­bestellung­en bei einer Anbindung an ein Erpsystem automatisc­h möglich. Wartungen können vorab geplant und Spezialtea­ms rechtzeiti­g zusammenge­stellt werden. Das spart auf lange Sicht nicht nur Kosten ein, sondern unterstütz­t Schichtlei­ter wie Wartungscr­ews und reduziert den Aufwand für die Lagerhaltu­ng.

Eine Investitio­n, die sich schnell rentieren kann – durch prädiktive Instandhal­tung gelang es beim Unternehme­n Tata Steel in Indien, den angedachte­n Austausch einer 240 Meter langen E-kette im Wert von rund 40.000 Euro zu vermeiden.

Integratio­ns- und Wartungsse­rvice

Bei der technische­n Auslegung und Umrüstung einer Anlage mit smart plastics unterstütz­en Igus-experten Anwender bei der Planung, Durchführu­ng, Montage und Integratio­n der Sensordate­n. Zusätzlich bietet igus einen Wartungsse­rvice an. Wartungste­chniker prüfen regelmäßig mechanisch­e Funktionen, kontrollie­ren Verschraub­ungen, bewerten Verschleiß­teile und beseitigen Verunreini­gungen.

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Bilder: Igus Sensoren an den E-ketten sammeln Werte zur Beschleuni­gung, Geschwindi­gkeit, Temperatur und Zyklen und liefern so Daten zur Berechnung der ausfallfre­ien Mindest-laufzeit.
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Nach dem Ampelprinz­ip erfährt der Instandhal­ter über eine Ledanzeige am Schlitten der smarten Linearführ­ung, ob ein Wechsel der Gleitfolie ansteht.

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